Humanistisches Latein

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Humanistisches Latein ist eine Bezeichnung, die für den lateinischen Stil durch die Humanistenbewegung im 15. Jahrhundert während der Renaissance entwickelt wurde.

[Bearbeiten] Sprachliche Änderungen

„Ad fontes“ (lat. „(zurück) zu den Anfängen“) lautete der allgemeine Aufruf der Humanisten, mit dem sie das Latein, die Sprache Ciceros und Vergils, vom Wortschatz des Mittelalters und von der stilistischen Überfrachtung zu bereinigen suchten, die in den Jahrhunderten nach dem Fall des Römischen Reiches eingetreten war. Das Goldene Zeitalter der lateinischen Literatur galt dabei besonders in der Poesie als Vorbild und Wegbereiter des lateinischen Stils. Anstelle der klassischen Syntax und anderer Formen des Metrums wurde versucht, das griechische Format wiederzubeleben, das in der lateinischen Poesie während des Römischen Reiches verwendet wurde. Das Latein des Römischen Reiches wurde als „wirkliches Latein“ verehrt, während der umfangreiche Wortschatz der mittelalterlichen Literatur als „gotisch“ oder auch als Küchenlatein gebrandmarkt wurde.

Die Humanisten versuchten auch, das schriftliche Latein in seiner Orthographie von den mittelalterlichen Einflüssen zu reinigen. Sie beharrten auf der Schreibung von „ae“ mit zwei Buchstaben, nach dem Vorbild aus der klassischen Zeit. Im Mittelalter wurde hingegen oft „e“ anstelle von „ae“ geschrieben. Im Gegensatz zu den mittelalterlichen Autoren legten sie wiederum Wert auf die Unterscheidung zwischen „t“ und „c“, weil diese die Effekte der Palatalisierung homophon wiedergaben - im Mittelalter schrieb man zum Beispiel oft „eciam“ statt „etiam“. Ihre Reform beeinflusste sogar die Handschrift. Humanisten schrieben normalerweise Latein in einer Art, die vom karolingischen Minuskel, dem entscheidenden Vorläufer der heute gebräuchlichen Drucktypen, abgeleitet wurde, und vermieden die gebrochene Schrift, die im Mittelalter benutzt wurde. Erasmus schlug sogar vor, die traditionelle Aussprache des Lateins zugunsten der neuen, wieder aufgebauten klassischen Version abzuschaffen.

[Bearbeiten] Auswirkungen

Der Plan der Humanisten zur Erneuerung des Lateins war vor allem in der Erziehung sehr erfolgreich. Schulen unterrichten nun die humanistische Rechtschreibung und regten die Studie der Texte an, die von den Humanisten unter Ausschluss der Literatur des neueren Lateins ausgewählt wurde. Obwohl diese Form des Lateins eigentlich eine elegante literarische Sprache war, wurde es andererseits zu kompliziert, Bücher über Gesetze, Medizin, die Wissenschaft oder zeitgenössische Politik in der Form des humanistischen Lateins beim Beachten aller Normen wie das Bereinigen des Wortschatzes und den klassischen Gebrauch zu schreiben. Weil dem humanistischen Latein der exakte Wortschatz für den modernen Alltag fehlte, entwickelte sich das Latein, durch diese Änderungen beschleunigt, von einer Alltagssprache zu einem Gegenstand der antiken Studie. Die Versuche der Humanisten an der literarischen Arbeit, besonders der Poesie, sind häufig unvollständig. Ihre Bemühungen machten Latein von einer klassischen, aber noch nützlichen Sprache, zu einer ausgestorbenen Sprache. Das lateinische Vokabular wurde durch die Schöpfer des neuen Lateins fortgeführt, aber die umfangreichen schriftlichen Darlegungen zu zeitgenössischen Themen auf Latein sanken schrittweise.