Altenpflege
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Altenpflege als professionalisiertes Berufsfeld befasst sich mit der Betreuung und Pflege von betagten Menschen in verschiedenen Institutionen und Organisationsformen (Altenheim, Pflegeheim, Gerontopsychiatrie, ambulante Pflege usw.).
Da die Altenpflege nicht auf die Hilfe bei kurzfristigen oder krisenhaften Ereignissen (wie z. B. nach Unfällen) abzielt, liegt ihr Schwerpunkt nicht auf der Unterstützung medizinischer Therapien, sondern beschäftigt sich mit allen Aspekten des täglichen Lebens (siehe ATL, AEDL). Darum ist neben den im engeren Sinne pflegerischen Angeboten auch die Soziale Arbeit ein wesentlicher Bestandteil der Altenpflege.
Finanziert wird die Altenpflege neben privaten Aufwendungen
- in Deutschland vor allem durch die Leistungen der Pflegeversicherung, subsidiär durch die Hilfe zur Pflege, einer Leistungsart der Sozialhilfe,
- in Österreich durch staatliche Leistungen aufgrund des Bundespflegegesetzes und der Landespflegegesetze.
Pflegebedürftige Menschen (vor allem in den unteren Pflegestufen) werden in Deutschland größtenteils von Angehörigen oder anderen nahe stehenden Personen zu Hause betreut. Wo dies nicht oder nicht vollständig möglich ist, ergänzen oder ersetzen ambulante Pflegedienste die häusliche Pflege oder es erfolgt eine stationäre Pflege. Ambulante Dienste und Heime beschäftigen ausgebildete AltenpflegerInnen, AltenpflegehelferInnen, PflegehelferInnen, SozialpädagogInnen, ErgotherapeutInnen sowie angelernte HelferInnen. Auch Krankenschwestern und Krankenpfleger arbeiten zahlreich in der Altenpflege.
Siehe auch Hauptartikel zu Ausbildung in der Altenpflege . Dort sollen die Ausbildungsfragen für den Beruf Altenpflegerin/Altenpfleger bearbeitet werden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Rahmenbedingungen
[Bearbeiten] Wandel der Pflege
Aufgrund der demografischen Entwicklung und des medizinischen Fortschritts nimmt der Anteil alter Menschen in den Industrieländern stetig zu, wodurch immer mehr professionelle Betreuung nötig wird. Der medizinische Fortschritt, der Einsatz zum Teil hochtechnisierter Hilfsmittel und die Umsetzung moderner Pflegekonzepte erfordern eine immer höhere Qualifizierung. Daraus ergeben sich ein steigender Bedarf an ausgebildeten Fachkräften und ein zunehmender finanzieller Aufwand.
Nach dem Heimgesetz müssen in Deutschland mindestens 50% der Beschäftigten eine abgeschlossene Ausbildung haben. Umgekehrt bedeutet dies einen hohen Anteil angelernter, evtl. nur vorübergehend tätiger Mitarbeiter in einem Arbeitsgebiet, das stark auf Kontinuität bisheriger Lebensweisen zielt.
Andauernde Probleme der Altenpflege sind auch der Pflegekräftemangel (zum Teil unter der Überschrift „Pflegenotstand“ publiziert) und die Finanzierung (das pressewirksame Schlagwort heißt „Kostenexplosion“ durch Zunahme der alten Bevölkerung). Die Verweildauer im Beruf ist wissenschaftlich nicht eindeutig untersucht. Es heißt, dass die meisten gelernten Altenpflegekräfte diesen Beruf nach durchschnittlich nur fünf Jahren wieder verlassen würden. Als Gründe werden häufig die seelischen Belastungen und die Frustration über das Auseinanderklaffen von Anspruch und Wirklichkeit des Berufes angegeben; diese wirkten stärker als die tatsächlich hohen körperlichen Belastungen.
[Bearbeiten] Pflegestufenmodell
Die Leistungen der deutschen Pflegeversicherung werden nach einer Einstufung des pflegebedürftigen Menschen durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) erbracht. Dabei gibt es drei Pflegestufen, die jeweils in der häuslichen und in der stationären Pflege unterschiedliche Sätze vorsehen. In Österreich gibt es sieben Pflegestufen, das Pflegegeld ist bei häuslicher und stationärer Pflege gleich.
