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Neugier

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Neugier (auch Neugierde) bezeichnet das Streben von Menschen oder Tieren nach Neuem und Unbekanntem: neue Personen oder Sachen, Landschaften, Erlebnisse und Gefühle, Sinneseindrücke, Zusammenhänge oder Wissen. Der Wortbestandteil "Gier" signalisiert, dass neugieriges Verhalten auch nur um des Neuen willen existiert.

Eine neugierige Katze
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Eine neugierige Katze

Beim Menschen hat die Neugier einen forschungs- oder verstandesmäßigen Anteil und gleichzeitig einen emotionalen bzw. motivierenden Anteil. Der erstere in seiner reinsten Form wird meistens Wissbegierde genannt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Anregende Sinneseindrücke oder Assoziationen

Schmetterling am PC: lockt der interessante Geruch?
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Schmetterling am PC: lockt der interessante Geruch?

Bei Mensch und Tier wird die Neugier meist durch Sinnesempfindungen angeregt, beispielsweise

  • ungewohnte Farben oder Bewegungen (bei Wildtieren allerdings nur außerhalb der Fluchtdistanz)
  • Sehen eines Gegenstandes in unüblicher Raumlage (zum Beispiel wenn Kinder gebückt hinter ihre Beine blicken, beim steilen Blick auf- oder abwärts)
  • überraschende oder sonstwie auffällige Geräusche
  • durch ungewohnten Geruch (z.B. bei Hunden und vielen Insekten)
  • ungewohnte Tastempfindungen, Boden oder Vibrationen.

Die große Neugier bei jungen Lebewesen hängt auch mit dem höheren Grad an Neuheitserlebnissen zusammen. Die meisten Wissenschafter fallen schon als Kind durch ungewöhnliche Neugier auf, später wird sie zur berufsbedingten Eigenschaft.

[Bearbeiten] Neugier in der Pädagogik

Gute Lehrer verstehen es unter anderem, in ihren Schülern die "natürliche Neugierde zu wecken, indem sie Wege oder „Hints“ andeuten oder auf Zusammenhänge hinweisen. Dann gehen die Schüler auf eigene Faust los und erkunden neues Terrain. Ein derart erlangtes Wissen wird als interessanter empfunden und wegen emotional positiver Korrelation viel besser im Gehirn verankert, als wenn es vom Lehrer durch bloßen Frontalunterricht auf die Lernenden „geworfen“ wird

Als Beispiel kann das Mikroskopieren dienen: wenn der Biologie-Unterricht oder die Eltern (z.B. bei Wanderungen) die Neugier der Kinder erwecken, wünschen oder kaufen sich manche selbst ein Mikroskop und legen los. Die resultierenden Lerneffekte motivieren weiter und führen zu größerer Begeisterung, als sie manche Studenten haben, die mikroskopische Untersuchungen durchführen sollen. Generell steigert die Neugier nicht nur die Motivation, sondern auch das Verständnis für den Lernstoff.

Auch die Erwachsenenbildung macht sich diese Erfahrung zunutze - beispielsweise in Angeboten von Volkssternwarten bei einer Sonnenfinsternis oder anlässlich medialer Debatten über Theater- oder psychologische Themen. In persönlich "heiklen" Bereichen wie dem Umgang mit Gefühlen oder meditativen Themen vermindert das Erwecken von Neugier die Hemmung, sich auf ungewohnte, aber gute Themen einzulassen: Seminare wie Marriage Encounter oder TZI, zu Rhetorik oder Körpersprache machen vom Wert guter Einstiegserfahrungen Gebrauch - ebenso wie die Werbung und die Kunst. So werden bei der jüngsten Tournee der Shaolin-Mönche die Zuschauer vor der Pause zum Mittun bei einer Meditationsübung aufgefordert und erahnen so eine "Energie", über die sie vorher vielleicht gelächelt haben.

[Bearbeiten] Neugier in Psychologie und Kulturgeschichte

Im Zusammenhang mit Neugier wird in der Psychologie häufig Berlyne (1974) zitiert, der (tier-)experimentelle Studien durchgeführt hat (siehe auch pädagogische Psychologie). Ein Ergebnis bezog sich auf die Frage, welche situativen Bedingungen Neugier hervorrufen, und fand dafür die 4 Aspekte Neuartigkeit, Komplexität, Ungewissheit und Konflikt. Außerdem unterscheidet Berlyne einerseits zwischen spezifischer und diversiver Neugier, andrerseits zwischen perzeptueller und epistemischer Neugier.

Was steht hinter der sichtbaren Welt?
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Was steht hinter der sichtbaren Welt?

