Triturus
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Europäische Wassermolche (Triturus) | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Triturus | ||||||||||||
Rafinesque, 1815 | ||||||||||||
Arten | ||||||||||||
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Triturus ist der Name einer Gattung von Schwanzlurchen aus der Familie der Echten Salamander. Die deutschsprachige Bezeichnung lautet: Europäische Wassermolche. Unter Berücksichtigung mehrerer neu abgegrenzter Arten, die früher als Unterarten behandelt wurden, umfasst die Gattung heute 13 Arten. Neue phylogenetische Arbeiten schlagen allerdings vor, nur sechs bzw. sieben Arten in der Gattung Triturus zu belassen und die anderen zwei bzw. drei separaten Gattungen zuzuweisen (siehe Diskussion unten).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Etymologie
Das Wort „Triturus“ wurde aus zwei griechischen Wörtern gebildet:
- Triton: Sohn des Meeresgottes Poseidon – Oberkörper in Menschen-, Unterkörper in Fischgestalt.
- ura: Schwanz
„Triturus“ bedeutet also so viel wie geschwänzter Wassergott.
[Bearbeiten] Merkmale, Verhalten
Die Vertreter der Europäischen Wassermolche verbringen einen (größeren) Teil des Jahres an Land, suchen jedoch zumindest zur Fortpflanzung Gewässer auf. Dabei entwickeln die Männchen eine arttypische Wassertracht, die meist durch leuchtende Körperfarben und/oder einen flexiblen Hautkamm auf Rücken und Schwanz geprägt ist. Wassermolche zeigen ein charakteristisches Balzverhalten, bei dem das Männchen das weitgehend passive Weibchen umwirbt. Gewöhnlich befächelt dabei das Männchen mit seiner eingeschlagenen Schwanzspitze das Weibchen und versetzt ihm zwischendurch einen peitschenartigen Schlag. Schließlich setzt es ein Samenpaket, eine so genannte Spermatophore, auf dem Grund ab, über die sich das Weibchen bewegt, um sie mit der Kloake aufzunehmen (indirekte innere Befruchtung). Es legt später die Eier in der Regel einzeln ab, wobei diese an Wasserpflanzen oder an am Gewässerboden liegende Blätter geheftet und dabei „eingewickelt“ werden.
[Bearbeiten] Systematik-Diskussion
Es hat mehrfach in der herpetologischen Geschichte Versuche gegeben, die Gattung Triturus taxonomisch weiter zu differenzieren. Auffällig erscheint die verwandtschaftliche Nähe einerseits der kleinen Arten wie Teichmolch, Fadenmolch oder Italienischer Wassermolch, andererseits die der großen Kammmolche und Marmormolche. So schlug Bolkay 1928 vor, drei Untergattungen (Subgenera) namens Paleotriton, Mesotriton und Neotriton innerhalb der Gattung Triturus zu bilden. In der Sache ist dies bis heute nachvollziehbar, nach der Prioritätsregel in der Taxonomie hätten allerdings die Bezeichnungen Lissotriton und Triturus wohl Vorrang vor Paleotriton und Neotriton.
Letzteres berücksichtigend, postulierten García-París et al. (2004) die Abtrennung der kleinen Molche als eigene Gattung Lissotriton (Kleine Europäische Molche) und zudem die des Bergmolches als Gattung Mesotriton (Mittelgroße Europäische Molche). Sie stützen sich dabei offenbar vor allem auf anatomische Unterschiede im Bereich der Internasal-Fontanellen und Paraoccipitalwülste. Demnach würde sich folgende Aufteilung der bisherigen Gattung Triturus ergeben:
Lissotriton | Mesotriton | Triturus |
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Spanischer Wassermolch (L. boscai) | Bergmolch (M. alpestris) | Alpen-Kammmolch (T. carnifex) |
Fadenmolch (L. helveticus) | Nördlicher Kammmolch (T. cristatus) | |
Italienischer Wassermolch (L. italicus) | Donau-Kammmolch (T. dobrogicus) | |
Karpatenmolch (L. montandoni) | Südlicher Kammmolch (T. karelinii) | |
Teichmolch (L. vulgaris) | Marmormolch (T. marmoratus) | |
Südlicher Marmormolch (T. pygmaeus) | ||
Bandmolch (T. vittatus) |
Einen anderen neuen Vorschlag machen Litvinchuk et al. (2005): Sie wollen ebenfalls den Bergmolch in eine eigene Gattung Mesotriton stellen sowie die vier Kammmolch- und zwei Marmormolch-Arten weiterhin Triturus nennen. Jedoch sollen bei ihnen die kleinen Molche nicht Lissotriton, sondern Lophinus heißen und der Bandmolch eine eigene Gattung Ommatotriton erhalten, wobei die beiden bisherigen Unterarten außerdem einen Artstatus erhalten sollen – Ommatotriton vittatus für südliche Populationen und Ommatotriton ophryticus für nördliche Vorkommen.
