Organisation Consul
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Die Organisation Consul (O. C.) war eine nationalistische Terrororganisation während der Weimarer Republik. Sie war als Geheimgesellschaft organisiert und versuchte, durch politische Morde das demokratische System der jungen Republik zu erschüttern und die Ergebnisse des Ersten Weltkriegs, insbesondere den Friedensvertrag von Versailles, zu revidieren.
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[Bearbeiten] Ursprung
Die O.C. ging aus der Freikorps Marine-Brigade Ehrhardt hervor, die 1920 offiziell aufgelöst worden war. Deren namengebender Kommandeur, Kapitän Hermann Ehrhardt, formierte die Organisation nach dem Scheitern des Lüttwitz-Kapp-Putsches, aus den Reihen der Brigade. Aufgrund ihrer Herkunft war die O.C. eine militärisch organisierte Kadergruppe, deren Mitglieder sich zum größten Teil aus Offizieren des ehemaligen Reichswehr-Heeres und der Freikorps rekrutierten.
[Bearbeiten] Organisation
Ihr Altersdurchschnitt lag zwischen 20 und 30 Jahren. Ihre Motivation nährte sich aus einem antibürgerlichen Affekt und aus einem extremen Nationalismus. Eines der bekanntesten Mitglieder der Organisation Consul war der spätere Schriftsteller Ernst von Salomon. Die O.C. verfügte über Verbindungsleute im gesamten Reich und konnte aus einem geschätzten Personalstamm von ca. 5.000 Mann schöpfen, um ihre Mordkommandos zusammenzustellen.
Diese Untergrundorganisation, die nur eine Kernorganisation war, wirkte getarnt als Holzhandelsgesellschaft von München aus und unterhielt illegale Waffenlager. Über die O. C. betreute Ehrhardt ein ganzes Netzwerk weiterer paramilitärischer Vereinigungen.
Mitglieder der O. C. nahmen 1920 am Abstimmungskampf in Oberschlesien teil, um die Abtretung des Gebiets an Polen zu verhindern. Am 24. Juni 1922 ermordeten Angehörige der O. C. den deutschen Außenminister Walther Rathenau. Einer der Mittäter war Ernst von Salomon. Dieser verwies allerdings in seinem nach 1945 erschienenen autobiographischen Werk "Der Fragebogen" darauf, die O. C. sei eine mit Billigung der Reichswehr geschaffene Tarnorganisation, deren einziger Zweck der Aufbau einer - nach dem Weimarer Vertrag verbotenen - Spionageabwehr gewesen sei. Am Ende dieses Prozesses habe schließlich die Abwehr des Admirals Canaris gestanden. Auch in den Fällen der Morde an Carl Gareis, Fraktionvorsitzender der USPD in Bayern am 9. Juni 1921 und an Matthias Erzberger (1921) sowie dem Mordversuch an Philipp Scheidemann 1922 gab es Verbindungen zur O. C.
„Der Mord an Walther Rathenau, dem ich an sich fremd und kühl gegenüberstand, hat mich aufs tiefste erregt. Es war die Saat, die Helfferich und seine Freunde gesät hatten, die da aufging. Rathenau, so schrieb ich am 25. Juni in mein Tagebuch, mußte sterben, weil er Jude war. Soweit war die geradezu blödsinnige Verhetzung der Rechtskreise gediehen, in diesem „christlichen“ Volk, daß der Staat gezwungen war, ohnmächtig zuzusehen, wie einer seiner besten Köpfe wie ein Hund abgeschossen wurde. Was ich immer als politische Notwendigkeit seit Jahr und Tag gefordert hatte, war jetzt offenkundig staatspolitische Notwendigkeit: die völlige Neugestaltung der inneren Verwaltung - im weitesten Sinn des Wortes. Solange überall die „Alten“ den Geist der Demokratie sabotierten, so lange erschien mir jeglicher Versuch zur Schaffung eines neuen Deutschlands aussichtslos und zum Scheitern verurteilt.“
– Fritz Elsas: in seinem Tagebuch
Die Organisation spielte auch bei der Bildung der SA eine bedeutende Rolle, als 1921 der O.C.-Leutnant Klintzsch die militärische Führung der einstigen "Turn- und Sportabteilung der N.S.D.A.P." übernahm. Aus ihrem Mitgliederbestand kamen auch Julius Schreck und Josef Berchtold, die späteren Leibwächter Adolf Hitlers.
[Bearbeiten] Verbot und Auflösung
Bei den Untersuchungen im Mordfall Matthias Erzberger wurde der Sitz der O. C. ausgehoben. Auf der Grundlage des am 21. Juli 1922 erlassenen Republikschutzgesetzes wurde die O. C. verboten. Als Nachfolgeorganisation wurde der Bund Wiking gegründet.
Im Dritten Reich wurden die Mitglieder der O. C. als „Helden des nationalen Widerstandes“ gefeiert. Gleichzeitig gehörte einer der Helfer der O. C. zum militärischen Widerstand des Jahres 1938 wie einige andere Freikorpsmitglieder auch. Friedrich Wilhelm Heinz versuchte während des Prozesses gegen die Rathenau-Attentäter einen geständigen Mittäter zu vergiften. 1938 war vorgesehen, dass er bei einem geplanten Putsch Hitler verhaften und wenn nötig töten sollte. In der Bundesrepublik Deutschland war er dann einer der ersten Leiter des MAD.
[Bearbeiten] Literatur
- Ernst von Salomon: Die Geächteten. Rowohlt 1930.
- Ernst von Salomon: Der Fragebogen. Rowohlt 1951.
- Hagen Schulze: Weimar, Deutschland 1917—1933. Band 12 der Reihe Die Deutschen und ihre Nation. Siedler Verlag, 1982, ISBN 3-88680-050-4.
- Martin Sabrow: Der Rathenaumord, Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar, Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschicht. Oldenbourg, München 1994.Die ausführliche Fassung von:
- Martin Sabrow: Die verdrängte Verschwörung. Der Rathenau-Mord und die neue deutsche Gegenrevolution. Fischer, Frankfurt am Main 1998.
- Howard N. Stern: The Organisation Consul. In: Journal of Modern History (JMH) 35/1963, S. 20-32.
- Christian von Ditfurth : Der Consul (historischer Roman) Verlag: Droemer/Knaur ISBN 3426627876