Gilles Aillaud
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Gilles Aillaud [ˈʒil a'joː] (* 1928 in Paris als Sohn des Architekten Emile Aillaud; † 24. März 2005 in Paris) war ein französischer Maler und Bühnenbildner, der auch zwei Theaterstücke (Vermeer et Spinoza und Le masque de Robespierre) und kunstwissenschaftliche Essays (u.a. über Vermeer) verfasst hat.
Gilles Aillaud galt als bedeutendster französischer Vertreter der nicht nennenswert unterschiedlichen Gattungen Nouvelle Figuration und Figuration narrative. Er begann bereits während seiner Schulzeit zu malen, widmete sich aber zunächst dem Studium der Philosophie. 1949 nahm er die Malerei wieder auf und fand sehr rasch zu seinen zwei Lieblingsthemen: eingesperrte Tiere im Zoo oder auf dem Bauernhof und leere Strandlanschaften. Im Rahmen der Studentenaufstände 1968 drückt Aillaud seinen damaligen politischen Radikalismus dadurch aus, dass er an Ausstellungen von „antiautoritärer Kunst“ und Aufführungen von anti-amerikanischen Theaterstücken teilnimmt. Seine erste international bedeutende Werkschau fand 1971 im Musée d'Art moderne de la Ville de Paris statt. Aillaud erlebte großangelegte Retrospektiven seiner Werke in Städten wie Venedig (1976) Madrid (1991) und Peking (1998). Die erste große Ausstellung seiner Werke in Deutschland fand unmittelbar nach seinem Tod in Halle (Saale) statt.
Gilles Aillauds Gemälde und Grafik zeichnen sich durch ihre makellose Kühle aus und der Art und Weise, auf die sie den Betrachter gleichzeitig, mit Hilfe der Perspektive, in das Werk hinein, und, aufgrund der Gesamtkomposition, aus dem Werk heraus halten.
Eine ausgedehnte Tätigkeit entfaltete Aillaud auch auf dem Gebiet des Bühnenbilds. Für den französischen Regisseur Jean Jourdheuil gestaltete er die Bühne zu Brechts Im Dickicht der Städte beim Theaterfestival in Avignon. 1974 gestaltete er zusammen mit Eduardo Arroyo das Aufsehen erregende Bühnenbild für die von Klaus Michael Grüber an der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz inszenierten Bakchen von Euripides. In den 30 Jahren bis zu seinem Tod betätigte sich Aillaud an vielen bedeutenden Bühnen Europas, vor allem für Inszenierungen von Grüber (u. a. Goethes Faust, Berlin 1982; Berenice, Comédie Française, Paris 1984; Büchners Dantons Tod, Nanterre 1989; Schönbergs Erwartung, Theatre de la Monnaie, Brüssel 1991; Mozarts Idomeneo, Opernhaus Zürich 2003). Einige Male arbeitete Aillaud auch mit Jourdheuil sowie Luc Bondy (u. a. Handkes Die Stunde, da wir nichts von einander wussten, Berlin und Paris 1994; Verdis Don Carlos, Theatre du Chatelet, Paris 1996; Tschechows Die Möwe, Wiener Burgtheater 1999, gezeigt im Akademietheater). Aillauds letzte Arbeit als Bühnenbildner entstand 2005 für die Wiener Festwochen (Tagebuch eines Verschollenen von Leoš Janáček, Regie Grüber).
[Bearbeiten] Weblinks
- Exzellente Vorstellung der Werke und der Welt Aillauds zu Anlaß der Ausstellung in der Hallenser Kunsthalle.
- Fotos zu der von Aillaud bühnenbildnerisch betreuten Grüber-Inszenierung La medesima strada im Archiv des Piccolo Teatro
Personendaten | |
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NAME | Aillaud, Gilles |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Maler, Bühnenbildner und -Autor |
GEBURTSDATUM | 1928 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 2005 |
STERBEORT | Paris |