Pharmazie
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Pharmazie oder Pharmazeutik ist eine Naturwissenschaft, die sich mit der Beschaffenheit, Wirkung, Prüfung, Herstellung und Abgabe von Arzneimitteln befasst. Die Pharmazie vereint dabei Aspekte aus anderen Naturwissenschaften, vor allem aus der Chemie und Biologie.
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[Bearbeiten] Geschichte
Der Gegenstand des Faches gehört zwar zu den ältesten akademischen Lehrfächern (Materia Medica), als eigenständige Disziplin ist die heutige Pharmazie aber eine relativ junge Wissenschaft, die erst im 17./18. Jahrhundert langsam entstand.
Erst im 18. Jahrhundert entstanden im Gefolge der Aufklärung private pharmazeutische Lehranstalten, die - zusätzlich zur traditionell handwerklichen - die wissenschaftliche Ausbildung der Apotheker übernahmen. Im 19. Jahrhundert wurde nach und nach in den deutschen Ländern das Studium für Apotheker vorgeschrieben (seit 1875 reichseinheitlich). Seit den 1920er Jahren löste sich die Hochschulpharmazie von den chemischen Instituten und es wurden eigenständige Institute errichtet. Der Stundenplan des Pharmaziestudiums ist in der Approbationsordnung für Apotheker (AAppO) festgelegt. Schwerpunkt ist die Chemie (ca. 40%), die restlichen Fächer sind etwa zu gleichen Teilen gewichtet.
[Bearbeiten] Bereiche
Die moderne Pharmazie gliedert sich in folgende Bereiche:
- die Pharmazeutische Chemie umfasst die Lehre von der chemischen Struktur (und deren Beziehung zur Wirkung), Synthese, Eigenschaften, Stabilität und Analytik (Identität, Reinheit, Gehalt) von Wirk- und Hilfsstoffen, sowie Schadstoffen. Dabei unterscheidet die Pharmazie die Analytik des reinen Arznei- oder Wirkstoffes (Arzneistoffanalytik) und die Arzneimittelanalytik.
- die Pharmazeutische Biologie beschäftigt sich mit den biologischen Grundlagen der Pharmazie, der Nutzung von biologischen Quellen - etwa Arzneipflanzen, Drogen, mit ihren Inhaltsstoffen - für die Entwicklung wirksamer Arzneimittel. In den letzten Jahren wurde das Themengebiet um molekularbiologische Grundlagen und gentechnisch hergestellte Arzneistoffe erweitert.
- die Pharmazeutische Technologie (früher Galenik) ist die Lehre von der Darreichungsform, d. h. sie beschäftigt sich mit der Herstellung von Tabletten, Kapseln, Zäpfchen, Säften usw. Hierbei ist die Interaktion des Wirkstoffes mit den verwendeten Hilfsstoffen, z. B. beim Pressen von Tabletten, von Bedeutung
- die Pharmakologie und Toxikologie umfasst Physiologie und Pathophysiologie sowie die Wirkung von Arzneistoffen und Giften im menschlichen Körper.
- die Klinische Pharmazie (seit 2001 Prüfungsfach an deutschen Universitäten) soll eine Brücke zwischen Wissenschaft und pharmazeutischer Praxis knüpfen. Obwohl in den USA und Großbritannien schon seit Jahrzehnten etabliert, hatte es die Klinische Pharmazie in Deutschland sehr schwer sich als pharmazeutische Disziplin zu etablieren. Bei der Klinischen Pharmazie steht im Gegensatz zur Pharmakologie nicht der Wirkstoff, sondern der Patient im Mittelpunkt.
[Bearbeiten] Weiterbildungsmöglichkeiten in Deutschland
- An einigen Universitäten kann nach Abschluss des 3. Staatsexamens eine Diplomarbeit bearbeitet werden. Diese dauert 6 Monate und schließt mit dem Titel Dipl.-Pharmazeut ab.
- Außerdem kann nach Abschluss des 3. Staatsexamens eine Promotion zum Dr. rer. nat. (in Frankfurt am Main: Dr. phil. nat.) begonnen werden. Die Promotion dauert in der Regel 3-5 Jahre und verbessern die Chance, einen Arbeitsplatz in der pharmazeutischen Industrie zu bekommen.
- Im Anschluss an die Approbation kann eine Weiterbildung zum Fachapotheker erfolgen. Die Weiterbildung gibt es z.B. zum Apotheker für Offizin-Pharmazie (öffentliche Apotheke), Klinische Pharmazie, Arzneimittelinformation, Pharmazeutische Technologie oder Pharmazeutische Analytik. Die Weiterbildungszeit beträgt in der Regel 3 Jahre. Den Abschluss bildet ein Fachgespräch.
Beim WPPD-Program, der mit dem Abschluß zum Doctor of Pharmacy beendet wird, wird die klinische Pharmazie seit neuestem auch in den Mittelpunkt gestellt. Das 3-jährige Fernstudium ist z.B. an der "University of Florida" in Gainsville (USA) absolvierbar.
[Bearbeiten] Literatur
- Fischer, Dagmar; Breitenbach, Jörg (Hrsg.): Die Pharmaindustrie - Einblick, Durchblick, Perspektiven. 2003. ISBN 3-8274-1374-5
- Hunnius - Pharmazeutisches Wörterbuch / Hunnius, Curt. - 9., neu bearb. und erw. Aufl. / hrsg. von Hermann P. T. Ammon. - Berlin: de Gruyter, 2004. ISBN 3-11-017475-8
- Studienführer Pharmazie / von Heidrun Eckner ; Juliane Gruner ; Adriane Jorek. - 1. Aufl. - Stuttgart: Wiss. Verlagsges., 2002. ISBN 3-8047-1904-X
[Bearbeiten] Siehe auch
Wiktionary: Pharmazie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |