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Paul Watzlawick

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Paul Watzlawick Ph. D. (* 25. Juli 1921 in Villach, Österreich) ist ein bekannter Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut und Autor. Seine Arbeiten haben auch Einfluss auf die Familientherapie und allgemeiner Psychotherapie. In Deutschland wurde er auch durch seine populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen über den radikalen Konstruktivismus bekannt. Er lebt und arbeitet in Kalifornien.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Nach Erlangen der Matura 1939 in Villach studierte er Philologie und Philosophie an der Universität Venedig. Nach Abschluss promovierte er 1949 im Fach Philosophie. Anschließend absolvierte er eine Ausbildung in Psychotherapie am C.-G.-Jung-Institut in Zürich, die er 1954 mit dem Analytikerdiplom abschloss.

1957 erhielt er einen Ruf an die Universität von El Salvador, San Salvador. Den Lehrstuhl für Psychotherapie hatte er bis 1960 inne. Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit als Professor für Psychotherapie waren Kommunikationsprozesse und die systemische Familientherapie.

Im Jahr 1960 holte ihn Don D. Jackson ins kalifornische Palo Alto, wo Watzlawick fortan als Forscher am "Mental Research Institute" tätig war. Maßgeblich entwickelte er mit Gregory Bateson und weiteren Kollegen die Doppelbindungstheorie. 1967 erhielt Watzlawick einen Lehrauftrag im Fachbereich Psychiatrie der Stanford University. Watzlawick leistete bedeutende Beiträge zum radikalen Konstruktivismus. Ebenso lieferte er zusammen mit J. H. Beavin und Don D. Jackson vielbeachtete Überlegungen zur Theoriebildung über Kommunikation.

Die praktischen Erfahrungen, die Watzlawick zur Formulierung seiner Kommunikationstheorie veranlassten, gewann er bei der Erforschung der Kommunikation schizophrener Patienten, die zumeist als Mitglieder von normalen oder psychotisch gestörten Familien unter klinischer Beobachtung standen bzw. in therapeutischer Behandlung waren.

Bekanntes Zitat: „Man kann nicht nicht kommunizieren...“

[Bearbeiten] Leistungen

Paul Watzlawick entwickelte eine Kommunikationstheorie, die auf fünf pragmatische Axiome aufbaut. Die Einhaltung der Axiome, die eher als Regeln zu verstehen sind, ist die Grundlage einer funktionierenden Kommunikation. Die Verletzung einzelner kann zu einer Störung in der Kommunikation und der damit verbundenen menschlichen Beziehung führen:

[Bearbeiten] Erstes Axiom

In einer sozialen Situation kann man nicht nicht kommunizieren

Sobald zwei Personen sich gegenseitig wahrnehmen können, kommunizieren diese miteinander, da jedes Verhalten kommunikativen Charakter hat. Watzlawick versteht Verhalten jeder Art als Kommunikation. Da Verhalten kein Gegenteil hat, man sich also nicht nicht verhalten kann, ist es auch unmöglich, nicht zu kommunizieren. Dieses Axiom ist auch bekannt als metakommunikatives Axiom

Störungen nach dem ersten Axiom entstehen
  • durch Ignorieren der Kommunikation (Nicht-Antworten oder Nicht-Eingehen auf das, was der Partner sagt),
  • durch widerwillige Annahme der Kommunikation,
  • durch Abweisungen wie „Mit dir will ich nichts zu tun haben“, da diese widersprüchlich ist wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Krankheit kann eine Kommunikation einseitig beendet werden und ist deshalb ebenfalls eine Störung.

[Bearbeiten] Zweites Axiom

Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den Ersteren bestimmt.

