Benutzer:Nikola Herweg
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Literaturwissenschaftlerin und Pendlerin zwischen Gießen/Deutschland und Jerusalem/Israel.
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[Bearbeiten] Wikipedianisches
[Bearbeiten] Artikel, die ich verfasst, bzw. an denen ich mitgeschrieben habe
beschäftigen sich vor allem mit deutsch(-jüdisch)er Literatur, bzw. deren Verfassern, mit jüdischer Kultur und mit der Politik und Gesellschaft der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus und sind hier abgelegt.
[Bearbeiten] Artikel, die ich mir geschrieben wünsche
[Bearbeiten] Projekte, an denen ich mitwirke
[Bearbeiten] Dinge, die mich anderweitig bewegen
[Bearbeiten] Israel
[Bearbeiten] Israelischer Frühling (ganz sicher nicht metaphorisch gemeint)
März in Israel und ein regenreicher Winter liegt hinter uns – das heißt nicht eigentlich hinter mir, da ich ihn größtenteils in Europa verbracht habe. Die Jerusalemer Kälte ist anders als die zentraleuropäische – sie kriecht tückisch in die Knochen, und in der selben Kleidung, in der ich eben noch durch das verschneite Deutschland gestapft bin, glaube ich hier zu erfrieren. Meine Jerusalemer Wohnung bietet auch keinen Schutz. Wie in so vielen der alten Häuser hier gibt es in meinem Zimmer keine Heizung und so schön die arabische Villa ist, im Winter sehne ich mich nach deutscher zentralbeheizter Gemütlichkeit.
Ich bin also geflohen vor der Kälte und dem Regen, der die Straßen Jerusalems alljährlich in reißende Ströme verwandelt. Doch nun wird es wieder wärmer; vom Regen sind nur die blühenden Hügel und sattes Grün übriggeblieben und ich bin wieder zurückgezogen.
Eigentlich habe ich den Regen hier erst so richtig schätzen gelernt. Das Glücksgefühl beim Anblick von Wolken, die freudige Aufregung, wenn die ersten Regentropfen des Winters fallen – ich teile sie. Aber dann mischt sich eben doch die nasse Kälte in die Freude. Nun aber befragt man wieder sehnsüchtig jede Wolke, ob sie wohl noch einen letzten Regenguss bringt, ehe der Sommer kommt und das Land wieder in Braun- und Gelbtöne zurückfallen lässt.
Fast jedes Wochenende lasse ich mich von Eged (der Israelischen Busgesellschaft) in einen anderen Teil des Landes bringen, auf der Suche nach Lupinenfeldern, wilden Iris oder Wüstentulpen. Jede Region bringt ihre eigenen Schönheiten hervor und manchmal ist es nur ein winziger Fleck, auf dem eine bestimmte Pflanze gedeiht.
So schön der satt-grüne Norden auch ist, am meisten liebe ich die Wüste. Der Winter hat die Wüste zum Blühen gebracht und so gibt es zwischen all dem Sand und Gestein immer wieder bunte Blumen zu bewundern und zu erriechen. Eine unscheinbare Kamillenpflanze entdecke ich nur dadurch, dass mir ihr Duft plötzlich und unverkennbar in die Nase steigt.
Den Geruch kann ich nicht einfangen, die Schönheit sicher auch nur ansatzweise - aber immerhin!
Ich lasse den Schabbes also Schabbes sein und den Finger nicht vom Auslöser meiner Camera.
Auf unserer Wüstenwanderung, ausgehend von Stey Boker, begegnen wir nicht nur Steinböcken und exotischen Pflanzen, etwa auf halben Wege lädt auch eine Quelle mit gut gefülltem Pool zum Verweilen ein.
Allerdings traut sich keiner meiner israelischen Freunde ins - zugegebenermaßen - eiskalte Nass. Nur ich, als abgehärtete Norddeutsche, wage den Sprung in die Fluten, um dann sogleich panisch vor Kälte an Land zu hechten.
Am Schönsten ist es ja auch eigentlich, einfach in die Weite hineinzuschauen, die Leere und Stille der Wüste zu genießen, die nur ganz, ganz selten von ein paar Kampfjets durchbrochen wird.
[Bearbeiten] Jüdisches Leben
Purim
Das Problem der jüdischen Feste ist, dass man sie selten photographisch festhalten kann. Festtage werden meist wie der Shabbat gehandhabt - an ihnen ist das Entzünden von Feuer und damit auch das Anschalten jeglicher Elektrizität untersagt. Purim ist da anders.
Purim ist überhaupt ganz anders. An Purim gibt es keine Verbote, nur Gebote, und eins davon ist: Du sollst Dich betrinken (auf dass Du nicht mehr zwischen dem guten Mordechai und dem bösen Haman unterscheiden kannst). Außerdem sollst Du Dir den Magen mit möglichst viel Süßem vollstopfen und Dich verkleiden. Sollte dies Nicht-Juden irgendwie bekannt vorkommen,
so liegen sie ganz richtig: Purim ist der jüdische Karneval!
