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Heidelberger Schloss

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Heidelberger Schloss
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Heidelberger Schloss
Blick auf das Schloss
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Blick auf das Schloss
Schloss, 1815, von Carl Philipp Fohr
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Schloss, 1815, von Carl Philipp Fohr

Das Schloss Heidelberg ist die berühmteste Ruine Deutschlands und das Wahrzeichen der Stadt Heidelberg.

Seit seiner Zerstörung wurde das Heidelberger Schloss nur teilweise restauriert. Es steht 80 Meter über dem Talgrund am Nordhang des Königstuhls und dominiert von dort das Bild der Altstadt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

erste Darstellung des Schlosses bei Sebastian Münster
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erste Darstellung des Schlosses bei Sebastian Münster

[Bearbeiten] Bis zu den Zerstörungen

[Bearbeiten] Erste Erwähnungen

Die Stadt Heidelberg wird im Jahr 1147 unter Konrad von Hohenstaufen zum ersten Mal urkundlich erwähnt, als Herzog Friedrich von Schwaben mit seinem Halbbruder Friedrich Barbarossa das Erbe so teilte, dass er die rheinfränkischen Lande erhielt. Die Behauptung, dass Konrads Hauptsitz auf dem heutigen Schlossberg, dem sogenannten Jettenbühl, gewesen sei, lässt sich nicht nachweisen. Der Name Jettenbühl geht auf ein altes Weib namens Jetta zurück, die Wahrsagerin war. Auch der Wolfsbrunnen und das Heidenloch sind mit ihrer Geschichte verbunden. Urkundlich wird eine Burg in Heidelberg („castrum in Heidelberg cum burgo ipsius castri“) erst im Jahr 1225 erwähnt, als Ludwig I. diese Burg vom Bischof Heinrich von Worms als Lehen erhielt. Von einer Burg ist zuletzt im Jahr 1294 die Rede. In einer Urkunde des Jahres 1303 werden zum ersten Mal zwei Burgen aufgeführt:

  1. die obere Burg auf dem Kleinen Gaisberg bei der jetzigen Molkenkur
  2. die untere Burg auf dem Jettenbühl

Über den Zeitpunkt der Gründung der unteren Burg ist nur bekannt, dass sie 1294 und 1303 entstanden sein muss.

Schloss im Thesaurus Pictuarum
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Schloss im Thesaurus Pictuarum
Schloss und Stadt von Matthäus Merian, (Ausschnitt)
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Schloss und Stadt von Matthäus Merian, (Ausschnitt)

Die ältesten Werke, die das Heidelberger Schloss erwähnen sind:

  1. der Thesaurus Pictuarum des pfälzischen Kirchenrats Markus zum Lamb (1559 bis 1606)
  2. die „Annales Academici Heidelbergenses“ des Heidelberger Bibliothekars und Professors Pithopoeus (1587 begonnen)
  3. der „Originum Palatinarum Commentarius“ von Marquard Freher (1599)
  4. das „Teutsche Reyssebuch“ von Martin Zeiller (Straßburg 1632, als „Itinerarium Germaniae“ 1674 wieder abgedruckt)

Alle diese Werke sind meist oberflächlich und enthalten nichts Ernsthaftes. Anders verhält es sich mit Merians Topographia Palatinatus Rheni aus dem Jahr 1615, in der Kurfürst Ludwig V. als derjenige genannt wird, der „vor hundert und etlichen Jahren hat ein neu Schloß angefangen zu bauen“. Auf Merians Angaben stützen sich die meisten Beschreibungen des Schlosses bis ins 18. Jahrhundert hinein. Das Bestreben, die Gründungszeit des Schlosses weiter rückwärts zu verlegen, führt später zu Hinweisen, dass bereits unter Ruprecht I. die berühmte Hofkapelle auf dem Jettenbühl errichtet worden sei.

[Bearbeiten] Königsschloss und Papstgefängnis

Als Ruprecht III. im Jahr 1401 Deutscher König (Ruprecht I.) wurde, herrschte im Schloss so großer Raummangel, dass er bei seiner Rückkehr von der Königskrönung sein Hoflager im Augustinerkloster (heute: Universitätsplatz) aufschlagen musste. Jetzt galt es, Raum zur Repräsentation und zur Unterbringung des Beamten- und Hofstaates zu schaffen. Gleichzeitig musste aber auch die Burg zu einer Festung gemacht werden.

Nach Ruprechts Tod im Jahr 1410 wurde der Herrschaftsbereich unter seinen vier Söhnen aufgeteilt. Die pfälzischen Stammlande gingen an den ältesten Sohn Ludwig III.. Nach dem Konzil von Konstanz brachte dieser als Stellvertreter des Kaisers und oberster Richter im Jahr 1415 im Auftrag Kaiser Sigismunds den abgesetzten Papst Johannes XXIII. auf dem Schloss in Gewahrsam, bevor er auf Burg Eichelsheim (heute Mannheim-Lindenhof) gebracht wurde.

Der französische Dichter Victor Hugo besuchte 1838 Heidelberg und spazierte dabei besonders gerne in den Ruinen des Schlosses herum, dessen Geschichte er in einem Brief zusammenfasst:

Lassen Sie mich nur von seinem Schloß sprechen. (Das ist absolut unerläßlich, und eigentlich hätte ich damit beginnen sollen). Was hat es nicht alles durchgemacht! Fünfhundert Jahre lang hat es die Rückwirkungen von allem hinnehmen müssen, was Europa erschüttert hat, und am Ende ist es darunter zusammengebrochen. Das liegt daran, daß dieses Heidelberger Schloß, die Residenz des Pfalzgrafen, der über sich nur Könige, Kaiser und Päpste hatte und zu bedeutend war, um sich unter deren Füßen zu krümmen, aber nicht den Kopf heben konnte, ohne mit ihnen aneinanderzugeraten, das liegt daran, meine ich, daß das Heidelberger Schloß immer irgendeine Oppositionshaltung gegenüber den Mächtigen eingenommen hat. Schon um 1.300, der Zeit seiner Gründung, beginnt es mit einer Thebais; in dem Grafen Rudolf und dem Kaiser Ludwig, diesen beiden entarteten Brüdern, hat es seinen Eteokles und seinen Polyneikes. Darin nimmt der Kurfürst an Macht zu. Im Jahre 1400 setzt der Pfälzer Ruprecht II., unterstützt von drei rheinischen Kurfürsten, Kaiser Wenzeslaus ab und nimmt dessen Stelle ein; hundertzwanzig Jahre später, 1519, sollte Pfalzgraf Friedrich II. den jungen König Karl I. von Spanien zu Kaiser Karl V. machen.

Zitiert aus Victor Hugo: „Heidelberg“. Frankfurt am Main: Societäts-Verlag, 2003. ISBN 3797308256

[Bearbeiten] Badisch-Pfälzischer Krieg

Im Badisch-Pfälzischen Krieg 1462 setzte Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz (der „Pfälzer Fritz“) den Markgrafen Karl I. von Baden, den Bischof Georg von Metz und den Grafen Ulrich V. von Württemberg auf dem Schloss fest. Friedrich ließ die Gefangenen bei harter Kost in Ketten legen, bis sie bereit waren, die geforderten Lösegeldzahlungen zu leisten.

Markgraf Karl I. musste zur Freilassung 25.000 Gulden zahlen, Sponheim als Pfand abgegeben und Pforzheim zum pfälzischen Lehen erklären. Der Metzer Bischof musste 45.000 Gulden zahlen. Das wichtigste war aber, dass Friedrich I. von der Pfalz seinen Anspruch als Kurfürst gesichert hatte.

Die Sage berichtet, Friedrich habe seinen unfreiwilligen Gästen das Fehlen von Brot bei der Mahlzeit dadurch begreiflich gemacht, dass er sie durch das Fenster auf das verwüstete Land hinab blicken ließ. Dies wird in einem Gedicht von Gustav Schwab mit dem Titel „Das Mahl zu Heidelberg“ nacherzählt, von dessen 15 Strophen hier die 13. zitiert werden soll:

Sie sprangen von den Stühlen
Und blickten in das Land:
Da rauschten alle Mühlen
Rings von des Krieges Brand;
Kein Hof ist da zu schauen,
Wo nicht die Scheune dampft,
Von Rosses Huf und Klauen
Ist alles Feld zerstampft.

Wikisource: Das Mahl zu Heidelberg – Quellentexte

[Bearbeiten] Reformation und Dreißigjähriger Krieg

Befestigungsplan aus dem Jahr 1622
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Befestigungsplan aus dem Jahr 1622

Während der Regierung Ludwigs V. besichtigte Martin Luther, der zu einer Verteidigung seiner Thesen (Heidelberger Disputation) nach Heidelberg gekommen war, das Schloss. Er wurde dabei von Pfalzgraf Wolfgang, dem Bruder Ludwigs V., herumgeführt und lobt später in einem Brief an seinen Freund Georg Spalatin vom 18. Mai 1518 die Schönheit und kriegerische Ausrüstung des Schlosses.

Im Dreißigjährigen Krieg flogen zum ersten Mal Kugeln gegen das Heidelberger Schloss. Hiermit endet auch die eigentliche Geschichte des Schlossbaus. Die folgenden Jahrhunderte bringen hauptsächlich Zerstörungen und Wiederherstellungen.

Friedrich V. von der Pfalz nahm - trotz vieler Bedenken - die Königswürde von Böhmen an und löste damit eine Katastrophe aus. Nach der Schlacht am Weißen Berge war er als Geächteter auf der Flucht und hatte voreilig seine Truppen entlassen, so dass General Tilly, der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen, eine unverteidigte Pfalz vor sich hatte. Am 26. August 1622 eröffnete er die Beschießung Heidelbergs und nahm am 16. September die Stadt und wenige Tage darauf das Schloss ein. Als die Schweden am 5. Mai 1633 die Stadt Heidelberg eingenommen und vom Königstuhls aus das Feuer auf das Schloss eröffneten, übergab der kaiserliche Kommandant am 26. Mai die Festung. Schon im folgenden Jahr versuchten Truppen des Kaisers erneut, das Schloss zurückzuerobern, aber erst im Juli 1635 fiel es wieder in ihre Gewalt, wo es dann bis zum Friedensschluss blieb. Erst am 7. Oktober 1649 zog der neue Herrscher in das zerstörte Stammschloss seiner Familie wieder ein.

Victor Hugo fasst diese und die folgenden Ereignisse folgendermaßen zusammen:

1619 nimmt Friedrich V., ein junger Mann, gegen den Willen des Kaisers die böhmische Königskrone an, und 1687 setzt sich Pfalzgraf Philipp-Wilhelm, ein Greis, gegen den Willen des Königs von Frankreich den Kurfürstenhut auf. Daraus sollten für Heidelberg Kämpfe, nicht enden wollende Erschütterungen erwachsen, der Dreißigjährige Krieg, Gustav-Adolfs Ruhmesblatt und schließlich der Pfälzische Erbfolgekrieg, die Mission Turennes. All diese schrecklichen Ereignisse haben das Schloß getroffen. Drei Kaiser, Ludwig der Baier, Adolf von Nassau und Leopold von Österreich, haben es belagert; Pius II. hat den Bannstrahl darauf geschleudert; Ludwig XIV. hat den Donnerkeil folgen lassen.

Zitiert aus Victor Hugo: „Heidelberg“.

[Bearbeiten] Im Pfälzischen Erbfolgekrieg

Flugblatt zur Zerstörung, 1693
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Flugblatt zur Zerstörung, 1693

Der französische König Ludwig XIV. erhob nach dem Tode des kinderlosen Kurfürsten Karl I. Ludwig, des letzten Fürsten der Linie Pfalz-Simmern, im Namen der Herzogin von Orleans, die Herausgabe des pfälzischen Allodialgutes. Am 29. September 1688 rückten die französischen Heere in die Pfalz und zogen am 24. Oktober in das von Philipp Wilhelm, dem neuen Kurfürsten aus der Linie Pfalz-Neuburg, verlassene Heidelberg ein.

Gegen die verbündeten europäischen Mächte beschloss der französische Kriegsrat, durch Zerstörung aller Festungswerke und durch Verwüstung des pfälzischen Landes dem Feinde die Möglichkeit des Angriffes von dieser Gegend her zu entziehen. Beim Ausrücken aus der Stadt am 2. März 1689 wurde neben dem Schloss auch die Stadt an vielen Ecken zugleich in Brand gesteckt. Johann Wilhelm ließ sofort nach seinem Einzug in die verwüstete Stadt die Mauern und Türme wiederherstellen. Als die Franzosen 1691 und 1692 erneut bis vor die Tore Heidelbergs gelangten, fanden sie die Stadt in einem so gutem Verteidigungszustand vor, dass sie unverrichteter Dinge abziehen mussten. Am 18. Mai 1693 standen die Franzosen bereits wieder vor der Stadt und nahmen sie am 22. Mai ein. Allerdings waren sie noch nicht im Besitz des Schlosses und versuchten wohl, mit der Zerstörung der Stadt die Hauptoperationsbasis gegen das Schloss zu schaffen. Am folgenden Tage kapitulierte die Schlossbesatzung, und nun wurde nachgeholt, was 1689 in der Eile des Abzugs nur unvollständig ausgeführt worden war. Die Türme und Mauern, die beim letzten Mal der Zerstörung entgangen waren, wurden nun durch Minen gesprengt.

[Bearbeiten] Verlegung der Residenz nach Mannheim

Innenraum der Heiliggeistkirche, die eine Zeit lang als Simultaneum diente und Anlass für die Verlegung der Residenz nach Mannheim war
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Innenraum der Heiliggeistkirche, die eine Zeit lang als Simultaneum diente und Anlass für die Verlegung der Residenz nach Mannheim war

Der Frieden von Rijswijk, mit dem der Pfälzische Erbfolgekrieg beendet wurde, brachte im Jahr 1697 endlich etwas Ruhe. Es war geplant, das Schloss abzureißen und die brauchbaren Teile zur Errichtung eines neuen Palastes im Tal zu verwenden. Als sich aber der Durchführung dieses Planes Schwierigkeiten entgegen stellten, wurde das Schloss notdürftig wiederhergestellt. Gleichzeitig trug sich Karl Philipp mit dem Gedanken eines vollständigen Umbaues des Schlosses, aber der Mangel an den Finanzen schob dieses Projekt auf, und als der Kurfürst 1720 mit den Protestanten der Stadt wegen Überlassung der Heiliggeistkirche an die Katholiken in Streit geriet, der die Verlegung der Residenz nach Mannheim zur Folge hatte, endete das Interesse des Kurfürsten am Heidelberger Schloss. Seine Absicht war es, die Heiliggeistkirche zur katholischen Hofkirche umzuwidmen, was die Heidelberger Reformierten mit allen Mitteln zu verhindern suchten. Als er am 12. April 1720 die Verlegung seiner Residenz mit allen Behörden nach Mannheim zu verkündete, überließ der Kurfürst die alte Hauptstadt ihrem Schicksal und wünschte ihr, dass „Gras auf ihren Straßen wachsen“ solle. Der religiöse Konflikt war vermutlich aber nur der letzte Anstoß gewesen, das alte schwer zu einer barocken Anlage umzubauende Bergschloss aufzugeben und in die Ebene zu ziehen, wo er eine ganz seinem Willen entspringende Neugründung vornehmen konnte.

Sein Nachfolger Karl Theodor plante vorübergehend, seinen Wohnsitz wieder ins Heidelberger Schloss zu verlegen. Als aber am 24. Juni 1764 der Blitz zweimal hintereinander in den Saalbau einschlug und das Schloss abermals brannte, betrachtete er das als ein Zeichen des Himmels und nahm Abstand von seinen Plänen, was Victor Hugo, dem die Ruinen des Heidelberger Schlosses lieb geworden waren, für einen Wink des Himmels hielt:

Man könnte sogar sagen, daß der Himmel sich eingemischt hat. Am 23. Juni 1764, einen Tag, bevor Karl-Theodor in das Schloß einziehen und es zu seiner Residenz machen sollte (was, nebenbei gesagt, ein großes Unglück gewesen wäre; denn wenn Karl-Theodor seine dreißig Jahre dort verbracht hätte, wäre die strenge Ruine, die wir heute bewundern, sicher mit einer schrecklichen Pompadour-Verzierung versehen worden), an diesem Vortag also, als die Möbel des Fürsten bereits vor der Tür, in der Heiliggeistkirche, standen, traf das Feuer des Himmels den achteckigen Turm, setzte das Dach in Brand und zerstörte in wenigen Stunden dieses fünfhundert Jahre alte Schloß.

Zitiert aus Victor Hugo: „Heidelberg“.

In den folgenden Jahrzehnten wurden zwar noch notwendige Erneuerungen vorgenommen, aber das Heidelberger Schloss blieb von nun an hauptsächlich eine Ruine.

[Bearbeiten] Seit den Zerstörungen

[Bearbeiten] Langsamer Zerfall und romantische Begeisterung

romantische Darstellung von William Turner
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romantische Darstellung von William Turner

Im Jahr 1777 verlegte Kurfürst Karl Theodor seine Residenz von Mannheim nach München. Damit verlor er das Heidelberger Schloss noch mehr aus den Augen. Die überdachten Räume wurden nun von Handwerksbetrieben genutzt. Schon 1767 hatte man begonnen, die Quader des Südwalles als Baumaterial für das Schwetzinger Schloss zu verwenden. Im Jahr 1784 wurden gar die Gewölbe im Erdgeschoss des Ottheinrichsbaus eingelegt und das Schloss als Steinbruch verwendet.

Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 gingen Heidelberg und Mannheim an Baden über. Der große Gebietszuwachs war Großherzog Karl Friedrich willkommen, das Heidelberger Schloss betrachtete er jedoch als unerwünschte Zugabe. Die Bauten verfielen, Heidelberger Bürger holten aus dem Schloss Steine, Holz und Eisen zum Bau ihrer Häuser. Auch Figuren und Verzierungen wurden abgeschlagen. August von Kotzebue äußerte sich 1803 voller Empörung über die Absicht der badischen Regierung, die Ruinen abtragen zu lassen. Das zerstörte Schloss wurde am Beginn des 19. Jahrhunderts zum Sinnbild für die patriotische Gesinnung, die sich gegen die napoleonische Unterdrückung richtete.

Schon vor 1800 erkannten Maler und Zeichner in der Schlossruine und der bergigen Flusslandschaft ein idealtypisches Ensemble. Den Höhepunkt bilden die Gemälde des Engländers William Turner, der sich zwischen 1817 und 1844 mehrfach in Heidelberg aufhielt und etliche Gemälde von Heidelberg und dem Schloss anfertigte. Ihm und anderen Künstlern der Romantik ging es dabei nicht um eine detailgetreue Bauaufnahmen. Sie pflegten eher einen recht freien Umgang mit der Wirklichkeit. So ist bei seinem Gemälde des Schlosses das Gelände mehrfach überhöht dargestellt.

