Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions George Tabori - Wikipedia

George Tabori

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George Tabori (* 24. Mai 1914 in Budapest) ist ein britischer Theaterautor und Regisseur ungarischer Herkunft. Tabori lebt und arbeitet zur Zeit in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biographie

[Bearbeiten] Jugendzeit

Tabori wurde als zweiter Sohn des Journalisten, Schriftstellers und Hobbyhistorikers Cornelius Tabori (1879–1944) und seiner Ehefrau Elsa (1889–1963) in Budapest geboren. Da sein Vater der Ansicht war, dass es in Ungarn mehr Schreibende als Leser gäbe, sollte sein Sohn George trotz erkennbarer Begabung einer soliden Form des Gelderwerbs nachgehen. Er fuhr mit ihm nach seiner Matura nach Berlin im Oktober 1932. Dort begann George Tabori ein halbes Jahr lang eine Hotelierslehre zuerst im Hotel Adlon und dann im Hotel Hessler in Dresden. Wegen seiner jüdischen Herkunft musste er 1933 NS-Deutschland verlassen. Zunächst ging er nach Wien und Prag und emigrierte 1936 nach London zu seinem älteren Bruder Paul, wo er wie sein Vater nun doch als Journalist und Übersetzer arbeitete. Von 1939 bis 1941 ging er als Auslandskorrespondent nach Sofia, Bulgarien und Istanbul, Türkei. Später wird Tabori diesen Lebensabschnitt nur mit Schuldgefühlen zu seinen glücklichsten Episoden zählen.

[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs erhielt Tabori 1941 die britische Staatsbürgerschaft. Er arbeitete von da ab bis 1943 als Kriegsberichterstatter und nebenbei auch als Offizier des Nachrichtendienstes der britischen Armee im Nahen Osten. Dazu musste er in Istanbul einen Selbstmord mit Abschiedsbrief vortäuschen und nahm den Tarnnamen Turner an. Zwar bat er seine Eltern telefonisch von Istanbul aus zur Ausreise, doch konnte er sie nicht zur Emigration bewegen. Sein Vater wurde 1944 in Auschwitz vergast, seine Mutter Elsa konnte durch einen unwahrscheinlichen Glücksfall der Deportation nach Auschwitz entkommen. Darüber handelt seine später verfilmte Erzählung „Mutters Courage“. Auch sein Bruder Paul blieb von den Verfolgungen verschont und starb in den siebziger Jahren in London an einem Herzinfarkt. 1943 kehrte er wieder nach London zurück und blieb dort bis 1947, nun konnte er auch beim BBC als Übersetzer und Journalist arbeiten. In dieser Zeit entstand sein erster Roman „Beneath the stone“ (1945), weitere Romane folgten.

[Bearbeiten] Amerika

1947 reiste er in die USA mit der anfänglichen Absicht, nur für drei Monate zu bleiben. Doch daraus sollten über zwanzig Jahre werden. Zunächst lebte und arbeitete Tabori in Hollywood als Drehbuch- und Bühnenautor und knüpfte vor allem Kontakte zu deutschen Exilanten wie Bertolt Brecht, Thomas Mann, Lion Feuchtwanger u.a.

Er schrieb Drehbücher für Alfred Hitchcock, Joseph Losey und Anatole Litvak. Die Zusammenarbeit mit Hitchcock war ihm wegen dessen großer Genauigkeit eine Qual trotz angenehmer Begleitumstände, sodass es ihm „Hitch“ nie verzieh, dass Tabori danach seines Weges zog. Auch Tabori machte sich „unamerikanischer Aktivitäten“ verdächtig und gelangte 1952 während der McCarthy-Ära auf die "Schwarze Liste". Das hatte er seinem Freund Elia Kazan zu verdanken, worauf sie sich fünf Jahre lang nicht mehr sprachen [1]. Wie viele andere Intellektuelle zog es ihn auch wegen des McCarthyismus zum weltoffenen New York, wo er u.a. mit Lee Strasberg in dessen Actors Studio arbeitete. Daneben übersetzte er auch Werke von Bertolt Brecht und Max Frisch. In New York trafen sich Kazan und Tabori zufällig wieder und näherten sich einander, doch sollte es nicht mehr zu einer Zusammenarbeit kommen. Tabori bekannte, viel von Kazan gelernt zu haben, insbesondere seine freundliche Einstellung zu den Schauspielern. 1955 führte er selbst zum ersten Male im Theater die Regie. „Die meisten Sachen, die da zu sehen sind, kommen von den Schauspielern. Ich habe auf ihre Einfälle nur reagiert.“ [2].

