Burgwald
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Der bis zu 443 m hohe Burgwald ist ein Mittelgebirge im mittleren Hessen, Deutschland. Die Herkunft des Namens ist unbekannt. Nach einer Theorie leitet sich der Name von den zahlreich vor- und frühgeschichtlichen Burgen wie dem Christenberg ab. Möglicherweise war die ursprüngliche Bedeutung auch einfach „Bergwald“ (vgl. Wagner u.a., S. 4).
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[Bearbeiten] Geographie
Der Burgwald befindet sich in den Landkreisen Waldeck-Frankenberg und Marburg-Biedenkopf. Dort schließt er sich südwestlich an den Kellerwald zwischen den Flüssen Eder im Westen und Wohra im Osten an. Der Burgwald wird von diesen Orten eingerahmt: Frankenberg im Norden, Haina, Gemünden und Wohratal im Osten, Rauschenberg im Südosten, Cölbe im Süden, Wetter im Südwesten und Münchhausen sowie Battenberg im Westen. Innerhalb des waldreichen Mittelgebirges liegen Burgwald, Rosenthal und Bracht.
[Bearbeiten] Geologie
Der Burgwald besteht aus Buntsandstein. Im Erdzeitalter Trias vor ca. 220 Millionen Jahren lagerten sich Sedimente aus dem Rheinischen Schiefergebirge in das südlich davon gelegene Germanische Becken ab. Es entstand eine Schichttafel, die in mehrere Stücke zerbrach, als das Gebiet wieder angehoben wurde. Diese Stücke wurden dann zu den Bergen und Hügeln des heutigen Burgwaldes.
[Bearbeiten] Klima
Im Burgwald ist es deutlich kälter als in den umliegenden Gegenden. Er liegt im Windschatten des Rothaargebirges, das mit Höhen bis 800 Meter einen Teil der milden Westwinde abfängt. Insbesondere in der zentralen Mulde, den Franzosenwiesen, entsteht in vielen Nächten ein Kaltluftsee. Denn die dort vorhandenen Torfmoose speichern viel Flüssigkeit. Dies bewirkt eine starke Verdunstung und damit auch eine starke Verdunstungskälte. Besonders gegen Abend an klaren Frühlingstagen strahlt die trockene Luft der Berge ihre Wärme ab, wird schwerer und beginnt abzusinken. In den Tälern streicht sie über das nasse Moos, nimmt Wasser auf und wird noch kälter. Da aber kalte Luft absinkt, kann sie diese Täler nicht mehr verlassen und bildet bis zum Beginn des nächsten Tages einen Kaltluftsee. Insofern wirkt der Burgwald wie ein natürliches Kühlsystem.
In den umliegenden Dörfern kommen häufig Spät- oder Frühfröste vor. Langzeitmessungen der Universität Marburg auf den Franzosenwiesen ergaben, dass es in jedem Monat des Jahres zu Nachtfrösten gekommen ist. Im Sommer kann der Temperaturunterschied im Tagesverlauf bis zu 30 Grad Celsius betragen.
Die durchschnittlichen Jahresniederschläge liegen bei 700 mm und damit deutlich unter den Niederschlagssummen der angrenzenden Mittelgebirge. Auf den Franzosenwiesen werden nur 535 mm erreicht.
Insgesamt ist das Klima des Burgwalds mit seinen relativ geringen Niderschlägen und größeren Temperaturgegensätzen deutlich kontinentaler als die umliegenden Regionen.
[Bearbeiten] Geschichte
Die bisher frühesten Spuren menschlicher Tätigkeit im Burgwald sind altsteinzeitliche Werkzeuge wie Steinklingen und Schaber zur Fleischbearbeitung, die bei Willershausen gefunden wurden. Bei Bracht wurde eine bandkeramische Siedlung aus der Zeit von 4500 v.Chr. entdeckt. Damals gab es im Burgwald große Bestände an lichten Traubeneichenwäldern, die mit Birke, Haselnuss, Weiden, Espen und Kiefern durchsetzt waren. Seit c.a. 1800 v.Chr. wurden die Eichen aus klimatischen Gründen zurückgedrängt und die Buche begann den Waldbestand zu dominieren. Aus dieser Zeit sind einige Hügelgräber erhalten.
