Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Aegidienkirche (Braunschweig) - Wikipedia

Aegidienkirche (Braunschweig)

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Die Aegidienkirche, auch Liebfrauenmünster St. Aegidien genannt, ist eine gotische Hallenkirche am Südrand der Braunschweiger Innenstadt.

Wie ihr romanischer Vorgängerbau aus dem Jahre 1115, der 1278 niederbrannte, war sie Abteikirche des von Markgräfin Gertrud († 1117) gestifteten Benediktinerklosters St. Maria und Aegidius.

Nach dessen Aufhebung ev.-luth. Pfarrkirche und im 19. Jahrhundert profan genutzt, ist sie seit 1945 Pfarrkirche der katholischen Propstei St. Aegidien.

Teile des ehemaligen Klosters beherbergen seit 1902 Teile des Braunschweigischen Landesmuseums.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Architektur

Innenansicht mit Blick in den Chorraum
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Innenansicht mit Blick in den Chorraum

Die Aegidienkirche ist der einzige hochgotische Hallenkirchenbau Braunschweigs. Den ersten Bauabschnitt stellte der Chorraum dar mit Chorumgang, Gewandsäulen und Triforium dar. Außen leiten Strebepfeiler den Druck der Gewölbe auf die seitlichen Außenmauern ab. Im Chorumgang befinden sich Seitenkapellen. Die architektonische Konstruktion erlaubte, wie für die Gotik wesentlich, den Durchbruch überaus großflächiger Fenster im Langhaus. Teile des Kreuzganges und des Refektoriums sind erhalten, teilweise noch vom romanischen Vorgängerbau. Das Baumaterial besteht aus Elmkalk und Rogensandstein, teilweise als Sichtmauerwerk, meist jedoch als Bruchmauerwerk ausgeführt. Die Aegidienkirche hatte baulich bedingt mit 11-13 sek. eine außergewöhnliche Nachhallzeit, die in den 90er Jahren Gegenstand von Gegenmaßnahmen wurde (Einbau von schallabsorbierenden Wandverkleidungen).

Innenansicht (Detail): Triforium über dem Chorumgang
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Innenansicht (Detail): Triforium über dem Chorumgang
Westseite mit Turmresten
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Westseite mit Turmresten

Auffallend ist, dass die Aegidienkirche keinen Glockenturm hat. Auf der Westseite waren eigentlich zwei Türme geplant und deren Fundamente schon vorbereitet. Der Grund dafür ist in der Bodenbeschaffenheit zu suchen. Während das Langhaus der Ägidienkirche auf einem festen Lehmsockel ruht, befindet sich an der Stelle der seinerzeit geplanten Türme ein ehemaliger Flussverlauf der Oker, mithin ehem. sumpfiger Boden. Dieser konnte einen massiven Turm nicht tragen. Versuche, die Türme aufzubauen scheiterten immer wieder durch Einsturz. Die Türme wurden daher nie vollendet und ihre Ansätze deshalb 1817 endgültig abgerissen.


Reste des romanischen Vorgängerbaus an der Südwand des Langhauses
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Reste des romanischen Vorgängerbaus an der Südwand des Langhauses

Das Langhaus ist als Hallenkirche ausgeführt. An der Südwand sind Reste des romanischen Vorgängerbaus zu erkennen.

Dämonendarstellungen an den Gewandsäulen des Chorumgangs
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Dämonendarstellungen an den Gewandsäulen des Chorumgangs

Besonders sehenswert sind heute noch im Chorumgang die mit Dämonendarstellungen und Blattornamenten verzierten Kapitelle der Gewandsäulen. Diese Darstellungen folgen noch romanischen Bildidealen, obwohl die architektonische Ausführung schon gotisch ist. Der vollkommen unbeeinträchtigte Erhaltungszustand dieser Bildhauerarbeiten grenzt an ein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Kirche zwischendurch als Gefängnis genutzt wurde (s.u.).

