Evans-Gambit
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Beim Evans-Gambit oder Gambit des Kapitän Evans handelt es sich um eine Eröffnung des Schachspiels, die in mehrere Varianten unterteilt wird. Das Evans-Gambit zählt zu den Offenen Spielen.
Jede seiner Hauptvarianten beginnt mit folgenden Zügen: 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sb8-c6 3.Lf1-c4 Lf8-c5 4.b2-b4. Das Evans-Gambit entwickelt sich aus der Italienischen Partie. Ein berühmtes Beispiel ist die sogenannte Immergrüne Partie zwischen Adolf Anderssen und Jean Dufresne.
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[Bearbeiten] Hintergrund und Idee des Gambits
Diese Eröffnung wird nach ihrem Erfinder, dem Schiffskapitän William Davies Evans benannt. Er wendete sie erstmals 1824 an bei einer Partie zwischen den Häfen Milford und Dunmore.
Sollte der Schwarzspieler das Gambit annehmen, so erhält Weiß einigen Entwicklungsvorsprung und vorerst ein so genanntes Vollzentrum, da er durch den Zeitgewinn zu dem Bauern auf e4 noch einen Weiteren nach d4 stellen kann. Beispielhaft hierfür die folgende Variante:
1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sb8-c6 3.Lf1-c4 Lf8-c5 4.b2-b4 Lc5xb4 5.c2-c3 Lb4-a5 6.d2-d4 d7-d6
Eine andere Möglichkeit ist eine Ablehnung des Gambits durch den Zug 4...Lb6, wonach der Weißspieler Raum am Damenflügel gewinnt.
[Bearbeiten] Praxis auf Großmeisterniveau
Obwohl auf der Ebene der Großmeister die Ablehnung des Gambits zuletzt gute Resultate für Schwarz einbrachte, wird das Bauernopfer meistens angenommen. Die Resultate hierbei sind sehr unterschiedlich, allgemein werden allerdings auch diese Varianten als ausreichend für Schwarz angesehen.
Bemerkenswert ist, dass sowohl Bobby Fischer als auch Garri Kasparow, beides sonst treue Anhänger der Spanischen Partie mit Weiß, dieses Gambit als spielbar erachteten und im Laufe ihrer Karriere einige Male einsetzten. Als Kasparow im Jahre 1995 erstmals die damals fast völlig aus der Turnierpraxis verschwundene Eröffnung erfolgreich gegen Viswanathan Anand einsetzte, kam es zu einem Wiederaufleben des Evans-Gambit. Seitdem ist es zwar selten, aber in regelmäßigen Abständen in der Großmeisterpraxis wiederzufinden.
[Bearbeiten] Eröffnungsfallen & Mattfehler
Ein häufiger Fehler ist die Annahme des weiteren "geopferten" Bauern auf c3 nach 4. ... Lxb4 5.c3 Lc5 6.d4 ed 7.0-0 dc? Nach 8.Lxf7+ Kxf7 9.Dd5+ gewinnt Weiß den Läufer zurück und steht mit Entwicklungsvorsprung angesichts offener schwarzer Königsstellung deutlich besser.
[Bearbeiten] 1. Miniatur
Die nachfolgende Partie wurde 1829 zwischen Kapitän Evans und Alexander MacDonnell in London gespielt. Es ist die ursprüngliche Variante, die Zugumstellung von 5.b2-b4 auf den vierten Zug erfolgte erst zu späterer Zeit. 4.0-0 d7-d6 5.b2-b4 Lc5xb4 6.c2-c3 Lb4-a5 7.d2-d4 Lc8-g4 8.Dd1-b3 Dd8-d7 9.Sf3-g5 Sc6-d8 10.d4xe5 d6xe5 11.Lc1-a3 Sg8-h6 12.f2-f3 La5-b6+ 13.Kg1-h1 Lg4-h5 14.Tf1-d1 Dd7-c8 15.Td1xd8+! Dieses Turmopfer entscheidet bereits die Partie. 15. ... Dc8xd8 16.Sg5xf7 Dd8-h4 17.Db3-b5+ c7-c6 18.Db5xe5+ Ke8-d7 19.De5-e6+ Kd7-c7 20.La3-d6#
[Bearbeiten] 2. Miniatur
Die Partie wurde 1862 zwischen Wilhelm Steinitz und Pilhal in Wien gespielt. Besonderes Augenmerk sollte man auf das dreifache Bauernopfer richten, wodurch Weiß geschickt die Rochade des Schwarzen Spielers unterminiert. 4. ... Lc5xb4 5.c2-c3 Lb4-a5 6.0-0 Sg8-f6? 7.d2-d4 Das zweite Bauernopfer 7. ... e5xd4? 8.Lc1-a3 d7-d6 9.e4-e5! Das dritte Bauernopfer 9. ... d6xe5 10.Dd1-b3 Dd8-d7 11.Tf1-e1 Dd7-f5 12.Lc4-b5 Sf6-d7 13.Db3-d5 La5-b6 14.Sf3xe5 Sc6-e7 15.Se5xd7 Df5xd5 16.Sd7-f6+ Ke8-d8 17.La3xe7#
[Bearbeiten] 3. Miniatur
Die nachfolgende Partie wurde 1942 in New York zwischen Helms und Tenner gespielt. 4. ... Lc5-b6 5.a2-a4 a7-a6 6.a4-a5 Lb6-a7 7.b4-b5 a6xb5 8.Lc4xb5 Sg8-f6 9.Lc1-a3! Sf6xe4? 10.Dd1-e2 Se4xf2 11.Sf3xe5! Sc6-d4 12.Se5xd7+!! Sd4xe2 13.Sd7-f6#