Neue-Welt-Übersetzung
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Die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift (Abk. NWÜ) ist eine englische Übersetzung der Bibel, die von der Wachtturm-Gesellschaft herausgegeben und die in viele Sprachen übersetzt wurde. Sie wird hauptsächlich von den Mitgliedern der Zeugen Jehovas verwendet.
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Entstehung und Geschichte
Nathan Knorr, der dritte Präsident der Watch Tower Society, schlug im Oktober 1946 vor, eine neue Bibelübersetzung anzufertigen. Zuvor verwendeten die Zeugen Jehovas im englischen Sprachraum Übersetzungen wie die King James Version oder die American Standard Version. Im Deutschen war die Elberfelder Bibel sehr gebräuchlich. Die Arbeiten an der Übersetzung des Neuen Testaments begannen am 2. Dezember 1947 und wurden am 3. September 1949 offiziell abgeschlossen[1].
Die Neue-Welt-Übersetzung der griechischen Schriften (Neues Testament) wurde am 2. August 1950 veröffentlicht. Der hebräische Teil der Neuen-Welt-Übersetzung (Altes Testament) wurde bis 1960 in sechs Teilen in englischer Sprache herausgegeben. 1961 erschien schließlich eine Gesamtausgabe der Bibel in einem Band. Seither wurden mehrere Revisionen herausgegeben, die letzte 1984.
Die Übersetzer gaben 1969 auch eine englische Interlinearübersetzung des Neuen Testaments heraus, die "Kingdom Interlinear Translation of the Greek Scriptures". Eine zweite Ausgabe folgte 1985. Dieser Band bietet unter dem griechischen Text von Westcott und Hort eine wörtliche Zwischenzeilenübersetzung als auch die Wiedergabe der englischen New World Translation.
Als Grundlage für die Übersetzung wurde für den hebräischen Text die Biblia Hebraica von Rudolf Kittel (Ausgaben 1951 bis 1955) und für den griechischen Text "The New Testament in the Original Greek" von B. F. Westcott und F. J. A. Hort von 1881 verwendet. Es wurden auch andere Ausgaben von D. Ginsberg, Nestle-Aland u.a. und für den Fußnotenapparat der Studienausgabe die Biblia Hebraica Stuttgartensia berücksichtigt.
Die deutsche Ausgabe ist eine Übersetzung nach der englischen Ausgabe unter getreuer Berücksichtigung der hebräischen, griechischen und aramäischen Ursprache.
Die Übersetzer wollten ungenannt bleiben, da sie wünschten, dass alle Ehre Jehova Gott, dem Urheber seines inspirierten Wortes, zukomme.
Ausgaben und Revisionen
Die NWÜ wird in 53 Sprachen in Teil- und Vollausgaben herausgegeben. Die Gesamtauflage in allen Sprachen beträgt über 122 Millionen Exemplare. Herausgeber ist die "Watchtower Bible and Tract Society of New York, Inc." und die "International Bible Students Association Brooklyn, New York, USA." In Deutschland wird sie von der Wachtturm-Gesellschaft in Selters/Taunus gedruckt.
Erhältlich ist die NWÜ in Standardgröße mit Querverweisen, als Deluxe-Ausgabe mit Querverweisen, als Studienbibel mit Fußnoten und Querverweisen und als gebundene Taschenausgabe. Hinzu gekommen ist die Standard-Ausgabe der NWÜ mit broschiertem Einband und eine gleichfalls broschierte Taschenbuchausgabe, welche die hardcover-Taschenausgabe ersetzt.
Folgende deutschsprachige Ausgaben sind bisher erschienen:
- 1963: 27 Bücher der Christlich Griechischen Schriften (Neues Testament), beruht auf der englischen Ausgabe 1961
- 1971: gesamte Bibel mit überarbeiteten Griechischen Schriften, beruht auf der englischen Ausgabe 1970
- 1985: mit mehr als 125.000 Querverweisen (revidierte Ausgabe 1989 mit dem Text der Studienausgabe von 1986), beruht auf der englischen Ausgabe 1984
- 1986 Studienausgabe.
- 1987 Taschenausgabe
Besondere Merkmale
Die Kapitel- und Verseinteilung richtet sich nach der englischen King-James-Version und weicht damit an einzelnen Stellen von den verschiedenen im deutschen Sprachraum gebräuchlichen Einteilungen ab.
Ähnlich wie viele protestantische Übersetzungen enthält die NWÜ nicht die sogenannten alttestamentlichen Apokryphen.