Jede Kommunikation enthält über die reine Sachinformation (Inhaltsaspekt) hinaus einen Hinweis, wie der Sender seine Botschaft verstanden haben will und wie er seine Beziehung zum Empfänger sieht (Beziehungsaspekt). Der Inhaltsaspekt stellt das Was einer Mitteilung dar, der Beziehungsaspekt sagt etwas darüber aus, wie der Sender diese Mitteilung vom Empfänger verstanden haben möchte. Der Beziehungsaspekt zeigt, welche emotionale Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern herrscht. Daraus folgt, dass der Beziehungsaspekt den Inhaltsaspekt bestimmt, denn die Art der Beziehung zwischen zwei Kommunikationspartnern begrenzt bzw. ermöglicht das gegenseitige Verständnis.

Kommunikation ist dann erfolgreich, wenn auf beiden Ebenen Einigkeit herrscht oder eine Uneinigkeit auf der Inhaltsebene die Beziehungsebene nicht beeinträchtigt. Störungen entstehen bei Uneinigkeit auf beiden Ebenen, nur auf der Beziehungsebene oder bei Verwechslung der Ebenen.

Störungen nach dem zweiten Axiom entstehen,
  • wenn Konflikte einer negativen Beziehung auf der Inhaltsebene ausgetragen werden,
  • wenn die Uneinigkeit auf der Inhaltsebene auf die Beziehungsebene übertragen wird (Störungen),
  • wenn die Beziehung negativ ist,
  • wenn Unklarheit über die Beziehung besteht,
  • wenn man versucht, den Beziehungsaspekt aus der Kommunikation herauszuhalten.

[Bearbeiten] Drittes Axiom

Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktionen der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt

Dies bedeutet, dass Sender und Empfänger den Kommunikationsablauf unterschiedlich gliedern und so ihr eigenes Verhalten oft nur als Reaktion auf das des anderen interpretieren, d.h. die Schuld liegt beim anderen. Menschliche Kommunikation ist aber nicht in Kausalketten auflösbar, sie verläuft vielmehr kreisförmig. Niemand kann genau angeben, wer beispielsweise bei einem Streit wirklich „angefangen hat“. Anfänge werden nur subjektiv gesetzt als so genannte „Interpunktionen“.

Den Ablauf, in dem Ursache und Wirkung ihre Stellung in der Kommunikation verändern können, nennt man Interdependenz. Erfolgreiche Kommunikation ist zu erwarten, wenn beide Partner als Ursache und Wirkung die gleichen Sachverhalte festlegen und Kommunikation als Regelkreis verstehen. Störungen entstehen, wenn ein Partner an einem Punkt der kreisförmigen Kommunikation einen Einschnitt vornimmt und sagt: „Hier hat es angefangen, das ist die Ursache“.

Störungen nach dem dritten Axiom entstehen, wenn
  • eigenes Verhalten mit dem Verhalten des anderen entschuldigt oder gerechtfertigt wird,
  • durch eine sogenannte selbsterfüllende Prophezeiung, die nicht unbedingt der Wahrheit entspricht, die aber beim Gegenüber ein Verhalten erzeugt, das dieser Behauptung entspricht.
  • Zwang und Druck einen Anfangspunkt setzen.

[Bearbeiten] Viertes Axiom

Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten

Nicht nur das gesprochene Wort (in der Regel digitale Kommunikation), sondern auch die nonverbalen bzw. analog-verbalen Äußerungen teilen etwas mit.

Mit analogen Elementen wird häufig die Beziehungsebene vermittelt, mit digitalen die Inhaltsebene. Erfolgreiche Kommunikation besteht bei Übereinstimmung zwischen analoger und digitaler Modalität und wenn beide eindeutig sind. Störungen entstehen bei Nichtübereinstimmung oder bei Unklarheiten einer der beiden Codierungsarten. Wenn die analoge und die digitale Aussage übereinstimmen, ist die Botschaft kongruent.