[Bearbeiten] Europa

1969 kam Tabori nach Europa, zunächst London und übersiedelte 1971 schließlich ganz nach Deutschland aufgrund eines DAAD-Stipendiums. 1975 gründete er das "Bremer Theaterlabor" und leitete es bis 1978, danach zog er nach München um, wo er mit seiner Truppe an den Kammerspielen u. a. theaterhistorisch relevante Inszenierungen von Becketts "Warten auf Godot" und Euripides’ "Medea" (unter dem Titel "M") vorlegte. Seine erste Oper inszenierte er 1986 an der Kammeroper in Wien (Der Bajazzo von Leoncavallo). Von 1987 bis 1990 leitete er in Wien das Theater "Der Kreis", das seiner Maxime, lieber "in Katakomben als in Kathedralen" zu arbeiten weitestgehend entsprach. Das Modell scheiterte jedoch bald an mangelnder Organisation. Tabori wechselte daraufhin an das von Claus Peymann geleitete Burgtheater, wo er den eigentlichen Höhepunkt seiner Karriere erlebte. Seine Inszenierung von Shakespeares Othello in der gerühmten Besetzung Gert Voss (Othello) und Ignaz Kirchner (Jago) setzte Maßstäbe. Nicht minder berühmt wurden Taboris eigene Stücke „Mein Kampf“, „Goldberg Variationen“, „Requiem für einen Spion“, „Weisman und Rotgesicht“ oder „Ballade vom Wiener Schnitzel“, die sich in satirischer Form mit Taboris jüdischer Identität auseinandersetzen und in der Regie des Autors triumphal am Akademietheater herauskamen, dem kleinen Haus des Burgtheaters. Seit 1999 arbeitet er am Berliner Ensemble, da ihm Peymanns Nachfolger Klaus Bachler zu spät ein Angebot unterbreitete. Oft bedauert Tabori seinen Weggang aus Wien, das er wegen der Liebe des Publikums und der Nähe zu Ungarn vermisst. Im Oktober 2006 wurde er in Österreich mit dem "Großen Goldenen Ehrenzeichen mit Stern" von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer ausgezeichnet.

[Bearbeiten] Familie

Vier Mal war Tabori verheiratet, „was für mein Alter nicht besonders viel ist.“ [3] In Jerusalem vermählte er sich 1942 mit Hannah Freund, 1954 trennte sich das Paar. Seine zweite Ehe führte er mit der schwedischen Schauspielerin Viveca Lindfors von 1954 bis 1972. Die Trennung erfolgte nach Angaben Taboris wegen seiner Theaterarbeit in Berlin. Lindfors und die drei Kinder John, Christopher und Lena, deren Vater er nicht ist, blieben in New York. Von 1976 bis 1984 war Tabori mit Ursula Grützmacher verheiratet. 1986 wurde die Schauspielerin Ursula Höpfner seine heutige Ehefrau, die er „am meisten von allen Menschen in meinem Leben“ liebt.

[Bearbeiten] Zitate

Was ich immer erzählen muss, immer sagen muss: dass ich keine Heimat habe, dass ich ein Fremder bin, und das meine ich nicht pathetisch sondern als gute Sache. Weil ein Schriftsteller, nach meinem Geschmack, muss ein Fremder sein.

George Tabori, Deutschlandfunk, 23. Oktober 2002 [4]

Heute habe ich akzeptiert, daß ich nirgendwo zu Hause bin und überall zu Hause sein kann. Das ist nicht die schlimmste Lage für einen Schriftsteller.

George Tabori, taz, 24. Mai 1994 [5]

[Bearbeiten] Wichtige Werke (Theaterstücke)

Tabori hat in seinem Leben knapp 30 Theaterstücke geschrieben, viele davon beschäftigen sich mit dem Tod auf eine grell-brutale, komische Weise und sind von einem absurdem Surrealismus geprägt.