Lophinus | Mesotriton | Triturus | Ommatotriton |
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Span. Wassermolch (L. boscai) | Bergmolch (M. alpestris) | Alpen-Kammmolch (T. carnifex) | Südl. Bandmolch (O. vittatus) |
Fadenmolch (L. helveticus) | Nördlicher Kammmolch (T. cristatus) | Nördl. Bandmolch (O. ophryticus) | |
Italien. Wassermolch (L. italicus) | Donau-Kammmolch (T. dobrogicus) | ||
Karpatenmolch (L. montandoni) | Südlicher Kammmolch (T. karelinii) | ||
Teichmolch (L. vulgaris) | Marmormolch (T. marmoratus) | ||
Südlicher Marmormolch (T. pygmaeus) |
An diesen beiden aktuellen Beispielen wird die Uneinigkeit bezüglich der taxonomischen Behandlung der Molche deutlich, die auch an manchen anderen Stellen der Schwanzlurch-Systematik derzeit zu beobachten ist. Letztlich handelt es sich bei jeder Klassifizierung von Organismen um theoretische Modelle, die nur mehr oder weniger plausibel sein können. Es ist zumindest zu bedenken, dass sich viele neue phylogenetische Untersuchungen auf die Analyse extrem kurzer, meist nur mitochondrialer DNA-Abschnitte stützen. Damit ist jedoch eine große Unsicherheit bezüglich tatsächlicher abstammungsgeschichtlicher Zusammenhänge verbunden. Insofern muss man solche Namensänderungen als bloße Vorschläge ansehen, die sich in der zoologischen Fachwelt durchsetzen können oder eben auch nicht.
Zwar übernehmen – zumindest im Internet – immer mehr der mit Amphibien Beschäftigten (in der Mehrzahl allerdings Laien) bereits den Vorschlag von García-París et al., so dass sich Suchmaschinentreffer für diese neuen Gattungsnamen inzwischen häufen. Trotz dieser erhöhten Eigendynamik der Namensdurchsetzung via Internet besteht zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber kein Handlungsbedarf, diese Entwicklung in einer Enzyklopädie nachzuvollziehen, zumal auch die bei der deutschsprachigen Wikipedia für die Amphibien-Systematik und -Nomenklatur prioritär genutzte Referenz "ITIS" (vergleiche: Weblinks) die neuen Namensvorschläge bisher nicht übernommen hat. Das weitere Verhalten offizieller Institutionen – etwa: IUCN, Naturhistorische Museen, Zoologische Institute von Universitäten – sowie Tendenzen in herpetologischen Fachpublikationen bleiben aber zu beobachten.
[Bearbeiten] Zitate
- García-París, M., A. Montori & P. Herrero (2004): Amphibia: Lissamphibia. – Fauna Iberica Vol. 24. Madrid: Museo Nacional de Ciencias Naturales and Consejo Superior de Investigaciones Científicas.
- Litvinchuk, S. N., A. Zuiderwijk, L. J. Borkin & J. M. Rosanov (2005): Taxonomic status of Triturus vittatus (Amphibia: Salamandridae) in western Turkey: trunk vertebrae count, genome size and allozyme data. – Amphibia-Reptilia 26 (3):305-323.
[Bearbeiten] Weblinks
Die Akzeptanz der neuen Taxonomie-Vorschläge für die bisherige Gattung Triturus ist gespalten. Hier für „pro“ und „contra“ jeweils vier Beispiele renommierterer Amphibien- bzw. Taxonomie-Webseiten:
Pro (= Vorschlag von García-París et al. übernommen) | Contra (= Beibehalten von „Triturus“ für alle 13 Arten) |
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Amphibiaweb.org | ITIS - Integrated Taxonomic Information System |
Datenbank "Amphibian Species of the World 4.0" (2006) | Datenbank "Amphibian Species of the World 3.0" (2004) |
Livingunderworld.org | Global Amphibian Assessment / IUCN |
AG "Urodela" der DGHT (nicht jedoch DGHT-Homepage!) | Fauna Europaea |