Übersetzungsziele
Bei der Übersetzung der NWÜ spielten folgende Ziele eine Rolle (zum Vergleich entsprechende Ausdrücke aus der Lutherübersetzung 'LU' oder der Einheitsübersetzung 'EÜ'):
- Es wurde versucht, dem Leser die Möglichkeit zu lassen, wichtige Begriffe weitestgehend selbstständig zu interpretieren. Daher wurde möglichst einem Wort der Ursprache ein deutscher Ausdruck zugeordnet. So wird das griechische Wort "psyche" grundsätzlich mit "Seele" wiedergegeben, das griechische Wort "charis" mit "unverdiente Güte".
- Hiervon wurde abgewichen, wenn kein deutscher Ausdruck gefunden wurde, der das gesamte Bedeutungsspektrum des Grundtextausdruckes wiedergeben kann. Derartige Abweichungen bei theologisch wichtigen Ausdrücken wie z.B. "pneuma" (normalerweise "Geist") werden in den Fußnoten der Studienausgabe vermerkt.
- Zur Übersetzung wurde Ausdrücke gewählt, die die Bedeutung während der Erstellung der Urschriften möglichst genau wiedergeben. Dies führt zu Abweichungen von traditionellen Übersetzungen, deren heutige Wortbedeutung von der des Altertum abweicht (z.B. Kreuz, Bischof).
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- Zu dem Wort "stauros", dass traditionell mit "Kreuz" übersetzt wird, bemerkt die Fachliteratur: "Die Strafe wird an einem Pfahl o.ä. vollstreckt, wobei Art und Weise der Durchführung ... variieren." "Dem NT ist die Form des Kreuzes nicht zu entnehmen."[2]
- Einige Worte wie "Hades", "Scheol" und "Gehenna" wurden bewusst nicht übersetzt. Dem Leser bleibt es damit überlassen, die Wortbedeutung selber zu ermitteln und zu interpretieren.
- Der Leser sollte die Möglichkeit bekommen, zwischen verwandten Worten der Ursprachen zu differenzieren. Daher unterscheidet sie deutlich Begriffe, auch wenn sie inhaltlich eng verwandt sind. Beispiele:
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- Sie unterscheidet die Adjektive kalós (vortrefflich, ausgezeichnet, vorzüglich, auserlesen) und agathós (meistens: moralisch gut).
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- Das Hebräische unterscheidet fünf Wörter für Mensch: adám = Erdenmensch (also der Mensch als irdisches Geschöpf), enósch = sterblicher Mensch (Winzigkeit und Schwäche des Menschen), géber = kräftiger Mensch, ísch = Mann im Gegensatz zu ischschá = Frau oder Person, zakár = männlich (bezüglich Geschlechtsbeziehungen)
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- Sie unterscheidet griech. syntéleia (Abschluss) von télos (Ende). Bsp. Mat 24, 3. 14: LU und EÜ übersetzen hier beide Begriffe gleich mit "Ende".
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- Sie hält die Begriffe kósmos (Welt), aión (System der Dinge) und oikouméne (bewohnte Erde) auseinander. Bsp. Mat 24, 3. 14. 21: LU und EÜ übersetzen hier alle drei Begriffe einheitlich mit "Welt".
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- Sie unterscheidet zwischen gnósis (Erkenntnis) und epígnosis (genaue Erkenntnis), z.B. in Philipper 1, 9 und 3, 8 (LU beide Male "Erkenntnis", EÜ unterscheidet hier ebenfalls mit "Einsicht" und "Erkenntnis").
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- táphos (Grab, einzelne Begräbnisstätte, Matthäus 23, 27; LU und EÜ: "Grab"), mnéma (Gruft, Apostelgeschichte 2, 29: LU: "Grab", EÜ: "Grabmal"), mneméion (Gedächtnisgruft, Johannes 5, 28: LU, EÜ: "Grab"), háides (Hades, im Sinne eines allgemeinen Grabes der Menschheit, Apostelgeschichte 2, 27: EÜ: "Unterwelt", LU an verschiedenen Stellen: "Hölle", "Tod", "sein [d. h. des Todes] Reich").
- Hebräische und griechische Redewendungen wurden nach Möglichkeit wörtlich übersetzt. Wo dies nicht möglich war, wurde die wörtliche Bedeutung meist in einer Fußnote der Studienausgabe angegeben.
- Es wurde versucht, die Bedeutungsschattierungen der zahlreichen hebräischen und griechischen Verbformen herauszuarbeiten.
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- Hilfsverben dienen dazu, die verschiedenen Konjugationen der hebräischen Sprache zu unterscheiden. In 1. Mose 2, 2f "begann er ... zu ruhen".