Das Buch Ester, auf dem das Purim-Fest basiert, erzählt, wie die schlaue Jüdin Ester mit Hilfe ihres Cousins und Adoptivvaters Mordechai die Juden in Persien vor Verfolgung und gezielter staatlicher Vernichtung bewart. Grund zum Feiern also, und das tut man ausgiebig. In der Synagoge geht es hoch her und jedes Mal, wenn während der Lesung das Wort Haman fällt, füllt lautes, böses Zischen und Rasseln den Raum, jedes Mal, wenn die Namen Mordechai oder Ester auftauchen, stoßen die wild Verkleideten hingegen Begeisterungsrufe aus.
Am nächsten Tag sind die Staßen voller Menschen, voller Stände, die Süßigkeiten anbieten, voller Kinderbelustigungen usw. Alle sind ausgelassen; manchen allerdings sieht man an, dass sie das purimsche Trinkgebot durchaus ernst genommen haben.
Pessach
Nun beginnt bald Pessach und ich ziehe – perfektes Timing – in einen religiösen Haushalt, so dass mein Aufenthalt mit einem Großputz beginnt. Vorher wird noch verzweifelt versucht, alles "chametz", alles "Gesäuerte", alles was in irgend einer Weise „gehen“ könnte, also Brot, Mehl, Nudeln usw. - und in aschkenasischen Haushalten - auch Reis, Hülsenfrüchte etc., aufzubrauchen. Was übrigbleibt wird weggegeben, an die goischen Nachbarn verkauft oder – wie bei uns – weggeschlossen. Dann beginnt der Pessachputz, die jüdische Variante des Frühjahrsputzes (weiß jemand, was zuerst da war?). Kein Stäubchen darf liegen bleiben. Das heißt Stäubchen schon, nur eben nicht das kleinste Krümelchen Brot oder dergleichen. Da ich mich weigere, von Plastiktellern zu essen, tragen wir das Geschirr, das wir über die Pessachwoche brauchen werden (natürlich vergessen wir die Hälfte und müssen doch teilweise auf Plastik zurückgreifen) nach Mea Sharim, wo an jeder Ecke große Tonnen voll kochenden Wassers stehen, in die Gläser, Teller, Töpfe usw. hineingetaucht werden, um sie koscher für Pessach zu machen.
Die letzten Tage vor dem Fest sind von dem verzweifelten Versuch geprägt, sämtliche Nahrungsmittel, die wir im Haus finden, zu verbrauchen. Die Reste verschenken wir oder sie landen im Müll. Dann werden die letzten Reinigungsmaßnahmen eingeleitet, der Kühlschrank blinkt, der Boden strahlt und ich bin völlig fertig. Die letzten Chametz werden beim Schein einer Kerze aus den hintersten Winkeln zusammengesucht und draußen von Gebeten begleitet verbrannt. Wir haben es geschafft! Und schlendern nun, um 2 Uhr nachts - zu einer Backstube in der Usischkinstraße, die nur einmal im Jahr öffnet, nämlich jetzt und in der schwitzende aber fröhliche Menschen Mazzot backen und an die wartende Menge draußen verkaufen. 70 Schekel für drei Stück, ich glaube ich höre nicht recht, aber Jacov zückt schon sein Portemonnaie.
[Bearbeiten] Israelische "Mauern"
Straßensperren 2003
Schon vor dem Bau der "Israelischen Sperranlage" war der Jerusalemer Vorort Abu Dis vom (westlichen) Rest der Stadt durch eine Mauer getrennt. Diese war jedoch nicht nur wesentlich kleiner, sie konnte auch relativ leicht (vorausgesetzt man war weder alt, noch
gebrechlich, noch mit schweren Einkaufstüten bepackt oder kleinen Kindern unterwegs, noch trug man Röcke oder Stöckelschuhe) überqueren werden. Tagtäglich kletterten Menschen von der einen auf die andere Seite.
Aufschriften und Graffitis an den Betonwänden zeugen vom Unmut über diese Situation. Unter den Schmierereien waren auch Hakenkreuze.
Die Sperranlagen 2004
Die "Mauer" - Befürworter nennen sie "antiterroristischen Schutzwall", Gegner sprechen von der "Ghetto-" oder "Apartheits-Mauer" - wächst, in weiten Teilen des Landes ist sie bereits fertig gestellt. In Abu Dis werden gerade letzte Lücken geschlossen.
Als Deutsche an dieser Mauer entlangzugehen weckt in mehr als einer Hinsicht negative Erinnerungen. Mit ihrer Höhe von streckenweise acht Metern lässt sie die Berliner Mauer zwar fast unspektakulär erscheinen; und wieder sieht man Swastika zwischen den Aufrufen zu Frieden und einem Ende der Besatzungspolitik ...