Walter Ritz
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Walter Ritz (* 22. Februar 1878 in Sion (Sitten); † 7. Juli 1909 in Göttingen) war ein Schweizer Mathematiker und Physiker. Er war einer der bedeutendsten Schweizer Wissenschaftler und Forscher, obwohl er nach einer kurzen Karriere bereits mit 31 Jahren starb.
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[Bearbeiten] Leben
Sein Vater Raphael Ritz war gebürtig im Wallis und ein bekannter Landschafts- und Innenarchitekt. Seine Mutter mit dem Geburtsnamen Nördlinger war die Tochter eines Ingenieurs aus Tübingen. Ritz war ein besonders begabter Schüler und besuchte das kommunale Lyzeum in Sion. 1897 trat er in die polytechnische Schule in Zürich ein, wo er Ingenieurwesen studierte. Bald schon fand er heraus, dass er nicht mit den Näherungen und Kompromissen leben konnte, die mit dem Ingenieurwesen verbunden sind und so wechselte er zu den mathematisch exakteren physikalischen Wissenschaften.
Er erkrankte 1900 an Tuberkulose, möglicherweise auch an Pleuritis (Brustfellentzündung), an der er später auch sterben sollte. 1901 zog er aus gesundheitlichen Gründen nach Göttingen um. Dort wurde er von Voigt und Hilbert beeinflusst. Ritz schrieb eine Dissertation über Spektrallinien von Atomen und wurde mit summa cum laude promoviert. Das Thema führte später zum Ritzschen Kombinationsprinzip und 1913 zum Atommodell von Rutherford und Bohr.
Im Frühling 1903 hörte er in Leiden Vorlesungen von Lorentz über elektrodynamische Probleme und dessen neue Elektronentheorie. Im Juni 1903 war er in Bonn am Heinrich-Kayser-Institut, wo er in Pottasche eine Spektrallinie fand, die er in seiner Dissertation vorhergesagt hatte. Im November 1903 war er in Paris an der École Normale Supérieure. Dort arbeitete er an Infrarot-Fotoplatten.
Im Juli 1904 verschlimmerte sich seine Krankheit und er zog zurück nach Zürich. Die Krankheit hinderte ihn bis 1906 an weiteren wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Im September 1907 zog er nach Tübingen, dem Herkunftsort seiner Mutter, und 1908 wieder nach Göttingen, wo er Privatdozent an der Universität wurde. Dort veröffentlichte er sein Werk "Recherches critiques sur l'Électrodynamique Générale".
Ritz hatte als Schüler, Freund oder Kollege Kontakte zu vielen zeitgenössischen Gelehrten wie Hilbert, Voigt, Minkowski, Lorentz, Cotton, Paschen, Poincaré und Einstein. Er war in Zürich ein Kommilitone von Einstein, der auch dort studierte.
[Bearbeiten] Wissenschaftliche Leistungen
[Bearbeiten] Ritz-Verfahren
Ritz lieferte mit dem Verfahren von Ritz (Ritz-Verfahren) ein Berechnungsverfahren der Technischen Mechanik und theoretische Vorarbeiten für die Finite-Elemente-Methode (FEM). Das Ritz'sche Verfahren ist auch bekannt als das Ritz'sche Variationsprinizp. (Siehe auch Rayleigh-Ritz-Prinzip.)
[Bearbeiten] Ritzsches Kombinationsprinzip
Ritz fand 1908 empirisch das nach ihm benannte Ritzsche Kombinationsprinzip. Danach ist die Summe oder Differenz der Frequenzen zweier Spektrallinien häufig die Frequenz einer weiteren Linie. Welche dieser errechneten Frequenzen tatsächlich beobachtet wird, wurde erst später durch Auswahlregeln erklärt, die aus quantenmechanischen Rechnungen folgen. Basis dafür war die Spektrallinienforschung (Balmer-Serie) von Johann Jakob Balmer.
[Bearbeiten] Emissionstheorie
Walter Ritz vertrat die Emissionstheorie, die sogenannte ballistische Theorie des Lichtes ähnlich der Newtonschen Emissionstheorie, fast Jahrzehnte vor der von Einstein im Jahr 1905 veröffentlichten speziellen Relativitätstheorie und vor der von Einstein im Jahr 1916 abgeschlossenen allgemeinen Relativitätstheorie. Wissenswert ist, daß die Emissionstheorie von Walter Ritz sich mit der Galileitransformationen von Geschwindigkeiten des Lichtes befasste, statt der Struktur vom Raum und Zeit, sowie der Lorentztransformationen der Geschwindigkeiten; eine wichtige Annahme der Relativitätstheorie. Ritz zeigte, dass man, wenn man auf die Ätherhypothese verzichtet, gezwungen ist, eine Art Galileitransformationen der Geschwindigkeiten anzuwenden anstatt einer Raum-Zeit-Hypothese. Einstein, der damals auch in der Schweiz lebte, diskutierte oft seine Gedanken mit Walter Ritz.
[Bearbeiten] Relativitätstheorie und elektromagnetische Theorie
Ritz war wahrscheinlich der erste Kritiker der Relativitätstheorie. Jedenfalls diskutierte er mit Einstein darüber und führte 1908/1909 bis zu seinem Tod in der "Physikalischen Zeitschrift" einen wissenschaftlichen Streit mit ihm. 1908 veröffentlichte er auch eine Kritik der elektromagnetischen Theorie von Maxwell-Lorentz (siehe: Maxwellsche Gleichungen). In beiden Fällen ging es unter anderem um die Existenz des elektromagnetischen Äthers.
[Bearbeiten] Ritz-Standard
Die physikalische Einheit Ritz-Standard ist nach Ritz benannt.
[Bearbeiten] Rydberg-Ritz-Formel
Mit Johannes Rydberg arbeitete Ritz an der Rydberg-Ritz-Formel.
[Bearbeiten] Werke/Literatur
- Walter Ritz: Über die Rolle des Äthers in der Physik, 1908, in: Scientia 1908, Nr. VI: „Du rôle de l'éther en physique“
- Walter Ritz: Recherches critiques sur l'Électrodynamique Générale, 1908
- Walter Ritz: Annales Chemie et de Physique, 13, 145, 1908
- Walter Ritz: Gesammelte Werke - Oeuvres, herausgegeben von der Société Suisse de Physique, Gauthier-Villars, Paris, 1911.
- Forman, P., Dictionary of Scientific Biography XI, 475, Charles Scribner's Sons, New York, 1975.
[Bearbeiten] Weblinks
- Abbreviated Biographical Sketch of Walter Ritz
- Wer war der erste Kritiker der Relativitätstheorie?
- Critical Researches on General Electrodynamics, Walter Ritz, 1908
- The Ritz-Einstein Agreement to Disagree
- Quelle für den Ritz-Standard
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Ritz, Walter |
| KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Mathematiker |
| GEBURTSDATUM | 22. Februar 1878 |
| GEBURTSORT | Sion |
| STERBEDATUM | 7. Juli 1909 |
| STERBEORT | Göttingen |
