Geisterstadt
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Unter Geisterstadt versteht man für gewöhnlich eine völlig aufgegebene, meist abgelegene Siedlung in Gegenden mit ehedem reichen Bodenschatzvorkommen. Nachdem die Vorkommen – etwa an Gold oder Diamanten – sich erschöpften und der Boom vorbei war, wurden diese Siedlungen häufig rasch von ihren Bewohnern wieder verlassen. Beispiele sind die alte, heute verlassene Diamantenstadt Kolmanskuppe in Namibia oder viele Ghost towns in der kalifornischen Sierra Nevada und in den goldführenden Bergbaugebieten Nevadas im Westen der Vereinigten Staaten.
Daneben gibt es „Halb-Geisterstädte“, die noch immer von wenigen Menschen bewohnt werden, die Jahrzehnte nach der Zeit des Goldrausches ungebrochen besessen sind von der Suche nach einem großen Gold- oder Silberfund, der meist ihr einziger Lebensinhalt geworden ist. Gelegentlich verdienen sie ein wenig Geld mit Touristen, mit sporadischer Statisterie bei Spielfilmen, oder sie bieten Schürf- und Gelegenheitsfunde wie rohe Halbedelsteine, wettergebleichte Tierschädel oder skurril geformte Wurzeln zum Verkauf an.
Geisterstädte konservieren oft wie Freilichtmuseen die Vergangenheit. Manchmal sind ihre Bewohner noch die einzigen Zeugen, die von der bewegten Geschichte des Ortes und seiner ehemaligen Einwohner berichten können. Einige kümmern sich sorgsam um die Bewahrung des Originalzustandes der Siedlung, obwohl sie selbst diese Zeit nicht mehr erlebt haben.
Solche Geisterstädte sind beispielsweise Bodie (Gold) und Calico (Silber) in Kalifornien, Rhyolite in Nevada (Gold), Silverton in Australien und Sewell in Chile (Kupfer).
Sonderfälle sind Städte, die aufgrund von Katastrophen geräumt wurden. Bekannteste Beispiele sind die ukrainischen Städte Prypjat und Tschornobyl (Tschernobyl), sowie weitere umliegende Orte, die 1986 durch einen GAU im Kernkraftwerk Tschernobyl (siehe Katastrophe von Tschernobyl) verstrahlt worden sind. Sie entstanden nicht durch freiwillige Abwanderung in Monaten oder Jahren, sondern durch Zwangsevakuierung der Bevölkerung innerhalb von Stunden. So auch die amerikanische Kleinstadt Centralia, die aufgrund eines unterirdischen Kohlebrands evakuiert wurde. Die Feuer brennen noch heute. Ein weiteres Beispiel ist Plymouth die ehemalige Hauptstadt der Karibikinsel Montserrat die nach einem Vulkanausbruch im Jahr 1997 aufgegeben wurde.
[Bearbeiten] Situation in Deutschland
In Deutschland sind Geisterstädte und vor allem Geisterdörfer häufig in Gebieten entstanden, die als Abbaufläche für Braunkohletagebau oder als Truppenübungsplätze vorgesehen waren, oder die in dem ehemaligen Sperrgebiet an der Deutsch-Deutschen Grenze lagen. Aber auch manche Quartiere sind nicht weit davon entfernt.
Siehe auch: Wüstung, Abgegangene, Quartiersmanagement