Gesine Schwan
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Gesine Schwan (* 22. Mai 1943 in Berlin) ist eine deutsche Politikwissenschaftlerin. Sie ist SPD-Mitglied und Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Der breiten Öffentlichkeit wurde sie durch ihre Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten 2004 bekannt.
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[Bearbeiten] Lebenslauf
Gesine Schwan wuchs als Tochter eines späteren Oberschulrats in Berlin-Reinickendorf auf. Sie stammt aus einem sozial engagierten Elternhaus, das im Nationalsozialismus zu protestantischen und sozialistischen Widerstandskreisen gehörte; so hatten ihre Eltern im letzten Kriegsjahr ein jüdisches Mädchen versteckt. Die Familie setzte sich nach dem Krieg für die Freundschaft mit Polen ein.
Gesine Schwan ist verwitwet und Mutter zweier Kinder. Ihr erster Ehemann, der konservative Politikwissenschafter Alexander Schwan, mit dem sie teilweise gemeinsam publizierte, verstarb 1989. Sie hatte ihn als Studentin am Otto-Suhr-Institut kennengelernt, an dem er lehrte. Seit dem 3. September 2004 ist sie mit Peter Eigen verheiratet, dem Gründer der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International. Ihre Hobbys gab sie 1999 mit Theater, Musik und Skilaufen an.
Am 28. November 2004 erhielt Gesine Schwan den mit 20.000 Euro dotierten Marion-Dönhoff-Preis für ihren Beitrag zur Völkerverständigung.
Gesine Schwan ist seit April 2005 Schirmherrin der Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V., einem ehrenamtlich arbeitenden studentischen Verein, der den Austausch von jungen Menschen aus Polen, Tschechien, Belarus (Weißrussland) und Deutschland ermöglicht. Seit September 2005 ist sie Schirmherrin von Girls' Hope e. V., einer Hilfsorganisation, die die Schulbildung junger Mädchen in Kenia fördert. Seit April 2006 sitzt sie im Kuratorium des Europäischen Jugendparlaments in Deutschland e. V..
Am 20. Mai 2006 wurde sie für ihre Verdienste um Polen mit dem Sankt-Stanislaus-Orden ausgezeichnet.
[Bearbeiten] Akademische Karriere
Sie besuchte bis zu ihrem Abitur das Französische Gymnasium Berlin im westlichen Teil von Berlin und studierte ab 1962 Romanistik, Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft in Berlin und Freiburg im Breisgau. Ihre Studienaufenthalte waren Warschau und Krakau mit einer Promotion als Abschluss. Beeinflusst durch die Studentenbewegung Ende der 60er-Jahre trat sie 1970 in die SPD ein.
Ab 1977 lehrte sie als Professorin für Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. Ihre Schwerpunkte sind politische Theorien von Sozialismus und Marxismus sowie Philosophie. Zur selben Zeit wirkte sie als Mitglied der SPD-Grundwertekommission an der Ausarbeitung von Grundsatzpapieren mit. Im Zuge ihrer Lehrtätigkeit war sie im Jahr 1980 für zwölf Monate in Washington, D.C., USA, tätig. Weitere Dozententätigkeiten in New York und Cambridge folgten.
Im Oktober 2006 wurde ihr in Florenz der Ehrendoktortitel verliehen.
[Bearbeiten] Politische Laufbahn
Zu Beginn der 80er Jahre trat die bekennende Katholikin und streitbare Antikommunistin für den NATO-Doppelbeschluss ein. Im September 1984 wurde sie aus der SPD-Grundwertekommission abgewählt, da sie die laxe Art und Weise kritisierte, wie die SPD mit kommunistischen Regimen umging. Sie vertrat damals auch eine andere Position als Willy Brandt, der ihrer Meinung nach nicht dem damaligen Trend entgegentrat, den Gegensatz zwischen Demokratie und Diktatur als reine Theorie zu bagatellisieren. 1996, also erst zwölf Jahre später, wurde sie von der SPD rehabilitiert und wieder in das Gremium aufgenommen. Von 1985 bis 1987 war sie Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft.
Im Jahre 1993 wurde ihr das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Am 13. September 1999 verlieh ihr der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen die Urania-Medaille für ihre Verdienste um die Volks- und Erwachsenenbildung.
Seit 1. Oktober 1999 ist sie Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Ihre Wahl fand gut zwei Monate vorher am 22. Juli 1999 durch den Akademischen Senat des Hochschulrats Brandenburg statt, nachdem sie einige Monate zuvor bei den Präsidentschaftswahlen der Freien Universität Berlin ihrem Gegenkandidaten Peter Gaehtgens unterlag.
Am 16. Januar 2004 bezeichnete sie die aktuelle Diskussion zum Thema Elite-Universitäten in Deutschland in einem Interview mit dem DeutschlandRadio Berlin als kurzsichtig.
[Bearbeiten] Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten 2004
Am 4. März 2004 wurde sie gemeinsam von SPD und Bündnis 90/Die Grünen für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen. Sie trat damit am 23. Mai gegen Horst Köhler, den Kandidaten von CDU, CSU und FDP an.
Siehe auch Bundespräsidentenwahl 2004
[Bearbeiten] Wichtige politische Aussagen der Kandidatin
Gegenüber 3sat sprach sich Schwan dagegen aus, das Staatsoberhaupt politisch aufzuwerten. Der Unterschied zwischen Kanzler und Kabinett einerseits und dem Präsidenten andererseits sei sehr gut durchdacht. Der Amtsinhaber habe vor allem über moralische Fragen nachzudenken und Vorschläge zu machen.
[Bearbeiten] Themenschwerpunkte im Fall ihrer Wahl
Gesine Schwan wollte sich im Falle ihrer Wahl vorrangig für Bildung und Erziehung einsetzen. In einer immer unübersichtlicher werdenden Welt müssten die Menschen mehr Fähigkeiten entwickeln, diese Welt zu verstehen. Sie hob als Schwerpunkt auch hervor, dass sie wieder mehr Vertrauen schaffen wolle.
[Bearbeiten] Bundespräsidentenwahl am 23. Mai 2004
Schwan unterlag bei der Wahl zum Bundespräsidenten Horst Köhler wie erwartet bereits im ersten Wahlgang. Horst Köhler erhielt mit 604 auf ihn abgegebenen Stimmen eine Stimme mehr, als für die absolute Mehrheit erforderlich war. Schwan erhielt jedoch mit 589 Stimmen auch mindestens 10 Stimmen aus dem Lager von CDU/CSU und FDP und erzielte damit einen Achtungserfolg.
Gesine Schwan hat mit ihrer Kandidatur an Profil und Beachtung gewonnen. Alle Parteien lobten geschlossen ihre intelligent und rhetorisch überzeugend geführte Bewerbung.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Gesine Schwan im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Stellungnahme von Gesine Schwan zur Nominierung zur Bundespräsidentin
- Dokumentation: Theodor-Heuss-Gedächtnis-Vorlesung 2005: "Politik und Vertrauen" von Gesine Schwan, O-Ton und Text bei radio-luma.net
- Interview zur Präsidentschaftswahl der FU-Berlin
- Gesine Schwan: Ohne Vertrauen verkümmert die Demokratie
Personendaten | |
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NAME | Schwan, Gesine |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Politikwissenschaftlerin |
GEBURTSDATUM | 22. Mai 1943 |
GEBURTSORT | Berlin |