Allerdings werden nicht alle Kosten der Pflege durch die Pflegeversicherung gedeckt. Für die Betroffenen und ihre Angehörigen bedeutet Pflegebedürftigkeit aufgrund des hohen Personalkostenanteils also immer noch auch ein finanzielles Risiko. Gravierender wirkt sich allerdings aus, was mit 36-Stunden-Tag in der familiären Pflege beschrieben wird. Die Versorgung hört einfach „nie“ auf - sie dauert den ganzen Tag (und dann kostet sie auch noch die Nachtruhe: 24 + 12 = 36).
[Bearbeiten] Versorgungsformen
Die Hilfen für Ältere sind dadurch gekennzeichnet, dass diese zunächst von Angehörigen oder anderen, nicht dafür ausgebildeten Personen geleistet werden; bei zunehmendem Hilfebedarf jedoch immer mehr von professionellen Kräften. Pflegebedürftige Menschen wünschen sich meist, dass die Betreuung so lange wie möglich in der vertrauten Umgebung der eigenen Wohnung stattfindet.
[Bearbeiten] Häusliche Pflege
Bei Pflegebedürftigkeit ist die Pflege durch Familienangehörige in der häuslichen familiären Umgebung in Deutschland am häufigsten. Da bei dieser Form der Altenpflege die Betreuungsarbeit zumeist von Frauen ausgeübt wird, hat sie bedeutende Implikationen für die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und begünstigt Konstellationen, in denen Männer für die Erwerbs- und Frauen für die Reproduktionsarbeiten zuständig sind. Das in Deutschland, Österreich und der Schweiz übliche Modell der Betreuungsarbeit wird daher dem konservativen Wohlfahrtsstaat zugeordnet.
Die häusliche Pflege geschieht oft in Zusammenarbeit mit professionellen Pflegekräften, die auch die Angehörigen in Pflegetechniken anleiten, Ratschläge geben und bei der Abwicklung der Formalitäten mit dem Kostenträger helfen können. Häufig sind in diesem Feld auch informelle Helfende zu beobachten, d. h. Personen, die nicht aus verwandtschaftlicher Verpflichtung heraus Unterstützung/Hilfe in irgendeiner Weise leisten, z. B. Nachbarn, ehrenamtlich tätige Hilfsvereine. Auch sie müssen bei der Pflegeplanung der professionellen Dienste einbezogen sein. Erich Grond spricht z. B. bei der Betreuung von an Demenz erkrankten Personen von fünf Säulen, die deren Versorgung aufrecht erhalten und auf einander angewiesen sind. Auch das Essen auf Rädern und sozialarbeiterische Tätigkeiten sind solche ergänzenden Komponenten einer Versorgung zuhause.
Die häusliche Pflege kann aber auch vollständig von ambulanten Pflegediensten/Sozialstationen oder einzelnen Pflegekräften auf beruflicher Basis (Individualpflege) übernommen werden. Ein sozialpolitisches Problem stellt seit den 1990er Jahren die, oft illegale, Beschäftigung von ausländischen Haushaltshilfen als die Angehörigen ergänzende Unterstützung dar.
Alle diese Maßnahmen sind darauf ausgerichtet, ein langes Verbleiben in der eigenen Wohnung zu ermöglichen.
[Bearbeiten] Teilstationäre Pflege
„Kurzzeitpflege“ meint eine vorübergehende Unterbringung in einem (Pflege-)Heim, um z. B. den Urlaub der privaten Pflegeperson zu ermöglichen.
„Tages-“ oder „Nachtpflege“ ist ein ergänzendes Angebot für kurzzeitige Hilfe in einem Pflegeheim, wenn z. B. bei einem Teil der Pflege zu Hause private Pflegepersonen zeitweilig ausfallen. In der anderen Tageshälfte wird die Pflege aber zuhause fortgeführt.
Unter diese Überschrift kommt es auch, wenn die kranke/behinderte Person an einzelnen Tagen in einer Tagestätte für demente Personen stundenweise untergebracht wird. (Die Tagestätte ist allerdings im Sinne des Heimgesetzes dabei keine stationäre Einrichtung!)
[Bearbeiten] Stationäre Pflege
Dazu gehören das Altenwohnheim, das Altenheim und die Pflegeheime (evtl. Spezialisierungen). Die Krankenhausbehandlung erfolgt zwar stationär, z. B. in einer gerontopsychiatrischen Abteilung, zählt aber trotzdem nicht zur „Stationäre Pflege“, weil sie nicht auf Dauer sondern erkennbar nur vorübergehend erfolgen soll.
