Wiener Blut
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Wiener Blut ist eine "komische Operette" in drei Akten von Victor Léon und Leo Stein. Die Musik dazu ist von Johann Strauß (Sohn), zusammengestellt und bearbeitet von Adolf Müller junior. Der Titel stammte von dem Konzertwalzer Wiener Blut op. 354 (1873). Die Uraufführung der Operette fand am 26. Oktober 1899 im Carltheater Wien statt.
Die Musik wurde von dem erfahrenen Theaterpraktiker Müller aus verschiedensten Werken von Strauß effektvoll zusammengestellt. Müller griff auch auf sehr frühe, biedermeierlich wirkende Tänze von Strauß aus den 1840er-Jahren zurück, die er geschickt mit den nostalgischen Momenten der Operette verband. Diese Art Zweitverwertung von Tanzkompositionen als Pasticcio auf der Bühne war verbreitet in der späteren Wiener Operette.
Mit einem neuen Werk aus der Feder des Walzerkönigs glaubte Franz Jauner, der Direktor des Carltheaters, sich vor dem drohenden Konkurs retten zu können. Zunächst war das Werk für das Theater an der Wien bestimmt gewesen. Da der 74-jährige schwer kranke Johann Strauß nicht mehr zur Komposition einer neuen Operette in der Lage war, brachte der Kapellmeister Adolf Müller jun. eine Kompilation bereits vorliegender Tanzmelodien ins Gespräch. Er selbst leitete nach Strauß' Tod die Arbeit. Léon und Stein verfassten das Libretto über die amourösen Eskapaden des Grafen Zedlau zur Zeit des Wiener Kongresses.
Aufgrund von Streitigkeiten über Honorarforderungen konnte das Projekt dem Carltheater angeboten werden, und vier Monate nach Strauß' Tod wurde die Verwechslungskomödie dort aus der Taufe gehoben. Zeitungen kommentierten die Premiere ironisch als "Urlaub, den sich Meister Strauß vom Himmel genommen" habe und verglichen ihn mit Titurel, der in Richard Wagners Parsifal aus dem Grabe singt. Das Fiasko der Uraufführung führte unter anderem zu Jauners Selbstmord.
Zu dem erhofften Kassenerfolg wurde erst die Neueinstudierung der Operette 1905 im Theater an der Wien.
Der Titel "Wiener Blut" wurde zum geflügelten Wort. Geschickt wird mit ihm die Exklusivität des "blauen Bluts" auf die ganze Einwohnerschaft der multikulturellen Stadt Wien übertragen: Das reflexartige Zucken in den Beinen beim Erklingen von Walzermusik liefert den Beweis für die authentische Wiener Herkunft.
Die populäre Verfilmung von Willi Forst von 1942 wurde bereits in Deutschland produziert und präsentierte mitten im Zweiten Weltkrieg eine unversehrte österreichische Welt. Die enge Bindung von Mussolinis Diktatur an das faschistische Deutschland schuf die Rahmenbedingungen, dass die Filmfestspiele von Venedig den Film noch im selben Jahr auszeichnen konnten.
Falco nannte sein fünftes Album und den dazugehörigen Titelsong 1988 ebenfalls Wiener Blut.
[Bearbeiten] Inhalt
Wien zur Zeit des Wiener Kongresses. Die lebenslustige Wienerin Gabriele ist mit Balduin Graf Zedlau, einem Gesandten von Reuss-Schleiz-Greiz getraut worden. Schon nach kurzer Zeit entpuppt sich Zedlau als sehr spießig und da ihm das Wiener Blut fehlt, zieht Gabriele wieder auf das Schloss ihrer Eltern. Der einsame Zedlau beginnt daraufhin eine Affaire mit der schönen Franziska Cagliari. Zudem wirf Balduin ein Auge auf die Freundin Pepi Pleiniger seines Dieners Jospeh, die als Probiermamsell arbeitet.
Gabriele erfährt vom Treiben ihres Mannes und kehrt in seine Villa zurück. Nach turbulenten Verwechslungen treffen alle einander in Hietzing beim Heurigen. Gabriele lässt sich von Fürst Ypsheim-Gindelbach, dem Premierminister von Reuss-Schleiz-Greiz und Chef von Graf Balduin geleiten. Balduin vergnügt sich mit der Probiermamsell Pepi Pleiniger und Joseph kommt mit der schönen Franziska Cagliari. Trotzdem kommt es zum Happy End, die jeweiligen Paare (Gabriele und Balduin, Pepi und Josph, Cagliari und Ypsheim-Gindelbach) finden wieder zueinander und alle erkennen, dass daran nur das Wiener Blut schuld sein kann und singen einen großen Schlusschor. – Die kurzen Zeilen zeigen, dass der Walzer ursprünglich nicht für Singstimmen, sondern instrumental gedacht war. So war man gezwungen, als Gesangstext etwas Knappes, aber doch Verständliches und sich Reimendes zu finden:
- Wiener Blut, /Wiener Blut! /Eig'ner Saft, /Voller Kraft, /Du erhebst, /Du belebst /Unser'n Mut! /Wiener Blut!
- Wiener Blut! /Was die Stadt /Schönes hat, /In dir ruht! /Wiener Blut, /Heiße Flut! /Allerort /Gilt das Wort: /Wiener Blut!