  • Die Kannibalen (1969)
  • Sigmunds Freude (1975)
  • Talk Show (1976)
  • Mutters Courage (1979)
  • Jubiläum (1983)
  • Peepshow (1984)
  • Schuldig geboren (1987)
  • Mein Kampf (1987)
  • Weisman und Rotgesicht (1990)
  • Der Babylon-Blues (1991)
  • Goldberg-Variationen (1991)
  • Requiem für einen Spion (1993)
  • Die 25. Stunde (1994)
  • Die Massenmörderin und ihre Freunde (1995)
  • Die Ballade vom Wiener Schnitzel (1996)
  • Letzte Nacht im September (1997)
  • Die Brecht-Akte (1999)

Alle Theaterstücke (bis auf "Kannibalen" und "Pinkville" ) wurden von Ursula Grützmacher-Tabori übersetzt.

[Bearbeiten] Wichtige Inszenierungen eigener Werke

  • Die Kannibalen (Europäische Erstaufführung: 13. Dezember 1969, Schiller-Theater-Werkstatt, Berlin; Regie: George Tabori und Martin Fried; Übersetzung: Peter Sandberg)
  • Mutters Courage (Uraufführung: 17. Mai 1979, Kammerspiele München)
  • Der Voyeur (Uraufführung: 15. Mai 1982, Spiegelzelt, Berliner Festwochen)
  • Jubiläum (Uraufführung: 31. Januar 1983, Schauspielhaus, Bochum)
  • Mein Kampf. Farce (Uraufführung: 6. Mai 1987, Akademietheater (Wien); Übersetzung: Ursula Grützmacher-Tabori)
  • Schuldig geboren (nach Interviews von Peter Sichrovsky; Uraufführung 19. September 1987, Theater Der Kreis, Wien)
  • Masada (nach "Der Jüdische Krieg" von Flavius Josephus; Uraufführung: 25. Oktober 1988, Steirischer Herbst, Graz; ab dem 7. November 1988 im Theater Der Kreis, Wien; Bearbeitung von George Tabori und Ursula Voss)
  • Weisman und Rotgesicht. Ein jüdischer Western (Uraufführung: 23. März 1990, Akademietheater Wien)
  • Goldberg-Variationen (Uraufführung: 22. Juni 1991, Akademietheater, Wien)
  • Nathans Tod (Uraufführung: 14. November 1991, Wolfenbüttel)
  • Requiem für einen Spion (Uraufführung: 17. Juni 1993, Akademietheater Wien)
  • Die Massenmörderin und ihre Freunde (Uraufführung: 11. Juni 1995), Akademietheater Wien)
  • Die Ballade vom Wiener Schnitzel (Uraufführung: 29. März 1996), Akademietheater Wien)

[Bearbeiten] Werke

„Aber alle meine Texte erzählen eine Begegnung zwischen zwei Männern. Das ist mir erst jetzt klar. Das hat etwas mit meinem Leben zu tun.“ [1]

