Ghul
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Ghul (nach englischer Transkription auch Ghoul) erscheint in verschiedenen mythologischen und literarischen Formen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Persisch-arabischer Kulturkreis
Der Ghul ist im persisch-arabischen Kulturkreis ein gefährlicher, menschenfressender und bösartiger Dämon. Er ist den Dschinnen ähnlich, von denen allerdings manche auch gutartig sein können. Ein Ghul kann in verschiedene Gestalten schlüpfen, aber seine Eselsbeine nicht ablegen. Dies entspricht der Figur des abendländischen Teufels mit dem Bocks- oder Pferdefuß. Sein weibliches Gegenstück wird Ghula genannt. Sie lockt Reisende in der Wüste vom Weg ab und verschlingt sie. In zahlreichen Mythen und Märchen, vor allem auch in den Erzählungen aus Tausendundeine Nacht spielen Ghule eine Rolle.
[Bearbeiten] Europa
In der klassischen europäischen Literatur und Mythologie ist der menschen- und leichenfressende Ghul im eigentlichen Sinn nicht anzutreffen. Erst nach der Veröffentlichung der Erzählungen aus Tausendundeine Nacht wird der Name in Europa zum Begriff und erst in den Schauerromanen des amerikanischen Schriftstellers H. P. Lovecraft, der stark durch diese Sammlung von Erzählungen beeinflusst wurde, erscheinen im 20. Jahrhundert Ghule. In Lovecrafts Werken haben sie hundeähnliche Gesichtszüge und leben unterirdisch in der Nähe von Friedhöfen in Gemeinschaften zusammen.
[Bearbeiten] Ferner Osten
Leichenfressende Wesen sind auch in der Folklore des fernen Ostens, beispielsweise in Japan und den Philippinen bekannt. Dort gibt es Erzählungen über seltsame Geräusche, die in der Nähe von Gräbern zu hören sein sollen.
[Bearbeiten] Moderne Varianten
In manchen modernen Darstellungen erscheinen Ghule als untote Zauberer, die dieses Schicksal in Kauf nehmen, um ihre Studien fortzusetzen. Die meisten von ihnen werden als verrückt und bösartig beschrieben.
In modernen Vampirgeschichten werden die persönlichen Sklaven von Vampiren als Ghule bezeichnet. Diese werden als abhängig von ihren vampirischen Herren und mit übermenschlichen Kräften ausgestattet dargestellt.
Weiterhin treten Ghule häufig als leichenfressende Dämonen in Horror- oder Grusel-Heftromanen auf, wo sie meist als schleimig und Verwesungsgestank absondernd beschrieben werden. So beinhalten Serien wie Geisterjäger John Sinclair oder Professor Zamorra in vielen Romanen den Kampf gegen Ghule. In Larry Nivens Ringwelt spielen Ghule eine nicht negativ besetzte Rolle als eine Art Dienstleister an den anderen Spezies.
[Bearbeiten] Computerspiele
In Computerspielen wird Ghul gelegentlich als Bezeichnung genutzt. Eine untote Kampfeinheit heißt beispielsweise in WarCraft 3 Ghul. Diese werden dort in Gruften gezüchtet und können sich durch den Verzehr von Leichen schnell wieder regenerieren.
Im Computerspiel Fallout und seinem Nachfolger Fallout 2, beide angesiedelt nach einem nuklearen Weltkrieg, tauchen Ghule als eigentlich freundliche Mutationen von Menschen auf. Diese sind durch die radioaktive Strahlung unsterblich und sehr hässlich geworden und leben in kleinen Siedlungen, selten auch mit "normalen" Menschen zusammen, werden von den meisten Menschen jedoch gefürchtet.
In World of Warcraft, einem MMORPG, sind Ghuls stets feindliche untote Figuren, die sich in der Nähe von Massengräbern oder Friedhöfen herumtreiben. Die Seele des ursprünglichen Menschen ist in dem Körper des Ghuls gefangen und erst erlöst, wenn der Ghul vernichtet worden ist.
[Bearbeiten] Rollenspiele
In Fantasy-Rollenspielen tauchen Ghule ebenfalls häufig als zu überwindende Gegner auf und haben meist die Gemeinsamkeit, sich von Leichen zu ernähren. Im System von Dungeons & Dragons werden sie als untote Wesen angesehen. In der Welt des Spieles Das Schwarze Auge handelt es sich bei Ghulen um durch einen Biss verwandelte, beim Science Fiction Rollenspiel Shadowrun durch einen Virus erkrankte Menschen, die sich daraufhin in ein solches Wesen verwandeln.
[Bearbeiten] Siehe auch
William Hope Hodgson, Wolfgang Hohlbein, Lamien, Formwandler
[Bearbeiten] Literatur
- Tausendundeine Nacht, erschienen bei C.H. Beck in der Übersetzung von Claudia Ott (ISBN 3-406-51680-7)