[Bearbeiten] Bau- und Nutzungsgeschichte

[Bearbeiten] Klosterkirche

Die Einrichtung des Klosters erfolgte durch Abt Heinrich von Bursfelde; erster Abt wurde nach 1117 Gozwin aus Ilsenburg. Im 12. Jahrhundert erlebte das Kloster eine Blütezeit, nicht zuletzt durch den durch die Gründerin initiierten Reliquienkult um den heiligen Auctor, der im Jahre 1200 zum Schutzpatron der Stadt Braunschweig erhoben wurde. Der mit dem Förderer des Klosters, Herzog Heinrich dem Löwen, befreundete Abt Heinrich I. wurde im Jahre 1173 zum Bischof von Lübeck ernannt, wo er das Tochterkloster St. Johannis gründete.

Auf den romanischen Gründungsbau folgte nach dem Brand im Jahre 1278 ein vollständiger Neubau im Stile französischer Kathedralgotik. Bis ungefähr 1320 waren Chor, Querhaus und zwei östliche Langhaus-Joche entstanden. Die beiden westlichen Langhausjoche waren um 1437 vollendet, die Gesamtweihe erfolgte 1478.

[Bearbeiten] Reformationszeit

Im Jahre 1528 schlossen sich - wie die Bürger Braunschweigs - auch die Mönche von St. Aegidien der Reformation an. Der Konvent wurde aufgelöst und die Klosterkirche als ev.-luth. Pfarrkirche für die Klosterfreiheit genutzt. Die Stadt übernahm 1542 die Verwaltung des Klosters, welches kurz darauf bis zum Jahre 1571 von Zisterzienserinnen des Klosters Heiligkreuz auf dem Braunschweiger Rennelberg bezogen wurde. Ab 1605 wurde das Kloster als evangelisches Frauenkonvent genutzt.

1717 wurde die Aegidienkirche im Stile des Barock ausgestattet. Seit 1718 diente sie auch als Garnisonkirche. Im Jahre 1811 erfolgte die Aufhebung als Pfarrkirche, im Folgejahr wurde das Inventar samt Kirchenglocken versteigert. Infolge der Einrichtung eines Kreisgefängnisses in den ehemaligen Klostergebäuden im Jahre 1832 wurde der evangelische Aegidienkonvent in die Innenstadt (Kleine Burg) verlegt. Die Kirche selbst diente als Militärdepot und Magazin und seit 1836 als Konzertsaal. Im Jahre 1883 wurde das Gefängnis aufgrund des geringen Sicherheitsstandards auf den Rennelberg verlegt.

[Bearbeiten] 20. Jahrhundert: Katholische Pfarrkirche

Ab 1902 wurden Kloster und Kirche als Ausstellungsraum des „Vaterländischen Museums für Braunschweigische Landesgeschichte“, des späteren Braunschweigischen Landesmuseums, genutzt, noch heute befindet sich ein Teil des Museums im ehemaligen Benediktinerkloster. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Gebäude stark beschädigt.

Am 1. September 1945 wurde die Kirche St. Aegidien der katholischen St. Nicolaigemeinde übergeben, die ihre Kirche am 15. Oktober 1944 bei einem Bombenangriff verloren hatte. Am 12. Dezember 1948 fand der erste Gottesdienst seit 1811, der erste katholische Gottesdienst seit 1528 statt. Nach dem Erwerb der St. Aegidienkirche durch die Diözese im Jahre 1958 erfolgte 1959 die Neuweihe durch den Hildesheimer Bischof Janssen. Umfangreiche Außen- und Innenrenovierungen fanden in den Jahren 1974 bis 1979 statt, wobei die durch die brunonische Markgräfin Gertrud von Braunschweig dort beigesetzten Reliquien des Stadtpatrons St. Auctor wieder aufgefunden wurden. Seit 1979 trägt die Gemeinde St. Nicolai den Namen St. Aegidien.

In der Aegidienkirche steht eine wertvolle Orgel der Fa. Johannes Klais (Bonn) aus dem Jahr 1965 mit 45 Registern, drei Manualen (Hauptwerk, Brustwerk, Schwellwerk) und Pedal.

[Bearbeiten] Literatur

  • Camerer, Garzmann, Schuegraf, Pingel: Braunschweiger Stadtlexikon, Braunschweig 1992
  • Reinhard Dorn: Mittelalterliche Kirchen in Braunschweig. Hameln, 1978

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: St. Aegidien (Braunschweig) – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

Koordinaten: 52° 15' 35" N, 10° 31' 31" O

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