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Volksbad

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Ehemaliges Volksbad in Braunschweig
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Ehemaliges Volksbad in Braunschweig

Ein Volksbad ist eine öffentliche Badeanstalt mit Dusch- oder Wannenbädern, die vor allem den Unterschichten die Möglichkeit zu regelmäßiger Körperpflege bieten soll. In Österreich ist die übliche Bezeichnung dafür Tröpferlbad. Die ersten Volksbäder entstanden in Europa Mitte des 19. Jahrhunderts, wobei England führend war.

Heute gibt es nur noch wenige Volksbäder, da sie, durch die zunehmende Finanznot der Kommunen, geschlossen oder anderweitig genutzt werden (beispielsweise als Disko oder Jugendeinrichtung). Da heute fast jede Wohnung ein Badezimmer hat, ist die Zeit der klassischen Volksbäder vorbei.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Das Zeitalter der Aufklärung brachte ein Umdenken in puncto Hygiene, die vorher weitgehend vernachlässigt worden war, und zwar auch von den oberen Schichten. Da der Großteil der Bevölkerung keinen Zugang zu fließendem Wasser hatte, von Badeeinrichtungen ganz zu schweigen, setzten sich Mediziner dafür ein, öffentliche Badeanstalten einzurichten. 1842 wurde in Liverpool die erste öffentliche Wasch- und Badeanstalt für Arbeiter eingerichtet, weitere Städte in England folgten bald diesem Beispiel. Die erste belgische Badeanstalt gab es in Brüssel (1854), die erste der Schweiz in Basel (1866). Das Berliner Admiralsgartenbad, eine Badeanstalt in Bremen und das Bad am Praterstern in Wien bezeichnet Meyers Konversationslexikon 1888 als modernste Einrichtungen dieser Zeit.

Das erste deutsche Volksbad entstand 1855 in Hamburg am Schweinemarkt. Es verfügte über 65 Badewannen und 56 Waschstände zum Wäschewaschen. Finanziert wurde der Bau mit Hilfe von Aktien und Spenden reicher Bürger. 1860 eröffnete in Magdeburg die erste öffentliche Badenanstalt mit einem Schwimmbecken. In Berlin gab es das erste Volksbad 1879. Weitere Bäder errichtete man unter anderem in München, Augsburg, Darmstadt, Flensburg, Gießen, Kassel, Nürnberg und Coburg (Ernst-Alexandrinen-Volksbad).

Den öffentlichen Durchbruch, was die Akzeptanz solcher Einrichtungen angeht, schaffte der Berliner Dermatologe Oskar Lassar, der 1874 den Berliner Verein für Volksbäder gründete, dessen Motto lautete: "Jedem Deutschen wöchentlich ein Bad!" Damit waren keine Wannen-, sondern in erster Linie Brausebäder gemeint; heute spricht man allgemein vom Duschen.

Das Volksbrausebad von Oskar Lassar auf der Berliner Hygieneausstellung 1883
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Das Volksbrausebad von Oskar Lassar auf der Berliner Hygieneausstellung 1883

Der entscheidende Erfolg bei der Durchsetzung des Volksbrausebads kam mit der Berliner Hygieneausstellung im Jahr 1883. Lassar hatte dort eine 8 mal 5 Meter große Wellblechbude aufgebaut mit insgesamt zehn Duschzellen für Frauen und Männer. Hier konnte jeder während der Ausstellung für 10 Pfennig ein Brausebad nehmen inklusive Seife und Handtuch. Die Wassertemperatur betrug allerdings nur etwa 28 Grad Celsius, war also eher lau als warm. Die Nachfrage war außerordentlich überzeugend. In der Zeit vom 10. Mai bis zum 30. Juli nutzten insgesamt 7300 Personen das Angebot.

Meyers Konversationslexikon von 1888 widmete dem Volksbrausebad, damals eine absolute Neuheit, einen ausführlichen Artikel: "Eine größere Bedeutung haben in der neuesten Zeit die Volksbrausebäder erlangt, welche den unbemittelten Volksklassen die Wohlthat gesundheitsfördernder Reinigungsbäder gewähren sollen. Während das in England seit etwa 40, in Deutschland seit ungefähr 35 Jahren in Aufnahme gekommene öffentliche Badewesen die Brausebäder früher nur in Verbindung mit anderen Bäderarten (...) kannte, haben sich dieselben als selbständige und ausschließliche Form für Volksbadeanstalten erst neuerdings, insbesondere seit der 1883 in Berlin veranstalteten Hygieneausstellung Eingang verschafft (...). Die Bedingung, ein warmes Reinigungsbad für einen dem Einkommen der ärmeren Bevölkerungsklassen entsprechenden Preis liefern zu können, wird durch das Brausebad erfüllt. (...)

