Flexibilisierung

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Unter Flexibilisierung versteht man grundsätzlich die Auflösung vormals festgefügter Strukturen. Zum Ende des 20. Jahrhunderts wird der Begriff zunehmend zur Beschreibung von Veränderungsprozessen in Wirtschaft und Gesellschaft verwendet. Er stellt ein Schlagwort dar, das häufig im Zusammenhang mit Reformen genannt wird.

Inhaltsverzeichnis

1 Flexibilisierung in der Wirtschaft
2 Flexibilisierung in der Gesellschaft
3 Wechselwirkung zwischen Flexibilisierung und ihren Folgen
4 Literaturverweis
5 Weblinks
6 Siehe auch

[Bearbeiten] Flexibilisierung in der Wirtschaft

In der Wirtschaft bezeichnet Flexibilisierung den Übergang von den umfassend vertraglich geregelten Arbeitsverhältnissen des Fordismus (Normalarbeitsverhältnis, feste Arbeitszeiten, tarifvertraglich festgelegte Gehälter, Kranken- und Urlaubsgeld, Kündigungsschutz) zu einer Arbeitsorganisation weitgehend ohne feste Vorgaben.

Der Prozess der Flexibilisierung geht dabei oft einher mit der Verflachung von Hierarchien und der Propagierung von Teamarbeit. Ziele sind die bessere Reaktionsfähigkeit auf die Auftragslage (Atmende Fabrik) und die Steigerung der Produktivität. Die Arbeitnehmer sollen an den unternehmerischen Risiken beteiligt werden, indem eine konjunktur- oder auftragsbedingte Verringerung der Rendite durch eine Verringerung der Arbeitskosten kompensiert wird. Die Flexibilisierung der Arbeitszeitmodelle zielt auf den Wegfall des herkömmlichen Überstundenbegriffes ab. Zuschläge für Arbeit außerhalb der 'Normalarbeitszeiten' wie Wochenend-, Feiertags- und Nachtarbeit fallen bei flexibilisierter Arbeitszeit weg.

Des Weiteren unterscheidet man in der Wirtschaft zwischen der internen Flexibilisierung und der externen Flexibilisierung. Hierbei versteht man die Maßnahmen innerhalb (außerhalb) eines Unternehmens, die Kosten zu senken und die Produktivität zu erhöhen. Beispiel: Fertigungsinsel

[Bearbeiten] Flexibilisierung in der Gesellschaft

Für die Gesellschaft spricht man von Flexibilisierung in Bezug auf grundlegende Veränderungen des Systems der Sozialversicherungen (hier teils nahezu gleichbedeutend mit Privatisierung). Während bisher die durch Versicherungsbeiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern kollektiv finanzierten Sozialversicherungen verantwortlich sind für die Wohlfahrt der Bürger (etwa Grundsicherung, den Schutz Schwächerer, die Garantie von Einkommen bei Krankheit, die Sicherung von Renten, etc.) bedeutet die Flexibilisierung der sozialen Sicherheit, dass die großen Lebensrisiken wie Krankheit, Arbeitslosigkeit und Alter von jedem Einzelnen ohne Einbindung in eine Solidargemeinschaft finanziell bewältigt werden sollen. In konservativen Medien wird dies gerne mit dem Begriff Eigenverantwortung umschrieben.

Im Kern bedeutet es aber eigentlich eine Reduzierung der Leistungen, die im Gegenzug für die gezahlten Versicherungsbeiträge bisher ausbezahlt werden. Die Flexibilisierung der sozialen Sicherheit zielt darauf ab, als Gegenleistung für die jahrelang einbezahlten Versicherungsbeiträge nur noch eine reine Existenzsicherung und eine medizinische Basisversorgung zu bieten. Aus den Kassen der Sozialversicherungen können dann andere (wählerstimmenwirksame) sozialpolitische Leistungen finanziert werden. Den entsprechenden Flexibilisierungskonzepten setzt allerdings in Deutschland die Eigentumsgarantie des Grundgesetzes Grenzen. Bei den Sozialversicherungen sind nur die Beträge für eine Flexibilisierung verfügbar, die nicht auf Versicherungsbeiträgen beruhen, sondern auf steuerfinanzierten Zuschüssen.

[Bearbeiten] Wechselwirkung zwischen Flexibilisierung und ihren Folgen

Arbeitslosigkeit oder Krankheit sind immer auch ein Resultat des jeweiligen Kontextes. In Situationen wirtschaftlicher Krise oder einer ökologischen Katastrophe werden mehr Menschen arbeitslos oder krank sein. Bisher war es Aufgabe des Staates, diese Risiken abzufedern. Zum Ende des 20. Jahrhunderts kommt es im Zuge der wirtschaftlichen Globalisierung und der Deutungshoheit neoliberaler Konzepte in den meisten europäischen Wohlfahrtsstaaten zur Aufgabe dieses Anspruchs. Der nun propagierte 'schlanke Staat' stellt dem aktiven und selbstverantwortlichen Bürgern und Unternehmen nurmehr einen gesetzlichen und rechtlichen Rahmen zur Verfügung. Beispielhaft zeigt sich das Ziel einer Flexibilisierung der Arbeits- und Lebensverhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland an den gesetzlichen Regelungen in der Agenda 2010 sowie den weitgehend umgesetzten Vorschlägen des Hartz-Konzepts.