Interleukin
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Interleukine (IL-x) sind zu den Zytokinen zählende, körpereigene Botenstoffe der Zellen des Immunsystems. Sie werden in mehrere Untergruppen unterteilt, die durch Zahlen gekennzeichnet werden (IL-1 bis IL-32; Stand Oktober 2005). Jedes Interleukin regt bestimmte Zellen des Immunsystems, beispielsweise Leukozyten, zu Wachstum, Reifung und Teilung an oder sorgt für deren Aktivierung.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Typen
[Bearbeiten] Interleukin-1
Interleukin-1 wird von Makrophagen gebildet und ist ein entzündungsfördernder Signalstoff. Es lagert sich an den Chondrozyten an und bewirkt die Freisetzung knorpelzerstörender Enzyme. Dadurch kommt es zum Abbau von Knorpelsubstanz und letztendlich zur Zerstörung der Gelenke. Im Bereich der Orthopädie wird seit etwa 1998 eine Therapie mit einem Interleukin-1-Antagonisten betrieben, der aus körpereigenem Blut gewonnen wird und in angereichter Form in ein erkranktes Gelenk injiziert wird. Die bislang durchgeführten Studien deuten eine Therapieoption bei Frühformen der Arthrose an.
Bei schizophrenen Patienten konnten veränderte Interleukin-1 Werte im Blut, in der Hirnflüssigkeit sowie im vorderen Stirnlappenbereich befindlichen (präfrontalen) Cortex festgestellt werden.
[Bearbeiten] Interleukin-2
Interleukin-2 ist therapeutisch eines der wichtigsten Interleukine. Es wird bei Immunreaktionen auslösenden, bösartigen (malignen) Tumoren ausgeschüttet und bewirkt die Produktion von T-Helfer-Zellen. Außerdem interagiert es mit spezifischen Oberflächenrezeptoren auf Lymphozyten und aktiviert unspezifische zytotoxische Effektorzellen. Interleukin-2 ist ein Wachstumsfaktor für Lymphozyten und ist an der Reifung und Differenzierung von Thymozyten, B-Lymphozyten, Monozyten, Makrophagen, epidermalen dendritischen Zellen und NK-Zellen beteiligt.
[Bearbeiten] Interleukin-3
Interleukin-3 wirkt auf die Stammzellen im Knochenmark und wird zur Stimulation der Blutbildung nach einer Chemotherapie, nach Knochenmarks- oder Stammzelltransplantation eingesetzt.
[Bearbeiten] Interleukin-4
Interleukin-4 agiert (sowie IL-10 und IL-11) als sog. anti-inflammatorisches Zytokin, indem es überschießende Entzündungsreaktionen verhindert und somit wichtig für die Homöostase des Immunsystems ist. Außerdem stimuliert IL-4 die B-Zellaktivierung und die IgE-Produktion.
[Bearbeiten] Interleukin-5
Interleukin-5 wirkt positiv chemotaktisch auf eosinophile Granulozyten und steigert die Synthese und Sekretion von Immunglobulin A durch Plasmazellen.
[Bearbeiten] Interleukin-6
Interleukin-6 bewirkt in der Leber die vermehrte Synthese von Akute-Phase-Proteinen. Es werden sowohl pro- als auch antiinflammatorische Effekte diskutiert. Es wird vor allem von Monozyten/Makrophagen, aber auch von Epithel- und Endothelzellen ausgeschüttet (sezerniert). Es besitzt prognostische Bedeutung in der Beurteilung von Trauma und Sepsis.
[Bearbeiten] Interleukin-7
Interleukin-7 wird von Stromazellen der lymphatischen Organe produziert und stimuliert das Wachstum von Vorläuferzellen der B- und T-Lymphozyten.
