Aleppo-Zimmer
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Das Aleppo-Zimmer ist die Vertäfelung eines Empfangsraumes aus einem Wohnhaus in Aleppo. Es ist neben der Steinfassade von Mschatta das Prunkstück des Museums für Islamische Kunst im Pergamonmuseum in Berlin.
Das „Aleppo-Zimmer“ stammt aus dem Haus Wakil. Dieses Privathaus steht noch heute im überwiegend von Christen bewohnten Stadtteil der syrischen Stadt Aleppo, al-Gudaida. Der Auftraggeber, ein christlicher Händler namens Isa b. Butrus („Jesus, Sohn des Petrus“) wird inschriftlich erwähnt. In einer Inschrift wird er als „simsar“ bezeichnet. Das waren Makler, die dafür Sorge trugen, dass Kaufleute Abnehmer für ihre Güter fanden.
Die ganze bemalte hölzerne Täfelung des Zimmers wurde vom Museum in Person von Friedrich Sarre 1912 käuflich erworben und in Berlin komplett mit den Originalstücken nachgebaut. Diese Täfelung ist von besonderer Bedeutung, da sie inschriftlich in die Jahre 1600/01 und 1603 datiert ist. Damit ist sie das älteste erhaltene Beispiel ihrer Art. Der Großteil der heute noch existierenden Täfelungen stammt aus späteren Zeiten, dem 18. und frühen 19. Jahrhundert, wie beispielsweise auch das Damaskuszimmer des Sammlers Herbert M. Gutmann in Potsdam.
Der Repräsentationsraum, aus dem die Vertäfelung stammt, war die sogenannte Qa`a, ein repräsentativer Empfangsraum für Gäste. Der Raum ist ein rechteckiger, flach gedeckter Bau mit einer Kuppel. Im Inneren gliedert sie sich in einen quadratischen Schwellenbereich (Ataba), der mit farbigen Marmorplatten ausgelegt war, sowie drei erhöhten Sitzbereichen(Tazar). In der Mitte des Schwellenbereichs stand ein Brunnen, der heute noch im Haus in Aleppo existiert.
Die Holztäfelung ist 35 m lang und 2,5 m hoch. Sie umschloß den unteren Teil der Wände. Die Täfelung wird von 14 Holztüren (Eingänge, Fenster und Schranktüren) unterbrochen. Der Aufbau ist streng symmetrisch. Die mittleren Sitzbereiche sind besonders edel ausgestattet und bemalt. Die Motive der Täfelungsbemalung sind sowohl christlicher als auch islamischer Natur, was für das Miteinander der Religionen spricht. Es gibt Szenen aus dem Alten Testament, Herrscherdarstellungen, literarische Motive und Fabelwesen. Die christlichen Motive sind auch wissenschaftlich von besonderer Bedeutung, weil sie einen Einblick in die Bilderwelt orientalischer Christen gibt.
Schöpfer der Bemalung war, wie aus den Inschriften hervor geht, ein wohl aus Persien stammender Künstler namens Halab Sah b. Isa. Für die persische Herkunft sprechen laut der Forscher nicht nur der Kunststil sondern auch die Rechtschreibfehler im arabischen. Allerdings scheinen einfachere Malerein von Gehilfen ausgeführt worden sein.
Die Inschriften geben nicht nur Künstler und Auftraggeber wieder sondern ganze Psalme, Sprichworte und Gedichte. Zwei Beispiele:
- „O Wohnung, über deren Räume der Morgen lächelnd hereinbricht, lachend seine weißen Zähne zeigend! Wie viele Tage bin ich in deinen Räumen glücklich gewesen, habe mit allen mich zurückgezogen zu Wissenschaft und Kunstgespräch. Während meine Rechte in Sicherheit war vor ihren Schicksalsschlägen. Und in meiner Linken war vom Nordwind gekühlter Rebensaft.“
- „Gott ist mit den Großzügigen. Wer großzügig ist, erntet Großzügigkeit.“ „Die Heilung der Herzen ist die Begegnung mit dem Geliebten.“ „Das Heil des Menschen liegt im Hüten der Zunge.“ „Selbstgefälligkeit ist ein Hinweis auf die Schwäche des Geistes.“