Dallgow-Döberitz
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wappen | Karte |
---|---|
Basisdaten | |
Bundesland: | Brandenburg |
Landkreis : | Havelland |
Geografische Lage: | Koordinaten: 52° 32' N, 13° 03' O 52° 32' N, 13° 03' O |
Höhe: | 40 m ü. NN |
Fläche: | 65,94 km² |
Einwohner: | 7.862 (30. Juni 2006) |
Bevölkerungsdichte: | 119 Einwohner je km² |
Postleitzahlen: | 14624 |
Vorwahl: | 03322 |
Kfz-Kennzeichen: | HVL |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 63 056 |
Adresse der Gemeindeverwaltung: | Wilmsstraße 41 14624 Dallgow-Döberitz |
Website: | www.dallgow.de |
Bürgermeister: | Jürgen Hemberger (Freie Wähler) |
Dallgow-Döberitz ist eine amtsfreie Gemeinde im Osten des Landkreises Havelland in Brandenburg.
[Bearbeiten] Geografie und Verkehr
Die Gemeinde Dallgow-Döberitz liegt südlich von Falkensee grenzt direkt an Berlin. Durch die Gemeinde führt die vierspurig ausgebaute B 5 und die Bahnstrecke Berlin-Stendal-Hannover. Südlich der Gemeinde liegt die Döberitzer Heide.
[Bearbeiten] Gemeindegliederung
Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Dallgow, Döberitz, Rohrbeck und Seeburg.
[Bearbeiten] Geschichte
Dallgow-Döberitz hat insbesondere eine militärgeschichtliche Bedeutung. Die Errichtung eines Truppenübungsplatzes unter Kaiser Wilhelm II in den Jahren 1892 - 1895 hat die Entwicklung und das heutige Erscheinungsbild des Ortes nachhaltig geprägt. So ist zum Beispiel die Heerstraße, welche als heutige B5 von Dallgow-Döberitz bis ins Herz von Berlin führt bereits damals als Aufmarschstraße bis Dallgow-Döberitz ausgebaut worden und das ehemalige Truppenübungsplatzgelände dient heute als Naturschutzgebiet zum Erhalt vieler bedrohter Tierarten (vgl. Weblink zum Naturschutz-Förderverein).
Militärgeschichtlich relevant ist weiterhin, dass die deutsche Militärluftfahrt mit dem ersten Luftschiffbataillon ebenfalls in Dallgow-Döberitz ihren Anfang nahm.
Im Juli 1910 wurde hier die erste Militärflugschule Deutschlands eröffnet.
Ab 1914 war hier das Fliegerbataillion Nr. 1 stationiert, in dem auch der berühmte Manfred von Richthofen ausgebildet wurde. Am 1. August 1914 wurde die Fliegerersatzabteilung 2 (FEA 2) in Döberitz aufgestellt, welche im August 1915 nach Schneidemühl/Pommern verlegt wurde. Am 29. April 1916 wurde hier die Riesenflieger-Ersatzabteilung (RFEA) aufgestellt, welche später nach Köln verlegt wurde.
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung Dallgow-Döberitz besteht aus 18 Mitgliedern.
- FWG 7 Sitze
- CDU 5 Sitze plus 1 fraktionsloses Mitglied
- FDP 1 Sitz - die CDU und FDP bilden eine Fraktionsgemeinschaft
- SPD 3 Sitze
- Linkspartei 1 Sitz
(Stand: Kommunalwahl am 26. Oktober 2003)
[Bearbeiten] Bürgermeister
Jürgen Hemberger (FWG) seit 2005
[Bearbeiten] Wappen
Es stellt eine auf einem Berg stehende grün beblätterte Eiche dar, die durch einen roten Mittelbalken mit silbernen Schwert geteilt wird. Auf beiden Seiten des Stammes befinden sich gegeneinandergestellte blaue Pflugscharen.
[Bearbeiten] Naturdenkmäler
Die Döberitzer Heide wird im Sinne der Agenda 21, des Schlussdokuments der internationalen Konferenz für Umweltschutz und Entwicklung in Rio 1992 im Rahmen des Projekts Konversion Döberitzer Heide und Kasernenumfeld vom ehemaligen Truppenübungsplatz zum Naturschutz- und Naherholungsgebiet umgestaltet.
