Striptease
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Striptease /ˈstrɪptiːz/ ist die Kunst der erotischen Entkleidung, besonders auf den Bühnen der Nachtlokale.
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Prinzip
Diese Kunst baut vor allem auf gekonnte Andeutungen und raffinierte Verzögerungen (englisch: to tease) während des verführerischen Tanzes der Stripperin oder des Strippers. Oft wurden und werden dabei auf der Bühne Geschichten inszeniert, treten die Stripperinnen z.B. in orientalischen Gewändern auf oder verkleiden sich als Salome, Lolita oder Marilyn Monroe. Gefragt sind vor allem Erotik und Sexappeal, persönliche Ausstrahlung und Phantasie. Zum Teil identifiziert sich der Zuschauer während des Strips mit der Darstellerin und projiziert in sie seine exhibitionistischen Wünsche. In diesem Sinne gibt der Striptease ein großes sinnliches Versprechen, das durch den nackten Körper niemals eingelöst werden kann, denn der Zuschauer verharrt beim Striptease in der Rolle des Zuschauers, auch wenn in modernen Stripshows Leute aus dem Publikum auf die Bühne geholt werden.
Geschichte
Um die Geschichte des Striptease ranken sich verschiedene Vermutungen. Eine davon führt den Striptease auf den angeblich antiken erotischen Schleiertanz der Salome zurück, die vor Herodes während ihres Tanzes die sieben Schleier des weltlichen Seins ablegte, um die Götter gnädig zu stimmen. Da weder der Name Salome noch ihr Schleiertanz in der Bibel oder anderen antiken Quellen auftaucht oder beschrieben wird, kann diese Aussage als Hilfe verstanden werden, dem Striptease eine geschichtliche Herkunft anzudichten.
Lydia Thompson und die British Blondes waren 1868 die ersten, die nicht in langen Röcken, sondern in hautengen aber blickdichten Strumpfhosen und „Skirts“ (knielange Hemdkleider) auf die Bühne traten und zeigten, was bis dahin sorgfältig verborgen blieb: das weibliche Bein. Die Cancan- und Chahut-Tänze aus Paris waren zur damaligen Zeit ebenfalls eine Sensation. Der Cancan galt als wild, anstößig und obszön. In den 80er Jahren begannen La Goulue und Grille d'Egout ihre Karriere im Élysée-Montmartre auf dem Boulevard Rochechouart. Zusammen mit dem Kapellmeister Louis Dufour gaben sie dem Cancan einen neuen Aufschwung. Sie begeisterte die Zuschauer mit ihren besonderen Tanzeinfällen. Die große Diseuse Yvette Guilbert schreibt über sie in ihrem Memoiren: „Die Goulue in schwarzen Seidenstrümpfen nahm ihren schwarzen Atlasfuß in die Hand und ließ die sechzig Meter Spitzen ihrer Jupons hin- und herkreisen; sie zeigte ihr Höschen, dem drollig ein Herz aufgestickt war, das sich kurios über ihr kleines Hinterteil spannte, wenn sie ihre unehrerbietigen Reverenzen machte; rosa schimmerte die Rosette des Strumpfbandes, und bis auf die feinen Knöchel sank ein köstlicher Spitzenschaum und ließ ihre herrlichen gelenkigen, geistvollen und aufreizenden Beine erscheinen und verschwinden. Mit einem Schwung des Fußes nahm die Tänzerin ihrem Kavalier den Hut ab und setzte sich in die Grätsche, mit starraufrechtem Oberkörper, die schmale Taille in himmelblauer Seidenbluse.“
Ab 1905 begann eine bis dahin unbekannte Tänzerin unter dem Pseudonym Mata Hari in Paris ihre Karriere als Tänzerin. Auf Einladung des Industriellen Emile Guimet tanzte sie am 13. März 1905 in seinem Museum vor einem ausgesuchten Publikum. Die Szene, in der sie zuletzt „nackt“ zu sehen war, wurde eine Sensation. Es folgten Auftritte in den Salons von Baron von Rothschild, Cécile Sorel, Gaston Menier, Natalie Clifford Barney. Mata Hari hatte Tanz nie erlernt oder sich mit indischen und orientalischen Tänzen beschäftigt. Ihr Tänze waren Kreationen ihrer Phantasie. Am 25. Juli 1917 wurde Mata Hari wegen Doppelspionage und Hochverrats von einem französischen Militärgericht zum Tode verurteilt. Am 15. Oktober 1917 wurde sie in Vincennes nahe Paris von einem Exekutionskommando erschossen.