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- Die verschiedenen Aspekte der griechischen Verben werden unterschieden:
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- 1. Johannes 2, 1 (Aorist, ein einzelner Akt) und 1. Johannes 3, 6 (Präsens, fortlaufende Handlung) NWÜ: "sündigen", "Sünde treiben"; LU und EÜ jeweils: "sündigen".
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- wiederholte und fortlaufende Handlungen des griechischen Präsens, wie in Lukas 11, 5-10: Bittet unablässig, sucht fortwährend, klopft unaufhörlich an. Ähnlich auch in Matthäus 7, 7. Matthäus 6, 33: "So fahrt denn fort, zuerst das Königreich zu suchen"
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- Auch negierte Verben werden aufgrund des Aspekts unterschieden: Matthäus 6, 16: "Hört auf ... ein trübseliges Gesicht zu machen". Oder Matthäus 7, 1: "Hört auf zu richten". Wenn der Aorist vorkommt, wird die Handlung als zu keinem Zeitpunkt erlaubt ausgedrückt: "Macht euch also niemals Sorgen um den nächsten Tag" (Matthäus 6, 34).
- Diese Übersetzungsziele führen zu einer geringeren Eleganz der Zielsprache, was bewusst in Kauf genommen wurde.
- Einzelne Sätze und Ausdrücke des Urtexts können mehrdeutig sein. Die NWÜ weicht dann mehrfach von der traditionellen Wiedergabe ab, wobei aber Grammatik, Wortbedeutung und Kontext weiterhin berücksichtigt wurden.
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- Lukas 23, 43 ("Wahrlich, ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein.") wird auch von anderen Übersetzern wie Michaelis wiedergegeben und durch Texte wie Apostelgeschichte 2, 27-31 und 10, 39f gestützt. Der Urtext ist wegen der im Altertum fehlenden Zeichensetzung mehrdeutig und lässt zwei Übersetzungsvarianten zu.
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- Die Wiedergabe von griech. estin mit "bedeutet" in Matthäus 26, 26 ("Dies bedeutet meinen Leib") entspricht gemäß dem Wörterbuch zum Neuen Testament von Walter Bauer weiterhin der Wortbedeutung.
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- Die Wiedergabe von Johannes 1, 1 mit "das WORT war ein Gott" wird von fünf anderen deutschen Übersetzungen (Jürgen Becker, Jeremias Felbinger, Oskar Holtzmann, Friedrich Rittelmeyer, Siegfried Schulz) ebenso gewählt. Mindestens dreizehn weitere schreiben Ausdrücke wie "göttlichen Wesens", "Gott von Art" oder "ein göttliches Wesen" (u.a Zürcher Bibel,Fussnoten).
Die Verwendung von "Jehova" als Namen Gottes
Die Neue-Welt-Übersetzung verwendet den Namen "Jehova" an 6973 Stellen im Alten Testament und an 237 Stellen im Neuen Testament als Eigennamen des biblischen Gottes. Die Übersetzer sehen die genaue historische Aussprache des Tetragrammatons als derzeit nicht rekonstruierbar an. Es wurde stattdessen die im deutschsprachigen Raum seit über 500 Jahren benutzte Form Jehova[h] verwendet.
- siehe auch unter Jehovah
Die Verwendung im Alten Testament
Deren Übersetzer benutzen an 6827 Stellen die Wiedergabe "Jehova", wo in der Biblia Hebraica Stuttgartensia und der Biblia Hebraica von Rudolf Kittel das Tetragrammaton (JHWH) vorkommt (Ri 19,18 übernahmen die Übersetzer nicht). Jehovas Zeugen verwenden für das Alte Testament den Begriff: Hebräische Schriften.
Des Weiteren fügten sie den Namen an 133 der 134 Stellen ein, die die Masoreten als unzulässige Veränderung des Tetragrammatons in "Adonaj" durch die jüdischen Sopherim auflisteten. Sie folgten außerdem dem Bibelgelehrten Christian David Ginsburg, der acht Stellen identifizierte, an denen die Sopherim ihn durch Elohim ersetzt hatten. Schließlich fügten sie den Namen gemäß der Lesart der Septuaginta an drei Stellen ein, was konform zu den Fußnoten der Biblia Hebraica ist.
Die Verwendung im Neuen Testament
Die Übersetzer verwendeten bei ihrer Arbeit textkritische Ausgaben des griechischen Neuen Testaments, in denen der Name Gottes "Jehova" oder "Jahwe" jedoch nicht zu finden ist (siehe auch JHWH im Neuen Testament). Lediglich in Offenbarung 19 findet sich die Kurzform des Namens an vier Stellen im Wort Hallelujah, was "Preiset Jah" bedeutet. Für das Neue Testament gebrauchen Jehovas Zeugen die Bezeichnung: Christlich Griechische Schriften.
