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Rosenkreuzer

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Der Begriff Rosenkreuzer beschreibt Mitglieder einer geheimen Gesellschaft oder auch eines Ordens, deren Anfänge im 17. Jahrhundert liegen. Nach der Gründungslegende ist Frater C.R. (Christianus Rosencreutz) Begründer dieses Ordens. Diese Gesellschaft erregte besondere Aufmerksamkeit durch die Veröffentlichung dreier gesellschaftskritischer und reformatorischer Manifeste. Das erste Manifest mit dem Titel „Allgemeine und General Reformation der gantzen weiten Welt. Beneben der Fama Fraternitatis, Deß löblichen Ordens des Rosenkreutzes, an alle Gelehrte und Häupter Europä“, kurz Fama Fraternitatis, wurde 1614 veröffentlicht. Dabei handelt es sich nicht, wie das Wort „Reformation“ nach Luther vermuten ließe, um politische Umwälzungen oder gar religiöse Erneuerung, sondern um eine mystische Vertiefung christlicher Ethik und barocker alchemistischer Symbolik. Wie Comenius im Labyrinth der Welt & Paradies des Herzens beschreibt, ist dies eine christlich-mystische Utopie.[1] Danach folgten 1615 die Confessio Fraternitatis und 1616 die Chymische Hochzeit. Als Autor gilt der Theologe Johann Valentin Andreae.

Unter den heutigen Rosenkreuzern fasst man mehrere diskrete Gesellschaften zusammen, die sich auf jene alte Tradition der Rosenkreuzer des 17. Jahrhunderts berufen.

Theophilus Schweighart: Speculum sophicum Rhodostauroticum, 1604
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Theophilus Schweighart: Speculum sophicum Rhodostauroticum, 1604

Inhaltsverzeichnis

Johann Valentin Andreae und Beginn der Rosenkreuzer-Bewegung

Johann Valentin Andreae
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Johann Valentin Andreae

Als Urheber von Fama Fraternitatis, Confessio Fraternitatis und der Chymischen Hochzeit gilt der evangelische Theologe Johann Valentin Andreae. Eine weitere Theorie besagt, dass er innerhalb eines Gelehrtenkreises, dem Tübinger Kreis, lediglich an der Veröffentlichung mitgewirkt habe. Innerhalb des Tübinger Kreises wurde der Gedanke einer „Generalreformation“ der ganzen Welt entwickelt, die eine Erneuerung des ins Stocken gekommenen reformatorischen Gedankens anstrebte, 100 Jahre nach der eigentlichen Reformation.

Fama Fraternitatis

Die Fama Fraternitatis erschien 1614 ohne Autorenangabe. Sie ist ein kurzer Abriss der Lebensgeschichte des legendären Fraters C.R., der versucht, sein im Nahen Osten und in Afrika gesammeltes Wissen in Europa weiterzugeben, aber an der Borniertheit der europäischen Gelehrten scheitert. Es wird dabei angenommen, dass sich hinter dem Kürzel C.R. der in der Chymischen Hochzeit genannte Christianus Rosencreutz verbirgt. Dieser – so die Gründerlegende – beruft nach seiner Reise eine eigene geheime Bruderschaft, um die besonderen Kenntnisse zu bewahren, die Frater C.R. auf seiner Reise angesammelt hat. Die Mitglieder der Bruderschaft verteilen sich in Europa. In der Zentrale dieser Gesellschaft findet die dritte Generation nach Rosencreutz im Jahre 1604 den Leichnam des Gründers.

Originalausgabe der Fama Fraternitatis, 1614.
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Originalausgabe der Fama Fraternitatis, 1614.

Die Legende zur Entdeckung des Leichnams von Frater C. R. beruht auf der Erzählung des verborgenen Grabes des Hermes Trismegistos und damit der Wiederentdeckung der Tabula Smaragdina "Verba Secretorum Hermetis, quae scripta erant in Tabula Smaragdi, inter manus eius inventa, in obscuro antro, in quo humatum corpus eius repertum est. – Die Worte der Geheimnisse des Hermes, die in die Smaragdtafel graviert waren (wörtl.: ...welche auf die S. geschrieben waren), wurden zwischen seinen Händen gefunden, in einer verborgenen Höhle, die seinen menschlichen Körper wieder zum Vorschein brachte." (Zitat Satz 1 der Tabula Smaragdina).

Die Fama Fraternitatis ist eingebettet in eine anonyme Schrift mit dem Titel Allgemeine und General Reformation der ganzen weiten Welt. Beneben der Fama Fraternitatis. Der erste Teil, die Reformation, ist eine satirische Fabel, die die Generalreformation, wie sie im Umkreis von Johann Valentin Andreae behandelt wurde, zum Thema hat. Tatsächlich wurde sie nur unverändert aus den bereits 1612 erschienenen Ragguagli di Parnasso des Traiano Boccalini übernommen. Trotzdem lässt sich nach aktueller Forschung belegen, dass sich die Autorenschaft bzw. der Tübinger Kreis um Andreae bis hin zum Universitätsprofessor Christoph Besold erstreckt. Bereits um 1604 war eine vorgefertigte Handschrift zur Fama Fraternitatis im Umlauf. Andreae war zu diesem Zeitpunkt seit 1601 Student an der Universität Tübingen. Die Rolle Besolds war dadurch bestimmt, dass er einen großen Einfluss auf Andreae ausübte. Es wird angenommen, dass Besold auch Kontakte zu Anhängern Simon Studions pflegte. Simon Studion war selbst Absolvent der Universität Tübingen und verfasste zu jener Zeit unter anderem die Naometria, die 1604 veröffentlicht wurde – zeitgleich mit der in der Fama beschriebenen Graböffnung. In der Naometria wurden ebenfalls Ideen einer angestrebten geistigen Reformation und Umwälzung der Gesellschaft dargelegt. Studion nutzt dazu in seinem Werk die Symbole Kreuz und Rose und erwähnt eine Gesellschaft mit Namen Militia Crucifera Evangelica. Von manchen wird diese Gesellschaft als Vorläufer der späteren Rosenkreuzerbruderschaft angesehen, die sich zum Schutze und der Reinheit des christlichen Glaubens formierte. Um die Entstehung der Fama zu verstehen, muss man beachten, dass zur damaligen Zeit ein ungeheurer Reformationswille von der Bevölkerung ausging. Man richtete sich seit Luther wieder vermehrt gegen den Klerus und versuchte möglicherweise, einen Bund gegen die katholische Societas Jesu, auch Jesuiten-Orden genannt, aufzubauen.

