Peter Zadek
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Peter Zadek (* 19. Mai 1926 in Berlin) ist ein deutscher Regisseur.
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[Bearbeiten] Leben
Peter Zadek wurde geboren als Sohn einer gutbürgerlichen unorthodox-jüdischen Familie in Berlin und emigrierte 1933 mit der Familie nach London und nach Beginn des Bombenkrieges ins ruhigere Oxford. Während der Ausbildung zum Lehrer kommt er in Kontakt mit einem Amateurtheater, was in ihm den Wunsch erweckt Regisseur zu werden. Er beginnt eine Regieausbildung in London und mit 21 Jahren hat seine erste Inszenierung von Oscar Wildes Salome in London Premiere. Nach dem Studium beginnt er an zahlreichen Theatern in der britischen Provinz zu inszenieren. Im walisischen Swansea und Pontypridd hat er Engagements als Regisseur mit der Verpflichtung, wöchentlich eine neue Inszenierung heraus zu bringen. 1958 erhält er eine Einladung des Theaters am Dom Köln und reist zum ersten Mal nach seiner Emigration wieder nach Deutschland. Dort lernt er den deutschen Regisseur und Theaterleiter Kurt Hübner kennen, der ihn nach Ulm holt und später mit ihm in Bremen in den 60er Jahren für Furore sorgt mit dem so genannten Bremer Stil, der vor allem durch die wilden Inszenierungen Zadeks und die Bühnenbilder des Malers Wilfried Minks geprägt wurde. Mit Minks arbeitete Zadek seit seiner Zeit in Ulm zusammen.
In Ulm sorgt seine erste Inszenierung von Shakespeares Der Kaufmann von Venedig für Aufsehen, da aufgrund der negativen Darstellung des Juden Shylock dem Juden Zadek Antisemitismus vorgeworfen wurde. Zadek entgegnet den Vorwürfen: „Solange die Deutschen nicht die schlechten Seiten von Juden aussprechen, haben sie nicht begonnen, sich mit ihrem Antisemitismus auseinanderzusetzen.“
Die herausragenden Arbeiten unter Kurt Hübner in Bremen sind seine Inszenierungen Frühlings Erwachen von Frank Wedekind und Die Räuber von Friedrich Schiller, die den Geist und die revolutionäre Atmosphäre von 1968 bereits vorwegnehmen. Neben Peter Zadek arbeitet auch der junge Peter Stein als Regisseur in Bremen und so wird dieses kleine Theater zu einem der wichtigsten Theater seiner Zeit in Deutschland.
Die Erfolge in Bremen führten zu seiner ersten Intendanz am Schauspielhaus Bochum von 1972 bis 1979. Hier begann seine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Protaganisten seiner spektakulärsten Inszenierungen: Ulrich Wildgruber. Wildgruber war bis zu seinem Tode in allen großen Shakespeare-Rollen unter Zadeks Regie zu sehen. Es zeigte sich aber auch, dass Zadek mit der Führung eines Theaters und den damit verbundenen bürokratischen Tätigkeiten überfordert war und ließ sich erst nach langjähriger Tätigkeit als freier Regisseur 1985 wieder auf das Abenteuer Intendanz am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg bis 1989 ein. In Bochum brachte er seine zweite Interpretation vom Kaufmann von Venedig, dem 1988 noch eine dritte am Wiener Burgtheater – Zadeks Debüt an diesem Theater – folgte, heraus und kreierte eine in Deutschland neue Form der Theaterrevue. Seit 1990 ist Peter Zadek an allen großen deutschsprachigen Bühnen als freier Regisseur tätig. Seine Inszenierungen stoßen immer wieder auf fast kultartige Zustimmung sowie auf inbrünstige Ablehnung. Zadek verstieß in seinen Inszenierungen immer wieder gegen gesellschaftliche Konventionen und Theaterkonventionen. Er arbeitete häufig experimentell und somit ist er immer überraschend. Ein Schwerpunkt ist jedoch immer wieder die Psychologie der Figuren, für die er den Schauspielern viel abverlangt. Zuletzt zu begutachten war er am Berliner Ensemble mit seiner Sichtweise des Peer Gynt von Henrik Ibsen (2004).
Außerhalb seiner Theaterarbeit hat er sich bisher zweimal an Kinofilme herangewagt: 1969 Ich bin ein Elefant, Madame und 1983 Die wilden Fünfziger nach dem Roman Hurra, wir leben noch von Johannes Mario Simmel.
Zadek erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen und wurde mehrfach von den Kritikern von Theater heute zum Regisseur des Jahres gewählt. 2002 wurde ihm das deutsche Bundesverdienstkreuz verliehen. 2006 erhielt er die Medaille für Kunst und Wissenschaft der Stadt Hamburg.
Privat ist Peter Zadek seit 1980 mit der Schriftstellerin und Übersetzerin Elisabeth Plessen liiert, die unter anderem für ihn neue Übersetzungen zu seinen Shakespeare-Inszenierungen beisteuerte, die dadurch eine neue Frische erhielten und wesentlichen Anteil am Erfolg der Inszenierungen hatten.
