Hanns Albin Rauter
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Hanns Albin Rauter eigentlich Johann Baptist Albin (* 4. Februar 1895 in Klagenfurt; † 24. März 1949 bei Scheveningen) war SS-Obergruppenführer und Höherer SS- und Polizeiführer (HSSPF) der besetzten Niederlande. Am 4. Mai 1948 wurde er von einem niederländischen Gericht zum Tode verurteilt und 1949 hingerichtet.
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[Bearbeiten] Leben
Der Sohn eines Forstrats besuchte bis 1912 die Oberrealschule und legte das Abitur ab. Anschließend nahm er an der Technischen Universität Graz ein Ingenieur-Studium auf. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete sich Rauter 1914 freiwillig zur k.u.k. Armee. Er diente im Kärntener Gebirgsschützenregiment 1 und wurde 1919 als Oberleutnant entlassen. Ab 1919 nahm er am so genannten „Kärntner Freiheitskampf“ teil, von Mai bis Juli 1921 kämpfte er im Freikorps Oberland in Oberschlesien, im Jahr 1921 war er Gründungsmitglied der antisemitischen Gruppierung „Steirischer Heimatschutz“, dessen Stabschef er im selben Jahr wurde. 1937 heiratete er eine 22 Jahre jüngere Frau mit der er fünf Kinder hatte.
[Bearbeiten] Karriere in NSDAP, SA und SS
Rauter hatte 1929 erstmals Adolf Hitler getroffen und agitierte im Sinne der Nationalsozialisten in Österreich. Mit Theo Habicht plante er die Gründung einer NSDAP-nahen Kampfgemeinschaft in Österreich. Seine Beteiligung am Pfrimer-Putsch und sein weiteres Auftreten bedingte 1933 die Flucht nach Deutschland, wo er zunächst in der Landesleitung für Österreich in der NSDAP tätig wurde. Des Weiteren trat er der SA bei und übernahm bis zum 17. Oktober 1934 die Führung des „Kampfring der Österreicher im Reiche“.
Von Herbst 1934 bis März 1938 war er als Sachbearbeiter beim NSDAP-Flüchtlingshilfswerk tätig, konkret im illegalen Hilfswerk für Österreich. Bereits 1935 war Rauter von der SA zur SS gewechselt (Mitglied-Nr. 262.958), in der er den Rang eines Oberführers (ungefähr zwischen Oberst und Generalmajor, bei der Armee gab es keine Entsprechung für diesen SS-Dienstgrad) bekleidete. Bis 1940 war er Stabsführer des SS-Oberabschnittes Südost in Breslau, 1939 wurde er zum SS-Brigadeführer befördert.
Im Zuge der Besetzung der Niederlande wurde Rauter am 23. Mai 1940 zum Generalkommissar für das Sicherheitswesen und Höherer SS- und Polizeiführer „Nordwest“ beim Reichskommissar für die besetzten Niederlande. Im April 1941 wurde er zum SS-Gruppenführer, im Juni 1943 zum Obergruppenführer befördert.
In seiner Position als Polizeikommandeur und ranghöchster SS-Führer in den Niederlanden verantwortete Rauter die harten Besatzungsbedingungen, zu denen insbesondere die Deportationen von jüdischen Niederländer in die Vernichtungslager und die Bekämpfung des Widerstandes gehörten. So wurden etwa 300.000 Niederländer zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt und Besitztümer wurden willkürlich beschlagnahmt. Der vom niederländischen Widerstand organisierte Generalstreik im Februar 1941 wurde von Rauter blutig niedergeschlagen. Von Februar bis Mai 1943 fanden mehrere Polizeirazzien gegen Studenten statt, mehrere tausend von ihnen wurden deportiert. Es gab unter Rauter noch eine Reihe weiterer Repressalien, so zum Beispiel die Verhängung der Sippenhaft gegen niederländische Beamte.
In Zusammenarbeit mit Anton Musserts Nationaal-Socialistische Beweging mehrere Freiwilligenverbände auf, unter anderem die Landwacht Niederlande.
[Bearbeiten] Attentat
Am späten Abend des 6. März 1945 hatten niederländische Widerständler an der Straße zwischen Arnheim und Apeldoorn bei einem Überfall Hanns Albin Rauter mit mehreren Schüssen schwer verwundet. Die Täter flüchteten und einige Stunden später wurde Rauter, der sich totgestellt hatte, gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Er überlebte das Attentat. Am nächsten Tag wurden 263 Gefangene erschossen, die aus Gefängnissen und Konzentrationslagern geholt worden waren.
[Bearbeiten] Nachkriegszeit
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er an die Niederlande ausgeliefert. In der Haft wurde er ausgiebig von zwei Historikern befragt bevor er ihn ein Den Haager Sondergericht am 4. Mai 1948 zum Tode verurteilte. Seine Berufung wurde am 12. Januar 1949 von einem Kassationsgericht abgewiesen, am 24. März 1949 wurde Rauter durch ein Erschießungskommando bei Scheveningen hingerichtet. Angeblich habe er dem Peleton selbst den Feuerbefehl gegeben. Sein Grab wird geheim gehalten.
Ausschlaggebend für die gegen ihn verhängte Todesstrafe war jedoch die Deportation von ca. 110.000 niederländischen Juden, von denen nur rund 6000 überlebten. Die Fürsprache des damaligen Staatssekretärs Karel Johannes Frederiks hatte Rauter mit der Begründung, dass die „Judenfrage rein deutsche Angelegenheit“ sei, ausgeschlagen.
[Bearbeiten] Literatur
- Hans Schafranek: Sommerfest mit Preisschießen. Die unbekannte Geschichte des NS-Putsches im Juli 1934. Czernin-Verlag. Wien 2006, ISBN 3707600815
- Ruth Bettina Birn: Hanns Rauter. Höherer SS-und Polizeiführer in den Niederlanden." In: Ronald Smelser, Enrico Syring (Hrsg.): Die SS. Elite unter dem Totenkopf. 30 Lebensläufe.Schöningh, Paderborn 2000, S.408–417, ISBN 3-506-78562-1.
Personendaten | |
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NAME | Rauter, Hanns Albin |
ALTERNATIVNAMEN | Rauter, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | HSSPF der besetzten Niederlande |
GEBURTSDATUM | 4. Februar 1895 |
GEBURTSORT | Klagenfurt |
STERBEDATUM | 24. März 1949 |
STERBEORT | Scheveningen |