Confessio Fraternitatis

Die Confessio Fraternitatis erschien 1615 ohne Autorenangabe. Der volle lateinische Titel war Confessio Fraternitatis R. C. Ad Eruditos Europae, der volle deutsche Titel Confession oder Bekandnuß der Societet und Brüderschaft R. C. An die Gelehrten Europae.

In dieser erst auf Latein, kurz darauf auch auf Deutsch erschienenen Schrift meldet sich die Gesellschaft des Rosenkreuzes nun – nach der Fama – erneut zu Wort. Im Grunde wird der erste Aufruf an die europäische Geisteswelt, die Verfasser zu kontaktieren, wiederholt. Die Confessio ist einerseits stark von protestantischem Geist durchweht: Der Papst wird angegriffen, und das Bibellesen als wesentlicher Zugang zur rosenkreuzerischen Gesellschaft propagiert. In der Confessio werden auch zum ersten Mal die Geburts- und Sterbensdaten des angeblichen Gründers, 1378–1484, erwähnt. Andererseits kann die Schrift aber auch satirisch interpretiert werden: Sie ergeht sich über drei Viertel der Länge in Andeutungen über das geheime Wissen der Gesellschaft, um dann gegen Ende zu warnen vor den „meisten Bücher der falschen Alchimisten, die es für einen Scherz und eine Kurzweil halten, wenn sie […] mit wunder-seltsamen Figuren und dunklen, verborgenen Reden die Leute betrügen und die Einfältigen um ihr Geld bringen“, nicht ohne dann noch einmal festzustellen: „Meidet und fliehet solche Bücher, die ihr gewitzt seid, und wendet euch zu uns, die wir nicht euer Geld suchen, sondern unsere großen Schätze euch gutwillig anbieten.“

Die Fama und die Confessio verursachten in Europa ein gewaltiges Echo: Zwischen 1614 und 1625 erschienen mehr als vierhundert Drucke zum Thema. Die jeweiligen Verfasser wollten mit der Bruderschaft Kontakt aufnehmen, Kritik oder Zustimmung äußern oder feststellen, dass ihrer Meinung nach die Gesellschaft nicht existiere.

Chymische Hochzeit

Im Jahre 1616 erschien die Chymische Hochzeit in Straßburg bei Lazare Zetzner. Sie gilt als das dritte große Rosenkreuzer-Manifest. Als Autor wird der Theologe Johann Valentin Andreae vermutet, da dieses Werk zur damaligen Zeit anonym erschienen ist.

Die Chymische Hochzeit wird in Form eines alchemistischen Romans formuliert. Innerhalb dieses Romans erzählt ein achtzigjähriger Greis namens Christian Rosenkreutz ein selbsterlebtes Abenteuer. Er selbst lebt um 1459 in einer Eremitage am Abhang eines Berges. Die Erzählung erstreckt sich über genau sieben Tage, an der Rosenkreutz zu einer königlichen Hochzeit, durch einen geflügelten Boten, eingeladen wird. Auf seiner Wanderung erreicht er dabei einen Berggipfel, wo er wie auch die Gäste durch eine Waage geprüft werden. Diejenigen, die für tugendhaft befunden werden, dürfen der Hochzeit beiwohnen. Nachdem die Prüfung als bestanden gilt, erhalten sie ein Goldenes Vlies und werden der königlichen Familie vorgestellt. Voller Erwartungen einer Hochzeit beizuwohnen, wird die königliche Familie geköpft und ihre Teile in sieben Schiffe verladen. Die Teile werden auf einer weit abgelegenen Insel in den Olympischen Turm gebracht, der sieben Stockwerke fasst. Innerhalb der Erzählung von Christian Rosenkreutz, erleben die Gäste innerhalb dieses Turmes einen Aufstieg. Wobei jeder der Gäste an alchemistischen Operationen teilnimmt, die durch einen Greis und eine Frau geführt werden. Aus den königlichen Überresten gewinnt man dabei eine Art flüssiges Destillat, welches ein weißes Ei gebiert. Aus diesem schlüpft wiederum ein Vogel, der gemästet und geköpft wird. Die Gäste sind dazu aufgefordert aus den Überresten zwei winzige Statuen zu formen. Diese werden solang gefüttert, bis sie die Größe eines erwachsenen Menschen erreicht haben. Dabei stellt sich heraus, dass diese Erwachsenen der auferstandene König und die Königin sind. Nachdem dieses Werk vollbracht ist, werden die Gäste durch das Königspaar in den Orden vom Goldenen Stein eingeführt und kehren zum Schloss zurück. Christian Rosenkreutz spielt dabei noch eine weitere besondere Rolle. Da er im Schloss in das Mausoleum eingedrungen war, wurde er von der dort lebenden Venus als Schlosswächter verurteilt. Eigenartigerweise endet aber die Geschichte in der Eremitage des Christian Rosenkreutz. Im Gegensatz zu Fama Fraternitatis starb Rosenkreutz bereits mit ca. 80 Jahren. In der Fama wird ihm jedoch ein Alter von 106 Jahren zugeschrieben.

Wer oder was ist ein Rosenkreuzer?

Wenn man die europäische Geschichte der verschiedenen Mysterienschulen und Initiatengemeinschaften betrachtet, ist es schwierig, Rosenkreuzer exakt zu definieren. Der Name ist nicht geschützt, und es gibt in Europa und Amerika zwischen hundert und zweihundert größere und kleinere Gesellschaften, die den Namen Rosenkreuz oder Rosenkreuzer im Bezug auf ihre Mitglieder oder den Organisationsnamen, ständig oder sporadisch, verwenden. Daneben werden von den Anhängern solcher Gemeinschaften gern berühmte Namen der Geistesgeschichte postum zu Rosenkreuzern (bevorzugt der eigenen Traditionslinie) erklärt. Der Begriff „Rosenkreuzer“ kann folglich bezeichnen:

  • die in der Fama beziehungsweise Confessio Fraternitatis bezeichnete (literarisch-fiktive) Bruderschaft;
  • als Fremdbezeichnung: Anhänger bzw. Vertreter des dort formulierten pansophisch-hermetischen Gedankengutes wie zum Beispiel Michael Maier und Robert Fludd – auch wenn diese erklärtermaßen selbst nie Mitglied einer solchen Organisation waren;
  • als Eigenbezeichnung: die Mitglieder einer Organisation, die auf die Tradition der in der Fama beschriebenen Bruderschaft Bezug nimmt (so zum Beispiel im AMORC oder überwiegend auf geistige Traditionen im Lectorium Rosicrucianum);
  • höhere Eingeweihte und Geistwesenheiten, welche an der spirituellen Führung der Menschheit beteiligt sein sollen (so zum Beispiel in der Rosicrucian Fellowship, zum Teil auch bei den Anthroposophen und im Lectorium Rosicrucianum).