In der Eisenzeit wurde das westlich vom Burgwald gelegene Tal der Wetschaft zwischen 750 und 300 v.Chr. von den Kelten besiedelt. Der Christenberg (Kesterburg) war ein keltischer Fürstensitz und Fliehburg zugleich. Diese keltische Burg wurde durch einen Brand zerstört. Dieses Ereignis wird in Verbindung gebracht mit dem langsamen Vordringen des germanischen Stammes der Chatten in die Burgwaldregion ab 500 v.Chr.
Seit dem Jahr 469 n.Chr. gehörten die Chatten zum Reich der Franken und im 7. Jahrhundert wurde auf dem Christenberg eine neue karolingische Festungsanlage gegen die Sachsen errichtet. Nach dem Ende der Sachsenkriege war der Christenberg hauptsächlich als kirchliches Zentrum von Bedeutung.
Zahlreiche mittelalterliche Siedlungsversuche im inneren Burgwald scheiterten v.a. am ungünstigen Klima und den armen Böden. Der Wald war zunächst ein königlicher Forst und gelangte im Mittelalter in den Besitz der Landgrafen von Hessen. Er wurde aber auch von den Bauern der umliegenden Dörfer intensiv genutzt. Insbesondere wurde Rinder, Schafe und Schweine zur Mast in den Wald getrieben. Es entstanden sog. Hutewälder mit großen, weit voneinander entfernt stehenden Bäumen, insbesondere Eichen und Buchen. Zudem wurde auch massiv Holz eingeschlagen u.a. für die Frankenberger Silber- und Kupferminen. Dies hatte zur Folge, dass um c.a. 1800 im Burgwald nur noch sehr wenige Bäume vorhanden waren (vgl. Wagner u.a., S. 12ff).
Seit 1464 besaß die Landgrafen von Hessen das alleinige Jagdrecht im Burgwald. Das Jagdschloss Wolkersdorf wurde zwischen 1481-84 und das Jagdschloss Bracht 1744 erbaut. Beide Schlösser wurden durch den sog. Herrenweg mitten durch den Burgwald verbunden. In diesen Jahren wird auch von heftigen Konflikten um das Jagdrecht berichtet. Im Jahr 1533 ließ der Landgraf Philipp eine größere Anzahl von Bürgern aus Rosenthal wegen Wilderei verhaften. Ihnen gelang jedoch der Ausbruch aus dem Gefängnis. Am 23. Juni 1623 wurde der Förster Hans Glas im Burgwald von Wilderern erschossen, am 28. Juni 1676 starb Oberförster Hans Roß in einem Feuergefecht mit Wilderern. Die Landgrafen jagten hauptsächlich Wildschweine, im 18. Jahrhundert hatte sich aber das Rotwild aufgrund von Fütterungen so stark vermehrt, dass Landgraf Wilhelm VIII im September 1772 in 6 Jagden über 450 Stück erlegte. Zur Zeit des Königreichs Westfalen nutzte auch König Jerome Bonaparte das Jagdschloss Wolkersdorf.
Im 19. Jahrhundert wurde der Burgwald intensiv mit Fichten, Kiefern und Weißtannen aufgeforstet. Seit dieser Zeit dominieren Nadelbäume in bisher reinen Laubwaldgebiet. Insbesondere die Fichten mit ihren flachen Wurzeln führten zu einer Regeneration des stark degradierten Bodens und wuchsen zudem auch noch sehr schnell.
Gegenwärtig wird der Laubwaldanteil im Burgwald wieder erhöht.