[Bearbeiten] Die Döberitzer Fliegerschule
Anfang 1900 wurde Döberitz Standort des Luftschiffbataillons und Militärflugfeld in Deutschland. Der Flugplatz befand sich im nördlichen Teil des Truppenübungsplatzes. Die Fliegerschule Döberitz hob man kurze Zeit später aus der Taufe. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg war hier das erste Fliegerbatallion Deutschlands stationiert, und Manfred von Richthofen erlernte hier das Fliegerhandwerk. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Deutschland durch den Versailler Vertrag der Besitz von Militärstreitkräften eingeschränkt. Unter anderem wurde die Luftwaffe verboten und der Flugplatz geschlossen. Doch trotz des Verbots begann wenige Jahre später erneut der Flugbetrieb, zunächst getarnt als Werbefliegerei. Auf Befehl Hitlers wurde 1936 die "Legion Condor" von Dallgow aus zur Unterstützung des faschistischen Generals Francisco Franco gegen die demokratische Regierung im spanischen Bürgerkrieg nach Gernika (Spanien) beordert. Dieser Einsatz galt als Test der deutschen Luftwaffe für den Zweiten Weltkrieg. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der Truppenübungsplatz der Roten Armee als Übungsgelände. Im Jahre 2000 wurden im Zuge von Renaturierungsmaßnahmen alle Anlagen des Flugplatzes abgerissen.
[Bearbeiten] Die Heerstraße und der Truppenübungsplatz Döberitzer Heide
Im ersten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts baute man auf Geheiß des Militärs die Heerstraße (heutige B5) aus. Diese diente als direkte Verbindung zwischen Berlin und dem Truppenübungsplatz. Auch nach dem Ersten Weltkrieg nutze die Reichswehr den Übungsplatz und seine Einrichtungen. Bis in den Zweiten Weltkrieg wurde der Truppenübungsplatz immer weiter ausgebaut.
[Bearbeiten] Das Olympische Dorf für die Sommerspiele 1936
In Dallgow errichtete man in den Jahren von 1934 bis 1936 ein Olympisches Dorf, welches heute leider zu großen Teilen nur als Ruine erhalten ist und im Zuge der Gebietsreform in den 90er Jahren unter dem Protest der Dallgower Gemeindevertretung der Nachbargemeinde Wustermark zugeschlagen wurde - Wustermark führt nun die Olympischen Ringe im Wappen. Diese verkaufte das Gelände mit allen Liegenschaften als Spekulationsobjekt an eine Bank, die es noch heute besitzt. In den letzten Jahren wurde das Haus, in dem Jesse Owens während der Spiele wohnte, rekonstruiert. Das Olympische Dorf bestand aus einem Empfangsgebäude, etwa 140 Wohnbauten, einem großen Speisehaus, einem Küchenhaus, dem Hindenburghaus, dem Kommandantenhaus, einer Sporthalle, einer Schwimmhalle, einer Sauna sowie einem Ärzte- und Krankenhaus. Das Speisehaus, "Haus der Nationen", bestand aus 38 Speisesälen, die jeweils einer Nation zur Einnahme des Essens und der Geselligkeit dienten. Im Hindenburghaus gab es Unterhaltungsveranstaltungen. Die größten noch halbwegs erhaltenen Ruinen auf dem Gelände sind: das Haus der Nationen (Verpflegungs- und Gemeinschaftshaus), die ehemalige Schwimmhalle und einige Mannschaftsunterkünfte. In einem guten Zustand befindet sich die Turnhalle. Viele Sportler der damaligen Olympia-Mannschaften, besonders der deutschen Männermannschaft, ließen kurz darauf im Zweiten Weltkrieg ihr Leben. Bei den Olympischen Spielen 1936 wurde der moderne Fünfkampf mit Reiten auf dem Truppenübungsplatz Döberitz eröffnet. Auch das 100 km Radrennen um den Truppenübungsplatz und die Military-Reiterkämpfe wurden im Gelände der Döberitzer Heide ausgetragen. Das Olympische Dorf steht jetzt unter Denkmalschutz und ist i. d. R. einmal im Jahr am "Tag der offnen Tür" zu besichtigen. Ein Verein kümmert sich um den Erhalt der verbliebenen Gebäude, die durch die militärische Nutzung der Nachkriegszeit nicht gepflegt wurden.