Wolfram Frietsch nennt in seinem Buch Die Geheimnisse der Rosenkreuzer[2] folgende Stichpunkte als historisch überlieferte Kennzeichen rosenkreuzerischer Lehre:

Alchemie geistiger Natur 
(In älteren Schriften auch Alchimie genannt). Es geht nicht um materielle Umwandlung der Metalle oder Herstellung metallischen Goldes, wie häufig in der Trivial-Literatur erwähnt. Dieser Bezug wird lediglich als Symbol für geistige Umwandlung und den inneren Weg dorthin, auf dem die Läuterung stattfindet, benutzt.
Hermetik 
Die Lehre des vermutlich fiktiven Weisen und Eingeweihten Hermes Trismegistos. Die uns vorliegenden Quellen (wie auch im Falle der Bibel: Abschriften, keine Originale) entstanden vermutlich im Ägypten der Römerzeit. Sie bilden Grundlage fast sämtlicher europäischer Mystik, Magie und zum Teil des Rosenkreuzertums. Bekanntestes Axiom: „Wie oben, so unten.“ – der Mikrokosmos im Kleinen soll also eine Entsprechung des Makrokosmos im Großen sein. Eine umfassende Ausführung zu diesem und sechs weiteren hermetischen Axiomen kann unter anderem im Kybalion wieder gefunden werden.
Neoplatonismus 
Vertreten vor allem durch Plotin; eine Lehre, die das Göttliche als das „große Eine“ betrachtet, aus dem die Emanationen der Schöpfung hervorgehen. Wichtig für die christliche Rezeption ist auch die deutliche Unterscheidung und Trennung von „böser“, diesseitiger Sinnenwelt und „guter“, göttlicher Welt, in der die Einheit im Göttlichen herrscht (Dualismus).
Kabbala 
(hebr.: קבלה; deutsch: Überlieferung, Entgegennahme) Die jüdische Mystik; die Lehre vom Baum des Lebens und den Sefiroth. Ein bekannterer Teil dieser Lehre ist die Gematrie, die mit Hilfe des hebräischen Alphabets Wort- und Namensbedeutungen berechnet und letztlich auf der Suche ist nach dem „Namen Gottes“, dem „verlorenen Wort“, auch nach einer überzeitlichen Ursprache, der Engels- bzw. henochischen Sprache (nach Dee).
Philosophie 
Eine systematisch und nachvollziehbar erklärte, in sich schlüssige, weitgehend logische, Weltanschauung, die zumindest die spirituell relevanten Zusammenhänge des Erdenlebens und die über dieses Leben hinaus gehenden feinstofflichen und geistigen Aspekte hinreichend erklärt.

Frietsch erwähnt in dieser Aufzählung einen Punkt nicht, der vor allem für das Lectorium Rosicrucianum bedeutsam ist:

Gnosis 
(altgriech.: γνώσις; deutsch: Erkenntnis od. Wissen) Eine religiöse Vorstellung, derzufolge das Heil nur durch die Verbindung mit der göttlichen Lichtwelt zu finden und die Erkenntnis dieses Sachverhaltes der Ausgangspunkt auf dem Weg zum Erlangen des Heils sei.

Rosenkreuzerisch und gnostisch beeinflusst sind viele heutige okkult-philosophische, magische, mystisch-spirituell orientierte oder auch rein spirituelle westliche Gesellschaften. Manche haben in ihren Satzungen sogar konkrete Bezüge dieser Art wiedergegeben. Als kleine Auswahl wären hier u. a. zu nennen: Golden Dawn, O.T.O., Fraternitas Saturni, Theosophische Gesellschaft, Anthroposophie, AMORC, Lectorium Rosicrucianum.

Kreuz und Rose

Das Rosenkreuz – Kreuz und Rose in vereinter Darstellung
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Das Rosenkreuz – Kreuz und Rose in vereinter Darstellung

Zentrale Symbole des Rosenkreuzertums sind das goldene Kreuz und die aufblühende rote Rose. Die Deutung und Interpretation dieser Symbolik variiert je nach Rosenkreuzerorganisation zum Teil stark.

In der Synthese aus goldenem Kreuz und roter Rose spiegelt sich auf symbolischer Ebene der Gesamtcharakter des Rosenkreuzertums wieder. In erster Linie symbolisiert das Kreuz den Menschen. Er ist dazu aufgerufen, sich charakterlich und innerlich soweit zu prüfen und selbst zu hinterfragen, dass er seinem Wesen nach sich von einem unedlen zu einem aufrechten, edlen Menschen wandeln soll. Dies wird durch das goldene Kreuz symbolisiert, das durch Phasen der geistigen Reinigung zu einem Edelmetall transformiert wurde. Die Rose symbolisiert vorrangig die Bedeutung der Seelenessenz, die zu Tage tritt, wenn alle vier Elemente (Feuer, Erde, Wasser und Luft) in Einklang zueinander stehen. Die Assoziation liegt nahe, dass man hier das fünfte Element, die Quintessenz, vermuten kann. Gleichbedeutend für die Quintessenz sah und sieht man auch im Rosenkreuzertum den Stein der Weisen. Der Weg dazu führe über die Liebe, symbolisiert durch eine aufblühende rote Rose. Dies lässt einen enormen Raum an unterschiedlicher Interpretation offen und soll dem Betrachter die archaischen Wurzeln seines persönlichen Wesens vor Augen führen.

Kreuz und Rosen spielten als Symbole schon immer eine entscheidende Bedeutung in der Geschichte der Menschheit. Nicht alles muss jedoch mit den Rosenkreuzern in Verbindung stehen. Aber bereits seit Martin Luther standen Kreuz und Rose in Verbindung mit einem reformatorischen Geist. Er schrieb dazu folgendes in einem Brief vom 8. Juli 1530:

Das erste sollte ein Kreuz sein – schwarz – im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte. Denn so man von Herzen glaubt, wird man gerecht [...] Solch Herz soll mitten in einer weißen Rose stehen, anzeigen, dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt [...] darum soll die Rose weiß und nicht rot sein; denn weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose steht im himmelfarbenen Feld, dass solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlische Freude zukünftig [...] Und um solch ein Feld einen goldenen Ring, dass solche Seligkeit im Himmel ewig währt und kein Ende hat und auch köstlich über alle Freude und Güter, wie das Gold das edelste köstlichste Erz ist.