Der Retter des Schlosses war der französische Graf Charles de Graimberg. Er kämpfte gegen die badische Regierung, für die das Heidelberger Schloss das „alte Gemäuer mit seinen vielfältigen, geschmacklosen, ruinösen Verzierungen“ war, um die Erhaltung der Schlossruinen. Er versah bis 1822 das Amt eines freiwilligen Schlosswächters und wohnte eine Zeit lang im Vorbau des Gläsernen Saalbaues, von dem aus er den Schlosshof am besten übersehen konnte. Lange bevor es in Deutschland eine Denkmalpflege gab, war er der erste, der sich um den Erhalt und die Dokumentation des Schlosses kümmerte, als bei der romantischen Schwärmerei noch niemand daran dachte, den Verfall zu unterbinden. In Auftrag Graimbergs verfasste Thomas A. Leger den ersten Schlossführer. Mit seinen in hoher Auflage produzierten druckgraphischen Ansichten verhalf Graimberg der Schlossruine zu einem Bekanntheitsgrad, der den Fremdenverkehr nach Heidelberg lenkte.

[Bearbeiten] Bestandsaufnahme und Restaurierung

Bestandsaufnahme von Julius Koch und Fritz Seitz
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Bestandsaufnahme von Julius Koch und Fritz Seitz

Die Frage, ob das Schloss vollständig wiederhergestellt werden sollte, führte zu langen Diskussionen. Der Dichter Wolfgang Müller von Königswinter machte sich im Jahr 1868 für eine vollständige Erneuerung stark und rief damit heftige Reaktionen hervor, die in der Presse und in Versammlungen ausgetragen wurden.

Die Großherzogliche badische Regierung errichtete im Jahr 1883 ein „Schloßbaubüro“, das unter Oberaufsicht des Baudirektors Josef Durm in Karlsruhe vom Bezirksbauinspektor Julius Koch und dem Architekten Fritz Seitz geleitet wurde. Aufgabe des Büros war, eine möglichst genaue Bestandsaufnahme zu machen und zugleich Maßnahmen zur Erhaltung oder Instandsetzung der Hauptgebäude vorzuschlagen. Die Arbeiten dieses Büros endeten 1890 und bildeten die Grundlage für eine Kommission von Fachleuten aus ganz Deutschland, deren einhellige Überzeugung war, dass eine völlige oder teilweise Wiederherstellung des Schlosses nicht in Betracht komme, dagegen eine Erhaltung des jetzigen Zustandes mit allen Mitteln zu erstreben sei. Nur der Friedrichsbau, dessen Innenräume zwar durch Feuer zerstört worden waren, der aber nie Ruine war, sollte wiederhergestellt werden. Diese Wiederherstellung geschah schließlich in der Zeit von 1897 bis 1900 durch Karl Schäfer mit dem enormen Kostenaufwand von 520.000 Mark.

[Bearbeiten] Die Schlossruine und der Tourismus

Ausschnitt aus einer Gesamtansicht von Theodor Verhas, 1856
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Ausschnitt aus einer Gesamtansicht von Theodor Verhas, 1856

Schon die älteste Beschreibung Heidelbergs aus dem Jahr 1465 erwähnt, dass die Stadt „vielbesucht von Fremden“ sei. Doch ein eigentlicher Städte-Tourismus setzt frühestens zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein. Graf Graimberg sorgte mit seinen Zeichnungen dafür, dass das Schloss als Bildmotiv eine große Verbreitung fand. Sie wurden praktisch zu Vorläufern der Postkarte. Zur gleichen Zeit gab es auch schon das Schloss als Souvenir auf Tassen. Den entscheidenden Schub erhielt der Tourismus aber erst mit dem Anschluss Heidelbergs ans Eisenbahnnetz im Jahr 1840.

Mark Twain beschrieb 1878 in seinem Buch „Ein Bummel durch Europa“ das Heidelberger Schloss folgendermaßen:

Um gut zu wirken, muss eine Ruine den richtigen Standort haben. Diese hier hätte nicht günstiger gelegen sein können Sie steht auf einer die Umgebung beherrschenden Höhe, sie ist in grünen Wäldern verborgen, um sie herum gibt es keinen ebenen Grund, sondern im Gegenteil bewaldete Terrassen, man blickt durch glänzende Blätter in tiefen Klüfte und Abgründe hinab, wo Dämmer herrscht und die Sonne nicht eindringen kann. Die Natur versteht es, eine Ruine zu schmücken, um die beste Wirkung zu erzielen.

Im 20. Jahrhundert verfielen die US-Amerikaner noch mehr dem Heidelberg-Mythos und trugen ihn hinaus in die Welt. So kommt es, dass auch Japaner das Heidelberger Schloss auf ihren Kurzreisen durch Europa zu den wenigen Zwischenstopps zählen.

Heidelberg hat zu Beginn des 21. Jahrhunderts jährlich mehr als eine Million Besucherinnen und Besucher und etwa 900.000 Übernachtungen. Die Mehrzahl der ausländischen Besucher kommt entweder aus den USA oder aus Japan. Wichtigster Anlaufpunkt ist laut einer Befragung des geografischen Instituts der Universität Heidelberg das Schloss mit seinen Aussichtsterrassen.

Blick vom Stückgarten auf die Ruine des Rondells, die Heidelberger Altstadt und die Alte Brücke
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Blick vom Stückgarten auf die Ruine des Rondells, die Heidelberger Altstadt und die Alte Brücke

Der Heidelberger Professor Ludwig Giesz beschreibt in seinem 1960 erschienenen Aufsatz „Phänomenologie des Kitsches“ die Bedeutung von Ruinen für den Tourismus: „Für Ruinen gilt in höchstem Maße, was wir vom «historischen» Exotismus gesagt haben. Als Ausgangspunkt mag eine selbsterlebte Geschichte dienen: aus phänomenologischem Mutwillen habe ich 1945 kurz nach der Kapitulation Deutschlands amerikanischen Besatzungssoldaten, die eifrig mit «picture taking» am Heidelberger Schloß beschäftigt waren, auf ihre Frage nach dem Schicksal dieses Wallfahrtsortes aller Kitschmenschen geantwortet: «it was destroyed by american bombs». Die Reaktion der Soldaten war sehr lehrreich. Ich will mich aber theoretisch kurz fassen: der Bewußtseinsschock - bestimmt nur ein ästhetisches, nicht ethisches Problem - war außerordentlich: die «Ruine» erschien ihnen nicht mehr «schön», vielmehr bedauerten sie (also: mit realistischem Jetzt-Bewußtsein) die kürzliche Zerstörung eines großen Gebäudes.“ Er fährt fort in seinen Ausführungen über Ruinen:

Der bedeutende Kultur- und Zeitkritiker Günther Anders hat darauf hingewiesen, daß - entgegen weitverbreiteter Ansicht - nicht die Romantik erst den Blick für die «Schönheit der Ruine» geweckt habe. Vielmehr habe folgende «Inversion» stattgefunden: die Renaissance (u. zw. die erste Generation) habe den antiken Torso verehrt, «nicht weil, sondern obwohl er ein Torso» war. Man fand Schönheit, aber «leider» (!) nur als Ruine. Die zweite Generation «invertierte» die «Ruine des Schönen» zur «Schönheit der Ruine». Und von hier bis zur industriellen «Herstellung von Ruinen» war der Weg eindeutig: wie Gartenzwerge setzt man nun Ruinen in die Landschaft, um die Landschaft zu «verschönen»;

Zitiert nach Gillo Dorfles: „Der Kitsch“. Tübingen: Verlag Ernst Wasmuth, 1982. ISBN 3803030129

Auch Günter Heinemann wirft die Frage auf, ob man das Heidelberger Schloss nicht vollständig restaurieren könnte. Beim Blick vom Stückgarten über den Hirschgraben auf die gut instand gehaltenen Ruinen des Schlosses fragt er sich, ob man das Ganze nicht wieder aufbauen sollte:

Unwillkürlich denkt man, wer sich mit so viel Hingabe der Pflege eines gewaltigen Gemäuers widme, der könne es eigentlich auch wieder aufbauen. Vom Aufwand her macht das nicht viel Unterschied. Aber was hätte er dann angerichtet! Er gäbe zwar seiner historischen Phantasie die Sporen, soweit dies die überlieferten Bilder vom heilen Zustand des Schlosses zuließen. Doch er nähme Heidelberg das einmalige Phänomen, dass das Schloss in seinem ruinösen Zustand einen beträchtlichen Gewinn an ästhetischen Werten zu verzeichnen hat. Ein wiederaufgebautes Schloss käme einer Entzauberung gleich, wäre Zeugnis eines unangemessenen Verdrängungsprozesses der Geschichte gegenüber und gewährte der mitwirkenden Natur keinen Spielraum mehr. Was der Verstand an Erkenntnisklarheit gewönne, ginge dem Gemüt an Hinwendungstiefe verloren.

Zitiert aus Günter Heinemann: Heidelberg. Verlag Regionalkultur, 1996. ISBN 3924973016

[Bearbeiten] Chronologie

1225 erste urkundliche Erwähnung als „Castrum
1303 Erwähnung von zwei Burgen
1537 Zerstörung der „Oberen Burg“ durch Blitzschlag
1610 Anlage des Schlossgartens (Hortus Palatinus)
1622 Tilly erobert im 30jährigen Krieg Stadt und Schloss
1649 Erneuerung der Schlossanlagen
1688 / 1689 Zerstörung durch französische Truppen
1693 erneute Zerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg
ab 1697 Wiederaufbau
1720 Verlegung der Residenz nach Mannheim
ab 1742 Wiederaufbau
1764 Zerstörung durch Blitzschlag
1810 Charles de Graimberg widmet sich der Konservierung der Schlossruine
1860 erste Schlossbeleuchtung
1883 Errichtung des badischen „Schloßbaubüros
1809 Bestandsaufnahme durch Julius Koch und Fritz Seitz
um 1900 Restaurierungen und historisierender Ausbau

[Bearbeiten] Berühmte Schlossbewohner

[Bearbeiten] Der „Winterkönig“ Friedrich V.

Friedrich V., der Winterkönig; 1613
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Friedrich V., der Winterkönig; 1613

Friedrich V. heiratete die englischen Königstochter Elisabeth Stuart. Diese Ehe war eine Liebesheirat und für seine Frau scheute er keinen Aufwand. Mit großem Aufwand wurden Festlichkeiten veranstaltet und für sie ließ er auch das Elisabethentor am Stückgarten bauen.

Friedrich hielt sich von Oktober 1612 bis April 1613 fast ein halbes Jahr in England auf und der erst 17-Jährige nahm dabei Kontakt mit bedeutenden Architekten auf, die später seine Umbau- und Neubaupläne im Heidelberger Schloss umsetzten. Es waren Inigo Jones und Salomon de Caus, die sich beide gut kannten und im Dienst des englischen Königshauses standen. Caus begleitete das junge Paar auf der Rückreise nach Heidelberg. Jones kam im Juni 1613 ebenfalls nach Heidelberg. Sehr bald wurde der Bau eines gewaltigen Lustgartens in Angriff genommen. Allerdings war die Anlage für die Ebene gedacht waren und musste nun am Hang eines Berges umgesetzt werden. Dazu mussten erst einmal Erdbewegungen durchgeführt werden, die die Zeitgenossen als achtes Weltwunder betrachteten.

Unter der Herrschaft von Friedrich V. versuchte die Kurpfalz zur protestantischen Vormacht im Heiligen Römischen Reich zu werden, was aber in einem Debakel endete. Nachdem Friedrich 1619 - gegen dem ausdrücklichen Rat vieler Ratgeber - die Wahl zum böhmischen König angenommen hatte, konnte er die Krone nicht behaupten, weil er die Schlacht am Weißen Berg gegen die Truppen des Kaisers und der katholischen Liga verlor. Er erhielt den Spottnamen „Winterkönig“, da sein Königtum nur etwas mehr als einen Winter überstand. Nun trat der Dreißigjährige Krieg in eine weitere Phase ein und Friedrich wurde zu einem politischen Flüchtling.

Als Friedrich V. von Heidelberg weg zog, heißt es, dass seine Mutter, Juliane von Oranien ausrief:

Ach, da zieht die Pfalz nach Böhmen."

Nach seiner Flucht nach Rhenen in Holland sprach Kaiser Ferdinand II. 1621 über Friedrich die Acht und Aberacht aus. Seine pfälzische Kurwürde wurde 1623 auf Herzog Maximilian I. von Bayern übertragen, der dem Kaiser auch die Oberpfalz abkaufte.

In Rhenen, westlich von Arnheim, lebte die Familie von den geretteten Staatsgeldern, der großzügigen Unterstützung des englischen Königs und anfänglich auch von der Unterstützung der Regierung der Vereinigten Niederlande. Friedrich starb im Exil und hoffte für den Rest seines Lebens seine Position in der Pfalz zurückzugewinnen.

[Bearbeiten] Liselotte von der Pfalz

Elisabeth Charlotte, Liselotte von der Pfalz
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Elisabeth Charlotte, Liselotte von der Pfalz

Elisabeth Charlotte von der Pfalz war Herzogin von Orléans und Schwägerin Ludwigs XIV. Als die Wittelsbacher Linie Pfalz-Simmern erlosch, erhob Ludwig XIV. Anspruch auf die Kurpfalz und begann den Pfälzer Erbfolgekrieg, in dem die Pfalz weitgehend zerstört wurde und Liselotte musste hilflos zusehen, wie ihre Heimat in ihrem Namen heimgesucht wurde.

Liselotte, die Enkelin Friedrichs V., wurde im Heidelberger Schloss geboren, wuchs aber bei ihrer Tante Sophie in Hannover auf und kehrte mit ihrem Vater oft nach Heidelberg zurück. Mit 19 Jahren wurde sie aus politischen Gründen mit dem Bruder des französischen Königs verheiratet und führte mit diesem eine unglückliche Ehe. Als ihr Bruder Karl kinderlos starb, erhob Ludwig XVI. Ansprüche auf die Pfalz und versuchte diese Ansprüche mit Krieg durchzusetzen. Liselotte schreibt in einem Brief an ihre Tante Sophie in Hannover:

Drumb judicire ich, daß papa s[elig] die sach nicht müße verstanden haben, mir eine solche sache unterschreiben zu machen; aber papa s[elig] hatte mich auff dem halß, war bang, ich mögte ein alt jungfergen werden, hatt mich also fort geschafft so geschwindt er gekönt hat. Das hat so sein sollen, war mein verhengnuß.

Noch nach sechsunddreißig Jahren in Frankreich empfand sie Heidelberg als ihre Heimat und schreibt in einen Brief an die Raugräfin:

„Warumb lest der churfürst das schloß nicht wider zu recht machen? Es ist ja woll der mühe werde.“

Auf die Kinder Liselottes mit Philipp geht in männlicher Linie das Haus Orléans zurück, das mit Louis-Philippe, dem so genannten Bürgerkönig, im Jahre 1830 auf den französischen Thron kam.

Briefe Liselottes vom französischen Hof, mit plastischen Schilderungen der damaligen Sitten, wurden überliefert. Die meisten davon schrieb sie an ihre Tante Sophie, die Kurfürstin von Hannover, und ihre Halbschwester, die Raugräfin Luise zu Pfalz (1661-1733); aber auch mit Leibniz korrespondierte sie. Insgesamt soll sie geschätzte 60.000 Briefe in Deutsch und Französisch verfasst haben, von denen etwa ein Zehntel erhalten ist.

Die Kindheit Liselottes spielte sich in einem eher bürgerlichen Rahmen ab. Karl Ludwig liebte es, mit seinen Kindern in der Stadt Heidelberg und auf den Hängen des Odenwalds spazieren zu gehen. Liselotte, die sich selber später als „dolle Hummel“ charakterisierte, ritt im Galopp über die Hügel um Heidelberg und genoss ihre Freiheit. Oft schlich sie sich in aller Frühe aus dem Schloss, um auf einen Kirschbaum zu klettern und sich mit Kirschen vollzustopfen. Im Jahr 1717 erinnert sie sich als Herzogin an ihre Jugendzeit in Heidelberg und schreibt:

Mein gott, wie offt habe ich in dem berg kirschen gefreßen morgendts umb 5 uhr mit ein gutt stück brodt! Damahl war ich lustiger, alß ich nun bin.

Zitate aus Dirk Van der Cruysse: »Madame sein ist ein eilendes Handwerck«. München: Piper, 1990. ISBN 3-492-03373-3

[Bearbeiten] Charles de Graimberg

Retter des Schlosses, Charles de Graimberg
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Retter des Schlosses, Charles de Graimberg

Der französische Kupferstecher Charles de Graimberg floh vor der Französischen Revolution und emigrierte mit seiner Familie nach England. 1810 brach er dann nach Karlsruhe auf, um eine Ausbildung beim badischen Hofkupferstecher Christian Haldenwang zu beginnen. Dieser war ein Freund und Nachbar von Graimbergs Bruder, Louis. Als Graimberg nach Heidelberg ging, um das Schloss für ein Landschaftsbild zu skizzieren, blieb er dort für die restlichen 54 Jahre seines Lebens. Mit seinen Kupferstichen von der Schlossruine dokumentierte er ihren Zustand und legte den Grundstein für die Schlossromantik, die die Ruine vor dem endgültigen Zerfall bewahren sollte.

In seinem Wohnhaus (heute: Palais Graimberg, am Anfang des Fußwegs zum Schloss) legte er ein Kuriositätenkabinett mit Fundstücken aus dem Schloss an, die später zum Grundstock des Kurpfälzischen Museums wurde. Seine Sammlung der „Altertümer“ zur Geschichte der Stadt und des Schlosses finanzierte er übrigens aus eigenem Vermögen. Ihm ist es zu verdanken, dass das Schloss noch steht. Er führte auch die ersten historischen Grabungen im Schloss durch und wohnte eine Zeit lang im Schlosshof, um zu verhindern, dass die Bürger Heidelbergs Baumaterial für ihre Häuser aus dem Schloss herausbrachen.

In Auftrag Graimbergs verfasste Thomas A. Leger den ersten, auf der Grundlage schriftlicher Quellen verfassten Schlossführer. Ein Exemplar dieses Führers aus dem 1836 „Le guide des voyageurs dans la ruine de Heidelberg“ (deutsch: „Führer für Fremde durch die Ruinen des Heidelberger Schlosses“), erwarb Victor Hugo während seines Aufenthalts in Heidelberg. Dieses mit Notizen versehene Exemplar wird heute im „Maison de Victor Hugo“ in Paris ausgestellt.

An Charles de Graimberg erinnert eine Ehrentafel, die 1868 am Durchgang zum Altan angebracht wurde:

Dem Andenken an Karl Graf von Graimberg,
geb. zu Schloß Paar in Frankreich 1774,
gest. zu Heidelberg 1864.

[Bearbeiten] Vorhof

Den Vorhof des Schlosses bildet in etwa das Gelände zwischen Haupttor und Oberem Fürstenbrunnen, dem Elisabethentor zum Stückgarten, dem Brückentor zum Schloss sowie dem Eingang zur Gartenanlage. Um 1800 diente der Schlosshof dem Burgvogt als Bleiche, auf der Wäschestücke ausgelegt wurden. Später wurde der Vorhof als „Gras- und Futterplatz“ für Vieh versteigert. Auch Hühner und Gänse hatten hier freien Auslauf.

