Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Ruth Werner - Wikipedia

Ruth Werner

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Ruth Werner (* 15. Mai 1907 in Berlin; † 7. Juli 2000) alias Ursula Beurton war eine deutsche Kommunistin und sowjetische Spionin, die auch unter dem Decknamen "Sonja" bekannt wurde.

Die junge Kommunistin Ursula Ruth Kuczynski wurde als eines von sechs Kindern von Robert René Kuczynski und Berta Kuczynski in einem wohlhabenden jüdischen Haushalt in Berlin geboren. Ihr Vater war ein angesehener Ökonom und Statistiker. Mit 19 Jahren trat sie 1926 der Kommunistischen Partei bei und wurde sofort nach Bekanntwerden von dem Berliner Verlagshaus, bei dem sie arbeitete, gefeuert. Sie begann, für die Parteizeitung Rote Fahne zu schreiben.

Werner folgte dem deutschen Architekten Rolf Hamburger 1930 nach Shanghai, wo damals ein Bauboom herrschte. Dort lernte sie nach viereinhalb Monaten, vermittelt durch die linke amerikanische Journalistin Agnes Smedley Richard Sorge kennen, der sie für den Geheimdienst der Roten Armee warb und in China Informationen für die Sowjetunion sammeln ließ. Sie hielt Kontakt zu untergetauchten chinesischen Kommunisten, lagerte Waffen, versteckte einmal einen Gesuchten – alles ohne Wissen ihres Gatten. Doch als er davon erfuhr, zerbrach die Ehe darüber, obwohl sie bereits einen gemeinsamen Sohn namens Michael hatten. Nach zweijähriger Tätigkeit ging sie 1933 mit Empfehlung Sorges nach Moskau, um ihr Handwerk als Spionin gründlich zu erlernen. Ihren Sohn ließ sie bei ihren Schwiegereltern in der Tschechoslowakei.

Werner diente der GPU in Asien und Europa: Sie war 1934 in Mukden in der Mandschurei, das die Japaner seit dem Mukden-Zwischenfall von 1931 okkupiert hatten. Ihr dortiger Führungsagent war ein gewisser Ernst, mit dem sie zeitweilig eine Romanze hatte. Als die GPU 1935 die Enttarnung der beiden Agenten befürchtete, beorderte sie Werner, die von Ernst ihre Tochter Janina im April 1936 erwartete, mit ihrem Ehemann nach Polen. Als Hitler 1939 Danzig besetzen ließ, baute Werner Widerstandsgruppen in der Stadt auf. Ende 1938, bevor Hitlers Wehrmacht Polen überfiel, war sie mit ihrem Ehemann und dem geheimen Sender bereits in die Schweiz geflüchtet, um dort einen Spionagering aufzubauen.

Von dort funkte sie für Sandor Rado von der "Roten Kapelle", jenem europaweiten Agentennetz, das Stalin über Hitlers Pläne und die Planungen der Wehrmacht informierte. Werner war eine virtuose "Musikerin", wie die Funker der Roten Kapelle genannt wurden. Dort lernte sie im Februar 1939 den englischen Kommunisten und Spanienkämpfer Len Beurton kennen. Es war nach seinen Schilderungen Liebe auf den ersten Blick. Sie schilderte es als Pflicht zur Tarnung. Die GPU schickte Werner jedoch zunächst in den Fernen Osten.

1940 wurde Werner von der GPU nach Großbritannien entsandt, um dort ein Spionagenetz aufzubauen. In Großbritannien heiratete sie 1940 ihren zweiten Ehemann Len Beurton, erlangte die britische Staatsbürgerschaft und lebte bis 1949 in Großbritannien, als sie wegen der Enttarnung von Klaus Fuchs fliehen musste. 1943 gebar sie in England ihren Sohn Peter. Diese Ehe hielt bis zu Beurtons Tod 1997. Sie ließ sich in der Umgebung Oxfords nieder, um ab 1943 den Atomspionen Klaus Fuchs und Melita Norwood als Kurier zu dienen. Sie beschleunigte dadurch die Entwicklung der sowjetischen Atombombe, die 1949 erstmalig gezündet wurde. Neben Fuchs und der anderen britischen Atomspionin Melita Norwood führte sie einen Royal Air Force-Offizier, einen Spezialisten in U-Boot-Radar, ihren Bruder Jürgen Kuczynski und ihren Vater.

Werner gelang es sogar im Herbst 1944, den amerikanischen Geheimdienst anzuzapfen: Da die Amerikaner deutsche Emigranten als Fallschirmspringer über Deutschland absetzen wollten, sorgte sie dafür, dass unter diesen die Mehrzahl zuverlässige Kommunisten sind, die ihre Informationen aus dem Dritten Reich nicht nur Washington, sondern auch Moskau zur Verfügung stellen.

