Ulrich Wildgruber
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Ulrich Wildgruber (* 18. November 1937 in Bielefeld; † 30. November 1999 auf Sylt) war ein deutscher Schauspieler.
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[Bearbeiten] Leben
Der Sohn eines Bielefelder Buchbindemeisters war seit seiner Schulzeit und der Mitarbeit an einem Amateurtheater davon beseelt, Schauspieler zu werden. Zunächst begann er seine schauspielerische Ausbildung in mehreren Stationen bei privaten Schauspiellehrern, die jedoch immer wieder unterbrochen wurde, und er musste sich mit zahlreichen Jobs durchs Leben schlagen, ohne aber sein Ziel aus den Augen zu verlieren. Erst 1960 gelang es ihm, am Max Reinhardt Seminar in Wien für ein Schauspielstudium angenommen zu werden.
Bis 1972, als seine bis zu seinem Tode währende Zusammenarbeit mit dem Regisseur Peter Zadek begann, war Ulrich Wildgruber an Theatern in Wien, Basel, Heidelberg, Oberhausen und Stuttgart engagiert, 1971 kurzzeitig auch an der Berliner Schaubühne von Peter Stein.
Am Schauspielhaus Bochum gelang ihm dann unter Peter Zadek 1972 der Durchbruch. Hier wuchs er zum Protagonisten der Zadek-Inszenierungen heran und spielte unter ihm alle großen Shakespeare-Rollen, obwohl der korpulente Schauspieler damit oft gegen den gängigen Rollentyp besetzt wurde. Oft führte dies zu Theaterskandalen. Auch riefen seine eigenwillige Diktion und Satzmelodie immer wieder Kritik hervor. Für Zadeks Theaterspektakel war er jedoch der ideale Partner, der genauso kraftvoll wie zart sein konnte.
Nach Beendigung der Intendanz Zadeks in Bochum 1975 wechselte Wildgruber zum Deutschen Schauspielhaus nach Hamburg und blieb dort bis 1991. In Hamburg lebte er bis Ende der 1980er Jahre gemeinsam mit Ehefrau Vera Wildgruber (Dramaturgin) und Tochter Olga Wildgruber (*1968). Von 1991 bis zu seinem Tod lebte er mit seiner Schauspielkollegin Martina Gedeck in Berlin.
Seine letzte Rolle war der Polonius in Shakespeares Hamlet unter der Regie von Peter Zadek für die Salzburger Festspiele 1999. Nach Gastspielen in Zürich und Straßburg spielte Ulrich Wildgruber noch einmal an der Berliner Schaubühne. 35 Vorstellungen waren im Oktober und November 1999 ausverkauft.
Am 29. November 1999 fuhr Wildgruber von Berlin nach Sylt, wo er seit Jahren sein Feriendomizil hatte. In der Nacht zum 30. November ertränkte er sich in der Nordsee. Am Tag darauf fanden ihn Spaziergänger tot am Strand. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Brackwede seiner Heimatstadt Bielefeld.