[Bearbeiten] Das Dorf Döberitz
1945 wurden mit der Bodenreform in der DDR über 4000 ha des Truppenübungsplatzes Döberitz enteignet und als Land an die sogenannten Neubauern verteilt. Das Dorf Döberitz im Zentrum der Heide wurde bis dato besiedelt und landwirtschaftlich genutzt. 1957 enteignete die Rote Armee die Einwohner und schleifte das Dorf. Das Dorf Döberitz ist endgültig von den Landkarten verschwunden. Reste und Fundamente stehen noch, sind aber unzugänglich, da das Dorf sich in der Kernzone des ehemaligen Übungsgeländes befindet. Die alte Dorfstraße ist noch zu großen Teilen erhalten und beginnt hinter dem Dallgower Sperlingshof.
[Bearbeiten] Der Naturschutzpark
Auch nach dem Abzug der ehemaligen sowjetischen Truppen ist die Döberitzer Heide zum großen Teil noch Sperrgebiet. Nur wenige Gebiete wurden beräumt. Die Döberitzer Heide ist seit 1997 Naturschutzgebiet, das die Heinz-Sielmann-Stiftung Anfang 2004 erworben hat, um dort einen großen Naturschutzpark einzurichten.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
Seit Herbst 2003 besitzt die Gemeinde Dallgow-Döberitz ein Gewerbegebiet auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes. Die ehemalige Militärfläche wurde mit Mitteln der EU und des Bundes aufwendig munitionsbereinigt, da sie sich auf dem Gebiet einer ehemaligen Schießbahn befindet. Das Gelände hat eine Größe von 23 Hektar und ist für die Gewerbeansiedlung hergerichtet. Zur Erstellung des Gewerbegebietes wurden 37 Gebäude abgerissen und 30.000 m³ Schutt entsorgt.
Gewerbe in Dallgow und Seeburg:
ein großes Einkaufszentrum in unmittelbarer Nähe zur B5, diverse Hotelbetriebe, mehrere Autohäuser, Handel und diverse Gewerbetreibende.
[Bearbeiten] Verkehr
Durch die Gemeinde führt die Bundesstraße 5 und eine Bahnlinie nebst Bahnhof.
[Bearbeiten] Bildung
Das mit dem Umzug im Februar 2005 in ein neues, mit dem Brandenburgischen Architektenpreis ausgezeichnetes Gebäude umgezogene Marie-Curie-Gymnasium hat eine naturwissenschaftliche Prägung. Es handelt sich bei dem neuen Gebäude um den einzigen Neubau eines Gymnasiums in Brandenburg.
In Dallgow und Seeburg gibt es inzwischen fünf Kinder- bzw. Horteinrichtungen, da die Gemeinde durch den ungebrochenen Zuzug aus Berlin weiterhin wächst und eine kommunale Grundschule, ein Neubau aus dem Jahr 2001 mit zwei Schulstandorten. Der weitere Ausbau der Grundschule ist geplant.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Manfred von Richthofen (Der Rote Baron) lernte im Fliegerbataillon Nr.1 in Dallgow-Döberitz die Militärfliegerei.
- Mylene Diederichsmeier, deutsche Meisterin der Springreiterinnen 2002 kommt aus Dallgow-Döberitz.
[Bearbeiten] Literatur
- Flugplatz Döberitz - Geburtsort der militärischen Luftfahrt in Deutschland von Kai Biermann und Erhard Cielewitz, ISBN 3-86153-371-5
[Bearbeiten] Weblinks
Brieselang | Dallgow-Döberitz | Falkensee | Friesack | Gollenberg | Großderschau | Havelaue | Ketzin | Kleßen-Görne | Kotzen | Märkisch Luch | Milower Land | Mühlenberge | Nauen | Nennhausen | Paulinenaue | Pessin | Premnitz | Rathenow | Retzow | Rhinow | Schönwalde-Glien | Seeblick | Stechow-Ferchesar | Wiesenaue | Wustermark