Seit jeher machen Menschen die Erfahrung, dass die Erkundung von Neuem oft mit Gefahr verbunden ist, aber auch Chancen eröffnet. Ob die Vorsicht oder die Lust am Entdecken überwiegt, hängt vom persönlichen Charakter ab, doch spielt die jeweilige Situation ebenfalls eine Rolle. So ist Angst nicht in jedem Fall ein dämpfender Faktor für die Neugier, sondern kann sie auch beflügeln - etwa als Suche nach dem "ultimativen Kick" in der heutigen Freizeit-Gesellschaft.

Für Herodot war die Neugier nach historischen Zusammenhängen das Hauptmotiv, dass er Geschichtsschreiber wurde. Für die ionischen Naturphilosophen war sie der Antrieb, "hinter die Dinge" schauen zu wollen (siehe Bild), ebenso wie für Platon, für den das "Staunen" (griechisch thaumazein) den Anfang aller Philosophie darstellte.

[Bearbeiten] "Einseitige Neugier"

Mit diesem Untertitel charakterisiert Jan Assmann die kulturelle Begegnung des antiken Griechenland mit Ägypten. In einer Rezension seiner Studie "Weisheit und Mysterium" (3.Weblink) heißt es dazu: An den Beispielen erkennt man schon, dass unterschiedlicher zwei benachbarte Kulturen kaum sein können. Doch zogen sie einander an. Ob es um Theologie und Priestertum ging, um die Verfasstheit von Staat und Gesellschaft, um den Umgang mit Vergangenheit und Geschichte, um das Medium der Schrift oder um das Verhältnis zu Tod und Ewigkeit: Assmann zeigt, dass Griechen und Ägypter sich austauschten, einander umwarben, missverstanden, sich voneinander abgrenzten.

Immer hätten aber die Begegnungen in Ägypten stattgefunden - denn die Griechen reisten, die Ägypter aber nicht. Die Neugier auf das Andersartige lag vor allem bei den Griechen; nicht zuletzt deshalb blieben sie den Ägyptern am Ende suspekt.

Ebenso waren - über alle Jahrhunderte - die "Querdenker" in den Augen ihrer Zeitgenossen nur selten akzeptiert, wenn ihr gesellschaftlicher oder wissenschaftlicher Drang allzu Vieles in Frage stellte. Beispiele hiefür reichen von Aristarch, Heraklit oder die frühchristlichen Philosophen über Galileis anti-aristotelische Neugier bis zur heutigen Wissenschaft (z.B. Gentechnik oder "allzu" innovativer Gesellschaftspolitik.

[Bearbeiten] Neugier und Gefahr

Gegen freiwillige Selbstversuche bestehen zwar weniger Bedenken, doch fallen ihnen seit Jahrhunderten immer wieder Forscher zum Opfer. Ein prominentes Beispiel ist Wilhelm Röntgen, der sich durch die geheimnisvolle X-Strahlung Krebs einhandelte und daran 1923 starb.

In extreme Gefahr begaben sich auch fast alle sogenannten Entdecker und auch manche Erfinder, von denen hier nur einige genannt seien:

  • Der Konquistador und Abenteurer Vasco Núñez de Balboa († 1517 in Panama), der als erster Spanier den Pazifik erblickte
  • Fernão Magellan (1480-1521), der bei der Weltumseglung mit seiner Mannschaft ungeheure Strapazen überwand und letztlich nur wegen dummer Einmischung in einen Konflikt sein Leben einbüßte
  • Sir Francis Drake (1540-1596), der als Seeräuber begann und englischer Admiral und zweiter Weltumsegler wurde
  • Freiherr von Drais (1785-1851), den das Mobbing gegen seine Laufmaschine nach Brasilien vertrieb und als Rückkehrer Mordanschläge erwarteten
  • Wilhelm Kress (1836-1913), der vom geruhsamen Klavierbauer zum Flugpionier wurde und beim weltweit ersten Motorflug fast im Wienerwaldsee ertrunken wäre.

In "psychische Gefahr" begibt sich fast jeder, der ungewöhnliche Neugier kultiviert. Sie kann von kränkendem Gelächter oder kopfschüttelnder Ablehnung der Mitmenschen bis zur Depression führen, der z.B. viele Künstler anheimfielen. Noch immer gelten besonders kreative Kinder als schwierig, und oft leiden sie unter ihrer Begabung oder verleugnen sie.

In der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts wurde die Neugier hauptsächlich als weibliche Eigenschaft gesehen. Beim Struwwelpeter nimmt sie die Gestalt von Paulinchen an, deren Experimente mit Streichhölzern tragisch ausgehen, und auch das dem Bestseller folgende Buch Struwwelliese geht in diese Richtung. Was damals teilweise geächtet wurde, gilt heute oft als in - etwa die Befriedigung der Neugier im Abenteuer-Tourismus oder in Gestalt sogenannter Grenzgänger.

[Bearbeiten] Literatur und WikiLinks


[Bearbeiten] Weblinks

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