Die historisch wahrscheinlichste Herleitung führt die Symbolik auf das Familienwappen von Johann Valentin Andreae zurück, das vier Rosen in einem Andreaskreuz zeigte. Andreae selbst beschreibt diese Kombination in der „Chymischen Hochzeit Christiani Rosencreutz“ als Kleidung des Christian Rosenkreuz:

Darauff rüstet ich mich auff den weg, zog meinen weisen Leinen Rock an, umbgürtet meine lenden mit einem Blutrothen Bendel kreutzweiß uber die Achslen gebunden. Auff meinen Hut steckt ich vier rother Rosen: damit ich under dem Hauffen durch solche Zeichen könte desto eh gemerkt werden. [3]

Geschichte der Rosenkreuzer

Anfang des 17. Jahrhundert

Rosenkreuzertum im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation

Die Ursprünge und die Idee des Rosenkreuzertums waren ein Resultat des Unmuts vieler Adliger und Gelehrter über die Entwicklung des Reformationsprozesses seit Martin Luther. Paracelsisten, Pietisten, Alchimisten, Chiliasten und Pansophen suchten an der Schwelle zur Neuzeit nach neuen Wegen der Naturbetrachtung und der Gottesbegegnung. Sie bildeten im Großen und Ganzen eine Opposition gegen die herrschenden Strömungen innerhalb der christlichen Theologie. Es gab den Ruf nach einer erneuten Reformation, die nach der Reformation der Lehre nun auch die Reformation des Lebens bringen sollte. Schwankungen und Veränderungen dieser Art betrachtete auch die lutherische Orthodoxie mit großer Skepsis. Dieses besondere Klima verstärkter Unruhe und Aufbrüche erklärt das enorme Echo, das die Grundschriften der Rosenkreuzerbewegung (Fama und Confessio Fraternitatis) hervorgerufen hatten.

Das reformatorische Sammelbecken aus Pietisten und Anhängern der Theosophie Jakob Böhmes (Böhmianer), spielte zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine wesentliche Rolle in der Verbreitung der rosenkreuzerischen Manifeste. Zu nennen wäre hierbei das Collegium Pietatis.[4] Für den Dialog zwischen den Städten, sorgten insbesondere verschiedene Buchdruckerzentren wie Danzig, Frankfurt am Main, Kassel, Köln, Prag, Straßburg und viele weitere. Ausschlaggebend für die Entwicklungen im alchemistisch-kabbalistischen Bereich der Rosenkreuzer, waren unter anderem Michael Maier und der Engländer Robert Fludd. Insbesondere Fludd stand in engem Kontakt mit Johannes Kepler.[5]

In Städten wie Prag, Ausgangspunkt enormer Umwälzungen und des zweiten Prager Fenstersturzes, wurde das rosenkreuzerische Gedankengut schnell aufgenommen. Am Kaiserhof waren ebenso Alchimisten wie Paracelsisten häufige und gern gesehene Gäste. Bereits unter dem Habsburger Rudolf II. soll das Rosenkreuzertum, neben den Künsten und Wissenschaften, einen geheimen Förderer gefunden haben. Michael Maier war unter anderem Berater und gelernter Alchemist am Hofe Rudolfs bis zu seinem Tode. Neben ihm war ebenso Johannes Kepler Hofastronom und kaiserlicher Mathematikus. Es war außerdem Tycho Brahe, der Kepler an den kaiserlichen Hof lud und dessen Ämter auf ihn übertrug. Um 1584 war der Engländer John Dee Gast am kaiserlichen Hofe Rudolfs II. Vielen dieser hier genannten Wissenschaftler, die am Hofe Kaiser Rudolfs II. arbeiteten, wird nachgesagt, dass sie dem Rosenkreuzertum sehr nahe standen. Kaiser Rudolf II. starb 1612 und erlebte die aufbruchartigen Veränderungen durch protestantische Adlige, denen er 1609 die Religionsfreiheit zusicherte, nicht mehr. Trotzdem kann man sagen, dass es im 17. Jahrhundert kein organisiertes Rosenkreuzertum wie in heutiger Form oder wie ab 1717 in der Freimaurerei gab. Für die gelegentlich zu findende Behauptung, es existierten bereits zu dieser Zeit vereinzelte Zirkel, die größtenteils auch in Kontakt miteinander gestanden hätten, gibt es derzeitig keine historischen Belege.

Damaliges Zentrum weiterer rosenkreuzerischer Aktivitäten war neben Prag auch Kassel. Der Landgraf Moritz von Hessen-Kassel duldete unter seiner Amtszeit den Druck und die Verbreitung der Fama Fraternitatis um 1614. Des Weiteren wird vermutet, dass sein Hof ein weiterer Versammlungsort der europäischen Rosenkreuzerbewegung war. Es befanden sich hier vermehrt aufgeklärte und reformwillige Künstler und Wissenschaftler. Zu nennen wären dabei John Dowland und auch der Londoner Arzt Robert Fludd, der eng mit dem Leibarzt von Landgraf Moritz Johann Daniel Mylius zusammenarbeitete.

Rosenkreuzertum in England

Das ungewöhnlich große Aufsehen, das die drei Manifeste der Rosenkreuzer Anfang des 17. Jahrhunderts erregten, hat die Geschichte der europäischen Mystik und Spiritualität in den nachfolgenden Jahrhunderten stark beeinflusst. Nachdem nie nachgewiesen werden konnte, ob der in der Fama und der Confessio beschriebene Orden überhaupt jemals existiert hatte, bildete sich ein ungeheurer Mythos um diesen Namen. Der Traum vieler Mystiker war es, endlich in diesen Orden eingeladen zu werden. Über die angeblichen Geheimnisse der Rosenkreuzer gab es die verschiedensten, teils sehr ausufernden Spekulationen. Hinweise aber auf eine tatsächliche Existenz damaliger Rosenkreuzer finden sich bereits auch in England. Selbst Robert Fludd war ein eifriger Verteidiger der Fama Fraternitatis, die nach ihrer Veröffentlichung mehr und mehr von ihren Kritikern in der Luft zerrissen wurde. Trotzdem kann eine Existenz der Rosenkreuzer bereits um 1632 in England vermutet werden, da hier einige Schriftzeugnisse, wie die des Schriftstellers Henry Adamson, existieren. In einem seiner Gedichte, Muses Threnodie, taucht folgende Stelle auf:

For we be Brethren of the Rosy Cross, We have the Mason's Word and second sight

Bemerkenswert ist hierbei die Erwähnung der Brüder des Rosenkreuzes in Zusammenhang mit dem aus der Freimaurerei bekannten Maurerwort. Die Rosenkreuzerbewegung kann also nun nicht mehr als eine ausschließlich deutsche Bewegung verstanden werden, auch wenn sie hier ihren offiziellen Anfang nahm. Immerhin war es auch ein englischer Schriftsteller namens John Donne, der in seiner Weihnachtspredigt von 1624 den deutschen Theologen Daniel Cramer zitierte, der unter anderem 1617 das Werk der Wahren Gesellschaft von Jesus und dem Rosenkreuz verfasste. John Donnes Club der Meerjungfrauen galt zur damaligen Zeit als besonders konspirativ, da man hinter ihm eine rosenkreuzerische Geheimgesellschaft vermutete, die aus drei Graden (Kandidat, Bruder und Gefährte) bestand.

