Peter Sodann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Peter Sodann [zoˈdan] (* 1. Juni 1936 in Meißen) ist ein deutscher Schauspieler, Regisseur und Theaterintendant.

[Bearbeiten] Leben

Peter Sodann stammt aus einer Arbeiterfamilie und wuchs in Weinböhla in der Nähe von Meißen auf. Nach einer Lehre als Werkzeugmacher holte er mit dem Besuch der Arbeiter- und Bauernfakultät 1954 bis 1957 das Abitur nach. Zunächst studierte er Jura, bevor er 1959 an die Theaterhochschule Leipzig wechselte. Dort leitete er das Studentenkabarett "Rat der Spötter". Nachdem ein Programm 1961 als "konterrevolutionär" eingestuft wurde, wurde das Kabarett aufgelöst. Sodann wurde verhaftet und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt sowie aus der SED ausgeschlossen. Nach 9 Monaten Haft wurde dieses Urteil zu vier Jahren Bewährung umgewandelt. Nach seiner Haftentlassung 1962 machte er im VEB Starkstromanlagenbau Leipzig eine Ausbildung zum Spitzendreher. Ab 1963 konnte er sein Studium fortsetzen.

Peter Sodann ist seit 1995 in zweiter Ehe mit seiner Frau Cornelia (geborene Brenner) verheiratet. Er ist Vater von zwei Söhnen und zwei Töchtern: Tina (* 1963), Susanne (* 1966), Franz (* 1973) und Karl (* 1976) und lebt mit seiner Familie in Halle.

[Bearbeiten] Beruf

Sein erstes Engagement hatte er 1964 am Berliner Ensemble unter Helene Weigel. 1966 wechselte Sodann an die Städtischen Bühnen Erfurt, 1971 an das Städtische Theater Karl-Marx-Stadt, wo er erste Regiearbeiten durchführte, und 1975 als Schauspieldirektor an die Städtischen Bühnen Magdeburg. Eine Vielzahl von klassischen und Brecht-Rollen gehörten zu seinem Repertoire als Theaterschauspieler und Regisseur.

Seit 1980 lebt und arbeitet er in Halle (Saale), zunächst als Schauspieldirektor des Landestheaters, und bis zum 2. Juli 2005 als Intendant des "neuen theaters" (nt). Mit dem gesamten Ensemble schuf er seit 1981 aus einem alten Kinosaal ein kulturelles Zentrum von Halle. Zur Halleschen "Kulturinsel" gehören inzwischen der Große Saal, ein Hoftheater, ein Kammertheater "Kommode", ein Puppentheater, eine Galerie, eine Bibliothek, in der Sodann zwischen 1945 und 1989 in der DDR erschienene und teilweise vom Müll gerettete Literatur sammelte, ein Literaturcafé und eine Theaterkneipe "Strieses Biertunnel", benannt nach der Hauptfigur des Theaterdirektors Emanuel Striese aus der Komödie Raub der Sabinerinnen . Der Erfolg des Unternehmens rührte aus der Entwicklung des künstlerischen Konzepts aus den kulturellen Bedürfnissen der Stadt heraus und nicht aus der Nachahmung aktueller Theater-Moden.

Sodanns Intendanzamt endete mit der Spielzeit 2004/2005 gegen seinen Willen. Er hatte den Wunsch, 2006 mit dem 25-jährigen Jubiläum seines Theaters mit 70 Jahren auszuscheiden. Die Stadt Halle (Saale) wollte jedoch einen neuen Intendanten. Unabhängig von offiziellen Argumenten gab den Ausschlag, dass sich die Stadtoberhäupter Halles vom Wirken Peter Sodanns provoziert fühlten, seine Kunst unbequem, zu wenig anpassungsbereit und zu sozialkritisch empfanden. Sodann bezeichnet sich selbst als "betenden Kommunisten". Obwohl er für seine Verdienste er am 28. April 2005 von der Stadt Halle zum Ehrenbürger ernannt wurde, fühlt sich Peter Sodann (mit eigenen Worten) „vor die Tür gesetzt“. Sein Nachfolger ist Christoph Werner, der bisherige Intendant des Puppentheaters Halle.

In den 1970er Jahren begann auch seine Tätigkeit in Film und Fernsehen, wo er in Gegenwartsfilmen meist Vertrauen erweckende, väterliche Gestalten verkörperte. Nach der Wende wurde er neben Fernsehproduktionen besonders seit 1991 als Kommissar Bruno Ehrlicher in der Reihe "Tatort" bekannt.

Außerdem ist Peter Sodann beim in Halle/Saale ansässigen Hörfunksender Radio Brocken zu hören, wo er Gedanken und Anregungen zum Start in den Feierabend gibt.

Seit August 2005 ist Peter Sodann "Botschafter" des Kinderhospizes Mitteldeutschland und engagiert sich für todkranke Kinder und deren Familien.

Am 25. Februar 2006 übernahm er den Vorsitz des neu gegründeten "Silberbüchse e.V.", dem Förderverein des Karl-May-Hauses in Hohenstein-Ernstthal.