  • 1945: Beneath the stone (the scorpion). Roman. Boston u.a.: Houghton Mifflin, 225 S.
wiederveröffentlicht unter: Das Opfer. Roman. Hrsg. und mit einem Nachw. von Wend Kässens. Aus dem Engl. von Ursula Grützmacher-Tabori (Beneath the stone the scorpion). Göttingen: Steidl 2004, 284 S. ISBN 3-88243-988-2
  • 1959: Die Reise. Roman. (The journey). Übersetzt v. Inge Marten. Würzburg, Wien: Zettner, 178 S., 8 Taf.
  • 1981: Unterammergau oder Die guten Deutschen
  • 1994: George Tabori. Dem Gedächtnis, der Trauer und dem Lachen gewidmet. Portraits. Hrsg. von Andrea Welker. Beiträge von Peter Zadek, Wolf Wondratschek, Jochen Winter. Wien [u.a.]: Bibliothek der Provinz, 353 S., Ill. ISBN 3-85252-012-6
  • 2002: Autodafé. Erinnerungen. Aus dem Amerikan. von Ursula Grützmacher-Tabori. Berlin: Wagenbach, 95 S. ISBN 3-8031-3174-X
- Rezension, Deutschlandfunk, 23. Oktober 2002, FAZ, FR und Zeit
- Autodafé. Der Autor erzählt aus seinem Leben. Berlin: Wagenbach, Audio-CD, ca. 70 Min. ISBN 3-8031-4073-0
  • 2002: Meine Kämpfe. Berlin: Wagenbach, 160 S. ISBN 3-8031-2449-2
  • 2003: Son of a bitch. Roman eines Stadtneurotikers. Aus dem amerikan. Engl. von Ursula Grützmacher-Tabori. Berlin, Wagenbach, 91 S. ISBN 3-8031-2482-4
  • Ich versteh' nix Deutsch. Ein Manuskript. Zum 89. Geburtstag von George Tabori anlässlich der Festveranstaltung am 18. Mai 2003 in der Akademie der Künste zu Berlin. Wien, Linz: Bibliothek der Provinz. Verlag für Literatur, Kunst und Musikalien, Geb., 26 S. ISBN 3-901862-10-2
  • 2004: Ein guter Mord. Roman. Aus dem Engl. von Ursula Grützmacher-Tabori. Göttingen, Steidl, 216 S. ISBN 3-86521-114-3
  • 2004: Gefährten zur linken Hand. Roman. Aus dem Engl. von Ursula Grützmacher-Tabori. Hrsg. und mit einem Nachw. von Wend Kässens. Göttingen: Steidl, 331 S. ISBN 3-88243-992-0
  • 2004: Tod in Port Aarif. Roman. Hrsg. und mit Nachwort von Wend Kässens. Aus dem Engl. übers. von Ursula Grützmacher-Tabori. Göttingen: Steidl, 341 S. ISBN 3882439904
  • 2004: Der Spielmacher. Gespräche mit George Tabori. Hrsg. und mit einem Vorwort von Wend Kässens. Berlin: Wagenbach 158 S., Ill. ISBN 3-8031-3613-X
  • 2004: Exodos. Fortgesetzte Erinnerungen. Berlin: Wagenbach, 96 S.

[Bearbeiten] Literatur

  • Feinberg, Anat: George Tabori, Stuttgart, Deutscher Taschenbuch Verlag 2003, mit Abb., ISBN 3-423-31067-7   - Rezension von literaturhaus.at
  • Guerrero, Chantal: George Tabori im Spiegel der deutschsprachigen Kritik, Köln: Teiresias 1999, 130 S., ISBN 3-9805860-9-X
  • Ohngemach, Gundula: George Tabori. Regie im Theater, Frankfurt a.M., Fischer TB 1993, ISBN 3-596-27128-2

[Bearbeiten] Quellen

  1. George Tabori: „Der Flug nach Ägypten“, Die Zeit, Nr. 41, 2. Oktober 2003
  2. „Der Flug nach Ägypten“, Die Zeit, Nr. 41, 2. Oktober 2003
  3. Armgard Seegers: „Ein Leben auf der Durchreise“, Hamburger Abendblatt, 24. Mai 2004
  4. „Autodafé. Erinnerungen“, Deutschlandfunk, 23. Oktober 2002
  5. George Tabori über Neonazis und Glück des Alters, taz, 24. Mai 1994

[Bearbeiten] Filmographie

  •  »Zeugen des Jahrhunderts«. George Tabori im Gespräch mit Peter von Becker, Gespräch 1991, Produktion: ZDF
  •  »Wortwechsel«. Die Wunde erkennt immer das Messer. Martin-Jochen Schulz interviewt George Tabori. 1992, 43 Min., Produktion: Südwestfunk
  • Tabori in Auschwitz, Dokumentarfilm, 1994, 27 Min., Regie und Buch: Günter Schilhan, mit George Tabori, Musik: Max Bruch, John Williams, Produktion: Thomas Meczner, Österreichisches Fernsehen, 3sat
  • Mutters Courage. 1994/95, Regie: Michael Verhoeven, Drehbuch: Michael Verhoeven und George Tabori, Verlag: Kinowelt Home Entertainment, Leipzig
- Rezension, SZ, 22. Februar 1996
  • Tabori - Theater ist mein Leben. Filmportrait, 1999, 43 Min., Regie und Buch: Michael Verhoeven, Musik: Stanley Warden, Produktion: WDR
  • George Tabori. Der Schriftsteller als Fremder, Reportage, 44 Min., Regie: Eberhard Görner, Produktion: ORF, Erstausstrahlung: 26. März 2006

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Weblinks

Artikel

Interviews

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