[Bearbeiten] Inszenierungen
- 1957 - Der Balkon von Jean Genet, London
- 1961 - Der Kaufmann von Venedig von William Shakespeare, Ulmer Theater
- 1965 - Frühlings Erwachen von Frank Wedekind, Bremer Theater, Bühnenbild Wilfried Minks
- 1966 - Die Räuber von Friedrich Schiller, Bremer Theater, Bühnenbild Wilfried Minks
- 1967 - Maß für Maß von William Shakespeare, Bremer Theater, Bühnenbild Wilfried Minks
- 1972 - Kleiner Mann, was nun? nach Hans Fallada, Schauspielhaus Bochum, mit Tana Schanzara u.a.
- 1973 - Die Möwe von Anton P. Tschechow, Schauspielhaus Bochum
- 1974 - König Lear von William Shakespeare, Schauspielhaus Bochum
- 1975 - Die Wildente von Henrik Ibsen, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
- 1976 - Othello von William Shakespeare, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
- 1977 - Hedda Gabler von Henrik Ibsen, Schauspielhaus Bochum
- 1977 - Hamlet von William Shakespeare, Schauspielhaus Bochum
- 1981 - Jeder stirbt für sich allein nach Hans Fallada, Schiller-Theater Berlin
- 1983 - Baumeister Solness von Henrik Ibsen, Bayerisches Staatsschauspiel München, mit Hans-Michael Rehberg, Barbara Sukowa, Paulus Manker, Annemarie Düringer u.a.
- 1984 - Yerma von Federico Garcia Lorca, Münchner Kammerspiele, mit Jutta Hoffmann
- 1984 - Ghetto von Joshua Sobol, Freie Volksbühne Berlin; Deutsches Schauspielhaus, Hamburg
- 1988 - Der Kaufmann von Venedig von William Shakespeare, Wiener Burgtheater, Bühnenbild Wilfried Minks, Musik Luciano Berio, mit Gert Voss u.a.
- 1988 - Lulu von Frank Wedekind, Deutsches Schauspielhaus Hamburg, mit Susanne Lothar, Ulrich Wildgruber, Ulrich Tukur, Uwe Bohm, Heinz Schubert, Paulus Manker, Jutta Hoffmann u.a.
- 1996 - Iwanow von Anton P. Tschechow, Burgtheater (Akademietheater), mit Gert Voss u.a.
- 1996 - Der Kirschgarten von Anton P. Tschechow, Burgtheater (Akademietheater), mit Angela Winkler, Josef Bierbichler, Ulrich Wildgruber, Hermann Lause u.a.
- 1998 - Gesäubert von Sarah Kane, Hamburger Kammerspiele
- 1999 - Hamlet von Shakespeare, Wiener Festwochen (Volkstheater), mit Angela Winkler, Ulrich Wildgruber u.a.
- 2000 - Rosmersholm von Henrik Ibsen, Burgtheater (Akademietheater), mit Gert Voss, Otto Schenk u.a. (Nestroy-Theaterpreis für die Beste Regie; plus 2 weitere Nestroys u.a. Beste deutschsprachige Aufführung)
- 2003 - Die Nacht des Leguan von Tennessee Williams, Burgtheater (Akademietheater)
- 2003 - Mutter Courage von Bertolt Brecht, Deutsches Theater Berlin
- 2004 - Peer Gynt von Henrik Ibsen, Berliner Ensemble
- 2005 - Der Totentanz von August Strindberg, Burgtheater
- 2006 - Der bittere Honig von Shelagh Delaney, St. Pauli Theater, Hamburg
[Bearbeiten] Filmographie
- 1969 - Ich bin ein Elefant, Madame - Regie: Peter Zadek
- 1972 - Van der Valk und das Mädchen - Regie: Peter Zadek
- 1983 - Die wilden Fünfziger - Regie: Peter Zadek nach Johannes Mario Simmel
- 2005 - Peter Zadek inszeniert Peer Gynt - Dokumentarfilm von Alexander Nanau
- Peter Zadek in der Internet Movie Database
[Bearbeiten] Schriften
- Das wilde Ufer. Köln: Kiepenheuer und Witsch, 1990.
- My Way. Autobiografie 1926 bis 1969. Köln: Kiepenheuer und Witsch, 1998.
- Menschen Löwen Adler Rebhühner - Theaterregie. Köln: Kiepenheuer und Witsch, 2003.
[Bearbeiten] Literatur
- Volker Canaris: Peter Zadek - Der Theatermann und Filmemacher, 1988
- Mechthild Lange: Regie im Theater - Peter Zadek, 1988
- Ivan Nagel: Kortner, Zadek, Stein, 1989
- Klaus Dermutz: Die Außenseiter-Welten des Peter Zadek, 2001
- Klaus Dermutz (Hrsg.): Peter Zadek. His Way. Henschel Verlag, 2006. ISBN 3-89487-540-2
[Bearbeiten] Weblinks
- Peter Zadek: 50 Regisseure im deutschsprachigen Theater. Seite desGoethe-Instituts
- Literatur von und über Peter Zadek im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webseite über die Zadek Schauspielerin Rosel Zech
- Peter Zadek im REGIE GUIDE
2000: Luc Bondy | 2001: Peter Zadek | 2002: Michael Schottenberg | 2003: Andrea Breth | 2004: Stephan Kimmig | 2005: Christoph Marthaler | 2006: Karin Beier
Personendaten | |
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NAME | Zadek, Peter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Regisseur |
GEBURTSDATUM | 19. Mai 1926 |
GEBURTSORT | Berlin |