[Bearbeiten] Wichtigste Rollen am Theater
- 1964 - Estragon in Warten auf Godot von Samuel Beckett
- 1968 - Titelrolle in Kaspar von Peter Handke
- 1970 - Titelrolle in Victor oder Die Kinder an die Macht von Roger Vitrac
- 1972 - Christopher Isherwood in Kleiner Mann, was nun? nach Hans Fallada
- 1973 - Oswald in Eiszeit von Henrik Ibsen
- 1974 - Lear in König Lear von William Shakespeare
- 1976 - Titelrolle in Othello von William Shakespeare mit Eva Mattes als Desdemona
- 1977 - Titelrolle in Hamlet von William Shakespeare
- 1987 - Titelrolle in Macbeth von William Shakespeare
- 1988 - Dr. Schön in Lulu von Frank Wedekind
- 1990 - Titelrolle in Der Theatermacher von Thomas Bernhard
- 1990 - Titelrolle in Torquato Tasso von Johann Wolfgang von Goethe
- 1991 - Prospero in Der Sturm von William Shakespeare
- 1991 - Bildhauer Arnold Rubek in Wenn die Toten erwachen von Henrik Ibsen
- 1992 - Professor Unrat in Der blaue Engel nach Heinrich Mann
- 1997 - Krapp in Das letzte Band von Samuel Beckett
- 1999 - Polonius in Hamlet von William Shakespeare mit Angela Winkler und Otto Sander
[Bearbeiten] Filmographie
- 1972 - "Der Ignorant und der Wahnsinnige" - Regie: Claus Peymann (mit Bruno Ganz und Otto Sander)
- 1975 - "Eiszeit" - Regie: Peter Zadek (mit Hermann Lause und Heinz Bennent)
- 1979 - Die Hamburger Krankheit - Regie: Peter Fleischmann (mit Helmut Griem)
- 1980 - "Meister Timpe" - Regie: Hartmut Griesmayr (mit Hans Christian Blech)
- 1980 - Mosch - Regie: Tankred Dorst (mit Marius Müller-Westernhagen und Katharina Thalbach)
- 1981 - Wer den Schaden hat... - Regie: Dieter Wedel (mit Hannelore Elsner)
- 1982 - Schwarz, Rot, Gold - Alles in Butter - Regie: Dieter Wedel (mit Uwe Friedrichsen)
- 1983 - "Die Wilden Fünfziger" - Regie: Peter Zadek (mit Christine Kaufmann und Juraj Kukura)
- 1984 - Super - Regie: Adolf Winkelmann (mit Renan Demirkan und Udo Lindenberg)
- 1985 - Der Tod des weißen Pferdes - Regie: Christian Ziewer (mit Peter Franke und Udo Samel)
- 1986 - Auf immer und ewig - Regie: Christel Buschmann (mit Eva Mattes)
- 1987 - Adrian und die Römer - Regie: Klaus Bueb und Thomas Mauch (mit Sabine von Maydell und Hark Bohm)
- 1987 - Peng! Du bist tot! - Regie: Adolf Winkelmann (mit Ingolf Lück)
- 1987 - Drachenfutter - Regie: Jan Schütte)
- 1988 - Kalte Sonne - Regie: Lars Becker (mit Klaus Bueb)
- 1988 - Insel der Illusion - Regie: Herbert Brödl (mit Kirk Huffmann)
- 1989 - Melancholia - Regie: Andi Engel
- 1990 - Winckelmanns Reisen - Regie: Jan Schütte (mit Susanne Lothar und Fritz Lichtenhahn)
- 1990 - Die Hallo-Sisters - Regie: Ottokar Runze (mit Gisela May und Harald Juhnke)
- 1990 - Ach, Boris... - Regie: Niki List
- 1994 - Die Bartholomäusnacht - Regie: Patrice Chéreau (mit Isabelle Adjani und Daniel Auteuil)
- 1994 - Felidae - (Die Stimme des Katers Joker)
- 1994 - Tödliches Erbe - (mit Hildegard Knef und Horst Buchholz)
- 1995 - Pakten - (Norwegischer Film mit Robert Mitchum, Cliff Robertson und Erland Josephson)
- 1997 - Der Neffe - mit Martina Gedeck)
- 1998 - Die Siebtelbauern - (mit Simon Schwarz, Lars Rudolph und Sophie Rois)
- 1999 - Am Ende Ganges - Regie: Michael Muschner
[Bearbeiten] Weblinks
- Ulrich Wildgruber in der Internet Movie Database
- Biographie bei cinegraph.de
- Literatur von und über Ulrich Wildgruber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
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NAME | Wildgruber, Ulrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 18. November 1937 |
GEBURTSORT | Bielefeld |
STERBEDATUM | 30. November 1999 |
STERBEORT | Sylt |