Kritik am Rosenkreuzertum des 17. Jahrhunderts

Ein Streitpunkt zwischen Gegnern und Befürwortern eines durch die Fama Fraternitatis historisch begründeten Rosenkreuzertums des 17. Jahrhunderts, führte bereits unter heutigen und damaligen Zeitgenossen zu heftigen Spekulationen, wer möglicherweise ein Mitglied dieses Ordens gewesen sein könnte. Die genannten Namen gehen in die Hunderte; hier seien nur einige bekanntere aufgezählt: Francis Bacon, Jakob Böhme, Giordano Bruno, Johann Amos Comenius, John Dee, René Descartes, Robert Fludd, Johannes Kepler, Heinrich Khunrath, Michael Maier und Baruch Spinoza. Auffallend ist, dass ein Großteil dieser hier genannten Personen dem antiklerikalen Lager zuzuordnen sind. Im Geiste waren sie allesamt gesellschaftliche Reformatoren und frühe Aufklärer. Einige der genannten Personen haben sich, wie bereits erwähnt, tatsächlich mit Alchemie oder Magie beziehungsweise mit der Gnosis (christlich beeinflusste Mystik) beschäftigt. Zwischen vielen bestand ebenso ein reger Austausch, was eine Organisation vermuten lässt. Man kann nicht mit Sicherheit sagen, welche der genannten Personen auch tatsächlich Rosenkreuzer waren. Es ist aber eine Tatsache, dass ihr Handeln und Streben dem rosenkreuzerischen Geiste sehr nahe stand. Zur selben Zeit gab es eifrige Verteidiger der Fama und Confessio. Einige unter ihnen waren David Meder in judicio theologico, Michael Maier in silencio post clamores, Robert Fludd in apologia compendiaria, Julius Sperber im Echo in der von Gott erleuchteten Fraternitaet des loeblichen Ordens roseæ crucis u.v.m.. Des Weiteren findet man unter verschiedenen Pseudonymen auch viele Kritiker wie Irenaeus Agnostus oder auch den Medicus Andreas Libavius, der seine Gedanken in Bedenken von der fama und confession von der Bruderschaft des Rosencreutzes niedergeschrieben hat.[6]

Auch wenn sich für den Kritiker keine eindeutige Beweislage zu den sogenannten „echten“ Rosenkreuzern ergeben mag, erscheint eine voreilige Postulierung ihrer Nichtexistenz oberflächlich. Die Quellenlage ist auf Seiten der Gegner wie auch auf Seiten der Befürworter einer historisch nachweisbaren Rosenkreuzerbruderschaft ausgeglichen. Vieles bleibt im Raum der Andeutungen und Symbole dieser Zeit stecken, da es im 17. Jahrhundert für den Angehörigen einer rosenkreuzerischen Geheimgesellschaft verheerende Auswirkungen haben konnte, seine Gesinnung offenzulegen. Ohne tiefgründigere Recherche erscheint dies für die meisten Kritiker schwammig und unglaubwürdig. Trotzdem berufen sich viele Befürworter beispielsweise darauf, dass in der Fama Fraternitatis ein Herr Haselmeyer erwähnt wird, "welcher deßwegen von den Jesuitern ist gefänglich eingezogen / und auff eine Galleren geschmiedet", also zu einer Galeerenstrafe verurteilt worden sei. Mit Sicherheit stellt dies aber nur einen kleinen Ausschnitt aus der endlosen Debatte um die wahre Existenz und Verfolgung der Rosenkreuzer dar. Zu den Gegnern der Rosenkreuzer kann man aber klar die Jesuiten zählen.

17. und 18. Jahrhundert

Aufgrund des allgemeinen Interesses schossen in dieser Zeit angebliche Rosenkreuzer-Gruppen wie Pilze aus dem Boden. Die meisten sind klar zu den Scharlatanen zu rechnen. Auch tauchten auf Jahrmärkten unzählige Quacksalber auf, die unter Verweis auf ihr angeblich von den Rosenkreuzern stammendes Wissen alles Mögliche verkauften, von gesundheitlichen Wundermitteln über Liebestränke bis hin zu Zaubertinkturen und -sprüchen.

