DRG Baureihe ET 165
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DRG Baureihe ET/ES/EB 165 DR Baureihe 275 DBAG Baureihe 475/875 |
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Anzahl: | 688 Triebwagen 465 Steuerwagen 223 Beiwagen |
Hersteller: | AEG, DMV, O&K, SSW |
Baujahr(e): | 1928−1933 |
Achsformel: | Bo'Bo'+2'2' |
Spurweite: | 1.435 mm |
Breite: | 3.000 mm |
Drehzapfenabstand: | 11.800 mm |
Achsabstand der Fahrgestelle: | 2.500 mm |
Leermasse: | 65,5 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 80 km/h |
Stundenleistung: | 4×90 kW = 360 kW |
Beschleunigung: | 0,5 m/s² |
Treibraddurchmesser: | 900 mm |
Laufraddurchmesser: | 900 mm |
Stromsystem: | 800 v DC |
Stromübertragung: | seitliche, von unten bestrichnene Stromschiene |
Kupplungstyp: | Scharfenbergkupplung |
Sitzplätze: | 115 |
Fußbodenhöhe: | 1.100 mm |
Der ET 165 (später Baureihe 275 (DR) bzw. 475 (DB AG)) ist ein elektrischer Triebwagen, der für den S-Bahn-Verkehr im Gleichstrom-Netz von Berlin von 1927 bis 1932 gebaut wurde. Er war bis 1997 noch im Berliner Stadtbahnnetz unterwegs. Bis zum Mai 2004 wurden diese Züge der Berliner S-Bahn verschrottet.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Baureihe ET 165 wurde ab 1927 gebaut. Mit ihr begann der großflächige Ausbau des elektrifizierten Schnellbahnnetzes in Berlin. Am 11. Juni 1928 fuhr zum ersten Mal diese Baureihe auf der neu elektrifizierten Strecke von Potsdam über die Stadtbahn nach Erkner. Dem entsprechend auch als Bauart Stadtbahn bezeichnet, wurde die Baureihe zu einer Legende. Bis Ende 1933 entstanden insgesamt 688 sogenannte Viertelzüge, bestehend aus Triebwagen (ET) und Steuerwagen (ES) oder Beiwagen (EB), eine der meistgebauten Wagenserie der deutschen Eisenbahngeschichte.
Im Jahre 1932 erfolgte zur Inbetriebnahme der Wannseebahn die Lieferung des letzten Bauloses mit 51 Viertelzügen. Diese Baureihe ET 165.8 erhielt auch den Namen Bauart Wannsee. Sie entsprach bis auf ein geändertes Schaltwerk und einen Wagenkasten ohne sichtbare Nietreihen (geschweißt oder verdeckt genietet) der Stammbaureihe.
Ab 1979 erfolgte nach dem Vorbild der Baureihe 277 eine Rekonstruktion an etwa der Hälfte des Wagenbestandes. Kurze Zeit später wurden diese Wagen als Baureihe 276.1 in den Wagenpark eingereiht (siehe auch ET 166). Aufälligstes Merkmal war eine neue Front mit zwei Scheiben und die modernisierte Inneneinrichtung.
Mit der Übergabe der Betriebsrechte der S-Bahn in West-Berlin an den Senat im Jahr 1984 konnte der neue Betreiber, die BVG, 114 Viertelzüge übernehmen (1961 waren noch 379 Viertelzüge in West-Berlin stationiert). Bis 1987 wurden diese Wagen ebenfalls modernisiert, aber nicht im gleichen Umfang wie im Ostteil der Stadt. Auffallend für Laien war die neue Inneneinrichtung dieser Züge.
Am 22. Dezember 1997 wurde die Baureihe 475/875 mit einer Sternfahrt zum Ostkreuz feierlich aus dem Verkehr genommen. Nur die rekonstruierte Schwesterbaureihe 476.1/876.1 hielt sich bis Sommer 2000 im Betrieb.
Mit dieser Baureihe wurde damals die Vorbildfunktion der Berliner S-Bahn auf viele Stadtschnellbahnprojekte der Welt begründet. Die Konzeption und Konstruktion dieser Baureihe, insbesondere hinsichtlich Einfachheit der Bedienung, Unter- und Erhaltungsfreundlichkeit, Standfestigkeit und Wirtschaftlichkeit, bewährte sich so gut, dass die Baureihe mit diversen Rekonstruktionen fast 60 Jahre im täglichen Einsatz war. Die Wagen kamen, wenn auch umgebaut, auf der heutigen Berliner U-Bahnlinie 5 zum Einsatz, wo sie unter der Baureihenbezeichnung E-III bis 1994 verkehrten. Einige Wagen konnten beispielsweise auch vom Verein Historische S-Bahn e.V. Fahrzeuge erhalten werden. Heute ist ein Zug dieser Baureihe nur noch an den Weihnachtstagen als Weihnachtszug im Netz zu sehen (siehe Bild).
[Bearbeiten] Technik
Die Grundeinheit des Triebzuges ist der Viertelzug, bestehend aus dem Triebwagen und einem nichtangetriebenen Steuerwagen (später zu Beiwagen umgebaut) oder Beiwagen (bei der DB AG als Baureihe 875 bezeichnet). Trieb- und Beiwagen stimmen wagenbaulich überein. Sie sind starr miteinander kurzgekuppelt und bilden elektrisch eine Einheit. An den Enden des Viertelzuges sind Scharfenberg-Kupplungen eingebaut, um ein schnelles Kuppeln und Entkuppeln der Einheiten zu ermöglichen. So sind die im Betrieb üblichen Konfigurationen von Halbzug (zwei Einheiten) und Vollzug (vier Einheiten) schnell herstell- und auflösbar. Zwischen den einzelnen Wagen ist kein Übergang möglich. Der selbsttragende, genietete Wagenkasten aus Stahl hat ein Tonnendach und ruht auf Profillängsträgern, die mit den Querversteifungen ebenfalls vernietet sind. Jeder Wagen hat vier Doppeltüren (Taschenschiebetüren) pro Seite.
Die Wagen ruhen auf zwei blattgefederten, zweiachsigen Drehgestellen. Die vier Achsen des Triebwagens werden durch Tatzlagermotoren angetrieben, wobei die zwei Motoren eines Drehgestells in Reihe geschaltet sind. Die Steuerung der Fahrmotoren erfolgt durch ein Nockenschaltwerk mit 12 Anfahr- und einer Dauerfahrstufe. Die Betriebsbremse ist eine Klotzbremse der Bauart K+P mit einer elektropneumatischen Druckluftsteuerung.