[Bearbeiten] Politik

Peter Sodann (m.) zusammen mit Oskar Lafontaine (l.) und Lothar Bisky (r.) auf der PDS-Pressekonferenz in Berlin am 4. Juli 2005, wo er seine geplante Kandidatur für den Deutschen Bundestag bekannt gab

Am 4. Juli 2005 kündigte Sodann an, als parteiloser Spitzenkandidat auf einer offenen Liste der PDS, die sich mittlerweile in Linkspartei umbenannt hat, in Sachsen zur Bundestagswahl 2005 zur Verfügung zu stehen. Zwei Tage später zog er seine Ankündigung zurück, da eine Kandidatur und ggf. ein späteres Mandat wegen der Chancengleichheit gegenüber allen Bewerbern nicht mit der medialen Präsenz von Fernsehstars vereinbar ist. Schauspieler und andere Medienstars, die zu einer Wahl antreten, dürfen nach internen Richtlinien der ARD sechs Wochen vor der Wahl nicht mehr auf dem Bildschirm zu sehen sein. Darüber hinaus dürfen Bewerber um ein Mandat und Mandatsträger nicht mehr im Fernseh- oder Hörfunkprogramm als gestaltende Personen (Moderatoren u. ä. m.) auftreten. Als Politiker könnte Sodann kaum noch in der derzeitigen medialen Präsenz künstlerisch aktiv sein. Sehr wohl aber könnte er es, wenn er die Wahl verlöre oder sein Mandat nicht anträte. Auf Grund dieser für alle Personen geltenden Regeln der ARD zog Sodann mit den Worten, lieber ein „politischer Schauspieler als ein schauspielernder Politiker“ sein zu wollen, seine Bereitschaft zur Kandidatur zurück.

[Bearbeiten] Filmografie (Auswahl)

• 1973 "Stülpner-Legende", Fernsehserie (als Sekretär Blechnagel)
• 1985 Gritta von Rattenzuhausbeiuns (als König)
• 1985/86 "Ernst Thälmann", TV/DFF (als John Schehr)
• 1986 "Jan auf der Zille"
• 1987 "Erscheinen Pflicht" (Regie: Helmut Dziuba)
• 1987 "Sansibar oder der Letzte Grund" (Regie: Bernhard Wicki, als Pastor)
• 1988 "De hvite bussene (Norwegen, als Heinrich Himmler)
• 1989 "Zwei schräge Vögel" (Regie: Erwin Stanka)
• 1989 "Froschkönig" (Regie: Walter Beck)
• 1989 "Verbotene Liebe" (als Vater)
• 1991 "Trutz"
• 1991 "Der Tangospieler" (Regie: Roland Gräf)
• 1991 "Jugend ohne Gott"
• 1995 "Nikolaikirche" TV/ARD/WDR (Regie: Frank Beyer)
• 1995 "Sterne des Südens" TV/ARD-Serie (Regie: Berengar Pfahl)
• 1996 "Tanja" TV/ARD (Regie: Berengar Pfahl)
• 1997 "Sardsch" TV/SAT 1 (Regie: Axel de Roche)
• 1997 "Leinen los für MS Königstein" Fernsehserie/MDR (Regie: Hans Werner)
• 2000 "Deutschlandspiel" TV/ZDF (als Erich Mielke, Regie: Hans C. Blumberg)
• 2001 "Liebesau - die andere Heimat" ZDF (Regie: Wolfgang Panzer)
• 2001 "Herzstolpern" TV/ZDF (Regie: Sharon von Wietersheim)
• 2003 "Tage des Sturms" TV/ARD
• 2006 "Die Könige der Nutzholzgewinnung"
• seit 1991 in "Tatort" u.a. "Ein Fall für Ehrlicher" (1992), "Bauernopfer" (1993), "Ein ehrenwertes Haus" (1995), "Der Tod spielt mit" (1997), "Fluch des Bernsteinzimmers" (1999), "Quartett in Leipzig", "Rückspiel" (2002), "Rotkäppchen", "Atlantis" (2003) & "Freischwimmer" (2005)

[Bearbeiten] Bücher, CDs

• "Helden wie wir" Audio-CD (von Thomas Brussig u.a. mit Ulrich Mühe) 1999 ISBN 3-89813-004-5
• "Ein Weihnachtsmärchen" Audio-CD (von Charles Dickens) 2002 ISBN 3-82185-221-6
• Peter Sodann, Erhard Preuk "Mai-Reden und andere Provokationen" Hohenheim Verlag 2003 ISBN 3-89850-091-8, Dokumente der Kulturinsel-Maidemos mit Kultstatus
• "1, 2, 3, Wünsche hast Du frei" Audio-CD (Ulrike Folkerts, Peter Sodann, Rosemarie Fendel) 2003 ISBN 3-93300-585-X
• "Die Silberne Brücke" (von Hertha Vogel-Voll, Vorwort von Peter Sodann) Maechler-Verlag 2004 ISBN 3-9809174-0-1

[Bearbeiten] Auszeichnungen

• 1996 Ehrenkommissar der sächsischen Polizei (für die Darstellung des Kommissars Ehrlicher)
• 1999 Ehrenkommissar der sächsischen Polizeigewerkschaft (für die Darstellung des Kommissars Ehrlicher)
• 1999 Preis des Verbandes der deutschen Kritiker (für seine „Kulturinsel“ in Halle)
• 2001 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
• 2005 Ehrenbürger der Stadt Halle (Saale)

[Bearbeiten] Literatur

• Ernst Röhl "Rat der Spötter. Das Kabarett des Peter Sodann" Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig 2002

[Bearbeiten] Weblinks

• Literatur von und über Peter Sodann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek+
• Peter Sodann in der Internet Movie Database
• Homepage von Peter Sodann
• Kurzbiografie