Reichstagswahl 1877
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Die Reichstagswahl 1877 war die Wahl zum 3. Deutschen Reichstag. Sie fand am 10. Januar 1877 statt.
Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 61,6% (andere Quelle: 60,3%) und damit etwa bei der von 1874.
Gewinne bei dieser Wahl verbuchten die konservativen Kräfte auf Kosten der Liberalen. Darin sah sich Reichskanzler Otto von Bismarck, der seit einiger Zeit von der Freihandels- zur Schutzzollpolitik überging (Entlassung Rudolf von Delbrücks 1876), bestätigt. Die Spannungen zwischen dem Kanzler und den Liberalen verschärften sich nun zunehmend. In diesem Zusammenhang kam es zur „Kanzlerkrise“ (vergleiche Albrecht von Stosch).
Die 1876 gegründete Deutschkonservative Partei trat erfolgreich die Nachfolge der preußischen Altkonservativen an. Die Sozialdemokraten konnten erneut ihre Mandatszahl erhöhen, ebenso wie die (Süd-)Deutsche Volkspartei, die sich in Württemberg etablierte. Das Zentrum stabilisierte sich als zweitstärkste Kraft.
Nach Attentaten auf Kaiser Wilhelm I. und Auseinandersetzungen um das geplante Sozialistengesetz wurde der dritte Reichstag auf Wunsch Bismarcks vom Kaiser aufgelöst, und es kam zur Reichstagswahl 1878.
[Bearbeiten] Ergebnisse
Partei Politische Richtung |
Sitze im Reichstag | Änderung |
---|---|---|
Nationalliberale (NL) | 128 | -27 |
Zentrumspartei (Z) | 93 | +2 |
Deutschkonservative Partei (DK) Konservative Föderalisten (Preußen) |
40 | +18 |
Deutsche Reichspartei (DRP) Konservative Nationalisten |
38 | +5 |
Deutsche Fortschrittspartei (FP) Liberale |
35 | -14 |
Alsatianen (A) Elsässische und französische Regionalisten |
15 | keine |
Polen (P) Polnische Regionalisten |
14 | keine |
Liberale | 13 | +13 |
SAP Sozialdemokraten |
12 | +3 |
Deutsch-Hannoversche Partei (DHP) Konservative Föderalisten (Welfen) |
4 | keine |
Deutsche Volkspartei (DtVP) Liberale |
4 | +3 |
Dänen (D) Dänische Regionalisten |
1 | keine |
Total | 397 | keine |