Interferon
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Ein Interferon (IFN) ist ein Protein oder Glykoprotein, das eine immunstimulierende, vor allem antivirale und antitumorale Wirkung entfaltet (siehe auch Zytokine). Es wird als körpereigenes Gewebehormon in menschlichen und tierischen Zellen, v.a. von Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Fibroblasten und T-Lymphozyten gebildet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Einteilung in Gruppen
[Bearbeiten] Alpha-Interferon
- "Leukozyten-IFN", früher Typ II
- Struktur: Protein aus 150-172 Aminosäuren; 23 bekannte Varianten, die meisten davon sind nicht glykosyliert
- Bildung: Alpha-Interferon wird von einer Subgruppe der weißen Blutzellen (Leukozyten) den Monozyten gebildet, die von Viren befallen sind oder Kontakt mit bösartigen Zellen gehabt haben.
- Antivirale Wirkung: Interferon aktiviert umliegende virusinfizierte sowie nichtinfizierte Zellen. In diesen Zellen werden folglich Proteine gebildet welche a) eine weitere (Virus-)Proteinsynthese in jenen Zelle hemmen und b) den Abbau von viraler und zellulärer RNA bewirken. Vermehrt werden MHC-Klasse-I-Moleküle (MHC: Major Histocompatibility Complex = Haupthistokompatibilitätskomplex) sowie Proteasom gebildet, welche virusinfizierte Zellen durch T-Lymphozyten (Immunabwehr) leichter angreifbar machen. Interferon alpha aktiviert NK-Zellen (natürliche Killer-Zellen - dienen der Virus- und Tumorabwehr)
- Therapeutischer Einsatz : Interferon alpha wird seit mehreren Jahren zur Therapie der akuten und chronischen Hepatitis-B- sowie zur Therapie der chronischen Hepatitis C-Infektion eingesetzt. Therapeutisch kommt bei diesen Erkrankungen ein gentechnisch hergestelltes Alpha-Interferon (Interferon alpha-2a oder Interferon alpha-2b) zum Einsatz, das dreimal die Woche subkutan (unter die Haut) injiziert werden muss. Mittlerweile sind leicht veränderte, sogenannte pegylierte Interferone erhältlich (das Interferon wird mit einem verzweigten Polyethylen-Glykol-(PEG)-Molekül versehen), die aufgrund einer längeren Halbwertszeit nur einmal pro Woche verabreicht werden müssen. Neben dem therapeutischen Einsatz der alpha Interferone in der Therapie der Virushepatitis werden Interferone dieser Gruppe auch in der onkologischen Therapie eingesetzt und zwar zur Therapie der Haarzellen-Leukämie, dem kutanen T-Zell-Lymphom sowie dem Kaposi-Sarkom. Die antitumorale Wirksamkeit der alpha Interferone beruht zum einen auf einer antiproliferativen Wirkung, d.h. die Tumorzellen werden in ihrer gesteigerten Teilungsaktivität gehemmt und zum anderen sowohl auf der Aktivierung von natürlichen Killerzellen, die Tumorzellen selbst abtöten können als auch in der Differenzierungsinduktion.
Alpha Interferon wird als Therapie außerdem bei ET = essentielle Thrombozythämie ( zu viele Blutplättchen) eingesetzt.
[Bearbeiten] Beta-Interferon
- "Fibroblasten-IFN", früher Typ I
- Struktur: Glykoprotein aus 166 Aminosäuren; nur eine Variante
- Bildung: Wird von virusinfizierten Fibroblasten (Zellen des Bindegewebes) und vermutlich auch von allen anderen Zellen gebildet. Siehe Interferon alpha
- Antivirale Wirkung: Interferon beta bindet an den gleichen Rezeptor wie Interferon alpha. Siehe Interferon alpha
- Einsatz als Medikament: Behandlung von Multiple Sklerose und schweren Viruserkrankungen
[Bearbeiten] Gamma-Interferon
- "Immun-IFN", früher Typ II
- Struktur: Glykoprotein aus 146 Aminosäuren; liegt in aktiver Form als Heterodimer vor
- Bildung: TH1-Zellen (Subpopulationen sowohl CD4+ als auch CD8+, Teil der adaptiven Immunabwehr) bilden IFN-gamma nach Kontakt mit einem Makrophagen, welcher Bakterien phagozytiert hat.
- Aktivierende Wirkung auf Makrophagen:
- Bessere Verschmelzung von Phagosomen mit Lysosomen
- Produktion des bakteriziden Stickstoffmonoxid
- Bildung reaktiver Sauerstoffradikale
- Induktion antimikrobieller Peptide
- Einsatz als Medikament: Gegen Osteoporose, gegen Tumoren (mit z.Z. geringerem Erfolg)
[Bearbeiten] Entwicklung
- 1957 Entdeckung durch den Briten Alick Isaacs und den Schweizer Jean Lindemann am National Institute for Medical Research in London.
- 1979 Im Labor von Charles Weissmann in Zürich gelingt die Übertragung von menschlichen Interferon-Genen in Bakterien. Damit wurde die Herstellung von reinem Interferon in beliebigen Mengen möglich
Weblink: Chronologie der Entwicklung
[Bearbeiten] Zulassungen
Datum | Handelsname | Wirkstoff | Hersteller | Indikation | |
1983 | Fiblaferon® | IFN beta | Rentschler | Schwere Viruserkrankungen / 2003 SARS | |
04/1987 | Roferon A® | IFN alpha-2a | Roche | Krebs | |
12/1992 | Imukin® | IFN gamma-1b | Boehr. Ing. | Krebs | |
11/1995 | Betaferon® | IFN beta-1b | Schering | Multiple Sklerose | |
03/1997 | Avonex® | IFN beta-1a | Biogen | Multiple Sklerose | |
05/1998 | Rebif® | IFN beta-1a | Serono | Multiple Sklerose | |
02/1999 | Inferax® | IFN alphacon 1 | Yamanouchi | Hepatitis C | |
03/2000 | Intron A® | IFN alpha-2b | Essex Pharma | Hepatitis B/C | |
02/2002 | PegIntron® | pegyliertes IFN alpha-2b | Essex Pharma | Hepatitis C | |
06/2002 | Pegasys® | pegyliertes IFN alpha-2a | Roche | Hepatitis B/C |
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