Der Orden der Gold- und Rosenkreuzer [5]
Das öffentliche Wirken wurde zunächst durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges unterbunden, konnte aber danach wieder fortgesetzt werden. Eine Verbindung zwischen den Begründern der Idee der Rosenkreuzer, speziell dem Tübinger Kreis, und den Rosenkreuzern des 18. Jahrhunderts kann aber trotzdem ausgemacht werden. Einen Hinweis darauf gibt der wenig bekannte pansophische „Orden der Unzertrennlichen“, der sich auf Alchemie spezialisierte. Der Orden soll unter verschiedenen Synonymen wie bspw. „Alchemistenloge“, „Kreuzorden“ oder auch „Gesellschaft der Philosophen und Naturforscher“ gewirkt haben. Seine Entstehung geht vermutlich bis auf das Jahr 1580 zurück. Ebenso wird vermutet, dass dieser Orden den inneren Kreis der späteren Fruchtbringenden Gesellschaft bzw. Palmenorden bildete. Ursprünglich fand man bei den Unzertrennlichen nur Bergarbeiter sowie deren Bergwerksbesitzer vor, die im späteren Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts ebenso in Logen organisiert waren. Der Wandel vollzog sich vor allem durch die Zusammenführung mit dem bereits erwähnten Palmenorden, der zum Beitritt des deutschen Adels führte. Mitglieder dieser Gesellschaft sind unter anderem die bereits erwähnten Johann Valentin Andreae und Landgraf Moritz von Hessen-Kassel gewesen. Ein gewisser Pfarrer, namens Samuel Richter, soll dabei unter dem Ordensnamen Sincerus Renatus Mitglied einer Loge der Unzertrennlichen in Halle (Saale) gewesen sein, die 1680 unter dem Namen „Sincera Confoederatio“ in Erscheinung trat. Unter seinem Pseudonym bzw. Ordensnamen sind Anfang des 18. Jahrhunderts verschiedene alchemistisch-rosenkreuzerische Schriften veröffentlicht worden. In jener Zeit ist häufig vom „Orden der Gold- und Rosenkreuzer“ die Rede, wobei aus der Quellenlage nicht ganz klar wird, ob es einen oder mehrere Orden dieses Namens gab. Fakt ist, dass ein „Orden der Gold- und Rosenkreuzer“ um etwa 1756 in Erscheinung trat und die Schriften des Samuel Richter eine entscheidende Rolle spielten. Zu den Gründungsmitgliedern zählt man insbesondere Baron Prugg von Pruggenheim (aus Innsbruck) und Hermann Fictuld. Es wird angenommen, dass sich hinter dem Pseudonym Fictuld Baron Johann Friedrich von Meinstorff und Johann Heinrich Schmidt von Sonnenberg (1700–1777) verbergen. Ordensreformen innerhalb der Gold- und Rosenkreuzer fanden in einem Zyklus von zehn Jahren statt. Die anfänglichen Aktivitäten dieses Ordens sind dabei größtenteils im Süden des damaligen deutschen Sprachraumes auszumachen. Erstmals etablierte sich aber dieser Orden innerhalb der Freimaurerei und der Strikten Observanz. Der politische Einfluss des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer soll groß gewesen sein, ihre Machenschaften werden von ihren Kritikern als betrügerisch dargestellt.
Von Bedeutung war die politische Rolle der Gold- und Rosenkreuzer am preußischen Hof durch die wichtigen Ämter seiner Häupter Johann Christoph von Wöllner (seit 1788 Justizminister) und General Johann Rudolf von Bischoffwerder (zeitweilig Premierminister), die auf König Friedrich Wilhelm II. schon als Kronprinz Einfluss gewonnen hatten. Friedrich Wilhelm wurde 1781 Rosenkreuzer. Wöllner und Bischoffswerder machten die Loge zu einem politischen und persönlichen Machtinstrument sowohl gegen die lutherische Landeskirche als auch gegen die Aufklärung, vor allem die Illuminaten.
Ein großer Gegner des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer war Adolph Freiherr Knigge, der dem Illuminatenorden Adam Weishaupts 1780 beitrat und maßgeblich reformierte. Mit der Zeit kristallisierte sich ein ständiger Wettstreit zwischen beiden Orden heraus, in dem vor allem Knigge federführend war. Beispielhaft ist sein veröffentlichter Traktat „Ueber Jesuiten, Freymaurer und deutsche Rosencreutzer“, worin er scharf die Gold- und Rosenkreuzer angreift. Seine Schrift bildet zudem die Grundlage für viele weitere Kritiker.
Ansonsten treten mehrere kleinere Bruderschaften in Erscheinung, die sich in der Nachfolge der „echten“ Rosenkreuzer sehen und meist behaupten, deren originale Geheimlehren zu besitzen. Über ihre innere Arbeit ist wenig bekannt; allein ihr Auftreten – verglichen mit den Grundsätzen aus Fama und Confessio – lässt es aber als unwahrscheinlich erscheinen, dass tatsächlich Verbindungen zu den „echten“ Rosenkreuzern bestanden – falls diese überhaupt jemals existierten. Es besteht dabei die Schwierigkeit, dem roten Faden dieser verschwiegenen Geheimgesellschaft folgen zu können. Archive des „Ordens der Unzertrennlichen“ und damit die Spuren der Rosenkreuzer wurden im Laufe der Jahrhunderte teilweise vernichtet, was dem Skeptiker nahe legt, ihre Existenz anzuzweifeln.

Ab dem 19. Jahrhundert

Es war das Jahrhundert, in dem vermehrt die unterschiedlichsten Rosenkreuzerorden ans Tageslicht traten. Edward Bulwer-Lytton veröffentlichte 1842 seinen Rosenkreuzerroman Zanoni. Ab 1854 lernten sich unter anderem Lytton und der berühmte Okkultist Eliphas Lévi kennen. In dieser Zeit soll Lévi unter anderem in die Kreise geheimer Londoner Rosenkreuzerzirkel eingeweiht worden sein. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts und anfang des 20. Jahrhunderts entstanden viele Rosenkreuzer-Organisationen. Eine der prominentesten war der Esoteric Order of the Golden Dawn, dessen innerer Orden sich „Orden der Roten Rose und des Goldenen Kreuzes“ (Ordo Rosæ Rubeæ et Aureæ Crucis, kurz: R.R. et A.C.) nannte. Jede dieser Gesellschaften beruft sich auf das Original. Der Name „Rosenkreuzer“ ist nicht geschützt und somit frei für jede Neugründung. Nachstehend sind die wichtigsten Rosenkreuzer-Gruppierungen des 19. Jahrhunderts kurz dargestellt.