[Bearbeiten] Haupttor

Der Weg in den ehemaligen Vorhof des Schlosses führt über eine steinerne Brücke über einen zum Teil zugeschütteten Graben. Das Haupttor wurde im Jahr 1528 erbaut, das Wachthaus wurde im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört und 1718 durch das heutige rundbogige Eingangstor ersetzt. Die Pforte links vom Haupteingang war durch eine Zugplanke verschlossen, die für einzelne Fußgänger herabgelassen werden konnte.

[Bearbeiten] Goethegedenktafel

An einem Mauerrest des Vogelhauses wurde 1961 eine Steintafel angebracht, die eine ältere Tafel ersetzte. Die Inschrift mit Versen Marianne von Willemers soll an ihr letztes Treffen mit Johann Wolfgang Goethe erinnern. Von den neun Strophen, die sie am 28. August 1824, dem 75. Geburtstag Goethes, hier auf dem Schloss niederschrieb, sind drei wiedergegeben:

Auf der Terrasse hoch gewölbten Bogen
War eine Zeit sein Kommen und sein Gehn
Die Chiffre von der lieben Hand gezogen
Ich fand sie nicht sie ist nicht mehr zu sehn

O schließt euch nun ihr müden Augenlider
Im Dämmerlicht der fernen schönen Zeit
Umtönen mich des Freundes hohe Lieder
Zur Gegenwart wird die Vergangenheit

Schließt euch um mich ihr unsichtbaren Schranken
Im Zauberkreis der magisch mich umgibt
Versenkt euch willig Sinne und Gedanken
Hier war ich glücklich und geliebt

Diese Verse schrieb Marianne von Willemer
In Erinnerung an ihre letzte Begegnung mit
Goethe in den Herbsttagen des Jahres 1815

Unmittelbar gegenüber der Goethegedenktafel steht der Ginkgo, dessen Blatt Goethe als Symbol der Freundschaft an Marianne von Willemer sandte. Das Gedicht wurde später in das Buch „Suleika“ im Westöstlichen Divan aufgenommen.

Originalschrift des Goethe-Gedichts
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Originalschrift des Goethe-Gedichts

Es ist überliefert, dass sich Goethe mit Freunden die Blätter des Ginkgo betrachtete und über deren Form fachsimpelte. Eines der Blätter sandte er als Ausdruck seiner Zuneigung an Marianne von Willemer, der dritten Ehefrau seines Frankfurter Freundes, des Bankiers Johann Jakob von Willemer, die mehr als zwanzig Jahre jünger war als er selbst. Der mit Goethe befreundete Kunstsammler und Schriftsteller Sulpiz Boisserée erwähnt in einer Tagebucheintragung die Entstehungsgeschichte des Gedichtes „Gin(k)go biloba“:

Heitrer Abend. G. hatte der Wilemer ein Blatt der Ginkho (sic) biloba als Sinnbild der Freundschaft geschikt aus der Stadt. Man weiß nicht ob es eins das sich in 2 theilt, oder zwey die sich in eins verbinden. So war der Inhalt des Verses.

Goethe störte sich übrigens am Klang des Wortes „Ginkgo“ und erfand für den Erstdruck kurzerhand die Schreibweise „Gingo“.

Der Text des Gedichts lautet:

Ginkgo Biloba
Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut,
Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwey, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?
Solche Frage zu erwiedern ,
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin?

Der Brief mit dem Gedicht, dem Goethe zwei Ginkgo-Blätter beilegte, ist heute im Goethe-Museum Düsseldorf zu sehen. Der 1795 gepflanzte Ginkgo, zu dem Goethe im September 1815 Marianne von Willemer führte, steht heute allerdings nicht mehr. Noch 1928 hieß es, dass der Ginkgobaum im Schlossgarten wohl „noch derselbe ist, dem Goethe die Anregung zu seinem schönen Gedicht verdankte“. Wahrscheinlich stand der Baum sogar noch im Jahr 1936.

[Bearbeiten] Sattelkammer

Die ehemalige Sattelkammer, ursprünglich eine Remise, war wohl anfänglich ein Befestigungswerk. Sie wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg für Stallungen sowie als Geräte-, Wagen- und Kutschenhaus benutzt. Im 18. Jahrhundert stürzte das Gewölbe ein und wurde erst in den Jahren 1977 bis 1979 wieder aufgerichtet. Sie wird seither als Cafeteria für die Schlossbesucher genutzt.

[Bearbeiten] Oberer Fürstenbrunnen

Treppe zum Oberen Fürstenbrunnen
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Treppe zum Oberen Fürstenbrunnen

Der Obere Fürstenbrunnen wurde unter Kurfürst Karl Philipp neu gefasst und überbaut. Über der Tür des Brunnenhauses ist sein Monogramm mit der Jahreszahl 1738 eingemeißelt. An der rechten Seite des Treppenabgangs steht die folgende Inschrift:

[DlreCtione] ALeXanDro Blblena CVra et opera HenrICl Neeb Fons hIC PrInCIpaLIs reparat(Vs) PVrIor sCatVrlt
(Übersetzung: Die Arbeiten wurden unter der Oberaufsicht von Alessandro Galli da Bibiena und Heinrich Neeb ausgeführt.)

Die Inschrift ist ein Chronogramm, aus dem sich die Jahreszahl 1741 ergibt. Durch diesen und den Unteren Fürstenbrunnen wurde der Wasserbedarf des kurfürstlichen Hofs in Mannheim bis ins 19. Jahrhundert hinein gedeckt.

Johann Andreas von Traitteur erinnert 1798 an diese Wassertransporte:

Wegen Mangel eines gesunden, guten Brunnenwassers wurde, so lang die Hofhaltung in Mannheim war, täglich das nöthige Wasser für dieselbe aus dem Gebirg beigeführt. Bekanntlich mußte die Hofkammer einen besonderen dazu eingerichteten Wasserwagen halten, welcher täglich nach Heidelberg fuhr, und das Wasser aus dem Fürstenbrunnen oben im Schloßhof ablangte.

Zitiert nach Hans Weckesser: „Geliebter Wasserturm. Die Geschichte des Mannheimer Wahrzeichens

Die Wasserqualität in Mannheim war so schlecht, dass sich die vornehmen Familien der Hofgesellschaft, die es sich leisten konnten, diesem Verfahren anschlossen und ebenfalls Wassertransporte von Heidelberg nach Mannheim finanzierten. In der kurfürstlichen Residenz gab es noch im Jahr 1777 unter den Hofbediensteten einen „Heidelberger Wasserfüller“.

[Bearbeiten] Schlossgebäude

Grundriss des Heidelberger Schlosses (aus Meyers Konversationslexikon, 1888)
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Grundriss des Heidelberger Schlosses (aus Meyers Konversationslexikon, 1888)

Das Schloss wurde nach der niedergebrannten Burg auf Höhe der heutigen Molkenkur als massive Festung am tiefer gelegenen Hang errichtet. Das Tal verengt sich unterhalb und kann dadurch gut „beherrscht“ werden.

Erst nach und nach wurde daraus von Generation zu Generation eine Ansammlung großzügiger Wohngebäude. Die Altstadt kam erst lange danach. Zunächst gab es eine Berg-Stadt für Bedienstete und Beamte am Hangweg.

Der renommierte Kunsthistoriker Georg Dehio beschreibt das Heidelberger Schloss folgendermaßen:

Als Konglomerat zahlreicher Bauten, deren Stilgemisch lediglich durch die Ruinenhaftigkeit gemildert wird und deren einheitlicher Eindruck auf der engen Gedrängtheit um den gemeinsamen Hof beruht, thront das Schloß hoch über der Stadt auf der vorgeschobenen Jettenbühl-Terrasse des Königstuhles. Dem Charakter eines Wehrbaues entsprechend, wenden sich die Schauseiten im Westen, Süden und Osten gegen den Hof; lediglich die Gebäude der stadtzugewandten, sturmfreien Nordseite besitzen eine zweite, nach außen gekehrte Prunkfassade.

Zitiert aus Georg Dehio: „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Baden-Württemberg I. Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe“. Bearbeitet von Dagmar Zimdars u. a. München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1993. ISBN 3422030247

[Bearbeiten] Nach Personen benannte Gebäude

[Bearbeiten] Ruprechtsbau

Ruine des Ruprechtsbaus (links vom Torturm) vom Stückgarten aus gesehen
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Ruine des Ruprechtsbaus (links vom Torturm) vom Stückgarten aus gesehen
Engelswappen
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Engelswappen
Name: benannt nach Kurfürst Ruprecht III.

Der Ruprechtsbau gehört zu den ältesten Gebäuden des Heidelberger Schlosses. Er wurde erbaut von Kurfürst Ruprecht III., der zu Beginn des 15. Jahrhunderts deutscher König war und um diese Zeit mit dem Bau der bis heute noch erhaltenen Teile des Heidelberger Schlosses begann.

Lange Zeit glaubte man, dass die Geschichte des Heidelberger Schlosses mit diesem Bauwerk beginne. Doch bei umfangreichen archäologischen Untersuchungen, die während Renovierungsarbeiten Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt wurden, fand man Fragmente romanischer und frühgotischer Fenster. Der Baubeginn des Schlosses wird somit auf die Jahre um 1300 geschätzt.

1534 wurde der Ruprechtsbau durch Ludwig V. um ein steinernes Obergeschoss erweitert. Ein Absatz in der Mauerung an der vorderen Kante sowie die Jahreszahl 1534 im Inneren des Gebäudes künden noch heute von dem Umbau.

Ein Engelswappen über dem Portal ziert das Bauwerk. Es wird vermutet, dass es sich hierbei um das Abzeichen des Bauherrn handelt, der sich auf diese Weise für die Nachwelt verewigt hat. Der Überlieferung nach handelt es sich bei den beiden Engeln auf dem Wappen um eine Darstellung der Kinder des Baumeisters, die bei den Bauarbeiten am Schloss von einem Gerüst stürzten und ums Leben kamen.

Wilhelm Sigmund erzählt diese Legende folgendermaßen:

Zwei liebliche Zwillingsknaben waren die Freude des Baumeisters, der das Heidelberger Schloss gebaut hat. Um sie stets bei sich zu haben, hat er sie oft mitgenommen auf sein hohes Baugerüst und freute sich der schwindelfreien Jungen. Aber eines Tages tat der eine einen Fehltritt und riß den anderen mit in die Tiefe. Da ward der Meister schwermütig, also daß der Bau ins Stocken kam.

Der Meister wurde über dieses Unglück schwermütig und vernachlässigte seine Arbeit, so dass sein Auftraggeber verärgert war. Weiter heißt es in der Legende:

Kaiser Ruprecht aber ward böse, daß der Bau so langsam fortschritt und ließ durch den Priester, der die Kinder beerdigt hat, den Meister vermahnen. Der sagte, es sei alles fertig, aber wie er den Abschluß des Tores machen solle, falle ihm in seinem Gram nicht bei. ...
Alsbald ward dem Meister offenbar, wie er den Abschluß des Tores zu bilden habe. Er meißelte seine Knaben, wie sie ihm erschienen waren, als liebliche Engelkinder, die einen Rosenkranz tragen. In der Mitte des Kranzes setzte er den Zirkel, das Sinnbild seiner Kunst, von der er für immer Abschied nahm.

Zitiert nach heidelberger-altstadt.de

Als Ruprecht III. im Jahr 1400 als Ruprecht I. deutscher König wurde, diente das Gebäude zu Repräsentationszwecken. Deshalb ist auch am Ruprechtsbau eine Wappentafel mit dem Reichsadler angebracht, der auf das Königtum verweist. Im Inneren des Ruprechtsbaus befindet sich ein Renaissance-Kamin, eines der wenigen Elemente der Innenausstattung, die noch heute erhalten sind.

[Bearbeiten] Ruprecht III.
Ruprecht III. und Elisabeth von Hohenzollern-Nürnberg
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Ruprecht III. und Elisabeth von Hohenzollern-Nürnberg

Ruprecht III. war der einzige Sohn des Kurfürsten Ruprecht II. von der Pfalz. Er stand zusammen mit dem Mainzer Erzbischof seit 1398 an der Spitze der Fürsten, welche am 20. August 1400 König Wenzel absetzten. Der Kölner Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden krönte Ruprecht nach seiner Wahl in Köln, da Aachen und auch Frankfurt am Main ihm nicht die Tore öffneten, zum römisch-deutschen König. Im Reich fand er wenigstens in den königsnahen Gebieten schnell Anerkennung, zumal Wenzel nichts weiter unternahm. Allerdings war Ruprechts Wirkungskreis eng begrenzt.

Ruprecht ließ das älteste erkennbare Wohngebäude des Schlosses, den nach ihm benannten Ruprechtsbau errichten. außerdem begann er den Bau der Heiliggeistkirche und der Universität Heidelberg, deren Namensgeber er ja auch zum Teil ist („Ruperto Carola“).

[Bearbeiten] Friedrichsbau

Friedrichsbau
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Friedrichsbau
Name: benannt nach Kurfürst Friedrich IV., dem Begründer der Stadt Mannheim

Kurfürst Friedrich IV. ließ den Friedrichsbau von 1601 bis 1607 errichten, nachdem das zuvor an dieser Stelle befindliche Wohngebäude mit der Schlosskapelle einzustürzen drohte. Johannes Schoch war der Architekt des Bauwerks. In die Hoffassade des Friedrichsbaus sind Statuen der Ahnen der Kurfürsten eingearbeitet. Bildhauer dieser Ahnengalerie des Bauherrn war Sebastian Götz aus Chur. Auf der Hofseite sind die Ahnen Friedrichs dargestellt. Dies sind beginnend oben links:

Die Zwerchgiebel zeigen außerdem allegorische Darstellungen von Frühling und Sommer, Sinnbilder für die Vergänglichkeit alles Irdischen.

Der Friedrichsbau ist der erste Palast des Schlosses, der auch mit einer repräsentativen Fassade zur Stadtseite hin errichtet wurde. Im Erdgeschoss des Bauwerks befindet sich die Schlosskirche, welche noch heute unbeeinträchtigt erhalten ist. Die Obergeschosse des Gebäudes wurden als Wohnraum genutzt.

Nach den verheerenden Bränden 1693 und 1764 wurde dieser Teil des Schlosses als einziger Teil wieder aufgebaut. 1890 bis 1900 wurde der Friedrichsbau nach Entwürfen des Karlsruher Professors Carl Schäfer grundlegend im Stil des Historismus erneuert. Damals entzündete sich eine sehr kontroverse Diskussion darüber, wie die Innenräume gestaltet werden sollten. Insbesondere der Kunsthistoriker Georg Dehio hatte sich dafür ausgesprochen, das Bauwerk in seiner gewachsenen Struktur zu erhalten. Letztendlich entschied man sich für eine Innenausstattung im Neorenaissance-Stil. Viele Räume des Friedrichbaus zeigen heute in freier Komposition einen Stilpluralismus. Letztlich wurden die Räume aber nie wieder als Wohnräume genutzt, sondern fungierten als musealer Bau.

[Bearbeiten] Friedrich IV.

Friedrich IV. übernahm 1608 die Führung der Union der Protestanten, wodurch sich der Konflikt zwischen katholischen und protestantischen Fürstentümern erheblich verstärkte. Friedrich zeigte trotz seiner mangelhaften Ausbildung großes Interesse an den Geisteswissenschaften und ließ an der Heidelberger Universität Lehrstühle für Geschichte und für Orientalistik einrichten.

Friedrich gab sich reichlich seinem Vergnügen hin und ruinierte die Finanzen seines Landes. Seine Ausschweifungen und den Kater danach beschreibt er in eigenen Worten: „bin wohl wieder voll gewest“.

Bleibende Bedeutung hat Kurfürst Friedrich IV., da er in den Jahren 1606 / 1607 die nach ihm benannte Festung Friedrichsburg gründete, aus der die Residenz und Stadt Mannheim hervorging. Seine Haupttätigkeiten am Heidelberger Schloss waren die Errichtung des nach ihm benannten Friedrichsbaus und des Altanbaus sowie der Ausbau der drei Türme an der Ostseite.

[Bearbeiten] Ottheinrichsbau

Ottheinrichsbau, von Louis Hoffmeister, um 1820
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Ottheinrichsbau, von Louis Hoffmeister, um 1820
Name: benannt nach Kurfürst Ottheinrich (Otto-Heinrich)
Erster Baumeister: Hans Engelhardt
Zweiter Baumeister: Caspar Vischer

Der Ottheinrichsbau wurde unter Kurfürst Ottheinrich erbaut, nachdem dieser 1556 Kurfürst geworden war. Der neue Palast war das erste Renaissancebauwerk auf deutschem Boden und ist ein wichtiges Bauwerk des deutschen Manierismus. Für den Ottheinrichsbau wurden ältere Bauten teilweise verdeckt (Gläserner Saalbau) oder abgerissen (nördliche Hälfte des Ludwigsbaues). Im Osten ruht der Bau auf den Fundamenten älterer Gebäude und auf der äußeren Wehrmauer.

Die Fassade des vier Stockwerke hohen Gebäudes ist durch 16 allegorische Figuren verziert, die das Regierungsprogramm des Kurfürsten symbolisieren. Die Figuren stammen von dem Niederländer Alexander Colin, der später für die Habsburger arbeitete. Als Ottheinrich 1559 starb, war der Bau noch nicht fertig gestellt. Frühere Abbildungen (in Matthäus MeriansKurpfälzisches Skizzenbuch“) zeigen, dass der Ottheinrichbau vor dem Dreißjährigen Krieg zwei überdimensionierte Doppelgiebel erhalten hatte, die mit der horizontalen Gliederung des Baues, der sich wesentlich an italienischen Vorbildern der Frührenaissance orientierte, schlecht harmonierten. Dies war offenbar auf einen von Kurfürst Friedrich III. veranlassten Planwechsel zurückzuführen und nicht in der ursprünglichen Bauplanung vorgesehen. Unter Karl Ludwig erhielt der Ottheinrichsbau nach dem Dreißigjährigen Krieg eine neue Bedachung, die riesigen Doppelgiebel verschwanden.

Figurenprogramm an der Fassade des Ottheinrichsbaus

Die 16 Standbilder (außer den vier Portalfiguren) sind allegorische Darstellungen und Gestalten aus dem Alten Testament und der Götterwelt. Von letzteren hatte der Ottheinrichsbau noch im 18. Jahrhundert den Namen „der heidnische Bau“:

  • Parterre: mythische Helden (Josua, Simson, Herakles und David) und römische Kaiser als Sinnbild politischer und militärischer Macht. In den Dreiecksgiebeln der Fenster befinden sich die Portraits berühmter Römer, die nach Vorlagen aus der Münzsammlung angefertigt wurden.
  • 1. Stock: Tugenden eines christlichen Herrschers (Stärke, Glaube, Liebe und Hoffnung)
  • 2. Stock: Personifikationen der sieben klassischen Planeten, Saturn, Mars, Venus, Merkur, Jupiter, Sol und Luna

Die vier Standbilder des Erdgeschosses werden durch unbeholfene Verse in gotischer Schrift erklärt:

Der hertzog Josua / durch Gotteß macht Ein und dreissig kü / nig hat umbracht.
Samson der starck ein / Nasir Gotteß war Beschirmet Israhel / wol zwentzig Jar.
Joviß sun Herculeß / bin Ich genandt. Durch mein herliche / thaten wol bekandt.
David war ein Jüng / ling gehertzt und klug Dem frechen Goliath / den kopff abschlug.