Im Bereich des Bühnentanzes beschäftigten sich um die vorletzte Jahrhundertwende viele Tänzerinnen mit dem Thema der Salome. Viele der Damen entkleideten sich in ihren Tänzen, einige blieben bekleidet. Das Thema der Salome war ein typisches Fin-de-Siécle-Thema und wurde als „klassisch etablierter“ Vorwand benutzt, um den weiblichen Körper zur Schau zu stellen und zu enthüllen.
Im Berlin der 20er Jahre wurde die Tänzerin und Schauspielerin Anita Berber mit ihren vor allem nackt dargebotenen Ausdruckstänzen bekannt. Ihre oft nackt dargebotenen Tänze mit Titeln wie „Kokain“ oder „Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase“ führten immer wieder zu tumultartigen Szenen während der Auftritte. Bald war sie bekannt und ebenso skandalunwittert und berüchtigt. Auch ihre exzessive Lebensweise sorgte immer wieder für Skandale.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der erotische „Schönheitstanz“, wie der Striptease noch in den 50er Jahren in Westdeutschland hieß, zum Bestandteil einer aufblühenden Sex-Industrie. Playboy Rolf Eden betrieb mit seinen Strip-Shows mehrere Nachtlokale in Berlin. In Paris öffneten gehobene Nightclubs wie das Alcazar oder das Crazy Horse ihre Pforten und huldigten dem perfekt inszenierten Striptease.
In der modernen Zeit verkommt die hohe Kunst des Striptease immer mehr zu einem billigen, phantasielosen Vergnügen, bei dem relativ schnell alle Hüllen fallen. Diskotheken versuchen, mit Hilfe von Stripshow-Einlagen mehr zahlendes Publikum anzulocken. 1990 hatte beim Privatsender RTL die erste TV-Striptease-Show Premiere: Tutti frutti. Seitdem sieht man im Nachtprogramm diverser Privatsender überwiegend weibliche Amateure, die sich – ganz ohne tänzerische Ausbildung – oft mehr schlecht als recht mühen, ihre Kleidung abzulegen – vorrangig mit dem Ziel, einsame Kunden zur Anwahl von 0190er-Rufnummern zu überreden. Ungeachtet des fortdauernden Niedergangs in der medialen Masse existieren aber noch immer einige der oben genannten Pariser Clubs, die sich nach wie vor der Qualität ihrer Darbietungen rühmen, und auch zahlreiche Zuschauerinnen in ihren Vorstellungen begrüßen.
Der Spielfilm Striptease spielt im Milieu US-amerikanischer Striptease-Clubs, ohne allerdings besondere Hintergrundinformationen zu bieten.
Ursprünglich war der Striptease eine reine Domäne der weiblichen Stripperinnen, die mit ihren erotischen Tänzen auf männliche Voyeure abzielten. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich aber auch eine eigenständige Kultur der männlichen Stripper entwickelt; in diesem Bereich sind vor allem die Chippendales zu nennen.
Finanzielles
Von Anfang an war der Striptease, wie jede andere Darbietung, kommerzialisiert. Nachtlokale verlangen für ihre Vorführungen ebenso Eintrittsgelder, wie dies auch andere Etablissements tun. Ebenso wie Zauberkünstler oder Tänzer, verlangen auch männliche oder weibliche Stripper für ihr Engagement Geld. Auch wird für jede öffentliche Striptease-Vorführung Vergnügungssteuer gezahlt.
Formen
Eine Sonderform des erotischen Tanzes ist die sich aus der Burleske ableitende New Burlesque. Prinzipiell nicht verwandt ist der Striptease mit dem orientalischen Tanz.
Literatur
- Diane Atkinson: Striptease. Eine Erzählung, Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-13942-1
- George P. Garrett: The magic striptease, LSU Press, Baton Rouge, Lou. 2003, ISBN 0-8071-2874-0
- Carl Hiaasen: Striptease - Nachtclub. Der Roman zum Film mit Demi Moore, Goldmann, München 1996, ISBN 3-442-43628-1
- Lucinda Jarrett: Striptease. Die Geschichte der erotischen Entkleidung, Rütten & Loening, Berlin 1999, ISBN 3-352-00620-2
- Brian McNair: Striptease Culture. Sex, media and the democratization of desire, Routledge, London 2002, ISBN 0-415-23733-5
- Steve Sullivan: Bombshells. Glamour Girls of a Lifetime, St. Martin's, New York 1998, ISBN 0-312-16790-3
Weblinks
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