[Bearbeiten] Franzosenwiesen
Die Franzosenwiesen liegen in einer Senke mitten im Burgwald. Sie bestehen aus einem ökologisch wertvollen Komplex von Hochmooren, Feuchtwiesen, Stillgewässern und Auenwäldern. Das Gebiet steht unter Naturschutz und ist Bestandteil des länderübergreifendes Schutzgebietssystem Natura 2000.
Bis zum 18. Jahrhundert war das damals als die Brücher bezeichnete Gebiet ein Hochmoor. Im Jahr 1725 überlies Landgraf Karl es hugenottischen Siedlern aus Schwabendorf zur Nutzung. Im westlichen Teil der seitdem so genannten Franzosenwiesen ist das Moor erhalten geblieben. Der östliche Teil wurde entwässert und als Heuwiese genutzt. Die Hugenotten waren verpflichtet, von dem geernteten Heu alle dort stehenden Scheunen zur Wildfütterung aufzufüllen, nur das übrig gebliebene Heu und Moos durften sie nach Schwabendorf mitnehmen.
Als Folge der Aufhebung der feudalen Vorrechte in der Landgrafschaft Hessen-Kassel werden die Franzosenwiesen ab 1848 Allodialbesitz der schwabendorfer Landwirte.
Ab dem Jahr 1898 begannen die Bauern, ihre Grundstücke an den preußischen Forstfiskus zu verkaufen. Diese wurden teilweise mit Nadelbäumen aufgeforstet.
Im Jahr 1985 gehörten von den 65 Grundstücken 45 der Forstverwaltung und die restlichen 20 Privatpersonen. Zwei Jahre später, 1987 wurden die Franzosenwiesen unter Naturschutz gestellt.
Es ist geplant, die Nadelgehölze zu entfernen und die Entwässerungsgräben zu verschließen. Dadurch sollen sich die Feuchtwiesen in Richtung Übergangs- bzw. Schwingrasenmoor entwickeln. Die restlichen Privatflächen sollen angepachtet bzw. gekauft werden [1] [2].
[Bearbeiten] Berge
- Knebelsrod (443 m), äußerster Norden, Landkreis Waldeck-Frankenberg
- Heukopf (421 m), Norden, Landkreis Waldeck-Frankenberg
- Wasserberg (412 m), Landkreis Waldeck-Frankenberg
- Tauschenberg (407 m), Landkreis Marburg-Biedenkopf
- Schönelsberger Kopf (401 m), Landkreis Waldeck-Frankenberg
- Gerhardsberg (399 m), Landkreis Marburg-Biedenkopf
- Hohehardt (391 m), Landkreis Marburg-Biedenkopf
- Christenberg (387 m), Ostrand bei Münchhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- Stirnhelle (387 m), Westrand bei Oberrosphe, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- Finsterkopf (386 m), Landkreis Waldeck-Frankenberg
- Sattelkopf (384 m), Westrand bei Mellnau, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- Todtenhöhe (375 m), Landkreis Waldeck-Frankenberg
- Großer Hirschberg (358 m), Landkreis Marburg-Biedenkopf
- Hauptkopf (357 m), im (östlich gelegenen) Mönchwald, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- Söhler (338 m), Landkreis Marburg-Biedenkopf
- Kainsberg (324 m), östlich des Burgwaldes, bei Wollmar, Landkreis Waldeck-Frankenberg
- Eibenhardt (302 m), südlichster Berg des Burgwaldes, bei Cölbe
[Bearbeiten] Literatur
HGON (Hrsg): Naturschutz- und Entwicklungskonzeption Burgwald, Wohratal 1996, kein ISBN, kann für 12,80 Euro bei der HGON gekauft werden
Gerhard Wagner, Eva Merz, Ursula Mothes-Wagner: Der Burgwald, Wohratal 1995, Herausgegeben von der HGON, Broschüre ohne ISBN.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Burgwald – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Naturschutz-Projekt Burgwald der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz Marburg-Biedenkopf.
- "Naturraum Burgwald", kürzere Beschreibung auf Oberrosphe.de
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