Ursachen für Störungen nach dem vierten Axiom
  • Analoge Kommunikation ist mehrdeutig, kann also falsch interpretiert werden.
  • Auch digitale Elemente sind nicht immer klar und eindeutig.
  • Überwiegen einer Codierungsart führt zu Störungen.
  • Nichtübereinstimmung von digitaler und analoger Kommunikation
  • Nichtbewusstsein der eigenen analogen Kommunikation bei einem Kommunikationspartner

[Bearbeiten] Fünftes Axiom

Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär

Beziehung zwischen Partnern basieren entweder auf Gleichheit oder auf Unterschiedlichkeit. In komplementären Beziehungen ergänzen sich unterschiedliche Verhaltensweisen und bestimmen den Interaktionsprozess. Eine symmetrische Beziehungsform meint, dass die Beziehung Ungleichheiten vermindern will (Streben nach Gleichheit). Bei komplementären Beziehungen ist die Grundlage die Unterschiedlichkeit der Partner, die auf Ergänzung ausgerichtet sind. Erfolgreiche Kommunikation ist zu erwarten, wenn in einer Beziehung beide Kommunikationsabläufe vorhanden sind.

Ursachen für Störungen nach dem fünften Axiom
  • Symmetrische Eskalation: Beide Kommunikationspartner wollen etwas gleicher sein als der andere, es herrscht also eine zu starke Gleichheit der Kommunikationspartner.
  • Starre horizontale Komplementarität: Die Kommunikationspartner beharren starr auf komplementären Standpunkten oder vordefinierten dogmatischen Grundkonzeptionen, so dass eine aktuelle, auf Ergänzung ausgerichtete Kommunikation unmöglich wird oder durch den A priori-Filter stark eingeschränkt wird.
  • Starre vertikale Komplementarität: Starkes Autoritäts- bzw. Machtgefälle, so dass eine Abhängigkeitsbeziehung oder Unselbstständigkeit und Fremdbestimmung entstehen.

[Bearbeiten] Enantiodromie

Watzlawick hat Heraklits Gedanken von der „Einheit in der Vielfalt“ der Dinge - Enantiodromie - aufgegriffen und darauf hingewiesen, dass ein Zuviel des Guten stets ins Böse umschlage. Zuviel Patriotismus erzeuge Chauvinismus, zuviel Sicherheit Zwang oder zuviel Buttercremetorte Übelkeit.

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

  • zus. mit Janet H. Beavin, Don D. Jackson: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. Huber, Bern 1969.
  • zus. mit John H. Weakland, Richard Fisch: Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels. Huber, Bern 1974, ISBN 3-456-80038-X
  • Wie wirklich ist die Wirklichkeit. Wahn, Täuschung, Verstehen. Piper, München 1976, ISBN 3-492-02182-4
  • Die Möglichkeit des Andersseins. Zur Technik der therapeutschen Kommunikation. Bern, Huber 1977, ISBN 3-456-80433-4
  • Gebrauchsanweisung für Amerika. Ein respektloses Reisebrevier. Piper, München 1978, ISBN 3-492-02401-7
  • Hrsg.: Die erfundene Wirklichkeit. Wie wissen wir, was wir zu wissen glauben?. Piper, München 1981, ISBN 3-492-02581-1
  • Anleitung zum Unglücklichsein. Piper, München 1983 ISBN 3-492-02835-7
  • Vom Schlechten des Guten oder Hekates Lösungen. Piper, München 1986, ISBN 3-492-03085-8
  • Münchhausens Zopf oder Psychotherapie und "Wirklichkeit". Huber, Bern 1988, ISBN 3-456-81708-8
  • Vom Unsinn des Sinns oder vom Sinn des Unsinns. Picus, Wien 1992, ISBN 3-85452-315-7
  • Wenn du mich wirklich liebtest, würdest du gern Knoblauch essen. Über das Glück und die Konstruktion der Wirklichkeit. Piper, München ; Zürich 2006. ISBN 3-492-04942-7

[Bearbeiten] Literatur

  • Vera Becker (Petra Gabriele Meinel): Die Primadonnen der Psychotherapie. Gespräch mit Paul Watzlawick. 1989, Junfermann-Verlag Paderborn 1989, ISBN 3-87387-001-0

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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