Abgar-Bild
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Als Abgar-Bilder, Abgarusbilder, Tuchbilder oder Mandylion des Königs Abgar (Abgar V.) bezeichnet man eine Reihe von Bildern und Repliken, die ein "wahres Porträt" Christi mit einem Abdruck von Gesicht und Haupthaar zeigen; das Original war, nach der Legende, keine Ikone, sondern ein Tuch, von dem die Gesichtszüge mechanisch übertragen wurden.
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[Bearbeiten] Ursprung
In der allerersten Überlieferung der Abgarlegende, dem legendären Briefwechsel zwischen Jesus und Abgar von Edessa, niedergeschrieben von Eusebius im Jahre 325, ist von einem Bild nicht die Rede.
Gegen Ende des 4. Jahrhunderts taucht erstmals in der "Lehre des Addai", die Geschichte des Eilboten Ananias (Hannan) auf, der den Brief an Jesus überbracht haben soll. Dieser Ananias soll gleichzeitig Maler gewesen sein und ein Portrait von Jesus angefertigt haben, welches er König Abgar mitbrachte. Eine spätere Version berichtet von einem direkten Gesichtkontakt bei der sich das Abbild Jesu in ein Tuch eingeprägt hätte; demnach zählt das Tuchbild zu den Acheiropoieta.
[Bearbeiten] Weiterentwicklung
Der Historiker Euagrios Scholastikos (vor 594) schreibt, dass die Bewohner der Stadt Edessa, im Zuge der Belagerung durch die Perser unter Chosrau I. im Jahre 544, vermutlich durch Befestigungsarbeiten auf dem höchsten Tor, einen Hohlraum in der Mauer entdeckten. Er enthält ein Tuch mit dem Gesicht Jesus. Als Chosrau nach einem Feuer in seinem Feldlager mit seinem Heer abzieht, geraten die Einwohner Edessas in höchste Begeisterung. Euagrios bezeichnet es in seiner Kirchengeschichte als von Gott, aber nicht von Menschenhand gemacht. Dagegen schreibt Prokopios von Caesarea (vor 565), dieses Bild wäre im Jahre 525 bei Aufräumungsarbeiten in einem der Stadttore entdeckt worden, nachdem der Daisan, ein Nebenfluss des Euphrats, die Stadt Edessa überschwemmt hatte.
Eine Silbervase aus Emesa aus diesen Jahren (jetzt im Louvre, Paris) zeigt das wahrscheinliche Kopfbild auf dem Tuch. Es fällt auf, dass die Bild-Darstellungen von Christus genau seit dem 6. Jahrhundert eine einschneidende Veränderung erfahren. Wurde Jesus bisher in einem jugendlichen Typus dargestellt (Typ griechischer Gott Apoll, v.a. bartlos), ähneln die Bildnisse seitdem eher demjenigen auf dem Turiner Grabtuch.
[Bearbeiten] Verbleib
Das wundertätige Bild blieb auch während der islamischen Eroberungen im christlichen Edessa. Erst durch die Expansionspolitik im wiedererstarktem Byzanz musste Edessa das so genannte Abgar-Bild im Jahre 944 an Byzanz abtreten. In Konstantinopel verblieb das Bild bis zur Eroberung und Plünderung im 4. Kreuzzug (1204). Danach verliert sich die Spur des Bildes im Westen in Rom oder Paris. Heute könnte sich eine der beiden Kopien dieses Bildes, die ebenfalls aus Edessa stammen, im Vatikan befinden, die andere Kopie - seit dem 14. Jahrhundert dokumentarisch belegt - in Genua.
Die Westkirche propagierte seit dem Verschwinden des byzantinischen Tuchbildes im 13. Jahrhundert ein neues Wunderbild mit den "echten Zügen Christi": Die Veronica oder Vera Icona in St. Peter in Rom, das so genannte Schweißtuch der Veronika.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Daniel Spanke: Das Mandylion. Ikonographie, Legenden und Bildtheorie der "Nicht-von-Menschenhand-gemachten Christusbilder". Monographien des Ikonenmuseums Recklinghausen. Bd 5. Recklinghausen 2000. ISBN 3929040484
- Hans Belting: Bild und Kult, eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst. Beck, München 1990, 2000. ISBN 3-406-37768-8
- Heinrich W. Pfeiffer: Die römische Veronika. In: Grenzgebiete der Wissenschaft. Resch, Innsbruck 49.2000,3, 225–240. ISSN 1021-8130
- Joseph Sauer: Die ältesten Christusbilder. Wasmuth, Berlin 1920.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Abgar-Bild – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Predigt des Gregor Referendarius über das wahre Porträt Christi aus dem Jahre 944 (englisch)
- Das Mandylion von Genua - ein 30-Sekunden-Video
- Edessasabbild
- Ikonen des Mandylion (Christus Acheiropoietos)
- Daniel C. Scavone (University of Southern Indiana): Acheiropoietos Jesus Images in Constantinople: the Documentary Evidence