Den Sinn dieses Figurenprogramms erklärte der Heidelberger Archäologe K. B. Stark folgendermaßen:

Die plastischen Darstellungen der Fassade des Palastes bilden zusammen einen schönen Spiegel fürstlicher Regierung. Auf der Kraft der Persönlichkeit, auf dem Heldentum des Volkes baut sich die fürstliche Gewalt sicher auf; sie hat ihr Zentrum in der Übung der christlichen Tugenden, vereint mit Stärke und Gerechtigkeit, steht endlich unter dem Einfluß höherer Mächte, einer himmlischen Leitung, die sich im Lauf der Gestirne kundgibt.

Zitiert nach Adolf von Oechelhauser: „Das Heidelberger Schloss“. Heidelberg: 1920

[Bearbeiten] Ottheinrich

Ottheinrich (Otto Heinrich) führte 1557 den Protestantismus in der Kurpfalz ein, förderte die Wissenschaft und verpflichtete angehende Mediziner zum Sezieren von Leichen. Seine Bibliothek, die Bibliotheca Palatina, galt als eine der bedeutendsten seiner Zeit.

Auf Grund seiner aufwändigen Lebensführung drohte Ottheinrich der Bankrott. In seinen Besitz kam auch ein Schuldschein aus dem Nachlass seiner Großmutter Hedwig. Dieser Schuldschein über 32.000 Gulden, ausgestellt von König Kasimir IV. von Polen aus Anlass der Heirat seiner Tochter Hedwig mit Georg von Wittelsbach, war vom polnischen Königshof jedoch nie ausgezahlt worden. Ottheinrich ließ Zins und Zinseszins errechnen und kam auf die Summe von 200.000 Gulden. So brach Ottheinrich 1536 zu seinem Großonkel, dem polnischen König Sigismund I. nach Krakau auf. Während der dreiwöchigen Verhandlungen konnte Ottheinrich zwar die Ausbezahlung des Schuldscheins erreichen, nicht jedoch die Auszahlung der Zinsen.

Ottheinrich regierte nur drei Jahre und gehört dennoch zu den bedeutendsten Kurfürsten. Am Schloss ließ er den nach ihm benannten Ottheinrichsbau errichten, der als herausragendes Beispiel deutscher Renaissance-Architektur gilt.

[Bearbeiten] Ludwigsbau

Name: benannt nach Ludwig V.

Der Ludwigsbau wurde 1524 durch Ludwig V. errichtet und diente als Wohnbau. Er ersetzte ein älteres Bauwerk, dessen Mauern teilweise für den Ludwigsbau weiterverwendet wurden. Der gotische Staffelgiebel, der die Südwand abschloss, ist heute nicht mehr vorhanden.

Ursprünglich handelte es sich bei dem Ludwigsbau um ein symmetrisches Gebäude. Kurfürst Ottheinrich ließ jedoch den nördlichen Teil jenseits des Treppenturms abreißen, um Platz für den Ottheinrichsbau zu machen.

Der Ludwigsbau hatte ursprünglich nach Norden eine größere Ausdehnung, so dass der Treppenturm in der Mitte der Front saß. Im Jahr 1764 wurde er durch ein Feuer zerstört.

Unter dem Wappen auf der Außenseite sind zwei Affen dargestellt, die das Spiel Strangkatzenziehen betreiben. Dies ist wohl als Anspielung auf die Kraftproben der Edelknaben zu sehen, die im obersten Geschoss des Ludwigsbaus wohnten.

[Bearbeiten] Ludwig V.

Ludwig V. der Friedfertige, gelang es, die Folgen des Landshuter Erbfolgekriegs zu begrenzen und die Rechte der Kurpfalz im Reich wiederherzustellen. Dabei gelang ihm auch eine Aussöhnung mit den bayerischen Wittelsbachern. Zu Hilfe kamen ihm dabei die freundschaftlichen Kontakte seines Bruders Friedrich zum Haus Habsburg. Er erreichte, dass die Reichsacht offiziell aufgehoben wurde und die pfälzischen Privilegien wurden. Bei der Kaiserwahl im Jahr 1519 stimmte Ludwig auf Grund größerer Geldzuwendungen von Seiten der Habsburger für Karl V.

Im Jahr 1523 schlug Ludwig den Ritteraufstand unter Franz von Sickingen nieder. Während der Bauernaufstände 1525 versuchte er mit den Bauern zu verhandeln, da er Forderungen wie die Abschaffung der Leibeigenschaft für gerechtfertigt hielt. Nachdem die Unruhen aber außer Kontrolle gerieten, beteiligte er sich an der Niederschlagung der Bauern.

Ludwig V. gilt als der „Schlossbauer“. Seine besondere Bedeutung hat er durch den Ausbau der großen Schlossbefestigungen, der Errichtung des „Westwalls“ und des „Dicken Turms“, aber auch durch die Modernisierung der anderen Bauten in der Residenz.

[Bearbeiten] Englischer Bau

Englischer Bau, 1620 von Matthäus Merian
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Englischer Bau, 1620 von Matthäus Merian
Name: benannt nach der englischen Prinzessin Elisabeth Stuart, der so genannten Winterkönigin und Ehefrau von Kurfürst Friedrich V.

Der Architekt ist unbekannt. In Frage kommen Salomon de Caus und Inigo Jones, die beide mit Elisabeth nach Heidelberg kamen.

Mit der Errichtung des Englischen Baus setzte man sich über die Grundgedanken von Schutz und Wehr hinweg, da Zwinger und Burggraben überbrückt wurden und so einem möglichen Feind bessere Angriffsmöglichkeiten bot.

Der Englische Bau - heute eine Ruine - ist das letzte Großgebäude in der Geschichte des Heidelberger Schlosses. Er wurde aus Platzgründen außerhalb des Schlossgevierts angelegt und befindet sich zwischen dem Dicken Turm und dem Fassbau. Unterhalb vom Englischen Bau verläuft die große Rittertreppe.

Heute finden in der Ruine Empfänge und Aufführungen der Schlossfestspiele statt. Auf 500 Quadratmeter Fläche ist Platz für etwa 300 Sitzplätze.

[Bearbeiten] Elisabeth Stuart

Elisabeth Stuart, die Enkelin der Maria Stuart und Schwester Karls I. von England, hatte auf Grund ihrer Schönheit die Beinamen Perle Britanniens und Königin der Herzen war für kurze Zeit an der Seite Friedrichs V. von der Pfalz Titularkönigin von Böhmen, auch bekannt als die Winterkönigin.

Elisabeth wurde 1596 als einzig überlebende Tochter Jakobs VI. von Schottland, der als James I. auch König von England und Irland werden sollte, geboren. Ihren Namen hat sie nach der englischen Königin Elisabeth I.

Nach Vorverhandlungen im Jahr 1612 trafen zwei pfälzische Gesandte mit einem Werbebrief am englischen Königshof ein, wo die Verbündeten den Plan einer Verbindung beider Herrscherhäuser begrüßten. Danach reiste Friedrich zur Brautwerbung nach England reiste. Doch die Königin war gegen die Heirat, weil der Friedrich »nur« ein Kurfürst war. Aber seine äußere Erscheinung nahm die Engländer und die sechzehnjährige Prinzessin für sich ein. Die beiden galten als das Traumpaar ihrer Zeit.

Elisabeth bewog Friedrich V. neben Anderen zur Annahme der Krone von Böhmen und teilte nach der Schlacht am Weißen Berg bis zu dessen Tod im Jahre 1632 sein Schicksal als Flüchtling. Die Hoffnung auf Hilfe ihrer königlichen Verwandtschaft in England erwies sich als trügerisch.

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs wollte Elisabeth zusammen mit Prinz Ruprecht wieder zurück nach Heidelberg, doch ihr Sohn Kurfürst Karl Ludwig lehnte dieses Ansinnen ab, denn er hatte ohnehin mit seiner zerrüttete Ehe mit Charlotte von Hessen-Kassel, der Affäre mit Luise von Degenfeld und dem Wiederaufbau des Landes nach dem Krieg zu tun.

[Bearbeiten] Nach Funktionen benannte Gebäude

[Bearbeiten] Bibliotheksbau

Ruinen des Bibliotheksbaus und des Ruprechtsbaus sowie Torturm, vom Stückgarten aus gesehen
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Ruinen des Bibliotheksbaus und des Ruprechtsbaus sowie Torturm, vom Stückgarten aus gesehen
Name: benannt nach der Bibliothek, die angeblich hier untergebracht war

Der Bibliotheksbau (früher irrtümlich auch: Rudolfsbau) befindet sich zwischen dem Ruprechtsbau und dem Frauenzimmerbau. Er ist im spätgotischen Stil gehalten und wurde von Kurfürst Ludwig V. zwischen 1520 und 1544 errichtet. Der schönste noch erhaltene Teil des Gebäudes ist der Erker zum Hof im Obergeschoss.

Der so genannte Bibliotheksbau wurde In enger Verbindung mit dem benachbarten Frauenzimmerbau auf der Westseite des Schlossberings hinzugefügt. Bei diesem Bau ist der erstmals im 17. Jahrhundert auftauchende Name irreführend, da eine primäre Nutzung zur Unterbringung einer kurfürstlichen Bibliothek nicht belegt ist. Vielmehr handelt es sich bei dem gewölbten Raum im ersten Obergeschoss um eine so genannte Tafelstube für die kurfürstliche Herrentafel gehandelt haben muss. Tafelstuben kamen im 16. Jahrhunderts auf, als die Fürsten nicht mehr täglich die Hofstube aufsuchten, sondern sich in separateRäume in den Obergeschossen zurück zogen.

Der Bibliotheksbau unterscheidet sich von anderen Schlossgebäuden des 16. Jahrhunderts darin, dass er bis in die oberen Stockwerke in Stein gewölbt war. Man führt das darauf zurück, dass hier nicht nur die Bibliothek, sondern auch die Kurfürstliche Münze aufbewahrt wurde. Der Bibliotheksbau war der „Tresor“ des Schlosses und der Hofhaltung. Im Erdgeschoss sind seine Mauern drei Meter dick. Über die wuchtigen Erdgeschossräume, von denen einige bemalt waren, weitete sich der Bibliothekssaal, der eine lichte Höhe von 6,60 Metern gehabt haben muss.

[Bearbeiten] Frauenzimmerbau (Königssaal)

Innenhof des Schlosses mit Frauenzimmerbau, Friedrichsbau, Gläsernen Saalbau und Ottheinrichsbau, von Ulrich Kraus, 1683
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Innenhof des Schlosses mit Frauenzimmerbau, Friedrichsbau, Gläsernen Saalbau und Ottheinrichsbau, von Ulrich Kraus, 1683
Name: benannt nach den Wohnungen der Hofdamen (heutiger Name: Königssaal)

Vom Frauenzimmerbau ist nur noch das Erdgeschoss erhalten. Errichtet wurde er unter Ludwig V. in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Vermutlich lebten die Hofdamen hier, welche ihre Zimmer in den Obergeschossen des Frauenzimmerbaus hatten. Im Erdgeschoss befand sich der Königsaal, der für Festlichkeiten aller Art genutzt wurde. Der Königssaal war 34,65 Meter lang, 16,70 Meter breit und 7,40 Meter hoch. Die hölzerne Decke ruhte auf vier steinernen Stützen, die einen durchlaufenden Balken als Auflager für die Deckenbalken trugen.

Der Königsaal verlor nach der Fertigstellung der Festsäle im Gläsernen Saalbau und im Ottheinrichsbau seine Rolle als Repräsentationsraum. Er wurde zu einem Raum, in dem bei ungünstiger Witterung Ritterspiele stattfanden, Versammlungen abgehalten wurden oder bei festlichen Gelegenheiten die Dienerschaft tafelte.

1689 brannte der Festsaal völlig nieder und diente später als Arbeitsraum für die Küfer, die am Großen Fass arbeiteten und damit dem Gebäude den Namen „Bandhaus“ gaben. Da die Küfer klagten, dass ihnen das Regenwasser auf die Fässer liefe, ließ Karl Theodor die Ruine mit dem jetzigen Notdach versehen. Heute ist das Gebäude hauptsächlich unter dem Namen „Königssaal“ bekannt, auch wenn dieser Königssaal lediglich das Erdgeschoss des ehemaligen Frauenzimmerbaus einnimmt. In den 1930er Jahren wurde das Parterre wieder hergerichtet und dient seitdem der Stadt Heidelberg als Festsaal für Veranstaltungen aller Art.

[Bearbeiten] Fassbau

Name: benannt nach dem Großen Fass, dem größten Weinfass der Welt

Der Fassbau wurde eigens für das berühmte Große Fass durch Johann Casimir von 1589 bis 1592 errichtet. Es ist an den Königsaal angeschlossen, so dass bei Feierlichkeiten möglichst direkter Zugang zu den Weinvorräten des Fasses bestand.

Ungewöhnlich an dem Gebäude ist der spätgotische Stil, denn zur Bauzeit hatte sich bereits der Renaissance-Stil durchgesetzt

Auf das Große Fass schaut die Statue des Fasswächters Perkeo, Symbol des Weingenießers, dem Karl Philipp die Obhut über das Fass übergeben hatte. Karl Philipp hatte ihn aus Innsbruck, wo er vor seiner Thronbesteigung kaiserlicher Statthalter von Tirol gewesen war, als Hofnarren mitgebracht. Der Legende nach hatte der Kurfürst ihn gefragt, ob er das Große Fass allein austrinken könne. Der soll geantwortet haben: „Perché no?“ (Italienisch: warum nicht?). Daraus leitet sich der Name Perkeo her.

Standbild des Perkeo im Fassbau
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Standbild des Perkeo im Fassbau

Reinhard Hoppe erzählt die Geschichte folgendermaßen:

Kurfürst Karl Philipp bestellte seinen Hofnarren, den Zwerg Clemens Perkeo zum Wächter des Großen Fasses. Auf einer Reise durch Tirol hatte er ihn kennen gelernt und Gefallen an seinem kleinen Wuchs und seinem schlagfertigen Witz gefunden. Als der Kurfürst den Kleinen auf seine Trinkfestigkeit geprüft hatte, sagte er zu ihm: ‚Komm mit mir nach Heidelberg. Ich ernenne dich zum Ritter und Kammerherrn des Faßkönigs. In meinem Schloßkeller liegt das größte Faß der Welt. Wenn du es austrinkst, so soll Stadt und Schloß dein sein.‘ ‚Perche no‘ (Warum auch nicht), antwortete der Knirps. Da lachte der Kurfürst und sagte: ‚Du sollst Perkeo heißen.‘

Die Beauftragung Perkeos als Fasswächter liest sich bei Reinhard Hoppe wie eine Persiflage:

„In Heidelberg ließ ihm der Kurfürst eine farbige Uniform machen, steckte ihm einen großen Orden an und hängte ihm einen riesigen Kellerschlüssel an die Seite. Perkeo erfreute den ganzen Hofstaat und die Bürger der Stadt durch seine Spaße. Schon zu seinen Lebzeiten wurde ihm ein Denkmal errichtet, das er selbst entworfen und angefertigt hatte. Heute steht es an der Wand neben dem Faß, und dabei hängt seine geheimnisvolle Uhr. Zieht nur am Ring, dann könnt ihr das kunstvolle Werk betrachten!

Das war der Zwerg Perkeo im Heidelberger Schloß,
An Wüchse klein und winzig, an Durste riesengroß.
Man schalt ihn einen Narren, er dachte: ‚Liebe Leut',
Wärt' Ihr wie ich doch alle feuchtfröhlich und gescheut!‘“

Zitiert aus Reinhard Hoppe: „Heimat um Heidelberg“ nach heidelberger-altstadt.de

Wein soll das einzige Getränk gewesen sein, das Perkeo seit seiner Kindheit zu sich genommen habe. Als er im hohen Alter erstmals krank wurde, riet ihm sein Arzt dringlich von Weingenuss ab und empfahl ihm, Wasser zu trinken. Trotz großer Skepsis nahm Perkeo diesen Rat an und starb am nächsten Tag.

Perkeo war ein bedauernswertes Geschöpf und musste – wie Victor Hugo erwähnt – täglich fünfzehn Flaschen Wein trinken, sonst wurde er ausgepeitscht.

[Bearbeiten] Gläserner Saalbau

Arkade des Gläsernen Saalbaus mit Blick auf den Ottheinrichsbau, von Baptiste Bayot 1844
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Arkade des Gläsernen Saalbaus mit Blick auf den Ottheinrichsbau, von Baptiste Bayot 1844
Name: benannt nach dem mit venezianischem Spiegelglas verzierten Spiegelsaal im zweiten Stock

Der Gläserne Saalbau wurde durch Kurfürst Friedrich II. errichtet. Seinen Namen hat das Gebäude von dem mit venezianischem Spiegelglas verzierten Saal im Obergeschoss. Zum Hof hin weist das Gebäude sehr stämmige Renaissance-Arkaden auf, in den Arkadengängen jedoch spätgotische Gewölbe. Die der Stadt zugewandte Nordseite des Bauwerks ist völlig schmucklos, die Ostseite ist mit einem kleinen gotischen Erker geschmückt und besaß wie der hofseitige Erkervorbau einen verzierten Giebel. Kurfürst Karl Ludwig ließ nach dem Dreißigjährigen Krieg den Gläsernen Saalbau umbauen. Dabei wurden die Geschosshöhen verändert und neue, rundbogige Fenster in die Nordfront eingebaut. Die Gewände der ursprünglichen Fenster sind zum Teil in der Nordfassade noch sichtbar.

Am 24. Juli 1764 schlug der Blitz zweimal hintereinander ein und der Saalbau brannte bis auf die Kellergewölbe aus.

1897 wurde in der westlichen Wand des Gläsernen Saalbaus eine vermauerte frühgotische Fenstergruppe entdeckt, die auf eine Bebauung des Schlossareals in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts hindeutet.

Es wird vermutet, dass beim Bau des Gläsernen Saalbaus der Ottheinrichsbau bereits geplant war, da die hintere Hälfte des Gebäudes hinter dem Ottheinrichsbau steckt und ohne Fassadenschmuck ausgeführt wurde.

[Bearbeiten] Ökonomiebau

Ökonomiegebäude, Brunnenhaus, Torturm und Ruprechtsbau von Louis Hoffmeister, um 1820
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Ökonomiegebäude, Brunnenhaus, Torturm und Ruprechtsbau von Louis Hoffmeister, um 1820
Name: Im Ökonomiebau befanden sich die Wirtschaftsräume (Wirtschaft = Ökonomie) des Schlosses und die Küche.