[Bearbeiten] Interleukin-8
Interleukin-8 (IL-8) ist ein Chemokin der CXC Familie und wird unter anderem durch Endothelzellen, Monozyten, Epithelzellen und Fibroblasten produziert. Ein wichtiger Angriffspunkt des Chemokins sind neutrophile Granulozyten. Die wesentlichen biologischen Wirkungen von IL-8 auf Granulozyten beinhalten die Förderung der Chemotaxis, die Stimulation der Expression von Adhäsionsmolekülen und die Aktivierung mit Freisetzung von Sauerstoffradikalen und Granula.
[Bearbeiten] Interleukin-10
Interleukin-10 agiert (sowie IL-4 und IL-11) als sog. anti-inflammatorisches Zytokin, indem es die Makrophagenfunktion hemmt und somit überschießende Entzündungsreaktionen verhindert. Gebildet wird es vor allem von TH2-Zellen sowie regulatorischen T-Zellen.
[Bearbeiten] Interleukin-11
Interleukin-11 agiert (sowie IL-4 und IL-10) als sog. anti-inflammatorisches Zytokin, indem es überschießende Entzündungsreaktionen verhindert und somit wichtig für die Homöostase des Immunsystems ist.
[Bearbeiten] Interleukin-12
Interleukin-12 (IL-12) besitzt eine zentrale Funktion in der Anstoßung und Fortdauer einer T-Helferzell-1(TH-1)-Immunantwort (zelluläre Abwehr) und hat einen Einfluss den Verlauf von intrazellulären Infektionen [1]. Neuere Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass Interleukin-12 auch Enzyme aktivieren kann, welche dann in der Lage sind, geschädigte Erbsubstanz schnell wieder zu reparieren [2]. Eine weitere nachgewiesene Wirkung von Interleukin-12 besteht darin, dass es die Möglichkeit von T-Killerzellen fördert, in einen Tumor einzudringen und ihn zu zerstören.
[Bearbeiten] Interleukin-13
Interleukin-13 wird von T-Lymphozyten produziert und stimuliert die Bildung und Differenzierung von B-Lymphozyten. Weiterhin inhibiert IL-13 die Aktivierung von Makrophagen.
[Bearbeiten] Interleukin-16
Interleukin-16 scheint eine Rolle bei der Rheumatoiden Arthritis zu spielen.
[Bearbeiten] Interleukin-18
Interleukin-18 konnte in erhöhter Konzentration in der Gelenkinnenhaut (Synovia) von rheumatoiden Arthritis–Patienten nachgewiesen werden.
[Bearbeiten] Interleukin-23
Bei vielen Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise Rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose und Morbus Crohn kann Interleukin-23 die Bildung von T-Zellen anregen, die sich anschließend gegen den eigenen Körper richten [3]. Außerdem kann es die indirekt tumorzerstörende Wirkung von Interleukin-12 behindern.
[Bearbeiten] Einsatz als Therapeutikum
Bei einer Immuntherapie oder Immunmodulation mit Interleukin (in der Regel IL-2) wird versucht, die Abwehr eines Organismus anzuregen. Malignen Tumoren oder einer Infektion, beispielsweise durch HIV, soll durch die Gabe mit körpereigenen Mitteln begegnet werden.
Meist werden bei der Behandlung maligner Tumore (Nierenzellkarzinom, malignes Melanom) Kombinationspräparate von Interleukin und anderen Mitteln eingesetzt, wie beispielsweise Interferon und/oder Zytostatika. Die Nebenwirkungen bei einer Therapie mit Interleukin sind erheblich: beispielsweise Fieber, Müdigkeit, Hautausschläge, Herzrasen, Ödeme.
Heute häufig und erfolgreich angewendet werden sogenannte "Anti-Interleukinen" bei Morbus Crohn und vor allem bei autoimmunbedingten rheumatischen Erkrankungen.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ http://hepatitis-c.de/il12.htm
- ↑ Nature Cell Biology, Bd. 4, S. 26
- ↑ http://www.unipublic.unizh.ch/magazin/gesundheit/2005/1571.html