Bis zum Unternehmen Barbarossa, dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 ignorierte Stalin die Nachrichten seiner Kundschafter von der Roten Kapelle und Richard Sorge über den bevorstehenden Einmarsch in die Sowjetunion, im Gegenteil: Trotz Angebots von japanischer Seite wurde Richard Sorge nicht ausgetauscht, sondern 1944 dem Henker preisgegeben und Sandor Rado verschwand nach dem "Vaterländischen Krieg" für viele Jahre im Gulag. Klaus Fuchs wurde 1950 in Großbritannien zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt.

1950 schied Werner auf eigenen Wunsch aus der GPU aus und ging in die DDR nach Ost-Berlin. Ironie der Geschichte: Ruth Werner als Stalins erfolgreichste Spionin war eine der Wenigen, die sein Misstrauen, seine Säuberungen und Verhaftungswellen unversehrt überlebte, aber 10 Jahre nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt für Information in der DDR geworfen wurde, weil sie eine Panzerschranktür zu schließen vergaß. Nach sechs Jahren im Staatsdienst beschäftigte sie sich als Autorin überwiegend mit der Publikation von Kinderbüchern.

1969 ehrte die GPU sie noch einmal mit einem zweiten Rotbannerorden, dem höchsten Militärorden der Sowjetunion. Bis 1977 entsprach sie ihrer Verschwiegenheitspflicht äußerst diszipliniert. Als sie 1974 ihre Memoiren veröffentlichte, verschwieg sie ihre Kontakte zu Klaus Fuchs, der zu diesem Zeitpunkt noch lebte. In der DDR gelangte sie zu Popularität durch die Veröffentlichung ihrer Autobiographie "Sonjas Rapport", die ein Bestseller wurde.

Im November 1989 betrat die nunmehr 82jährige noch einmal die politische Bühne und sprach im Berliner Lustgarten vor Zehntausenden nach dem Fall der Mauer von ihrem Vertrauen in einen menschlichen Sozialismus. Anfangs setzte sie noch großes Vertrauen in Egon Krenz 1990 trat sie der PDS bei. Danach zog sie sich wieder aus der Öffentlichkeit zurück.

Bei ihrer Beisetzung im Juli 2000 auf dem Friedhof Berlin Baumschulenweg sprach ein Gesandter der Russischen Föderation als Trauerredner. Ohne dass Werner jemals Uniform getragen hatte, war sie Oberst der Roten Armee.

[Bearbeiten] Werke

  • Werner, Ruth: Die gepanzerte Doris, Kinderbuchverlag Berlin 1954
  • Werner, Ruth: Ein ungewöhnliches Mädchen, Verlag Neues Leben, Berlin, 1959
  • Werner, Ruth: Olga Benario. Die Geschichte eines tapferen Lebens, Verlag Neues Leben, 1961
  • Werner, Ruth: Über hundert Berge, Verlag Neues Leben, Berlin, 1965
  • Werner, Ruth: Ein Sommertag, Verlag Neues Leben, Berlin, 1967
  • Werner, Ruth: In der Klinik, Verlag Neues Leben, Berlin, 1968
  • Werner, Ruth: Muhme Mele
  • Werner, Ruth: Kleine Fische – Große Fische, Verlag Neues Leben, Berlin, 1972
  • Werner, Ruth: Ein sommerwarmer Februar, Kinderbuchverlag 1973
  • Werner, Ruth: Der Gong des Porzellanhändlers, Verlag Neues Leben, Berlin, 1976
  • Werner, Ruth: Sonjas Rapport, Verlag Neues Leben, Berlin 1977
  • Werner, Ruth: Vaters liebes gutes Bein, Kinderbuchverlag 1977
  • Werner, Ruth: Gedanken auf dem Fahrrad, Verlag Neues Leben, Berlin 1980
  • Werner, Ruth: Kurgespräche, Verlag Neues Leben, Berlin 1988
  • Werner, Ruth: Ein Tropfen Zeit - Gedichte und Texte, Verlag Husum, Cobra, 1990 ISBN 3923146280
  • Werner, Ruth: Sonjas Rapport - Erste vollständige Ausgabe, Verlag Neues Leben (Eulenspiegel Verlagsgruppe) 2006, ISBN 3-355-01721-3

[Bearbeiten] Literatur

  • Panitz, Eberhard: Treffpunkt Banbury – oder wie die Atombombe zu den Russen kam Klaus Fuchs, Ruth Werner und der größte Spionagefall der Geschichte, Verlag Das Neue Berlin, 2003, ISBN 3-360-00990-8
  • Fischer, Benjamin B.: Farewell to Sonia, the Spy Who Haunted Britain, International Journal of Intelligence and Counterintelligence 15, No. 1, Frühjahr 2002: S. 61-76.
  • Werner, Ruth: Sonjas Rapport (Erste vollständige Ausgabe), Verlag Neues Leben (Eulenspiegel Verlagsgruppe) 2006, ISBN 3-355-01721-3

[Bearbeiten] Weblinks

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