Besserwessi

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Besserwessi (zusammengesetzt aus Besser und Wessi - ein Wortspiel mit dem Wort Besserwisser) ist ein Begriff für die Bürger der (alten) Bundesrepublik Deutschland (Westdeutsche) aus den frühen neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Er bezeichnete abschätzig Personen aus den alten Bundesländern (Westdeutschland) und wurde (und wird noch vereinzelt) von den Bewohnern der ehemaligen DDR/neuen Bundesländer benutzt.

Die Begriffe Ossi und Wessi kennzeichneten nach der (von den Bürgern der ehemaligen DDR so bezeichneten) „Wende” die Einwohner der ehemaligen BRD bzw. der DDR. Waren diese Begriffe zunächst nur (von einigen Leuten) zur Herkunftsunterscheidung gedacht, wurden sie doch sehr schnell von den Medien aufgenommen und verbreitet und wurden so zu kulturell bestimmten Stereotypen, die teilweise auch mit Vorurteilen besetzt waren. Später und bis heute werden diese Begriffe zunehmend wieder nur zur geographischen Herkunftsunterscheidung verwendet.

Die Bezeichnung Besserwessi entstand, nachdem sich am 3. Oktober 1990 die DDR auflöste und der Bundesrepublik Deutschland beitrat (siehe Deutsche Wiedervereinigung) und sich so die ehemaligen DDR-Bürger von einem Tag auf den anderen in einem neuen Wirtschaftssystem befanden. Der daran anschließende „Aufbau Ost” (im Sinne einer Transformation - also einer schnellstmöglichen sofortigen Übernahme sämtlicher westdeutscher Strukturen) konnte nach der damals verbreiteten Ansicht der politischen und einem Großteil der wirtschaftlichen Entscheidungsträger in so kurzer Zeit nur mit dem Willen und der Unterstützung der alten Bundesländer erfolgreich sein. Aufbauwillige, Führungskräfte, Verwaltungsbeamte und Manager wechselten in die neuen Bundesländer. Eine eigens eingerichtete Treuhandanstalt verwaltete das DDR-Vermögen. Aber sowohl die Motivlagen als auch die persönlichen Kompetenzen der einzelnen Manager und Beamten waren äußerst breit gestreut. Da die ehemaligen DDR-Bürger über keinerlei Erfahrungen mit dem neuen System verfügten, fühlten sie sich schnell in die Defensive gedrängt und wehrten sich mit dem Wort „Besserwessi“. Nach Ansicht vieler Ostdeutscher wurden auch Bereiche, die in Ostdeutschland fortschrittlicher oder erstrebenswerter waren (Beispielstichworte: Kinderbetreuung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Einbindung der Frauen in das Arbeitsleben, sozialer Zusammenhalt, Schulsystem u.a.) “kompromisslos“ an westdeutsche Verhältnisse angepasst. Teilweise geschah dies auch unbeabsichtigt - so trug die Herausbildung von „Wendegewinnern“ und „Wendeverlierern“ zur Verringerung des sozialen Zusammenhalts alter Nachbarschaftsverbände bei. Viele Ostdeutsche fühlten sich dabei in ihrer Identität herabgewürdigt und sahen die in weiten Teilen der Bevölkerung zunächst euphorisch begrüßte „Wiedervereinigung“ zunehmend als das was sie in rechtlicher Hinsicht war: ein „Anschluss“ oder "Beitritt" zum alten Bundesgebiet. Somit wurden auch eigentliche Belanglosigkeiten wie das Ampelmännchen und der "Grüne Rechtsabbiegerpfeil" (der zunächst kurzzeitig in Ostdeutschland abgeschafft wurde, um kurz darauf in Bayern nach erfolgreichen Tests als Neuerung wieder eingeführt zu werden) emotionsgeladen debattiert. In diesem Zusammenhang ist auch die Entstehung des Begriffs „Besserwessi“ zu verstehen.

Schon nach kurzer Zeit bemerkten beide Seiten ihre unterschiedlichen Mentalitäten, die das Leben in zwei grundverschiedenen Systemen mit sich gebracht hatte. Die Wirtschaft der ehemaligen DDR war im Vergleich zu Westdeutschland marode und in so extrem kurzer Zeit bei übergangslos einsetzendem Konkurrenzkampf nicht auf das Wettbewerbsniveau westdeutscher Unternehmen zu bringen. Heute wird dieses Vorgehen von einigen Experten zunehmend als Fehler betrachtet. Andere sind der Meinung, dass es dazu keine Alternative gab. Dies führte so zu einem dramatischen Einbruch mit dem Verlust vieler Arbeitsplätze, woraufhin Spannungen entstanden. Während mancher West-Deutsche den Jammerossi beklagte, entstand im Osten das Klischee vom „Besserwessi“, der immer alles „besser wissen wollte“. Die Massenmedien wussten beide Phänomene auszunutzen.

Seit Ende der 90er Jahre, auch im Zusammenhang mit der verringerten Veränderungsgeschwindigkeit in Ostdeutschland, einer zunehmenden Anerkennung vieler Aspekte ostdeutscher Geschichte (Besinnung auf die Regionalgeschichte, Erfolge ostdeutscher Sportler u.a. siehe auch Ostalgiewelle) und der Integration vieler neu zugezogenen Bürger aus den alten Bundesländern, wird der Begriff „Besserwessi“ vom größten Teil der Ostdeutschen nicht mehr verwendet.

Siehe auch: Bundi, Zoni