Durch das Prinzip der Pflegeversicherung, „ambulant vor stationär“ zu fördern, leben immer weniger nicht pflegebedürftige ältere Menschen in stationären Altenpflegeeinrichtungen (Seniorenheimen, früher auch Altenheim oder Altersheim genannt).
Diese Einrichtungen bieten aber zunehmend Plätze für Pflegebedürftige an, d. h. auch sie wandeln sich teilweise in Pflegeheime um, die für Personen mit hohem Pflegebedarf bestimmt sind.
Alleinstehend, schwer demenzkrank und ein Alter von über 85 Jahren sind die hauptsächlichen Merkmale, die einen Einzug ins Pflegeheim begründen.
Die Verweildauer in stationären Altenpflegeeinrichtungen ist insgesamt rapide gesunken, zum Teil auf unter ein Jahr (dabei gibt es regional erhebliche Unterschiede). Nicht zuletzt dadurch sollten Konzepte der Sterbebegleitung, wie sie für Hospize entwickelt wurden, Einzug in Stationäre Pflegeeinrichtungen finden.
Eine weitere Besonderheit der verschiedenen Altenheime ist der geringe Ausbildungsgrad der dort professionell Tätigen. Das deutsche Heimgesetz schreibt eine Fachkraftquote von 50% vor (d. h. die Hälfte der erbrachten Arbeitsleistung muss durch ausgebildete Fachkräfte erfolgen), die nicht von allen Einrichtungsträgern (oder nicht immer; insbesondere nicht an Wochenenden und in den Nächten) eingehalten wird.
[Bearbeiten] Betreutes Wohnen
Betreutes Wohnen ist ebenfalls eine für Ältere geeignete Wohnform, die keiner ständigen Pflege, aber gelegentlicher Hilfe bedürfen. Meist handelt es sich um Wohnkauf-Angebote gewerblicher Bauträger, die zum Teil Normen des behindertengerechten Bauens berücksichtigen. Zusätzlich wird in einem langfristigen Vertrag eine Grundbetreuung, z. B. Hausmeisterservice, Rufbereitschaft eines Pflegedienstes u. ä. gegen Entgelt vereinbart. Es wird auch in Form von Genossenschaften organisiert unter Beteiligung eines Trägers der Wohlfahrtspflege.
[Bearbeiten] Mehrgenerationenhaus
Diese häusliche alternative Wohn- und Lebensform, die Solidarität zwischen Jung und Alt prägt, sei es in Familien, zwischen Singles und/oder Alleinerziehenden, ermöglicht es älteren Menschen selbstbestimmt und eigenverantwortlich so lange wie möglich in der eigenen Wohnung zu leben. Im Not- und Pflegefall helfen Mitbewohner und zusätzlich ambulante Dienste. Die älteren Menschen können jedoch auch den Kindern und Familien und Alleinerziehenden des Mehr-Generationen-Hauses helfen, wenn sie möchten. Im Normalfall setzt das aber eine über Jahre gewachsene Vertrauensbasis voraus.
[Bearbeiten] Beziehungen in der Pflegesituation
In der Altenpflege gibt es besondere soziale Beziehungen. Das kann am Wissensvorsprung von Therapeuten, der Deutungshoheit des Individuums oder unterschiedlichen Erwartungen der gegenseitigen Rollen, der finanziellen Abhängigkeiten u. a. liegen. Ein relativ häufiges Problem ist die Rollenumkehr der „pflegenden Töchter“ (gilt vice versa auch für die seltener pflegenden Männer). Einige Pflegetheorien gehen speziell auf die sozialen Beziehungen in der Pflegesituation ein.
Durch den hohen Anteil zwischenmenschlicher Kommunikation an der Pflege kann es zu Konflikten kommen, die ihre Wurzel in der gemeinsamen Vergangenheit hat. Daneben gibt es immer wieder Fälle von persönlichen Unzulänglichkeiten oder gar krimineller Ziele, die sich in Vernachlässigung, Misshandlung oder im Extremfall auch in Tötungen niederschlägt. Geschieht dies in einem institutionellen Umfeld, ist in der Öffentlichkeit von Pflegeskandalen die Rede. Kritiker der Versorgungsmängel in der BRD sprechen im Gegensatz dazu aber von systematischer Unterversorgung, die nur in Einzelfällen kriminalisiert würden. In ihrer Gesamtheit aber sei die Unterversorgung von Systemfehler.
