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Heinz Brandt

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Heinz Brandt (* 16. August 1909 in Posen; † 8. Januar 1986 in Frankfurt am Main) war kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, SED-Funktionär und Opfer der DDR-Justiz.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Der Sohn einer jüdischen Posener Familie studierte Volkswirtschaft in Berlin. 1931 trat er der KPD bei, wo er zur innerparteilichen Oppositionsströmung der sogenannten Versöhnler gehörte. 1933 nach der Machtübernahme durch die NSDAP gab er die illegale kommunistische Betriebszeitung Siemens-Lautsprecher mit heraus. 1934 wurde er zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt, nach deren Verbüßung 1940 in das KZ Sachsenhausen geschafft. Von dort kam er 1942 ins KZ Auschwitz. Dort beteiligte sich Brandt an der Dokumentierung des Vernichtungsprozesses, die aus dem Lager herausgeschmuggelt werden konnte und in die Hände der Alliierten gelangte. 1945 wurde Brandt in das KZ Buchenwald gebracht und erlebte dort die Befreiung. Er gelangte nach Berlin, wurde wieder Mitglied der KPD und bekam eine Anstellung bei der Stadtverwaltung als Mitarbeiter des Hauptausschusses „Opfer des Faschismus“. Ende 1945 wurde er Abteilungsleiter für Pressearbeit bei der KPD in Berlin und nach der Vereinigung für die SED. 1949/50 besuchte er die Parteihochschule "Karl Marx" und wurde anschließend Sekretär der SED-Landesleitung Berlin, zuständig für Propaganda (Schulung) und später Agitation.

Während des Streiks am 16. Juni 1953 erwirkte Brandt eine Herabsetzung der hohen Arbeitsnormen, die im Zuge des "Neuen Kurses" der SED nicht herabgesetzt waren. Während des Aufstandes versuchte Brandt, die Demonstrationen zu kanalisieren, da er sie als Tragödie empfand: Der vorher eingeleitete Neue Kurs der SED war gefährdet, Walter Ulbrichts Machtposition erneut gestärkt. Im Zuge der Zaisser-Herrnstadt-Affäre wurde er von seinem Posten als Sekretär im August 1953 entbunden und erneut als Abteilungsleiter für die Westberlin-Arbeit der SED eingesetzt. Im August 1954 wurde er aufgrund einer Affäre aus allen Parteiämtern entfernt und in einem Verlag eingesetzt.

1956 nahm Brandt über alte Bekannte im Westen Verbindung mit dem Ostbüro der SPD auf. Bis zu seiner Flucht 1958 berichtete er über oppositionelle Strömungen in der DDR, die er durch die Zusammenarbeit mit dem Ostbüro der SPD stärken wollte. Nach dem 20. Parteitag der KPdSU konnte Brandt nach Moskau reisen, um dort das Schicksal seiner Geschwister zu erkunden. Er erfuhr, dass sein Bruder den Stalinschen Repressionen zum Opfer gefallen, seine Schwester nach Sibirien verbannt worden war. Im September 1958 floh Brandt in die Bundesrepublik, da er eine Verhaftung zu befürchten hatte. Er fand eine Anstellung als Redakteur beim IG Metall-Organ Metall. Am 16. Juni 1961 wurde er in die DDR entführt. 1962 wurde er zu 13 Jahren Zuchthaus verurteilt, u.a. wegen des Vorwurfs, Beziehungen zum Ostbüro der SPD unterhalten zu haben.

Eine weltweite Kampagne der IG Metall, Linkssozialisten und von Amnesty International und Bertrand Russell führte [1964]] zu seiner Freilassung. Nach der Rückkehr in die Bundesrepublik stritt Brandt für einen humanen Sozialismus. Ein enger Kontakt bestand zu seinem Großcousin Erich Fromm. Beide betonten die Notwendigkeit einer moralischen Linken, die überall gegen Unterdrückung und Entrechtung eintritt.

Als IG-Metall-Redakteur hatte Brandt eine gewisse Diskursmacht in den späten 60er Jahren und den 70er Jahren. Allerdings verhielt er sich weitgehend organisationsloyal, erst nach seiner Pensionierung 1974 agierte Brandt sehr offen in der sozialistischen Linken. 1977 kritisierte Brandt die einseitige Pro-Atomkrafthaltung vieler Gewerkschafter und gründete gemeinsam mit anderen DGB-Mitgliedern die gewerkschaftliche Antiatomkraftinitiative Aktionskreis Leben, was ihm ein Ausschlussverfahren seitens des IGM-Vorstandes einbrachte, welches jedoch schnell - auch bedingt durch eine breite innergewerkschaftliche Solidaritätskampagne - eingestellt wurde.

Zusammen mit seinem Freund Rudi Dutschke beteiligte sich Brandt an dem langen Gründungsprozess der Grünen. Er hoffte, in einer breiten Sammlungspartei eine ökologische Katastrophe zu verhindern. Nachdem diese Vorstellungen jedoch scheiterten, trat Brandt 1980 aus den Grünen wieder aus. Er verstand sich als unabhängiger Marxist, der die Linke kritisierte, vor allem bezüglich einer zu positiven Bewertung der Sowjetunion. Brandts politische Position in seinen letzten Lebensjahren kommt in einem Brief zum Ausdruck, den er am 5. Juli 1984 an die Humanistische Union, Landesverband Berlin, richtete: „Wer nicht allüberall vorbehaltlos für Menschenrechte und Menschenwürde, unsere verfaßten Grundrechte und bürgerlichen Freiheiten, für Freiheit und Demokratie überhaupt eintritt, ist auch kein glaubwürdiger Anti-Nationalsozialist, schon gar nicht ein besonders radikaler (möge er sich auch noch so heftig als ‚Anti-Faschist‘ bezeichnen, was Schlimmes ahnen läßt).“ Diese Position fundierte Brandt aus den leidvollen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts und seiner persönlichen Enttäuschung über das gescheiterte sozialistische Projekt. Gerade die stalinistischen Verbrechen waren für ihn eine moralische Katastrophe, da das emanzipatorische Ziel verraten worden sei. Brandt steht für eine eher individuell zu verortende emanzipatorische Strömung in der deutschen Arbeiterbewegung, die sich nicht mit politischen Zwangslagen abfinden wollte, sondern weiterhin die Utopie, das Ziel einer befreiten und herrschaftsfreien Gesellschaft anstrebte.

[Bearbeiten] Werke

  • Heinz Brandt: Ein Traum, der nicht entführbar ist. Mein Weg zwischen Ost und West. Erweiterte Ausgabe. Fischer Taschenbuch, Frankfurt/M 1975. ISBN 3-921572-25-8

[Bearbeiten] Ehrungen

Nach ihm benannt ist die Heinz-Brandt-Oberschule in Berlin-Weißensee sowie eine Straße am PankowPark, einem Gewerbegebiet im Norden von Berlin-Pankow, die 2005/2006 auf dem dortigen früheren Mauerstreifen gebaut wurde.

[Bearbeiten] Literatur

  • Knud Andresen: "Verräter an Staat und Partei?" – Heinz Brandt und das Ostbüro der SPD 1956 bis 1958. In: Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Berlin 39.2004, S.505-524. ISSN 0046-8428
  • Knud Andresen: Heinz Brandt – Ein streitbarer Intellektueller und die IG Metall. In: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen. Bochum 2006, H. 35, S. 121-136. ISSN 0173-2471

[Bearbeiten] Weblinks

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