Radio Maryja
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Radio Maryja ist ein einflussreicher polnischer nationalkatholischer Radiosender mit Sitz in Toruń (Thorn). Der Radiosender wurde vom polnischen Redemptoristen-Pater und Medienunternehmer Tadeusz Rydzyk gegründet und beschäftigt sich mit religiösen Themen. Wegen antisemitischer Inhalte und verbaler Angriffe gegen Papst Benedikt XVI. steht der Sender in der Kritik.
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[Bearbeiten] Geschichte und Verbreitung
Gegründet wurde der Sender am 8. Dezember 1991. Erste Ausstrahlungen fanden im Frühjahr 1992 statt. Der Sender meldet sich mit den Worten "Hier ist Radio Maryja, die katholische Stimme in Deinem Haus. Gelobt seien Jesus Christus und die Jungfrau Maria.". Nach Eigenangaben wird das Programm von sechs Priestern, drei Nonnen und rund 200 Laienhelfern produziert und von Spenden und Sponsoren finanziert. Das Programm besteht hauptsächlich aus Gebeten und Kirchenliedern, die von Reportagen, Kommentaren und Hörerstunden unterbrochen werden. In den Gesprächsrunden wird mit Vertretern aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Kultur diskutiert.
Landesweit können knapp 80 Prozent der Haushalte den katholischen Privatsender empfangen, gehört wird er von etwa 5 Millionen Hörern. Via Satellit ist Radio Maryja in anderen europäischen Staaten und den USA zu empfangen. Nach Untersuchungen von Medienwissenschaftlern aus Warschau besteht das Publikum des Senders vor allem aus "älteren und ungebildeten Hörern".
[Bearbeiten] Politischer Einfluss
Dem Sender wird vorgeworfen, dass er sich einseitig und parteiisch in die Politik einmischt. Die polnischen konservativ-katholischen Parteien wie PiS und LPR sind stark mit dem Radiosender verbunden. Die Politiker aus der Regierung sind öfter in Sendungen von Radio Maryja zu hören als in den öffentlichen Medien. Pater Tadeusz Rydzyk, dem auch der Fernsehsender "TRWAM" und die Zeitung "Nasz Dziennik" gehören, beeinflusst so mit Hilfe seines Medienimperiums die Meinungen der Polen.
Die Kritik an dem Sender richtet sich vor allem dagegen, dass sein Programm einen europaskeptischen, antisemitischen, xenophoben und homophoben Charakter habe.
[Bearbeiten] Antisemitismusvorwurf
Nach Angaben des polnischen Medien-Ethikrates zufolge hatte der Sender zum wiederholten Mal behauptet, die Juden würden einen wirtschaftlichen Vorteil aus dem Holocaust schlagen. Der letzte noch lebende Anführer des Aufstands im Warschauer Ghetto, Marek Edelmann, hat die polnische Regierung zum Einschreiten gegen den Sender aufgefordert.
[Bearbeiten] Veruntreuung von Spendengeldern
In den Jahren 1997 und 1998 wurden einige Millionen Zloty an Spenden ohne die entsprechende Genehmigung des Innenministeriums gesammelt, welche für die Rettung der Danziger Werft bestimmt waren. Pater Tadeusz Rydzyk, hat das Geld aber an der Börse verspekuliert, wie die polnische Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" berichtete. Die Opposition im Parlament fordert ein Untersuchungsverfahren.
Der Kassierer des Senders Król kaufte 34 Prozent Aktien des Bauunternehmens ESPEBEPE aus Szczecin (Stettin). Dieses Bauunternehmen ging aber bankrott, Radio Maryja blieben davon vier Millionen Zloty Schulden.
[Bearbeiten] Konflikt mit dem Vatikan
Nach vielfachen Rügen, die jedoch nicht zu einem entschiedenen Vorgehen der katholischen Kirche Polens geführt hatte, hieß es in einem Schreiben des Vatikans an die polnischen Bischöfe "Der Heilige Stuhl bittet die polnischen Bischöfe dringend, die durch einige Sendungen und Aktivitäten des Radios verursachten Schwierigkeiten zu überwinden". Die katholische Landeskirche müsse gegen den Sender vorgehen, verlangte der päpstliche Nuntius.
In einer scharfen Reaktion des Senders hieß es, Benedikt XVI. hätte "kein moralisches Rückgrat". Wörtlich sagte Boguslaw Wolniewicz, Vorsitzender des von Anhängern Radio Maryjas gegründeten "Unabhängigen Ethikrates der Medien" «Das Dritte Reich hat den Deutschen das moralische Rückgrat genommen, und das ist ihnen bis heute nicht gewachsen».