Die Bezeichnungen „Metzelhaus“ und „Backhaus“ weisen auf die Funktionen als Schlachthaus und Bäckerei hin.

Der Aufgang zu den oberen Geschossen führte in die Wohnungen der Schlossbeamten. Die in der südöstlichen Ecke des Innenhofs liegenden Wirtschaftsgebäude sind kunstgeschichtlich nicht besonders bedeutend.

Die eigentliche Küche lag im Südosten des Schlosses und schloss an den Gesprengten Turm an. Zu diesen Räumen und ihrer RAndlage im Schlosshof schreibt Günter Heinemann in seinem Heidelberg-Buch:

Was ursprünglich ein von Rauch und Kochdüften erfülltes Küchengehäuse war, findet als stiller Hofwinkel des Schlosses schon lange kein Interesse mehr.

Zitiert aus Günter Heinemann: Heidelberg. Verlag Regionalkultur, 1996. ISBN 3924973016

[Bearbeiten] Soldatenbau

Name: Wohnräume der Soldaten

Der Soldatenbau liegt in der Nähe des Haupteingangs, um diesen besser schützen zu können. Im Untergeschoss des dreistöckigen Baus befand sich die Wachstube, darüber die Wohnräume der Soldaten. Hier war eine ständige Garnison von etwa 50 Mann für Wach- und Ehrendienste einquartiert.

[Bearbeiten] Brunnenbau

Name: Ziehbrunnen im Schlosshof

Direkt an den Soldatenbau schließt die Brunnenhalle an, die unter Ludwig V. errrichtet wurde. Auffällig sind die vier frei stehende Monolithen und zwei an die Wand gelehnte Halbsäulen. Der einst halb verschüttete Ziehbrunnen ist etwa 16 Meter tief und war vermutlich schon im Jahr 1508 vorhanden. Über die Säulen berichtet Sebastian Münster, dass sie in seiner Vaterstadt Ingelheim am ehemaligen Palast Karls des Großen gestanden hätten und vom Kurfürsten Philipp auf das Heidelberger Schloss gebracht worden seien, wo sie sich noch befänden. Möglicherweise wurden diese Säulen einem antiken Bauwerk in der Nähe von Mainz entnommen.

[Bearbeiten] Schlosstürme

[Bearbeiten] Dicker Turm

Dicker Turm, von Carl Philipp Fohr, 1813
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Dicker Turm, von Carl Philipp Fohr, 1813
Name: benannt nach seinen sieben Meter dicken Mauern

Der Dicke Turm gehört zu den unter Kurfürst Ludwig V. errichteten Befestigungsanlagen des Schlosses. Er war fast vierzig Meter hoch, seine Mauern hatten eine Stärke von sieben Metern bei einem Gesamtdurchmesser von 28 Metern. Dennoch konnten diese starken Mauern gesprengt werden. Die Bruchlinien verlaufen dort, wo das Mauerwerk zum Beispiel durch Schießscharten durchbrochen war. Auffällig ist außerdem, dass der Buntsandstein nicht so widerstandsfähig war wie der Mörtel, der die Sandsteinquader verband.

Der Turm wirkte von der Stadt aus bedrohlich, was auch in der Absicht des Erbauers lag, denn Ludwig der Friedfertige war der Ansicht, dass nur die Furcht den Frieden erhalten könne.

Friedrich V. ließ den oberen Teil des Turms in ein Theater umgestalten, das dem 1613 abgebrannten Londoner Globe Theatre nachempfunden war. Mit diesem Theatersaal im Dicken Turm zeigte sich er Kurfürst der britischen Herkunft seiner Frau verbunden und wollte er die Shakespearsche Theatertradition fortführen. Die fast kreisförmige obere Plattform des Dicken Turms hatte einen Durchmesser von fast 28 Metern und eine Fläche von 85 Quadratmetern.

Dicker Turm im Jahr 1620, gezeichnet von Matthäus Merian
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Dicker Turm im Jahr 1620, gezeichnet von Matthäus Merian

Auf der Inschrifttafel am Dicken Turm wird nicht nur der Erbauer des Turmes genannt, sondern auch auf die Umgestaltung des oberen Stockwerkes hingewiesen. Diese Aufgabe traute sich nur der Nürnberger Baumeister Peter Karl zu. Die lateinische Inschrift lautet:

LVDOVICVS COM(es). PAL(atinus). R(heni) ELEC(tor). DVX. BAVAR(iae). / MOLEM. HANC EXSTRUXIT. A(nno) C(hristi). MDXXXIII. / FRIDERICVS V. COM(es). PAL(atinus). R(heni) ELEC(tor). / S(acri). R(omani). I(mperii). VICARIVS. BAVAR(iae) DVX / AD. ZONAM. VSQ(ue). DESTRVXIT / REFECIT, FORNICIBVS. DISTINXIT / COENACVLI ATTITVDINI. II XXXIII. PED(es). ADDIDIT. / COLVMNAM. TOTIVS. TECTI. MOLEM. SVSTINENTEM / E. MEDIO. SVSTVLIT / IMMOTO. INCORRVPTOQVE TECTO / HAEC. MONVMENTA. POSVIT / A(nno). S(alutis) MDCXIX
(Übersetzung: „Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst und Herzog in Bayern, hat diesen Bau aufgeführt im Jahre Christi 1533. Friedrich V., Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst und Verweser des Heiligen Römischen Reiches, Herzog in Bayern, hat denselben bis zum Hauptgesims abgebrochen, neu errichtet, mit gewölbter Decke versehen, die Höhe des Speisesaales um 33 Fuß vergrößert, die in der Mitte die Last des ganzen Daches tragende Säule, ohne das Dach abzunehmen und zu beschädigen, entfernt und diese Denkmäler setzen lassen im Jahre des Heils 1619.“)

Die beiden Steinfiguren zeigen die Kurfürsten Ludwig V. und Friedrich V., die beiden Bauherren des Turms.

Nach der Zerstörung des Jahres 1693 erhielten die Bürger der Stadt Heidelberg offiziell die Genehmigung, sich die abgesprengten behauenen Steine des Dicken Turmes zu holen, um damit ihre Häuser wieder aufzubauen. So wurde beispielsweise der Adelshof des Generalleutnants und Oberstjägermeisters Freiherr von Venningen in der Hauptstraße 52 („Riese“) mit ausdrücklicher Erlaubnis des Kurfürsten aus Quadersteinen des Dicken Turmes errichtet.

[Bearbeiten] Gefängnisturm (Seltenleer)

Seltenleer (links) und Torturm
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Seltenleer (links) und Torturm
Name: Der Name „Seltenleer“ (auch „Nimmerleer“) ist seit 1603 nachgewiesen und deutet auf die Verwendung als Gefangenenturm hin, der so zu sagen niemals leer war.

Die Ruine des Gefängnisturms steht an der Südwestecke des Burggrabens. Der Gefängnisraum befand sich vermutlich im lichtlosen Turmsockel. Als Verteidigungsturm kam er wohl kaum in Betracht. Er ist der kleinste der Flankierungstürme, hat einen äußeren Durchmesser von etwa 10 Metern, eine Höhe etwa 19,50 Meter bei einer Mauerstärke von 2,75 Metern.

Es ist nicht sicher, wo der Gegenpapst Johannes XXII. in Heidelberg gefangen gehalten wurde. Manche Darlegungen nennen das Schloss. Dann könnte der Turm Seltenleer das Papstgefängnis gewesen sein. Vermutlich war aber in der Nähe der Alten Brücke untergebracht, denn in einem übersetzten Brief eines Italieners an Papst Paul V. wird der Brückenaffe („ins Gefängnis, so man den alten Affen nennet“) genannt.

[Bearbeiten] Torturm (Uhrenturm)

Brücke und Brückenhaus zum Torturm (ganz links: Torturm mit den beiden „Riesen“)
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Brücke und Brückenhaus zum Torturm (ganz links: Torturm mit den beiden „Riesen“)
Name: Tor der Verteidigungsanlage, an dem die Schlossuhr angebracht ist

Der Torturm entstand in den Jahren 1531 bis 1541 als Teil der Verteidigungsanlagen, die unter Kurfürst Ludwig V. angelegt wurden. Bis heute bildet er den Hauptzugang zum Schloss. Im Untergeschoss befindet sich ein lichtloser Raum, der oft als Burgverlies bezeichnet wird. In der mittleren Wölbung des Tordurchgangs befindet sich ein Aufzugsloch, das sich in den drei darüber liegenden Geschossen wiederholt. Diese Löcher waren nötig, um den Turmwächter, der im obersten Stockwerk des Turms wohnte, zu versorgen.

Der Torturm aus roten Sandsteinquadern ist, von der Sohle des Burggrabens gemessen, 52 Meter hoch und hat eine Grundfläche von 12,50 Metern im Quadrat. Er ist heute der höchste der Schlosstürme. Von der Befestigung sind noch ein dickes Eichentor mit einem Pförtchen (Nadelöhr) und die Spitzen des Fallgatters erhalten. Die verschieferte Turmhaube wurde dem Turm erst in der Barockzeit, um das Jahr 1716, aufgesetzt, um den Eingangsbereich zum zerstörten Schloss vor dem Verfall zu retten.

Die Frontseite wird von den so genannten, 3,40 Meter hohen, Torriesen sowie den Schild tragenden Löwen dominiert. Der angeblich silberne Wappenschild ist verschollen und wurde wahrscheinlich eingeschmolzen. Die beiden Rittergestalten werden auf die Jahre 1534 und 1536 datiert. Sie stehen auf runden Konsolen und werden von Baldachinen geschützt.

Die Brücke zwischen Torhaus und Torturm wurde 1693 von französischen Mineuren gesprengt und unter Kurfürst Karl Philipp mit Zugbrücke wiederhergestellt. Erst 1810 wurde die Zugbrücke aufgegeben und mit einem weiteren Brückenpfeiler eine feste Straßenverbindung geschaffen, deren Pfeiler aus dem zwanzig Meter tiefen Graben aufragen. Am Torturm erkennt man noch die Löcher für die Ketten, an denen die ehemalige Zugbrücke hing.

[Bearbeiten] Der Hexenbiss

der „Hexenbiss“
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der „Hexenbiss

Am Tor des Schlosshofs hängt ein eiserner Ring, mit dem die Besucher einst ein Klopfzeichen gaben, wenn sie Einlass begehrten. Der Sage nach bekäme derjenige das Schloss geschenkt, der es schafft, den Ring zu durchbeißen. Eine Hexe versuchte mehrmals den Ring zu durchzubeißen, aber ihre Zauberkräfte versagten. Nur eine kleine Vertiefung blieb in dem Klopfring zurück, der so genannte „Hexenbiss“. Daniel Häberle erzählt die Geschichte folgendermaßen:

„Derjenige, so die Aufgabe des Schlossherrn, der den Ring an der Schlosstür durchbeißen kann, wird der nächste König. Im Stillen dachte der Schlossherr, wer sich an dieser Aufgabe nicht die Zähne ausbeißt, der hat auch im Leben Bestand.
Viele versuchten sich an dieser Aufgabe, doch alle bissen sich die Zähne aus. Da versuchte es eine Hexe. Sie hatte starke Hexenzähne und war der Meinung, dass es ein Leichtes sei, den Ring zu durchbeißen. Sie hätte es auch fast geschafft, aber dann im letzten Moment versagten Ihre Zähne den Dienst und zerbarsten in Stücke.
Die Kurpfälzer waren froh, dass die böse Hexe nicht an die Macht gekommen war. Und bis heute noch kann man den Ring am Schlosstor mit dem tiefen Riss und dem Abdruck eines Zahns sehen. Und immer noch geht die Sage um:
“Wer den Eisenring am Torturm durchbeißen kann, bekommt das Schloss geschenkt“.

Zitiert nach heidelberger-altstadt.de

[Bearbeiten] Krautturm (Pulverturm, Gesprengter Turm)

Carl Blechen: „Der gesprengte Turm des Heidelberger Schlosses“
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Carl Blechen: „Der gesprengte Turm des Heidelberger Schlosses“
Name: Der Name Krautturm ist bereits im 17. Jahrhundert nachweisbar. Er rührt offenbar daher, dass das unterste Geschoss als Krautmagazin („Kraut“ = Pulver) verwendet wurde. Später wurde dieser Name durch die Bezeichnung „Gesprengter Turm“ verdrängt.

Der Turm wurde im Jahr 1693 von französischen Soldaten im Pfälzer Erbfolgekrieg gesprengt, nachdem eine Minensprengung 1689 wirkungslos verpufft war. Die mächtige Mauerschale ruht heute noch auf dem Schuttkegel von damals. Bei der Sprengung erwies sich übrigens das Fugenmaterial als widerstandsfähiger als der Rotsandstein, aus dem der Turm gemauert war.

Der Turm hatte ursprünglich eine Höhe von etwa 28 Meter. 1610 wurde er auf 42,50 Meter ausgebaut. Heute ragt er als Ruine immerhin noch 33 Meter hoch.

Einer der Bewunderer dieser Ruine war Johann Wolfgang Goethe, der diesen Turm am 23. September 1779 von der Brücke über den Burggraben aus zeichnete. Goethe hatte Heidelberg achtmal besucht, den vierten Besuch aber verschwieg er. So wurde er erst im Jahr 1899 von der Forschung aufgedeckt. Anscheinend hatten ihn politische Geheimpläne, womöglich die Schaffung eines Fürstenbundes gegen die Übermacht Friedrichs des Großen, nach Heidelberg geführt. Karl August und Goethe unterbrachen auf jedem Fall am 23. September 1779 ihre Schweizer Reise in Heidelberg und verbrachten den ganzen Nachmittag auf dem Schloss. Herzog Karl August „kroch in den alten schönen Trümmern herum“, während Goethe die früheste Zeichnung des zerstörten Pulverturms anfertigte.

[Bearbeiten] Apothekerturm

Name: Der Turm hat seinen Namen von der dort eingerichtete Apotheke. Dass sich dort heute ein Teil des Deutschen Apothekenmuseums befinden ist eher ein Zufall.

Der Apothekerturm ist ein Flankierungsturm, der in der gleichen Zeit wie der Glockenturm und der Gesprengte Turm errichtet wurde. Der Turm teilt die 125 Meter lange Ostseite des Schlosses ungefähr in der Mitte. Die alten Schießscharten sind zugemauert oder durch Fenster ersetzt. Um das Jahr 1600 wird der Turm aufgestockt und umgebaut zu einem Wohnturm für den sich vergrößernden Hofstaat.

Das Deutsche Apothekenmuseum erhielt erst im Jahr 1957 einige Räume im Ludwigsbau und im Apothekerturm für seine Sammlung. Zuvor war dieses Museum in München und – nachdem es im Zweiten Weltkrieg ausgebombt wurde, in der Bamberger Neuen Residenz untergebracht.

Zu den Exponaten des Museums gehören eine Haus- oder Reiseapotheke aus dem Besitz eines Feldherrn, wertvolle Aufbewahrungsgefäße für Arzneimittel und Mörser aus der Zeit der Gotik und Renaissance. Außerdem sind vier alte Apothekeneinrichtungen, so genannte „Offizinen“ aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu besichtigen. Mittelpunkt des Museums ist die Arzneimittelsammlung („Materia medica“), in der die Arzneimittel aus dem Mineral-, Tier- und Pflanzenreich ausgestellt sind.

[Bearbeiten] Glockenturm

Glockenturm und Altan von Laurent Deroy 1844
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Glockenturm und Altan von Laurent Deroy 1844
Name: In dem laternenartigen Aufsatz des Turms hing eine Glocke aufgehängt, die weit hörbar war.

Durch dass Zeughaus war diese Ecke des Schlosses so stark befestigt, dass der obere Teil des Glockenturms für Wohnzwecke genutzt werden konnte. Ludwig V. ließ den runden, eingeschossigen Geschützturm auf die doppelte Höhe erhöhen, um so repräsentativen Wohnraum zu gewinnen. Auf den relativ niedrigen Artillerieturm aus der Zeit um 1490 wurde nachträglich ein ziviler Baukörper aufgesetzt. Dafür wurde die alte Dachkonstruktion abgetragen, das Mauerwerk erhöht und ein Zeltdach aufgebracht. Die Fenster dieses Belvedere-Baus boten einen imposanten Ausblick über das Neckartal.

Der Glockenturm in der Nordostecke ist das Wahrzeichen der Schlossbauten. Er ist eine Ruine seit in der Nacht auf den 25. Juni 1764 der Blitz hier einschlug. Das daraus resultierende Feuer vernichtete alle Gebäude bis auf die Außenmauern.

[Bearbeiten] Sonstige Anlagen

[Bearbeiten] Altan

Altan von Louis Hoffmeister, um 1820
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Altan von Louis Hoffmeister, um 1820
Name: Altan ist ein altes arabisches Wort, zusammengesetzt aus den Wörtern „al“ für (karmin-)rot und „tan“ für Morgen(-dämmerung)

Der Altan (die heutige Besucherterrasse), der so genannte „Balkon der Fürsten“ bietet einen guten Blick über das Neckartal, die Stadt Heidelberg und den gegenüber liegenden Heiligenberg mit dem Philosophenweg. Die Tür rechts, am westlichen Ende des Altans, führt in den Raum des Großen Fasses. Der Altan ist vom Friedrichsbau durch einen über 8 Meter breiten Zwischenraum getrennt, durch den der „Burgweg“ von der Stadt führt. An den äußeren Ecken des Altans springen offene Erker vor, mit der Anlage der Schaufassaden in teurem Haustein und eines breiten Altans vor.

Mit der Anlage der Fassade zum Altan durchbrach man die Tradition der Randhausbebauung an einer geschlossenen Außenmauer.

An der Stützmauer des Schlossaltans ließ Pfalzgraf Friedrich II. eine Inschrift mit seinem Namen und die Anfangsbuchstaben seiner lateinischen Devise hinzufügen:

Pfalzgraf Friderich /Churfürst bawet mich / 1552/ D(e) C(oelo) V(ictoria) - (zu dt. etwa: Der Himmel gibt den Sieg)

Der Unterbau unter dem Altan dienten der Aufbewahrung von Waffen, Munition, Versorgungsgütern und als Schutzräume für die Soldaten. Der Altan schließt nicht unmittelbar an den Friedrichsbau an, sondern hält einen Abstand von etwa acht Metern. Durch diesen Zwischenraum führt der Burgweg von der Stadt her.

Unterhalb des Altans im Altangarten, der ehemaligen „Großen Batterie“ ist ein stark patiniertes bronzenes Geschützrohr ausgestellt, an dessen Mündung der französische Name „Le Coco“ (was etwa „Hähnchen“ bedeutet) eingegossen ist. Gegossen wurde dieses Geschütz im dritten Jahr der Französischen Republik, also 1794, im französischen Douai. „Le Coco“ wurde möglicherweise bei der Niederlage eines französischen Truppenkontingents bei Handschuhsheim erbeutet und als Siegestrophäe auf das Schloss gebracht.

