Sachsengänger
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Sachsengänger sind deutsche Landarbeiter, welche im Deutschen Kaiserreich die landwirtschaftlich geprägten ostelbischen Regionen verließen, um im Westen besser entlohnte Arbeiten zu finden.
[Bearbeiten] Folgeerscheinungen
Im Kaiserreich etablierte sich eine Wanderung in Preußen von Ost nach West der Sachsengänger (Ost-West-Wanderung). Die Landarbeiter der ruralen Provinzen Ostpreußen, Westpreußen und Posen verließen ihre Region und fanden vor allem Aufnahme in den Anbaugebieten für Zuckerrüben und in den besser bezahlten Industriestandorten, z.B. in Oberschlesien, Sachsen, in Berlin und vor allem im Ruhrgebiet. Um die leer werdenden und billig entlohnten Arbeitsstellen auszugleichen, warben die ostelbischen Großgrundbesitzer wiederum polnische Arbeiter aus Russland und Österreich an. Um der befürchteten Polonisierung entgegenzutreten entwickelte Preußen eine restriktive Einwanderungspolitik. Die Niederlassung der über Berlin Einreisenden wurde verboten. Den Wanderarbeitern war der Aufenthalt im Winter verboten. Als Saisonarbeiter zugelassen waren nur unverheiratete Männer und Frauen, Schwangere wurden abgeschoben. In den mittleren und westlichen Provinzen war lediglich die Tätigkeit in der Landwirtschaft erlaubt.
Eine weitere Verschärfung erfolgte 1909 durch die Auflage des Inlandslegitimierungszwanges.
Auch die zur k.u.k. Monarchie gehörige Stadt Auschwitz errichtete 1916 ein Barackenlager für die Sachsengänger, welches die Nationalsozialisten nach dem Überfall auf Polen 1939 zum KZ Auschwitz I (Stammlager) ausbauten. Im Juli 1947 wurden die ehemaligen Unterkünfte für Sachsengänger zur Gedenkstätte für die Unmenschlichkeiten des Nationalsozialismus. Die UNESCO zählt das KZ Auschwitz-Birkenau seit 1979 zum Weltkulturerbe.
[Bearbeiten] Literatur
- Deutsches Historisches Museum Berlin: Zuwanderungsland Deutschland – Migrationen 1500–2005. ausstellung
- Sybille Steinbacher (Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der RUB, Prof. Dr. Frei): Auschwitz: Geschichte und Nachgeschichte. Verlag C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-50833-2
- Sybille Steinbacher: „Musterstadt“ Auschwitz: Germanisierungspolitik und Judenmord in Ostoberschlesien. In: Institut für Zeitgeschichte (Hrsg.): Darstellungen und Quellen zur Geschichte von Auschwitz. K. G. Saur, München 2000, Band 2, ISBN 3-598-24031-7
- Manuela Obermeier: Die Sachsengänger: Wanderarbeiter im Rübenanbau; 1850 bis 1915., Bartens, Berlin 1999, ISBN 3-87040-069-2
[Bearbeiten] Siehe auch
Preußengänger