Societas Rosicruciana in Anglia (SRIA) (seit 1866)
Dieser Orden wurde im Jahre 1866 durch Robert Wentworth Little (1840–1878), einen freimaurerischen Forscher, in England gegründet. Er nimmt nur reguläre Freimaurer auf, welche den 3. Grad, den Meistergrad erreicht haben. Er ist in drei Abteilungen eingeteilt:
  1. Orden (Lehrlinge) mit den 4 Graden: Zelator, Theoricus, Practicus und Philosophus
  2. Orden (Lehrer oder Adepten) mit den 3 Graden: Adeptus Minor, Adeptus Major und Adeptus Exemptus
  3. Orden (Herrscher oder Magi) mit den 2 Graden: Magister und Magus (Inhaber der höchsten Führerschaft)
Er hat die ursprünglichen Grade der Gold- und Rosenkreuzer übernommen.
Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist der Glaube an die christliche Dreieinigkeit. Die Tätigkeit der SRIA umfasst das Studium der Kabbalah, der Astrologie, der Alchemie, der Theosophie, der Talismane und mystischen Zeichen.
Der Orden behauptet, eine direkte Verbindung zur ursprünglichen Rosenkreuzer-Bruderschaft des 17. Jahrhunderts zu haben. Seine Tätigkeit ist auf den englischen Sprachraum beschränkt. Verwandt mit der SRIA ist die 1880 in den USA gegründete SRICF (Societas Rosicruciana in Civitatibus Foederatis). Sie nimmt ebenfalls nur Freimaurer auf.
Zur SRiA gehören 50 Colleges mit ca. 2000 Mitgliedern, hinzu kommen noch 5 Colleges mit ca. 300 Mitgliedern der Societas Rosicruciana in Scotia. Zur SRICF gehören 32 Colleges mit ca. 1400 Mitgliedern.
(Weblink: Societas Rosicruciana in Anglia)
In den USA ist noch eine 1908 entstandene Abspaltung zu erwähnen, die als Societas Rosicruciana in Amerika (irreführenderweise ebenfalls SRIA abgekürzt) aktiv ist.
(Weblink: Societas Rosicruciana in America)
Hermetic Order of the Golden Dawn (von 1888 - 1903)
Der hermetische Orden der goldenen Morgenröte oder auch Golden Dawn wurde 1888 durch Dr. William Wynn Westcott, Dr. William Robert Woodman und Samuel Liddell MacGregor Mathers gegründet. Westcott war Freimaurer und Mitglied der Societas Rosicrucian in Anglia, so auch sein Freund Robert Woodman. Seine Gründungslegende beruht auf dem Fund eines alten so genannten Cipher Manuscript, dessen Ursprung bis heute noch ungeklärt ist. Laut Wynn Westcott wurde ihm dieses Dokument durch eine Frau namens Anna Sprengel aus Stuttgart übergeben. Sie sollte ebenso Kontakt zu einem authentischen deutschen Rosenkreuzerorden gehabt haben. Kritiker vermuten Westcott als Verfasser, der nach einer authentischen Legitimation für die Gründung seiner Organisation suchte. Wirklich geklärt wurde dieser Umstand jedoch nie. Ab 1897 wurde Florence Farr die Nachfolgerin von Westcott. Nach einigen Auseinandersetzungen innerhalb des Golden Dawn, auch in Bezug auf das Cipher Manuscript, zerbrach der Orden um 1903. Die Strukturen wurden in verschiedene Zweige aufgeteilt. Mathers nannte bspw. seine Organisation in Alpha et Omega (A∴O∴) um, die bis in die späten siebziger Jahre noch aktiv war. Heutzutage treten eine Reihe weiterer Nachfolgeorganisationen auf, die sich in der Tradition des alten Golden Dawn sehen.
Ordre Kabbalistique de la Rose Croix (KRC bzw. OKR+C) (seit 1888) [7]
Stanislas de Guaita
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Stanislas de Guaita
Der Kabbalistische Orden vom Rosenkreuz wurde 1888 in Paris gegründet. Zu seinen Gründungsmitgliedern zählen der Graf Stanislas de Guaita, der auch erster Großmeister dieses Ordens war, und Joséphin Péladan (Sâr Mérodak). Der Kabbalistische Orden entwickelte dabei eine einzigartige Sogwirkung innerhalb der damaligen Okkultszene. Unter seinen Mitgliedern waren unter anderem die Komponisten Claude Debussy und Erik Satie, Gérard Encausse, Jollivet-Castelot, Victor Blanchard, Harvey Spencer Lewis und Pierre Augustin Chaboseau. Einige der Mitglieder entwickelten sich in den folgenden Jahrzehnten zu bedeutenden Personen innerhalb der Martinisten- und Rosenkreuzer-Bewegung. Unter anderem ist H. Spencer Lewis späterer Gründer des Alten mystischen Orden vom Rosenkreuz in Nordamerika.
1890 kam es zu einem ersten Schisma. Péladan und Maurice Barrès traten aus dem Orden aus, da es zu tiefen Meinungsverschiedenheiten über die „wahren“ Rosenkreuzerlehren kam. Guaita, der sich selbst als ein „Rosenkreuzer der linken Hand“ bezeichnete, war überzeugter Satanist und Paganist. Péladan vertrat hingegen als ein katholischer Mystiker, das eher christkatholische Rosenkreuzertum.[4]
Der Ordre Kabbalistique arbeitet in drei Graden und einem weiteren, geheimen vierten Grad. Daneben wird man, wie der Name schon ausdrücklich sagt, in die Lehren der Mystik und Kabbalah unter rosenkreuzerischen Gesichtspunkten eingewiesen. Der Orden ist auch heute noch aktiv und setzt seine mystische Arbeit weiterhin ungestört fort.
Ordre de la Rose-Croix Catholique et esthétique du Temple et du Graal (von 1892-1916)[7]
Joséphin Péladan
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Joséphin Péladan
Dieser, aus einem Schisma zwischen Joséphin Péladan und Stanislas de Guaita hervorgegangene katholische Rosenkreuzerorden, wurde durch Joséphin Péladan 1892 gegründet. Péladan organisierte im gleichen Jahr unter anderem den ersten Salon de la Rose+Croix. Dieser ging vom 10. März bis 10. April 1892 und es nahmen bis zu 60 Künstler und Schriftsteller daran teil. Unter den Teilnehmern findet man Namen wie Fernand Khnopff, Jean Delville, Gary de Lacroze, Marquis Léonce de Lamandie, Antoine de La Rochefoucauld, Elémir Bourges, Jules Bois, Ferdinand Hodler und Erik Satie der unter anderem für den Salon seine Trois Sonneries de la Rose+Croix komponierte. Des Weiteren übte der Salon einen kulturellen Einfluss auf den französischen Ästhetizismus aus und es kam zu verschiedenen Theateraufführungen innerhalb des Théatre de la Rose-Croix.[4] Der Orden wurde 1916 nach dem Tod Péladans neu strukturiert. Es bildeten sich ein französischer und ein belgischer Ordensteil heraus. Der französische wurde dabei durch Gary de Lacroze weitergeführt, während der belgische durch Émile Dantinne (Sâr Hiéronymus) verwaltet wurde. Dantinne war neben seiner Mitgliedschaft bei Péladan auch Mitglied im europäischen Antique Arcanæ Ordinis Rosæ Rubeæ et Aureæ Crucis (AAORRAC oder OARC) aus dem der spätere amerikanische Ordensteil AMORC entstanden sein soll. Émile Dantinne sollte sich hierbei als Förderer der amerikanischen Sektion erweisen und Harvey Spencer und Ralph M. Lewis als Imperatoren initiiert haben.

Ab dem 20. Jahrhundert

Die Geschichte des Rosenkreuzertums des 20. Jahrhunderts wird bestimmt durch eine Reihe unterschiedlicher Organisationen. Ihre Wurzeln und Ursprünge kann man größtenteils in den Rosenkreuzer-Orden des 19. Jahrhunderts ausmachen. So war der OTO, wie auch der Golden Dawn, von seiner Geisteshaltung eng verwandt mit der rosenkreuzerisch arbeitenden SRIA (Societas Rosicrucian in Anglia). Theodor Reuss war bspw. Mitglied der SRIA und brachte sein Gedankengut in die Ordenstruktur des OTO mit ein. Reuss spielte eine zentrale Rolle in der okkulten Gesellschaft des beginnenden 20. Jahrhunderts. Er stand im Kontakt mit zahlreiche Okkultisten Europas und Amerikas, insbesondere Rosenkreuzern, Freimaurern, Theosophen und Martinisten. Unter den bedeutendsten Okkultisten sind bspw. der Martinist und Rosenkreuzer Gérard Encausse (Papus), Rudolf Steiner, Heinrich Tränker, Aleister Crowley und Harvey Spencer Lewis. Letzterer stand unter großem Einfluss des mystisch geprägten, französischen Rosenkreuzertums. Im Einzelnen sollen hier einige wichtige Organisationen erwähnt werden, die großen Einfluss auf die Entwicklung des Rosenkreuzertums des 20. Jahrhunderts hatten.