[Bearbeiten] Beschreibung des Altan

Günter Heinemann beschreibt in seinem Heidelberg-Buch den Eindruck, den der Ausblick vom Altan auf die meisten Touristen macht:

Haben sie im Schlosshof noch gelärmt, gelästert und gelacht, - auf dem Altan werden sie plötzlich ruhiger, fast still. Japaner und Amerikaner, Franzosen und Spanier, Israeli und Skandinavier begreifen sicher nicht viel von der Geschichtlichkeit, in deren Rahmen sie sich bewegen. Aber den Blick vom Altan - hinüber zu den bewaldeten Bergen, hinunter zu der in sich verschachtelten Stadt und hinaus in die Ebene des großen Stroms, wo die Autobahnen Striche ziehen, die Schlote Wirtschaftskraft signalisieren und ferne Bergketten europäische Zuordnungen erkennbar werden lassen, - dieser Blick geht mit all den Fremden und bleibt vielleicht für immer bestimmend im Hinblick auf das, was sie unter Deutschland verstehen.

Weiter fährt Heinemann mit der Beschreibung einer anderen Attraktion fort:

Die Aussichtshungrigen schauen entweder auf Stadt und Neckartal oder aber sie sammeln sich neugierig um einen Punkt der Terrasse. Wer hinzukommt, könnte meinen, es habe jemand ein Goldstück verloren. Doch die Kundigen wissen Bescheid: Der Rittersprung wird bestaunt, eine Vertiefung in einer Sandsteinplatte, die einem Fußabdruck ähnelt. Es heißt, ein Brand im Friedrichsbau habe einem Ritter den Fluchtweg über die hölzerne Wendeltreppe abgeschnitten. Kurzerhand sei er im Harnisch aus dem Fenster auf den Altan gesprungen.

Zitiert nach Günter Heinemann: Heidelberg. Verlag Regionalkultur, 1996. ISBN 3924973016

[Bearbeiten] Der Rittersprung

„Fußabdruck“
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Fußabdruck

Wilhelm Sigmund erzählt die Geschichte in seinem Buch „Alt Heidelberg“ folgendermaßen:

Als einmal bei einem Gastmahl oder einer sonstigen Veranstaltung in den oberen Schloßräumen plötzlich Feuer ausbrach, wußten sich alle Damen und Herren schnell in Sicherheit zu bringen - bis auf einen Ritter. Dieser war mit den Gemächern, den Treppen und Gängen nicht vertraut und fand schließlich alle Ausgänge durch das Feuer versperrt. An den Vorhängen und anderen leicht entzündbaren Stoffen fand das Feuer neue Nahrung. Umsonst waren die Hilferufe des Eingeschlossenen. Niemand hörte ihn, vielleicht glaubten ihn die Geretteten auch gerettet.
So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich durch einen Sprung durch das Fenster in die Tiefe in Sicherheit zu bringen. Und der Himmel belohnte die kühne Tat des Ritters. Unverletzt kam er unten an. Aber durch den Sprung bohrte sich der starke Stiefel in den Boden ein und hinterließ dort einen Fußstapfen, der heute noch zu sehen ist. Das Volk belegte diese sonderbar vertiefte Stelle auf dem Schloßaltan mit dem Namen Rittersprung

Zitiert aus Wilhelm Sigmund: „Alt Heidelberg“ nach heidelberger-altstadt.de

Heute probieren Schlossbesucher, ob ihr Schuh in die Fußstapfen des Ritters passt. Einer anderen Sage zufolge stammt der Fußabdruck von Kurfürst Friedrich IV., der volltrunken aus dem Fenster seines Palastes, dem Friedrichsbau, sprang und auf der Schlossterrasse aufkam.

[Bearbeiten] Burggraben (Hirschgraben / Halsgraben)

Burggraben, gezeichnet von Johann Wolfgang Goethe
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Burggraben, gezeichnet von Johann Wolfgang Goethe
Name: Hier wurden auch Bären und Hirsche gehalten.

Der Burggraben war Teil der Verteidigungsanlagen des Schlosses. 1962 wurden Überlegungen angestellt, wieder Rotwild im Grubenbereich zu halten, was aber nicht verwirklicht wurde, da der zertrampelte Grund einen unschönen Anblick geboten hätte. Vorstellbar ist, dass im Hirschgraben Schaujagden stattgefunden haben könnten.

Am Fuß der Mauer des Westwalls sind neun Vertiefungen zu sehen, die auf Versuche französischer Mineure im Jahr 1693 zurück gehen, den Westwall durch so genannte Kettensprengungen niederzulegen. Doch das erbeutete Pulver war durch Feuchtigkeit nur bedingt brauchbar, außerdem war Entsatz von den Reichstruppen im Anmarsch, so dass die Sprengkommandos nicht die Zeit hatten, ihre Arbeit abzuschließen.

Blick in den Hirschgraben
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Blick in den Hirschgraben

Ein zusätzliches Hindernis für Angreifer könnte eine Inundation gewesen sein. Das Bächlein auf der Sohle des Hirschgrabens, eine so genannte Künette, konnte aufgestaut werden und so den Hirschgraben überfluten.

Kurfürst Johann Wilhelm, der in Düsseldorf residierte, war mit der Residenz in Heidelberg nicht zufrieden und plante, das Schloss nach Auffüllung des westlichen Burggrabens durch Neubauten zu erweitern.

[Bearbeiten] Unterer Fürstenbrunnen

Name: Brunnenwasser für den kurfürstlichen Hof in der Mannheimer Residenz.

Der Untere Fürstenbrunnen ist ein Brunnenhäuschen, das unter Kurfürst Karl Theodor zur Ergänzung des Oberen Fürstenbrunnens angelegt wurde und die kurfürstliche Residenz in Mannheim mit Trinkwasser versorgte. Der Wassertransport über rund zwanzig Kilometer nach Mannheim erfolgte Nachts mit Maultieren.

Auf Kurfürst Karl Theodor weist auch die lateinische Inschrift hin:

NOVA ET SANISSIMA CAROLI / THEODORI PATRIS PATRIAE / SCAT VRIG0 / A MATRE PATRIAE ELISABETHA / AVGVSTA IN NECTAR RECENS / SANITATIS PARITER. DESIGNATA
(Übersetzung: „Der neue und überaus gesunde sprudelnde Quell Karl Theodors, des Vaters des Vaterlandes, von der Mutter des Vaterlandes Elisabeth Augusta gleichsam zu einem neuen Göttertrank der Gesundheit bestimmt.“)

Der in den Granit getriebene Schacht ist durch eine eiserne Tür verschlossen, über welcher folgende lateinische Inschrift zu lesen ist:

NATVRA SANVS. DIRECTIONE THOMAE BREYER CLARVS
(Übersetzung: „Von Natur Heil bringend, durch die Leitung des Thomas Breyer berühmt“)

Die Inschrift ist ein Chronogramm, das die Jahreszahl 1767 ergibt.

[Bearbeiten] Kasematten

Wasserkasematten im Halsgraben
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Wasserkasematten im Halsgraben
Name: von mittelgriechisch chásma(ta) = Spalte, Erdschlund, Erdkluft; über italienisch casamatta = Wallgewölbe und französisch casematte

Die Kasematten (vor Artilleriebeschuss geschützte Gewölbe im Festungsbau) aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg sind Reste der erwähnten Festung. In speziellen Führungen kann nachgeprüft werden, ob es stimmt, dass ein Fluchtweg für den Belagerungsfall existierte.

Die Mauerpartie unterhalb der Türme und Gebäude diente gleichzeitig der Abstützung der Ostpartie des Schlosses gegen das Friesental hin und zu Wehrzwecken. Ein Teil dieser Kasematten war verschüttet, ist aber wieder freigelegt. Zwischen Apothekerturm und Krautturm sind sie noch vollständig erhalten. Von außen kann man sie nur an den Schießscharten erkennen. Durch Umnutzung und Umbauten unter den verschiedenen Kurfürsten wurden diese Kasematten zum Teil erheblich geschwächt. Im Jahr 1998 wurde deshalb aus Sicherheitsgründen ein Teil des Friesenbergwegs am Fuß der Kasematten gesperrt.

Die auf den Gesprengten Turm zulaufende Sperrmauer, die Wasserkasematten, ist eine doppelt gewölbte Galerie aus dem 16. Jahrhundert, deren Unterteil den Zugang zum Burggraben vom Friesental her abriegelte. Das Oberteil diente als Wasserleitung, die Wasser vom Königstuhl in das Schloss hinein leitete.

[Bearbeiten] Zeughaus und Karlschanze

ehemaliger Karlsturm und Zeughaus (links)
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ehemaliger Karlsturm und Zeughaus (links)
Name: Zeug ist ein mittelalterlicher Ausdruck für Rüstung, später für Geschütze mit ihrem Zubehör, namentlich solange die Artillerie eine Zunft bildete

Das ehemalige Zeughaus war Teil der Wehrarchitektur und war die letzte fortifikatorische Ausbauphase des Schlosses. Es bildet den nördlichsten Punkt der Schlossanlagen und ragt als Bastion weit ins Neckartal hinein. In der Front des Zeughauses wechseln sich Kanonenscharten mit darüber liegenden Scharten, für Handfeuerwaffen ab.

Im Zeughaus wurden Waffen, Munition und Rüstungen aufbewahrt. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt das Zeughaus schwere Schäden durch Beschuss vom Heiligenberg auf der anderen Seite des Neckars. Diese Schäden sind heute noch an den Ausflickungen im Mauerwerk sichtbar. 1693 wird das Zeughaus im Pfälzischen Erbfolgekrieg von den Franzosen gesprengt. Anschließend wurde es aber wieder instandgesetzt. Im Jahr 1764 brannte das Zeughaus aus und wurde nicht wiederhergestellt.

Die Karlsschanze war ein reiner Militärbau zur Sicherung des Nordtores. Der Transport zum Schloss mit Fuhrwerken führt nun ausschließlich durch das Südtor.

[Bearbeiten] Gärten

[Bearbeiten] Stückgarten

Stückgarten mit Rondell, Elisabethentor und Vogelhaus, gezeichnet von Matthäus Merian, 1620
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Stückgarten mit Rondell, Elisabethentor und Vogelhaus, gezeichnet von Matthäus Merian, 1620
Name: Das Wort Stück kommt von den Kanonen, die hier aufgestellt waren. Stück ist ein veralteter Begriff für ein einzelnes Geschütz oder auch einen Typ einer Kanone.
Commons: Stückgarten des Heidelberger Schlosses – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

Der Stückgarten bildet die Westterrasse des Schlosses. Ursprünglich war diese Anlage von Kurfürst Ludwig V. zur Aufstellung von Kanonen eingerichtet worden. Indem Friedrich V. diesen Bereich in einen Lustgarten umwandeln ließ, schwächte er die Verteidigungskraft des Schlosses.

Das Lustwandeln durch den umgestalteten Stückgarten war ein hochherrschaftliches Vergnügen, zu dem es den Zugang durch das Elisabethentor gab. Der Stückgarten, der nicht zum Hortus Palatinus gehörte, wurde erst im 19. Jahrhundert in die Gesamtanlage miteinbezogen. In der Höhe des Elisabethentors schloss ihn ein Vogelhaus gegen die Schlosszufahrt ab. Eine Allee lief auf den Englischen Bau zu und Zierbeete bedeckten die Gartenfläche.

Als der Dreißigjährige Krieg nach Heidelberg übergriff, erwiesen sich die um das Schloss aufgeführten Terrassen als hinderlich für die Verteidigung. Da sich von diesen Terrassen aus das Schloss wie auf einem Präsentierteller anbot, wurden eiligst oberhalb des Gartens Wälle und Schanzen errichtet.

Bei klarer Sicht ist vom Stückgarten ein Blick bis in den Pfälzerwald jenseits der Rheinebene möglich. Der Blick nach unten führt über die Dächer der Stadt Heidelberg oder den Burggraben.

[Bearbeiten] Elisabethentor

Elisabethentor vor der Ruine des Englischen Baus
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Elisabethentor vor der Ruine des Englischen Baus
Name: benannt nach der englischen Prinzessin Elisabeth Stuart

Den Eingang zum Stückgarten bildet das Elisabethentor. Es ist neben dem Englischen Bau und dem Theater im Dicken Turm eine der Umbauten, die Friedrich V. zu Ehren seiner Gemahlin Elisabeth vornehmen ließ.

Das Tor soll eine Überraschung für die junge Ehefrau gewesen sein und wurde in einer einzigen Nacht des Jahres 1615 als Geschenk anlässlich ihres 20. Geburtstags errichtet. Doch gibt es keinen urkundlichen Beleg dafür. Es trägt die in Stein geschlagene lateinische Widmung:

FRIDERICVS V ELISABETAE CONIVGI. CARISS (IMAE) A(NN0). C(HRISTI). MDCXV. F(ACIENDUM). C(URAVIT)
(Übersetzung: :„Friedrich V. ließ (das Tor) seiner vielgeliebten Gemahlin Elisabeth im Jahre des Herrn 1615 errichten.“)

Das Elisabethentor wurde im Stil eines Triumphbogens errichtet ist und ist das erste Monument des Barock auf dem Heidelberger Schloss. Architekt des Tors war Salomon de Caus, einer der beiden Architekten, die mit Elisabeth nach Heidelberg gekommen waren. Die vier Säulen sind als Baumstämme dargestellt, um die sich Efeu rankt. Im Laub ist allerlei Getier versteckt: Frosch, Käfer, Schnecke, Eidechse oder Eichhörnchen.

[Bearbeiten] Vogelhaus (Orangerie)

Grundmauern des ehemaligen Vogelhauses
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Grundmauern des ehemaligen Vogelhauses

Direkt neben dem Elisabethentor stand das Vogelhaus, das den südlichen Abschluss des Stückgartens bildete. Die Orangerie, das ehemalige Vogelhaus wurde Anfang des 18. Jahrhunderts bis zum Burggraben vergrößert, indem das Elisabethentor mit einbezogen wurde. Das Orangeriehaus sollte in ein zweistöckiges Gasthaus mit einer Wohnung für den Wirt umgebaut werden, was vom kurpfälzischen Hof abgelehnt wurde. Heute zeigen nur noch Reste an der westlichen Mauer sowie die Steinplatten im Boden die Ausmaße an. Die Pflanzen der Orangerie sollen im Jahr 1725 ins Schwetzinger Schloss gebracht worden sein.

Die Genehmigung für den Abbruch der Orangerie wurde anlässlich eines Besuches des Kurfürsten im Jahr 1805 erteilt. Danach wurden der Stückgarten, der Schlossvorhof, der Terrassengarten zu einer Gartenanlage zusammengefasst und als öffentlicher Park für die Bevölkerung freigegeben.

[Bearbeiten] Schlossgarten

Hauptterrasse des ehemaligen Hortus Palatinus
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Hauptterrasse des ehemaligen Hortus Palatinus

Der Schlossgarten hatte den lateinischen Namen Hortus Palatinus (= pfälzischer Garten) und wurde im Auftrag des Kurfürsten Friedrich V. durch Salomon de Caus angelegt. Dieser erweiterte das so genannte Hasengärtlein, den spätmittelalterlichen Burggarten. Der Hortus Palatinus galt zu seiner Zeit als einer der berühmtesten Gärten Europas. Für seine Gestaltung mussten weite Teile der Befestigungsanlagen abgetragen und umgebaut werden. Als Friedrich zum König von Böhmen gewählt wurde, und seine Residenz nach Prag verlegte, wurden die Arbeiten am Hortus Palatinus eingestellt. Nur durch Gemälde sind Form und Anlage der Parterres überliefert.

Bemerkenswert ist der Baumbestand, der aus einer Sammlung des Kurfürsten resultiert.Der Hortus Palatinus wurde von den Zeitgenossen als „achtes Weltwunder“ betrachtet. Dies ist heute schwer nachzuvollziehen, da von dem ursprünglichen Garten nicht mehr viel erhalten ist. Deshalb passt es umso besser, dass 2003 das European Media Laboratory der Klaus Tschira Stiftung ein virtuelles Modell des Hortus Palatinus erstellte. Touristen sollen später mit semitransparenten Bildschirmen durch den Garten spazieren und dabei die geometrische Ordnung des manieristischen Gartens nachempfinden können. Bei der Rekonstruktion werden historische Entwürfe und sogar der Sonnenstand berücksichtigt. Ähnliches hatte der flämische Maler Jacques Fouquières geleistet, als er 1620 den Schlossgarten so malte, als sei er schon fertig.

Commons: Hortus Palatinus – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

[Bearbeiten] Erste Terrasse (Untere Terrasse, Koniferenterrasse)

Pyramidentreppe, gezeichnet von Matthäus Merian
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Pyramidentreppe, gezeichnet von Matthäus Merian
Lage: 6 Meter tiefer als die Hauptterrasse

Die Untere Terrasse, besaß in der Mitte ein Wasserbecken in der Form eines Geigenkastens, an dessen Seiten Figuren der Flussgötter Neckar und Main standen. Auf dieser Terrasse, die wegen ihres Bewuchses auch Koniferenterrasse genannt wird, stehen zwei bemerkenswerte Bäume:

  • Griechische Tanne; Abies cephalonica: Die Griechische Tanne ist ein raschwüchsiger Baum, der bis 40 Meter hoch wird und Durchmesser bis 1 Meter erreicht.
  • Erbsenfrüchtige Scheinzypresse; Chamaecyparis pisifera: Dieser Baum zeigt die so genannte „Schleppenbildung“, bei der sich die unteren Zweige zur Erde senken eigene Wurzeln entwickeln.

Nachdem im Jahr 1832 ein Lehrstuhl für Forstbotanik an der Technischen Hochschule Karlsruhe eingerichtet worden war, ließ das Interesse an diesen Anpflanzungen stark nach. Im Lauf der Jahre durchsetzten immergrüne Koniferen den ursprünglich mit Laubhölzern bestückten Park und veränderte den Gesamteindruck erheblich.

Um die vielen Springbrunnen und die Wasserkünste zu speisen, war eine große Menge Wasser erforderlich. Die Lage des Gartens am quellreichen Nordhang des Königstuhls erleichterte jedoch die Versorgung mit Wasser. Hatte das Wasser die Brunnen auf den verschiedenen Terrassen passiert, so wurde es im Bassin auf der Unteren Terrasse gesammelt. Von hier konnte es dann ins Friesentälchen abfließen.

Zu den dramatische Treppenanlagen gehörte die Pyramidentreppe, die von der Hauptterrasse zum unteren Garten führen sollte. Beim Abstieg über die geländerlosen Steilseiten sollten die Besucher des Gartens den Eindruck bekommen, sie könne über das Neckartal hinwegfliegen.

[Bearbeiten] Zweite Terrasse (Große Terrasse, Hauptterrasse)

Die Gestaltung der Hauptterrasse war durch eine Folge größerer Felder bestimmt, die mit ornamentierten Feldern gestaltet waren. Blumen spielten nur eine untergeordnete Rolle. Wichtiger waren zugeschnittene Hecken. Im Mittelpunkt eines Knotenfeldes stand der Säulenbrunnen.

