Bleisatz
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Bleisatz ist eine Methode zur Herstellung von Drucken, bei der ursprünglich einzelne Lettern (Einzelbuchstaben, gegossen aus einer Blei-Zinn-Antimon-Legierung) zu einem Druckstock zusammengesetzt werden. Nach dem Abdruck kann der Druckstock wieder in seine Einzelteile zerlegt („abgelegt“) und die Lettern neu verwendet werden. Letzteres geht natürlich nur beim Einzelletternsatz (Hand oder Monotype), nicht aber beim Maschinensatz wie er bei der Linotype oder Ludlow-Gießmaschine zur Anwendung kommt. Der Zeilenguss wird nach der Nutzung wieder eingeschmolzen und neu gegossen.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Grundlage für diese Technik wurde um 1455 von Johannes Gutenberg geschaffen, der den Druck mit beweglichen Lettern oder, nach dem Gutenberg-Biografen Andreas Venzke, den „Mobilletterndruck“ erfand. Allerdings gab es den Druck mit wiederverwendbaren und metallenen Lettern bereits vor Gutenberg. Funde aus Korea und China (siehe auch zugehörige Abteilung und Dokumentation im Mainzer Gutenbergmuseum) lassen den Schluß zu, daß hier eine sogenannte Nacherfindung des Systemes in Europa vorliegt. Neu war auf jeden Fall die Verwendung von Weichmetallen wie Blei und Zinn sowie die Konstruktion eines Gießinstrumentes mit auswechselbarer Matrize. Auch unterscheiden sich die Satztechniken insofern, als der asiatische Satz auf Zeichenfolgen (bildzeichenhaften Worten) und der europäische auf separaten Buchstaben basiert. Ein schneller Schriftsetzer schaffte im Handsatz bis zu 1500 Zeichen pro Stunde.
[Bearbeiten] Bleisatzarten
Man unterscheidet den Handsatz – die älteste Form, die erst in den 1930er Jahren weitgehend verschwand – und den Maschinensatz, der wiederum weiter untergliedert werden kann in Zeilenguss-Maschinensatz (z. B. Linotype, Ludlow, Typograph) und Einzelbuchstaben-Maschinensatz (z. B. Monotype). Bei den Einzeltypengießmaschinen wird das Ausschließen der Zeilen nach wie vor per Hand ausgeführt bzw. nachkorrigiert. Bei Zeilengießmaschinen muss die fehlerhafte Zeile neu abgegossen werden. Ausschluss und Formatierung erfolgen bereits im ersten Satzschritt und sind nicht manuell nachkorrigierbar. Später wurden auch diese durch neuere Satztechniken, wie den Lichtsatz oder den Computersatz, abgelöst.
[Bearbeiten] Setzersprache und -mathematik
Viele der typografischen Begriffe und Regeln aus der Zeit des Bleisatzes sind auch heute noch gültig und wurden sogar auf das Desktop-Publishing übertragen. Aus der Zeit des Handsatzes haben sich viele Begriffe und Maßeinheiten der Typografie erhalten. Eine Besonderheit der Handsatzmathematik war z. B. das systemische Rechnen. Dabei gelingt es immer, durch systematische Kombination von Schrift- und Ausschlussmaterial ein genaues Rechteck herzustellen. Die Basis des typografischen Systemes bildet der typografische Punkt und das dodekaedrische Rechenmodell (Punkt, Cicero = 12pt, Konkordanz = 4 Cicero). Ausgehend von einer Dicke von 1/2 Punkt bis zur Größe mehrerer Konkordanzen sind alle Schriftgrößen und Zwischenstücke lückenlos kombinierbar.
Siehe auch: Typografie, Fliegenkopf, Satzrechner, Satzbrett, Satzschließer, Setzkasten, Stehender Satz (Stehsatz), Laufweite, Winkelhaken
[Bearbeiten] Weblinks
- Druckkunst-Museum in Leipzig
- Handsatz im 21. Jahrhundert
- Typographie-Lexikon von Eberhard Dilba mit 140 Seiten, über 800 Hauptstichwörtern und über 50 Abbildungen (pdf-Datei)
- Gutenberg-Museum Mainz / Weltmuseum für Druckgeschichte