Ordo Templi Orientis – OTO (seit 1903) 
1903 durch Karl Kellner, Heinrich Klein und Dr. Franz Hartmann begründet. Personen, die in Verbindung mit dem OTO standen, waren unter anderem Theodor Reuss, Aleister Crowley und Harvey Spencer Lewis. Aleister Crowley, der den OTO auf einen Kurs nach seinen eigenen Vorstellungen brachte, war unter anderem Mitglied des Golden Dawn und Begründer des okkulten Ordens Astrum Argenteum. Des Weiteren stand Spencer Lewis in einem Naheverhältnis zum ursprünglichen OTO bis zu den Veränderungen durch Crowley, die er als negativ ablehnte. Lewis war der spätere Begründer des AMORC.
Rosicrucian Fellowship (seit 1909) 
1909 durch Carl Louis Fredrik Graßhoff alias Max Heindel gegründet. Neben der Bezeichnung Rosicrucian Fellowship trägt sie auch die Namen Rosenkreuzer-Gemeinschaft oder auch Heindel-Bewegung.
Antiquus Mysticusque Ordo Rosæ Crucis – AMORC – Alter mystischer Orden vom Rosenkreuz (seit 1915) 
Ein rosenkreuzerischer Initiatenorden, der um 1915 durch Harvey Spencer Lewis gegründet wurde. Er ist heutzutage einer der weltweit größten Rosenkreuzerorganisationen.
Builders of the Adytum – BOTA – Die Erbauer des Adytum (seit 1922) 
Diese rosenkreuzerisch ausgerichtete Organisation wurde um 1922 durch Paul Foster Case gegründet, der bereits 1918 in den Alpha et Omega Thot-Hermes Tempel No.9 in New York initiiert wurde. Vier Jahre später trat Case wieder aus und gründete im gleichen Jahr noch seine eigene, dem Tarot ausgerichtete, Organisation. Dabei ist nicht ganz klar ob Case durch Moina Mathers (Ehefrau von MacGregor Mathers) rausgeworfen wurde oder ob er tatsächlich aus eigenen Antrieb den A∴O∴ verließ.
Fraternity of the Inner Light (von 1927/28 - 1939)
Ähnlich wie bei Paul Foster Case, bildete sich um 1927/28 ein weiterer Zweig aus dem A∴O∴ heraus. Dion Fortune, die um 1919 im A∴O∴ in London eingeweiht wurde und ebenfalls 1922 austrat, gründete um 1927/28 ihre Community of the Inner Light, später Fraternity of the Inner Light. 1939 nannte sich die Fraternity in die Society of the Inner Light um. Aus dieser spaltete sich wiederum der spätere Servants of the Light von W. E. Butler ab.
Lectorium Rosicrucianum – Internationale Schule des Goldenen Rosenkreuzes (seit 1945) 
Eine Abspaltung des niederländischen Rosicrucian Fellowships die um 1945 das erste mal unter dem Namen Lectorium Rosicrucianum in Erscheinung trat. Als Gründer können die ersten Großmeister Jan van Rijckenborgh und Catharose de Petri angesehen werden.
Fraternitas L.V.X. Occulta – FLO – Bruderschaft des Verborgenen Lichts (seit 1982) 
Rosenkreuzerischer Initiatenorden, der von Eingeweihten des Inneren Ordens der Rosenkreuzer gegründet wurde. Das erste Oberhaupt war Paul A. Clark. Aus dem FLO entstanden einige andere Organisationen wie der amerikanische Orden Temple of Thelema.
Hat ihre Arbeiten im deutschsprachigen Gebiet Anfang 2006 eingestellt


Weitere rosenkreuzerische Organisationen sind zum Teil nur lokal, regional oder national tätig und der Öffentlichkeit kaum bekannt, da relativ klein:

  • Ordo Rosæ Aureæ (ORA)
  • Ordre Kabbalistique de la Rose Croix (KRC)
  • Internationale Weltloge der Bruderschaft vom Rosenkreuz
  • Fraternitas Rosæ Crucis
  • Alter Geheimer Orden vom Kreuz der roten und goldenen Rose (AAORRAC) (Abspaltung von AMORC in:Österreich)
  • Aeth Priesthood Fraternitas Rosae Crucis

Musik

  • Satie, Erik: Trois Sonneries de la Rose+Croix
  • Satie, Erik: Hymne pour le "Salut Drapeau" du "Prince byzance" du Sâr Péladan

Literatur

Quellen

Quellenschriften sind neben den Grundschriften zur Idee der Rosenkreuzer vor allem Schriften von Mitgliedern rosenkreuzerischer Gemeinschaften.

  1. Comenius, Johann Amos: Das Labyrinth der Welt & Das Paradies des Herzens. Verlag C. J. Bucher 1970
  2. Frietsch, Wolfram: Die Geheimnisse der Rosenkreuzer. ISBN 3499604957
  3. Dülmen, Richard van (Hrsg. und Einleitung): Fama Fraternitatis, Confessio Fraternitatis, Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz. Anno 1459., Stuttgart 1994, ISBN 3766804219, S. 51.
  4. a b c Frick, Karl R. H.: Licht und Finsternis. ISBN 3865390447
  5. a b Frick, Karl R. H.: Die Erleuchteten. ISBN 3865390064
  6. Zedler, Johann Heinrich (1732): Zedlers Großes Universallexicon.
  7. a b The Alchemy Website (Hrsg.) (1997): Modern Rosicrucian Groups - Manifestations of the Neo-Rosicrucian Current; http://www.alchemywebsite.com/rosi_grp.html; 21. Dezember 2005.


Wissenschaft

  • A.u.: Das Erbe des Christian Rosenkreuz. Vorträge gehalten anlässlich des Amsterdamer Symposiums 18.–20. November 1986, ISBN 3776202793
  • A.u.: Bibliotheca Philosophica Hermetica Amsterdam (Hrsg.): Rosenkreuz als europäisches Phänomen im 17. Jahrhundert. ISBN 3772822061
  • Edighoffer, Roland: Die Rosenkreuzer. ISBN 3406398235
  • Frietsch, Wolfram: Die Geheimnisse der Rosenkreuzer. ISBN 3499604957
  • Lamprecht, Harald: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. ISBN 3525565496
  • Steiner, Gerhard: Freimaurer und Rosenkreuzer – Georg Forsters Weg durch Geheimbünde. ISBN 3050004487

Belletristik

Weblinks

Rosenkreuzerschriften

Diverse Schriften in chronologischer Reihenfolge.

Selbstdarstellungen heutiger Rosenkreuzerorganisationen

Geschichte der Rosenkreuzer

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