Das Knotenornament bestand aus verschlungenen und sich kreuzenden Pflanzenbändern. Bevorzugt für diese Broderien waren Thymian, Rosmarin, Lavendel und Salbei. Die Zwischenräume wurden mit farbigen Kieseln, gestoßenem Glas oder gemahlenem Gestein ausgefüllt.

Hier begann Kurfürst Karl Philipp im Jahr 1719, die Gartenanlage Friedrichs V. in eine barocke Form zu bringen. Hier stand auch die Figurengruppe, die später - nach einem Zwischenaufenthalt im Schwetzinger Schloss und einigen Ergänzungen - im Jahr 1767 auf dem Marktplatz von Mannheim aufgestellt wurde.

Zu den exotischen Bäumen hier zählen:

  • Kaukasische Flügelnuß; Pterocarya fraxinifolia
  • Eschen-Ahorn; Acer negundo: Der Eschen-Ahorn ist ein schnell wachsender Baum, der oft mehrere Stämme hat.
  • Fächerbaum; Ginkgo biloba: Der Ginkgobaum gelangte erst um das Jahr 1730 nach Europa.
  • Mehlbeere; Sorbus aria: Die Mehlbeere stammt aus den Bergwäldern Südeuropas und wird oft als Straßen- und Parkbaum gepflanzt.

[Bearbeiten] Parterregärten

rekonstruierter Rest des Brunnenoktogons
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rekonstruierter Rest des Brunnenoktogons

Das Knotenfeld setzte sich aus vier Beeten zusammen, die aus jeweils individuellen Mustern mit sich gegenseitig überschneidenden Bändern bestanden. Das Knotenfeld war von einer wellenförmigen Einfassung und kleinen Laubbäumen umgeben.

In einem anderen Knotenfeld stand in einer achteckigen Beckeneinfassung der Brunnen mit Fratzengesichtern aus Metall. Die jetzige Beckeneinfassung wurde im Jahr 1973 mit einigen alten Steinen aus der Zeit von Salomon de Caus rekonstruierte.

[Bearbeiten] Große Grotte

Portal zur Großen Grotte von Salomon de Caus
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Portal zur Großen Grotte von Salomon de Caus

Vor der Großen Grotte befindet sich ein Wasserbassin mit der Figur des Rheins. Die 1974 restaurierten Bassins liegen nicht nur an der ursprünglichen Stelle, sondern entsprechen auch dem ursprünglichem Aussehen. Sie sind mit dem liegenden „Vater Rhein“ und dem Portal der Großen Grotte ein Blickfang in dieser Ecke des Schlossgartens.

Die Große Grotte hatte vier Räume, wobei nur die beiden inneren Grottenräume waren. Die beiden äußeren Räume waren wohl für technische Zwecke bestimmt. Salomon de Caus schreibt hierzu:

»Das Gewölbe des ersten Teils [linker Grottenraum] ist von schöner Aufteilung und mit Figuren aus allerhand Muscheln [geschmückt]. Der andere Teil [rechter Grottenraum] ist rauh [und] von grobem Zierat. In dieser Grotte gibt es unterschiedliche und mancherlei lustige Wasserkünste, mit denen man, wenn man sie allesamt springen sehen will, wohl eine Stunde zubringen kann«.

Zitiert nach Gerhard Walter: „Der Heidelberger Schloßgarten“. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 1990. ISBN 3825370119

Im ersten Grottenraum floss das Wasser kaskadenartig in ein Becken, in dem ein Springbrunnen eine Kugel balancieren sollte. Durch Öffnungen in der Decke konnte das Ganze effektvoll beleuchtet worden. Im zweiten Grottenraum stand ein steinerner Tisch, in dem geheimnisvolle Wasserkünste (Wasserspiele) eingebaut gewesen sein sollen, die man durch einen versteckten Mechanismus einschalten konnte.

[Bearbeiten] Pomeranzenhain

Die Pomeranze (Citrus aurantium L.) oder Bitterorange ist eine Zitruspflanze mit leuchtend oranger Schale und wird z.B. für Orangeat verwendet. Zu dem Feld mit den Pomeranzen schrieb der Gartenarchitekt Salomon de Caus,

»dass die Ränder der Beetstücke mit behauenen Steinen von zwei Schuh Höhe eingefaßt und entsprechend mit Erde aufgefüllt sind. Dieses Feld soll Pomeranzenbäume erhalten. Zwischen den Pomeranzenbäumchen kann man auch Melonen pflanzen«.

Zitiert nach Gerhard Walter: „Der Heidelberger Schloßgarten

Die etwa 60 Jahre alten Pomeranzenbäume wurden vom Herrengarten in der westlichen Vorstadt mit großem Aufwand auf das Schloss geschafft. Die Überführung der Bäume wurde als besondere gärtnerische Leistung in der Inschrifttafel der Nischenarchitektur mit dem Standbild Friedrichs gewürdigt.

Salomon de Caus stellte die kleinen Zitrusbäumchen mit ihren gelben Früchten bewusst auf Augenhöhe in hoch sitzende Erdkästen, um den Eindruck zu erwecken, dass die Pomeranzen das ganze Jahr über im Freien wachsen. Im Winterhalbjahr wurden aber diese empfindlichen Pflanzen durch einen Holzverschlag geschützt. Die alten Pomeranzenbäume wurden im Jahr 1619 vom unteren zum oberen neuen Garten gebracht, aber nachdem Kurfürst Friedrich V. mit seinem Hof nach Prag gezogen war, um sich zum König von Böhmen krönen zu lassen, wurden die Arbeiten eingestellt.

[Bearbeiten] Monatsblumengarten (Rosenrondell)

Jahreszeitenparterre, gemalt von Jacques Fouquières (Ausschnitt aus der Darstellung des Hortus Palatinus
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Jahreszeitenparterre, gemalt von Jacques Fouquières (Ausschnitt aus der Darstellung des Hortus Palatinus

Zu den gärtnerischen Erfindungen dieser Anlage gehörte neben dem Wasserparterre das Jahreszeitenbeet am Nordende, das wohl vom botanischen Garten in Padua inspiriert wurde. Das Rund wurde für eine Blumenuhr genutzt, bei der die Blüte jeden Monat um drei Felder vorrückte.

In der Mitte dieses so genannten Rosenrondells ließ Freiherr von Oberndorff im Jahr 1771 das Oktogon erbauen, ein achteckiges Lusthaus mit vier Türen und vier Fenstern, das wohl von ihm selbst zu gesellschaftlichen Zwecken genutzt wurde. Von diesem Gebäude ist keine Abbildung bekannt. Im Jahr 1891 wurde in der Mitte des Rondells das Scheffeldenkmal errichtet, das im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurde.

Die Wirtschaft im Rosenrondell wurde allmählich um wichtigsten Teil des Gartens, für deren Erweiterung sich fast alle Kreise der Stadt einsetzten. Bereits 1865 richtete der Pächter an die Domänenverwaltung die Bitte, einen Musikpavillon zu errichten, denn das Musikzelt sei zu klein und unschön. Der Pächter verzichtete im Gegenzug auf seine Schweineställe. Schon im Jahr 1874 regte der Schlossverein ohne Erfolg eine Vergrößerung der Wirtschaft an. Im Jahr 1879 beantragte er die Errichtung eines neuen Musikpavillons, da die Akustik im alten sehr schlecht sei. Die Bauinspektion entgegnete, dass der Hauptmangel in der schwachen Besetzung des Orchesters mit 8 bis 10 Mann liege, die sich »auf ihren Instrumenten abmartern müßten«, um ihre Streichmusik zur Geltung zu bringen.

In den 1880er Jahren fanden täglich Konzerte in der Gartenwirtschaft statt. Das Finanzamt verlangte lediglich aus Fürsorge für das Städtische Orchester, dass wenigstens an einem Wochentag keine Konzerte abgehalten würden. Die Domänenverwaltung wehrte sich gegen den Ausbau der Gartenwirtschaft mit der Begründung, dass dies »unvereinbarlich mit dem landschaftlichen und historischen Charakter« des Schlossgartens sei. Aber 1895 gab sie nach, ließ eine neue Gartenwirtschaft erbauen. Durch diesen Ausbau der Gartenwirtschaft rückte der Schlossgarten immer mehr ins öffentliche Interesse und wurde zum Vergnügungspark.

Jahrzehnte lang wuchsen die Sträucher und Bäume ungehindert, sodass das Schloss vom Garten aus so gut wie nicht mehr zu sehen war. Außerdem waren die Grotten und sonstigen Bauwerke zum größten Teil eingestürzt. Von 1923 vollzog sich jedoch ein Wandel als die Verwaltung des Schlosses und des Gartens vom Domänenamt auf das Bezirksbauamt überging.

Der Leiter dieses Amts begann nach längerem Studium der historischen Unterlagen des Hortus Palatinus mit Sanierungsarbeiten und wollte den Garten von den Zutaten befreien, die das harmonische Bild von Schloss und Garten beeinträchtigten. In jahrelanger Arbeit wurde der Garten so durchforstet, dass alle Gartenteile zueinander in erkennbare Beziehung kamen. Die hölzernen Schutzgeländer oder Hecken längs der Terrassen wurden durch steinerne Balustraden ersetzt, wodurch der Terrassenaufbau stärker in Erscheinung trat.

Das relativ große Schlosspark-Casino auf dem schönsten Platz der Hauptterrasse wurde nun als störend empfunden. Der Versuch, den Restaurationsbetrieb ganz zu beseitigen, schlug jedoch fehl und führte zu heftigen Anfeindungen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es im Schlossgarten keinerlei Aktivitäten mehr. Erst als sich die Volkswirtschaft zu erholen begann, nahm das Interesse am Schlossgarten wieder zu. In der Lokalpresse wurde heftig über das Schlosspark-Casino diskutiert. Erst als die Gartenwirtschaft im Jahr 1971 wegen Unrentabilität geschlossen wurde, konnte das Gebäude abgerissen werden.

[Bearbeiten] Scheffelterrasse

Scheffelterrasse
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Scheffelterrasse
ehemaliges Scheffeldenkmal von Adolf Heer, 1891
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ehemaliges Scheffeldenkmal von Adolf Heer, 1891

Auf der Großen Scheffelterrasse gegenüber der Schlossanlage war ein Gartenhaus geplant, das allerdings nicht zur Ausführung kam. Auffällig ist die Terrassenbefestigung in Form einer 20 Meter hohen Bogenkonstruktion. Durch diese Anlage konnte der Garten am Friesenberg erweitert werden.

Ihren Namen hat die Scheffelterrasse nach einer Bronzestatue des Dichters Joseph Victor von Scheffel, die von 1891 bis 1942 hier stand und 1942 eingeschmolzen wurde. Erst am 26. Juni 1976 wurde ein neuer Scheffelgedenkstein enthüllt. Dieser Stein ist bescheidener als das frühere Denkmal und zeigt ein Medaillon mit dem Bildnis Scheffels, das als Abguss vom Scheffelgrab in Karlsruhe genommen wurde.

Scheffel schrieb mehrere Gedichte über Heidelberg. Eines davon wurde in der Vertonung Anton Zimmermanns (als Studentenlied populär. Zitiert sei hier nur die erste Strophe:

Alt-Heidelberg, du feine,
Du Stadt an Ehren reich,
Am Neckar und am Rheine
Kein' andre kommt dir gleich.

Scheffel war in Heidelberg sehr bekannt und es befanden sich an vielen Stellen Abbilder von ihm. Nur auf der Scheffelterrasse fehlte seit dem Ersten Weltkrieg das Scheffeldenkmal. Da beschlossen einige Studenten, eine Scheffelbüste zu stehlen und sie auf der Scheffelterrasse aufzustellen. Am folgenden Morgen lag sie beschädigt auf dem Boden. Ein Student rief einen Schlosswärter herbei und fragte schelmisch:

Sagen Sie, guter Mann, ist das vielleicht der berühmte Zwerg Perkeo vom Heidelberger Schloß?

Der Schlossführer antwortete verärgert:

Nee, dess is er net. Awwer gsoffe hott der aach ...!“ (Nein, das ist er nicht. Aber gesoffen hat er auch.)

Zitiert nach heidelberger-altstadt.de

Scheffels Trinkfestigkeit besingen die Heidelberger Burschenschaftler in einem ihrer Lieder:

„Nur ein Burgzwerg traf´s noch besser, der ging recte gleich zum Spund,
und das größte aller Fässer schlürft er aus bis auf den Grund. –
Seine Tat so kühn gelungen lebt im Lied unsterblich fort,
und der Sänger, der´s gesungen, ragt in Erz gegossen dort.
Schar um Schar zum Scheffelheine wogt empor auf Waldespfad
und 'Alt Heidelberg', Du Feine“, summt´s dort oben früh und spät.“

Zitiert nach Auf Scheffels Spuren durch Heidelberg


Am äußersten Ende der Scheffelterrasse, wo die Balustrade nach rechts abknickt, stand die Redoute. Hier wollte Salomon de Caus ein turmartiges Gebäude mit einer offenen Halle errichten. Von dieser Lage hätte man einen beeindruckenden Rundblick über das Schloss, die Stadt Heidelberg und das Neckartal gehabt. Man arbeitete noch am Fundament, als Ende 1619 die Arbeiten eingestellt wurden.

[Bearbeiten] Goethe-Marianne-Bank

Goethe-Marianne-Bank
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Goethe-Marianne-Bank

Zu Beginn des Jahres 1922 setzte man an den östlichen Rand der Hauptterrasse die aus Muschelkalkstein gebildete Goethe-Marianne-Bank. Diese steinerne Bank geht auf einen Aufruf Heidelberger Professoren im Jahr 1919 zur Erinnerung an das Erscheinen des West-östlichen Divan hundert Jahre zuvor zurück.

In der Rückenlehne ist ein Wiedehopf dargestellt, der im Orient als Liebesbote galt. Der Obere Text auf der Bank lautet:

»Und noch einmal fühlet Hatem Frühlingshauch und Sommerbrand«.

Dies bezieht sich auf Goethes Begegnung mit Marianne von Willemer. Goethe hatte das Buch »Suleika« des West-östlichen Divans nach Rede und Gegenrede Hatems und Suleikas geordnet. Die beiden Namen stehen für Goethe und Marianne von Willemer.

Der untere Text soll die Empfindungen Mariannes verdeutlichten:

»Dort wo hohe Mauern glühen, finde ich den Vielgeliebten.«

Wenige Meter neben der Steinbank befindet sich ein zwei Meter hohes Goethedenkmal mit einem bronzenen Kopf des Dichters. Es wurde am 5. Mai 1987, dem Europatag, enthüllt. Auf dem Sandsteinsockel steht folgende eingemeißelte Inschrift:

Auf der Terrasse hoch gewölbten Bogen war eine Zeit sein Kommen und sein Gehn.

Diese Inschrift ist aus einem Gedicht von Marianne von Willemer und verweist auf die hohen Bogen der Scheffelterrasse mit ihrer 20 Meter hohen Bogenkonstruktion.

[Bearbeiten] Gartenkabinette

Ellipsentreppe
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Ellipsentreppe

Dieser Gartenteil besteht aus drei neben einander liegenden Kabinetten mit Aussicht über den Garten. Zu den Gartenkabinetten führt die so genannte Ellipsentreppe, die ihren Namen daher hat, dass ihre Stufen in der Draufsicht zwei Ellipsen ergeben.

[Bearbeiten] Dritte Terrasse (Zwischenterrasse; Universitätsterrasse)

Wirtschaft auf der Zwischenterrasse, 1830
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Wirtschaft auf der Zwischenterrasse, 1830
Lage: 3,5 Meter höher als die Hauptterrasse

Die Zwischenterrasse ist als Ergänzung zur Hauptterrasse zu betrachten von der man auf die Obere Terrasse gelangt. Sie wurde im Jahr 1852 dem Botanischen Institut der Universität Heidelberg für die Aufzucht von Holzgewächsen überlassen. Aber erst ab 1870 bemühte man sich verstärkt um die Aufzucht immergrüner Gewächse. Zu dieser Zeit führte diese Terrasse auch den Namen Universitätsterrasse. Doch schon wenige Jahre später wurde ein neuer botanischer Garten auf dem heutigen Gelände der Ludolf-Krehl-Klinik angelegt. Die große Entfernung erschwerte Beaufsichtigung und Bewirtschaftung.

Auf der Zwischenterrasse sind einige exotische Bäume zu sehen:

  • Mispel (Mespilus germanica): Der Anbau erfolgte wegen der Früchte, die erst nach dem Frost essbar sind und aus denen sich Marmelade herstellen lässt.
  • Turners-Eiche (Quercus turneri „Pseudoturneri“): Diese Eichenart entstand im 18. Jahrhundert in der Baumschule Turner in Essex aus einer Kreuzung zwischen der Steineiche (Quercus ilex) und der Stieleiche (Quercus robur).
  • Atlas-Zeder (Cedrus atlantica „Glauca“): In der Bibel werden die Libanon-Zedern für den Bau des Tempels in Jerusalem erwähnt.
  • Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum): Der Mammutbaum kam erst im Jahr 1853 nach Europa, was damals als Sensation betrachtet wurde.
  • Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata): Der Riesen-Lebensbaum ist schnellwüchsig und auch im Winter tiefgrün.
  • Kanadische Hemlocktanne (Tsuga canadensis): Die Hemlocktanne ist eine Konifere mit breiter Krone, die im Alter die Form einer Pyramide bekommt.

[Bearbeiten] Vierte Terrasse (Obere Terrasse)

zwei Personen beim Palamaill-Spiel (Ausschnitt aus einer Zeichnung von Matthäus Merian)
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zwei Personen beim Palamaill-Spiel (Ausschnitt aus einer Zeichnung von Matthäus Merian)
Lage: 2,5 Meter höher als die Zwischenterrasse

Damit der Hofstaat die Pracht der Knoten- und Broderiebeete genießen konnte, hatte Salomon de Caus eine schmale Übersichtsterrasse um die L-förmige Gartenanlage gelegt. Von hier aus hatte man quasi eine Vogelperspektive und konnte weit in die Landschaft, hinunter ins Neckartal und hinüber zum Schloss sehen. Diese Terrasse ist nur 8,5 Meter breit und hatte zur Bergseite hin eine Stützmauer, in der verschiedene Räumlichkeiten, wie Treppenaufgang, Brunnenstube, Gärtnerhaus, Galerie und Großes Gewölbe untergebracht waren.