[Bearbeiten] Gesetzliche Grundlagen
Für die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung ist vor allem das Sozialgesetzbuch XI grundlegend. Für die medizinisch geprägten Teile der Versorgung ist aber das Krankenversicherungsrecht nach dem SGB V maßgeblich.
Einige wenige gesetzliche Grundlagen für Heime bzw. das Heimpersonal sind in der Heimpersonalverordnung (HeimPersV) (zum Heimgesetz) geregelt.
Weitere Gesetze wie das BGB für das Vertragsrecht, der Sozialdatenschutz oder das StGB als Schutz vor kriminellen Handlungen gelten auch im Rahmen der privaten oder der institutionalisierten Pflege.
Im Altenpflegegesetz wird entgegen dem Wortlaut des Begriffs nicht die Tätigkeit Altenpflege selbst geregelt, sondern ausschließlich die Rahmenbedingungen der Ausbildung in diesem Beruf; Details siehe Altenpfleger.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Ambulante psychiatrische Pflege
- Altenberichte (1-5) der Bundesregierung
- Altern
- Altersverwirrtheit - Demenz
- Familienhelferin für Altersverwirrte (Abkürzung: FfA)
- Gerontologie
- Gesundheitsberichte (1-2) der Bundesregierung
- Ausländische Haushaltshilfe
- Kritik durch Markus Breitscheidel
- Pflegebedürftigkeit
- Pflegeplanung
- Pflegeversicherung
- Pflegemanagement / Pflegedienstleitung / -direktion
- Pflegestandards
- Pflegewissenschaft
- Sozialstation (ambulante Pflege)
[Bearbeiten] Literatur
- Burkhart Brückner, Susan Al Akel & Ulrich Klein (Hg.): Verstehende Beratung alter Menschen. Orientierungshilfen für den Umgang mit Lebenskonflikten, Krisen und Notfällen. Mit Beiträgen von Norbert Erlemeier und Klaus Dörner. Roderer-Verlag, Regensburg 2006, ISBN 3-89783-554-1
- Frank Drieschner: Sr. Elviras Gespür für das Glück. Zwischen Fürsorge und Verwaltung der Alltag einer Altenpflegerin. Serie: Helden von heute (Folge 1). In: DIE ZEIT Nr. 18 vom 27. 04. 2006, Seite 4. (Ein Beitrag über das Berufsbild.)
- Erich Grond: Palliativpflege in der Gerontopsychiatrie. Leitfaden für Pflegende in der Altenhilfe. Kohlhammer. 2003. 169 Seiten . ISBN 3170174797 .
- SGB Sozialgesetzbuch 32. Auflage 2005 - Deutscher Taschenbuch Verlag - ISBN: 3-423-05024-1 - Textausgabe mit ausführlichem Sachregister und einer Einführung von Professor Dr. Schulin
- Valentin Aichele: Soziale Menschenrechte älterer Personen in Pflege. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2006, 62 Seiten. ISBN 3-937714-20-0 (Die Studie zum Download)
- Birgit Pfau-Effinger, Wandel der Geschlechterkultur und Geschlechterpolitiken in konservativen Wohlfahrtsstaaten – Deutschland, Österreich und Schweiz, 2005. [1]
[Bearbeiten] Weblinks
- Pflege-Wiki - Hauptseite
- http://www.modernealtenpflege.de - Moderne Altenpflege von A wie Alzheimer über P wie Pflegestandard bis Z wie Zyanose
- Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA)
- Bundesministerium für Gesundheit - Weiterführende Literatur zum Thema Pflege
- Diplomarbeit Altenhilfe - Eine Diplomarbeit zum Thema „Gemeinschaft und Vereinsamung in Einrichtungen der stationären Altenhilfe“
- Zum Österreich. Bundespflegegesetz (BPGG) (von konsument.at)
- http://derleipziger.de - Waschen, windeln, füttern – ein Tag in der Altenpflege (Reportage von Nancy Dietrich Aug 2006)
- Pflegezentrum - Kostenloser Altenpflege-Ratgeber für die berufliche und privaten Altenpflege
- AltenpflegerIn Darstellung des Berufsbildes Altenpfleger / Altenpflegerin
- Altern in Würde im Deutschen Grünen Kreuz für Gesundheit e.V.