Zellen von etwa 1,5 m Länge und 1,10 m Breite werden mit einer festen Brause für warmes Wasser u. einer Schlauchbrause für kaltes (bei Frauenbädern auch für warmes) Wasser versehen. (...) Ein einfacher Ecksitz, darüber ein Kleiderrechen und ein kleiner Spiegel sowie ein in der Nähe der Brause befestigter Seifenapf vervollständigen die Ausstattung der Zellen. Diese Einfachheit, besonders aber das Fehlen jeden Badegefäßes und somit der Gelegenheit zur Ablagerung von Unreinlichkeiten und Ansteckungsträgern machen die Brausebäder namentlich vom hygienischen Standpunkt aus zu einer überaus geeigneten Form für Volksbäder. Durch Zusammenlegung einer größern Zahl von Zellen wird die Badeanstalt gebildet, zu deren Vervollständigung dann noch eine Wäscherei, (...) Aborte und Gerätegelasse gehören."

Das Lexikon berichtet weiter, dass in Berlin 1888 zwei Volksbäder eröffnet wurden, in denen im ersten Betriebsjahr 175.998 Besuche gezählt wurden; in beiden Anstalten gab es allerdings auch Wannenbäder. Den größten Andrang gab es am Ostersamstag mit insgesamt 2400 Badegästen.

[Bearbeiten] Tröpferlbäder in Wien

Das 2004 geschlossene Weisselbad war eines der wenigen Tröpferlbäder, die in einem eigenen Gebäude untergebracht waren.
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Das 2004 geschlossene Weisselbad war eines der wenigen Tröpferlbäder, die in einem eigenen Gebäude untergebracht waren.

Die erste öffentliche Badeanstalt in Österreich war das 1804 erbaute Dianabad in Wien; nach dem Umbau 1842 verfügte es über 104 Kabinen. Außerdem gab es in der Stadt schon vor 1875 drei weitere große Bäder. Das erste echte Wiener Volksbad war die 1855 eröffnete Leopoldstädtische Bade- und Waschanstalt. Das erste so genannte Tröpferlbad wurde dann am 22. Dezember 1887 in Wien in der Mondscheingasse 9, im Hof des ehemaligen Grundarmenhauses, eröffnet. Es war das erste europäische Volksbrausebad nach dem Vorbild Lassars, ganz ohne Wannen. Es hatte 42 Badestände für Männer und 28 für Frauen.

Der Name Tröpferlbad kam auf, weil es bei starkem Besucherandrang zu Engpässen in der Wasserversorgung kam, und das Wasser aus den Brausen nicht mehr in Strömen floss, sondern eben nur noch tröpfelte. Da es einen gemeinsame Garderobe gab und die Duschen offen waren, mussten alle Nutzer eine so genannte Badeschürze tragen, um den "Anstand" zu wahren. Der große Erfolg führte 1890 zur Eröffnung zweier weiterer Tröpferlbäder in Wien. In der Folge wurden auch eigene Abteilungen für Mädchen und Knaben eingeführt. Diese insgesamt vier Abteilungen gab es noch bis 2003.

In der Folge entstand in fast jedem Stadtbezirk ein Bad, so dass statt des bisher üblichen Hochquellenwasser auch Brunnenwasser verwendet werden musste. 1908 wurde das Bad in der Mondscheingasse durch das noch heute existierende Tröpferlbad in der Hermanngasse im 7. Wiener Gemeindebezirk ersetzt. Nach einer größeren Pause wurde das Programm im "Roten Wien" fortgesetzt. 1943 wurde wegen der Notlage im Zweiten Weltkrieg auf die Badeschürzen verzichtet.

Mit der Zunahme des Wohnungsstandards und der Verbreitung von privaten Badezimmern nahm die Besucherzahl stark ab. 1955 gab es noch 4.713.190 Besuche, 1995 nur noch 194.241. Heute gibt es noch fünf derartige Anlagen in Wien. Außerdem ist das Bezirksmuseum Wieden in einem ehemaligen Tröpferlbad untergebracht, das dort unter anderem für Kunstausstellungen benutzt wird.

Vom österreichischen Musikerduo der 1950er Jahre Pirron und Knapp wurde mit dem Lied "im Tröpferlbad" ein musikalisches Denkmal gesetzt.

[Bearbeiten] Volksbäder in Deutschland

[Bearbeiten] Literatur

  • Das Bad - Körperkultur und Hygiene im 19. und 20. Jahrhundert, Ausstellungskatalog des Historischen Museums der Stadt Wien, Wien 1991
  • Stefan Winterstein, Die Gewöhnung einer Stadt ans Baden - Zur Geschichte des Wiener Volksbad-Programms, in Wiener Geschichtsblätter 60 (4/2005), S.1, ISSN 0043-5317

[Bearbeiten] Siehe auch

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