Auf der Oberen Terrasse gibt es keine gärtnerische Anlagen. Nur längs der Mauer waren Bäumchen gepflanzt. Diese Terrasse war als Aussichts- und Promenierterrasse vorgesehen. Sie sollte auch als Spielplatz für das Palamaill-Spiel dienen und außerdem so weit verlängert werden, dass ein Blick auf die Westseite des Schlosses möglich gewesen wäre.

mit Wasser betriebene Orgelmaschine von Salomon de Caus
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mit Wasser betriebene Orgelmaschine von Salomon de Caus
  • Ehemalige Galerie: Die Ruinen der ehemaligen so genannten Galerie wurden ab 1912 freigelegt und ergänzt. Elf Säulen trugen eine Attika, in deren quadratischen Feldern 10 Taten des Herkules als Reliefs dargestellt werden sollten, denn Friedrich V. identifizierte sich mit Herkules in der Selbstdarstellung seiner Herrscherpersönlichkeit.
  • Kleine Grotte: Die Kleine Grotte hatte in der Rückwand eine große Nische, in der über phantasievoll gestaltete Steine in feinen Strahlen Wasser floss.
  • Ehemaliges Fürstenbad: Von den Badebassins für den Fürsten ist heute nichts mehr zu sehen. Die kleine Kammer in der Rückwand war für das Brennmaterial, mit der Raum und das Badewasser aufgeheizt werden sollte.
  • Ehemaliger Raum für Maschinen: In diesem Raum sollten mit Wasser angetriebene Maschinen in Blasebälgen die Luft zu Winddruck verdichten. Eine Orgelmaschine drehte durch Wasserkraft über das Zahnradgetriebe eine Walze und betätigte eine Klaviatur). Wegen der Maschinengeräusche sollten in diesem Raum nur die Maschinen (ohne Pfeifen) untergebracht werden.
  • Ehemaliger Raum für südländische Gewächse: Dieser Raum war eine Art Orangerie, in der Rosmarin, Pomeranzen und Granatapfel im Winter untergebracht werden sollten. Hier waren die Pfeifen vorgesehen, die von der Orgelmaschine im benachbarten Raum betrieben werden sollten.
  • Nische mit portalartiger Umrahmung: Den Abschluss der Oberen Terrasse sollten eine Nische mit portalartiger Umrahmung und ein Standbild bilden. In der Nische befand sich ein Brunnen mit dem Meeresgott Neptun. Auf der Attika war eine Inschrift angebracht und darüber das Standbild des Bauherrn Friedrich. Den Platz der Attika nimmt heute die Überführung des Schloss-Wolfsbrunnen-Weges ein.

[Bearbeiten] Friesental

Friesental, gezeichnet von Matthäus Merian
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Friesental, gezeichnet von Matthäus Merian

Das Friesental war mit in die Gesamtanlage einbezogen. Die Akten vermerkten im Jahr 1750, dass das Gebiet des Friesentals zum „Thier-Garthen“ wurde, in dem Rehe und Hirsche ästen. Der Hang zum Schloss hieß früher das „Kalte Tal“, da er nur wenig von der Sonne aufgewärmt wurde.

Auf der gegenüber liegenden Ostseite des Friesentals befindete sich das Karmeliterwäldchen, in dem nur noch wenige Überreste an das ehemalige Kloster der Karmeliter erinnern, die hier bei der, von Kurfürst Ruprecht I. gestifteten Jakobskapelle eine Unterkunft für studierenden Mitbrüder errichtet hatten. In der Karmeliterkirche befand sich auch eine Grablege der Wittelsbacher. Weil es sich dabei um die unmittelbaren Vorfahren der bayrischen Könige handelte, ließen Wittelsbacher, als sie in München residierten, die Särge 1805 nach München überführen und in der Gruft der Hofkirche Sankt Michael beisetzen.

[Bearbeiten] Inschriftstein vor dem Dicken Turm

Inschriftstein vor dem Dicken Turm
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Inschriftstein vor dem Dicken Turm

Am Friesenberg, auf der Ostseite des Schlosses befand sich auch der Schießstand der kurfürstlichen Artillerie. Kurfürst Karl vergnügte sich des häufig mit Schießen aus den Geschützen. Ein Inschriftstein aus dem Jahr 1681, links vor dem Dicken Turm, verweist auf seine Sonderleistung, auf die er offensichtlich sehr stolz war:

ANNO MDCLXXXI. DEN XXII JANUARI VON SCHLOS AUF DISEN ORT HAT WIEDER ALLES HOFFEN AUS STÜCKEN CHURFÜRST CARL MIT KUGEL KUGEL TROFFEN

Diese Inschrift soll an eine Schießleistung des Kurfürsten Karl am 22. Januar 1681 erinnern, der angeblich von zwei einander gegenüber aufgestellten Geschützen (= Stücken) Kugeln gleichzeitig abfeuern ließ, die sich in der Luft trafen. Dieser Stein wurde später in den Stückgarten versetzt, damit ihn mehr Menschen zur Kenntnis nehmen konnten.

[Bearbeiten] Die Dichterin Marie Baum

Am Friesenberg 1, unterhalb des Schlosses, wohnte seit 1928 die Dichterin Marie Baum, eine enge Freundin Ricarda Huchs. Zeitweise lebten die beiden Frauen zusammen in Marie Baums Heidelberger Wohnung. Die handschriftliche Widmung Ricarda Huchs in der Druckfassung von „Römisches Reich Deutscher Nation“ an ihre Freundin nimmt Bezug auf den Ort der Entstehung:

Am Friesenberg gereifte Frucht / dankbar die schöne Heimat sucht.

[Bearbeiten] RAF-Attentat auf General Kroesen

Unterhalb der Scheffelterrasse versuchte am 15. September 1981 die RAF aus dem Wald heraus ein Attentat auf den US-amerikanischen General Frederik Kroesen, der nur knapp überlebte. Die RAF-Leute schossen dabei mit einer Panzerfaust auf das Fahrzeug des US-Generals. Das Geschoss durchschlug die Karosserie knapp hinter der Sitzbank. An dem Anschlag war Brigitte Mohnhaupt beteiligt. Alle beteiligten Täter konnten bis heute nicht ermittelt werden. In einer Erklärung der RAF zu dem Attentat heißt es:

Heute haben wir mit dem Kommando Gudrun Ensslin den Oberkommandierenden der US-Army und des Nato-Abschnitts Europa Mitte, General Kroesen angegriffen. Er ist einer der US-Generäle, die die imperialistische Politik in Westeuropa bis zum Golf real in der Hand haben, weil er über den Einsatz und die Mittel in der Konfrontation entscheidet. Er bestimmt über die konventionelle Verwüstung und legt fest, wann und wo Neutronensprengköpfe abgefeuert werden. Er befiehlt den US-Interventionstruppen, die hier zum Einsatz bis hin zum Golf stehen. Er ist neben Rogers der Stratege, der von der Front Europa ins Pentagon gerufen wird, wie zum Beispiel bei der Entscheidung für eine Intervention im Iran.

Zitiert nach www.extremismus.com

[Bearbeiten] Beschreibung des Friesentals

Friesental und Scheffelterrasse
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Friesental und Scheffelterrasse

Günter Heinemann bescheibt in seinem Heidelberg-Buch den Abstieg vom Schloss durch das Friesental:

Wer den Schloßgarten auf einem direkten und zugleich eindrucksvollen Weg verlassen möchte, wählt am besten den Abstieg über das Friesental. Es ist ein Serpentinenweg, der in vier großen Kehren das beträchtliche Gefälle überwindet. Bevor wir hinabgehen, blicken wir noch einmal rundum. An der Nordflanke ist man dem Schlossgemäuer am nächsten. Man sieht es wuchtig über sich aufragen; man blickt in die Wunden hinein, die ihm geschlagen wurden, und man empfindet die lindernde Wirkung der Natur, die das ruinierte Menschenwerk mit ihrem wuchernden Grün überzieht.

Er fährt weiter:

Jeder Schritt talwärts läßt uns zur Stadt förmlich hinabsinken. Man spürt, wie man an Höhe verliert, denn sogleich ist es vorbei mit dem freien Ausblick. Die Perspektiven verengen sich; bald nimmt einen die Stadt wieder auf.

Zitiert nach Günter Heinemann: Heidelberg. Verlag Regionalkultur, 1996. ISBN 3924973016

[Bearbeiten] Literarisches

Das Heidelberger Schloss wurde vor allem in der Romantik viel besungen und beschrieben.

[Bearbeiten] Johann Wolfgang Goethe

Johann Wolfgang Goethe wohnte im Palais Boisserée bei den Gebrüdern Boisserée am Fuß des Schlosses und schrieb dort folgendes Gedicht:

»Ros' und Lilie morgenthaulich
Blüht im Garten meiner Nähe;
Hintenan, bebuscht und traulich,
Steigt der Felsen in die Höhe;
Und mit hohem Wald umzogen,
Und mit Ritterschloß gekrönet,
Lenkt sich hin des Gipfels Bogen,
Bis er sich dem Thal versöhnet«.

[Bearbeiten] Clemens Brentano

Der Dichter Clemens Brentano dichtete das „Lied von eines Studenten Ankunft in Heidelberg“, in dem auch das Schloss erwähnt wird:

»Der Neckar rauscht aus grünen Hallen
Und giebt am Fels ein freudig Schallen,
Die Stadt streckt sich den Fluß hinunter,
Mit viel Geräusch und lärmt ganz munter,
Und drüber an grüner Berge Brust,
Ruht groß das Schloß und sieht die Lust,
Und da ich auf zum Himmel schaut´,
Sah ich ein Gottes Werk gebaut,
Vom Königstuhl zum heil´gen Berges Rücken
Sah ich gesprengt eine goldne Brücken,
Sah ich gewölbt des Friedens Regenbogen
Und sah ihn wieder in Flusses Wogen (...)«

[Bearbeiten] Heinrich Heine

Heinrich Heine vergleicht das Große Fass mit einem Sarg:

Heidelberger Faß
Die alten, bösen Lieder,
Die Träume schlimm und arg,
Die laßt uns jetzt begraben,
Holt einen großen Sarg.
Hinein leg ich gar Manches,
Doch sag ich noch nicht was;
Der Sarg muß sein noch größer
Wies Heidelberger Faß. (...)

[Bearbeiten] Friedrich Hölderlin

Friedrich Hölderlins Gedichte über Heidelberg gehören zu den am meisten zitierten. Im Gedicht „Heidelberg“ schwärmt er von „der Vaterlandsstätte Ländlichschönste, so viel ich sah“.

Ode an Heidelberg
...
Aber schwer in das Tal hing die gigantische
Schicksalskundige Burg nieder, bis auf den Grund
von den Wettern zerrissen;
Doch die ewige Sonne goß
Ihr verjüngendes Licht über das alternde
Riesenbild, und umher grünte lebendiger
Efeu; freundliche Wälder
Rauschten über die Burg herab.

[Bearbeiten] Mark Twain

Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain beginnt seinen berühmten Essay „Die schreckliche deutsche Sprache“ mit einem Besuch im Heidelberger Schloss:

Ich ging oft ins Heidelberger Schloss, um mir das Raritätenkabinett anzusehen, und eines Tages überraschte ich den Leiter mit meinem Deutsch, und zwar redete ich ausschließlich in dieser Sprache. Er zeigte großes Interesse; und nachdem ich eine Weile geredet hatte, sagte er, mein Deutsch sei sehr selten, möglicherweise ein „Unikat“; er wolle es in sein Museum aufnehmen.

[Bearbeiten] Tourismus

[Bearbeiten] Schlossbeleuchtung

Feuerwerk vor dem Schloss bei einer Schlossbeleuchtung
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Feuerwerk vor dem Schloss bei einer Schlossbeleuchtung

Die mehrfach im Jahr statt findende Schlossbeleuchtung, ein Feuerwerk, in dessen Mittelpunkt das Schloss steht, ist auch eine Inszenierung der Zerstörung des Schlosses im Jahr 1693. Die Schlossbeleuchtung ist ein Anlass, zu dem viele in Heidelberg stationierte US-Soldaten aus ihren Siedlungen einmal in die Stadt Heidelberg kommen, um auf den Neckarwiesen zu feiern. Schon Mark Twain hat die Schlossbeleuchtung im Jahr 1878 gesehen und sie folgendermaßen beschrieben:

... mit atemberaubender Plötzlichkeit schossen eine Handvoll buntfarbiger Raketen inmitten eines Donnergeheuls aus den schwarzen Schlünden der Schlosstürme. Gleichzeitig zeichnete sich jede Einzelheit der gewaltigen Ruine gegen den Berg ab. Immer wieder schossen aus den Türmen dicke Bündel von Raketen in die Nacht, und der Himmel erstrahlte im Licht leuchtender Pfeile, die in den Zenith zischten, kurz verhielten und sich dann graziös nach unten bogen, um in einem wahren Springbrunnen von farbig sprühenden Funken zu bersten.

Die erste Schlossbeleuchtung fand im Juni 1815 statt als sich Kaiser Franz II. von Österreich, Zar Alexander I. von Russland, König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Kronprinz Ludwig von Bayern und viele andere Fürsten mehrere Wochen in Heidelberg aufhielten, um die Heilige Allianz gegen Napoleon zu vereinbaren, der soeben sein Exil auf der Insel Elba verlassen hatte. Um den anwesenden Regenten etwas Besonderes zu bieten, beschloss der Heidelberger Magistrat, die Schlossruinen zu illuminieren. Dies geschah mit den einfachsten Mitteln, indem Holz und andere brennbare Stoffe im Schlosshof angezündet wurden.

Eine weitere Schlossbeleuchtung wurde im Mai 1830 von Schlossgarteningenieur Metzger, zu Ehren des Besuchs der Kaiser von Österreich und Russland sowie des Königs von Preußen arrangiert. Die heutigen Schlossbeleuchtungen erinneren an die Zerstörung des Schlosses durch den französischen General Ezéchiel de Mélac im Jahr 1689 und 1893 während des Pfälzischen Erbfolgekriegs.

Die Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung beschreibt in einem Artikel vom 30. August 2005 die geschichtlichen Hintergründe der Schlossbeleuchtung und geht dabei auch auf die Gegenwart ein:

Seit Jahrzehnten sind nun bei jeder Schlossbeleuchtung rund 50 Helfer der Feuerwehr auf dem Schloss im Einsatz. Es ist eine Ehre, dabei zu sein, oft ‚vererbt‘ der Vater das Ehrenamt an Sohn und Enkel fort. Horst Hasselbach wurde vor rund 30 Jahren gefragt, ob er helfen möchte. Seither hat er keine einzige Beleuchtung verpasst. Genau um 22.15 Uhr {nach der Uhr der Heilig-Geist-Kirche) gibt er mit einer Signal-Rakete das Zeichen ‚Achtung!‘. Dann zünden alle Helfer ihre Lunte an. Wieder genau 30 Sekunden später kommt der zweite Schuss, und alle halten ihre Lunte an das bengalische Feuer - und das Schloss erglüht im roten Licht.

Zitiert aus Rhein-Neckar-Zeitung: „Weil der Feuerzauber die Gekrönten freut...

[Bearbeiten] Schlossfestspiele

Während der sommerlichen Heidelberger Schlossfestspiele werden im Schlosshof Freiluftaufführungen der verschiedensten Art geboten, wie zum Beispiel Carmina Burana, Serenadenkonzerte des Orchesters der Stadt Heidelberg oder für Kinder Ronja Räubertochter. Die Schlossfestspiele werden vom Stadttheater Heidelberg organisiert und wurden 1926 mit einer Inszenierung von Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare begründet.

Im Ausland - vor allem in den USA - am bekanntesten ist The Student Prince (deutsch: „Der Studentenprinz“), eine Operette um den fiktiven Kronprinz Karl Franz von Karlsberg, der sich bei seinem Studium in Heidelberg in die Wirtstochter Kathie verliebt und diese Beziehung aus Gründen der Staatsräson aufgeben muss. Dieses Stück wird im Schlosshof auf Englisch (oder mit deutschem Text und englischen Liedern) aufgeführt und zieht vorwiegend Besucher aus Übersee an. In Deutschland ist es kaum bekannt.

Die Operette geht zurück auf das Schauspiel Alt-Heidelberg von Wilhelm Meyer-Förster, das am 22. November 1901 am Berliner Theater zum ersten Mal aufgeführt wurde und in Japan der Meiji-Zeit zur Pflichtlektüre aller Deutschstudenten gehörte, was den Bekanntheitsgrad Heidelbergs und des Heidelberger Schlosses dort beträchtlich erhöhte.

Außerdem wird im Schloss ein Stummfilm-Programm gezeigt, bei dem die Filme von einer historischen Kinoorgel begleitet werden.

[Bearbeiten] Sonstige Veranstaltungen

  • Ball der Vampire (Freitag/Samstag-Wochenende vor Fastnachtswochenende)
  • Nacht auf dem Schloss
  • Heidelberger Schlosskomers (am ersten Adventssamstag)

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Uwe Heckmann: Romantik. Schloß Heidelberg im Zeitalter der Romantik, Schnell & Steiner, 1999, ISBN 3-7954-1251-X
  • Hanns Hubach, M. Quast: Kurpfälzisches Skizzenbuch. Ansichten Heidelbergs und der Kurpfalz um 1600, Braus, Heidelberg 1996.
  • Victor Hugo: Heidelberg. Frankfurt am Main: Societäts-Verlag, 2003. ISBN 3797308256
  • Julius Koch, Fritz Seitz (Hg.): Das Heidelberger Schloß. Mit Genehmigung des Großherzoglich Badischen Ministeriums der Finanzen, 2 Bde., Arnold Bergsträsser, Darmstadt 1887 u. 1891.
  • Karl Kölmel: Heidelberger Schloss-Führer. Brausdruck, 1956. ISBN B0000BKBI8
  • Mittelalter. Schloss Heidelberg und die Pfalzgrafschaft bei Rhein bis zur Reformationszeit, Schnell & Steiner, Regensburg 2002.
  • Mittheilungen des Heidelberger Schloßvereins, 7 Bde., 1886-1936.
  • Elmar Mittler (Hg.) Heidelberg - Geschichte und Gestalt, Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 1996.
  • Adolf von Oechelhäuser: Das Heidelberger Schloss, Verlag Brigitte Guderjahn, Heidelberg 9. Aufl. 1998 (unveränderter Nachdruck der 8. Aufl. von 1987, bearb. von Joachim Göricke).
  • Adolf von Oechelhäuser (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg (Kreis Heidelberg) (= Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden, Bd. 8, Abt. 2), Mohr, Tübingen 1913.
  • Marc Rosenberg: Quellen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses, Heidelberg 1882.
  • Franz Schlechter, Hanns Hubach, Volker Sellin: Heidelberg. Das Schloß. Umschau Buchverlag, 2001. ISBN 3894661445
  • Matthias Wallner und Heike Werner: Architektur und Geschichte in Deutschland. S. 66-67, München 2006, ISBN 3-9809471-1-4
  • Gerhard Walther: Der Heidelberger Schlossgarten. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 1990. ISBN 3825370119
  • Wolfgang Wiese, Karin Stober: Schloss Heidelberg. Deutscher Kunstverlag, 2005. ISBN 3422031073
  • Adolf Zeller: Das Heidelberger Schloß. Werden, Zerfall und Zukunft. In zwölf Vorträgen, G. Braun, Karlsruhe 1905.

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Category:Heidelberger Schloss – Bilder, Videos und/oder Audiodateien


Koordinaten: 49.41° N 8.716° O

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