Ausgangspunkt der Überlegungen der Übersetzer, ob man den Namen Gottes im Neuen Testament verwenden dürfte, waren Vermutungen über die Verwendung der hebräischen und griechischen Texte des Alten Testaments durch Jesus und seinen Jünger. Da sie aus diesen Texten zitierten, war in der Vergangenheit angenommen worden, die Septuaginta-Manuskripte hätten das Tetragrammaton nicht enthalten. Diese gängige Vorstellung geht auf die "großen" Manuskripte der Septuaginta (LXX; Codex Sinaiticus, Codex Vaticanus Nr. 1209, Codex Alexandrinus und Codex Ambrosianus) des 4. und 5. Jahrhunderts u. Z. zurück, die den Namen nur mit Kyrios mit und ohne bestimmten Artikel und Theos wiedergeben. Im Anhang der Erstausgabe der "New World Translation of the Christian Greek Scriptures", 1950, wurden daher Fotoreproduktionen von Papyrusfragmenten des P. Fouad Inv. No. 266 abgedruckt, die zeigen, dass die Fragmente jener LXX-Ausgabe den Namen Gottes in althebräischen Buchstaben enthalten. Da diese Fragmente deutlich älter sind, als die großen bisherigen Manuskripte, sahen sich die Übersetzer in der Annahme bestätigt, dass Jesus und die ersten Jünger die Texte mit dem Tetragramm lasen und auch aussprachen, auf jeden Fall aber abschrieben, um den alttestamentlichen Text nicht zu verfälschen. Mehrere wissenschaftliche Abhandlungen verwiesen später auf diese Veröffentlichung.
Weitere Belege in der 1950- und 1951-Ausgabe waren das P. Oxyrhynchus VII. 1007 aus dem 3. Jahrhundert u.Z., welches in seinem Text aus der Genesis das Tetragramm mit zwei Jod abkürzt, die Worte von Hieronymus, die bestätigen, dass er das Tetragramm in Abschriften der LXX gefunden hatte und die Hexapla von Origenes, in der der Name als Tetragramm geschrieben stand.
In der neueren englischen Ausgabe der Studienbibel von 1984 (deutsch: 1986) wurden weitere Handschriftenbelege hinzugefügt. In dieser Ausgabe verwiesen sie auch auf George Howard von der Universität Georgia, der mit seinen eigenen Untersuchungen über die neueren Textforschungen eine Theorie entwarf, das der göttliche Name ursprünglich in Zitaten aus dem Alten Testament und in Hinweisen darauf enthalten gewesen sei.
In der deutschen Ausgabe fügten die Übersetzer auch eine Reihe deutschsprachiger Übersetzungen des Neuen Testaments an, deren Übersetzer ebenfalls den Namen im Text in den Formen Jehova(h) oder Jahve verwendeten ausgehend von dem evangelischen Theologen Christoph Friedrich Schulz, 1774, bis zu dem katholischen Theologen Professor P. Dausch, 1932. Insgesamt nennen sie sieben deutsche Bibelübersetzer.
Weitere Hinweise auf eine berechtigte Aufnahme des Namens sehen sie in der direkten Identifizierung des Gottesnamens im Neuen Testament in Luthers Bibelausgaben von 1545 und 1546 und in der indirekten Identifizierung in einer Anmerkung der ursprünglichen Elberfelder Bibel zu Matthäus 1,20.
Ein weiterer Grund der Aufnahme des Gottes-Namens Jehova im NT ist folgender: Bei direkten wörtlichen Zitaten, von Jesu Christi und dessen urgemeinschaftlichen Nachfolgern, z.B. aus der Septuaginta, würden diese selbstverständlich den Gottes-Namen gebraucht haben. Denn die Jünger Jesu würden sich nicht dem abergläubischen Brauch der jüdischen Religions-Vertreter unterwerfen, den Namen Gottes bei einer Lesung oder Zitat, nicht auszusprechen oder zu schreiben.
Für jede Stelle, an der sie den Namen als "Jehova" setzten, suchten sie Belege für dieses Vorgehen in anderen Übersetzungen und speziellen Übersetzungen ins Hebräische. Speziell dort wird der Name häufig als Tetragramm eingefügt, wie man an den Textausgaben der United Bible Society und Bible Society in Israel sehen kann. Im englisch- und deutschsprachigen Raum wählte David H. Stern einen Kompromiss, indem er an den fraglichen Stellen Adonai kursiv wiedergibt und in der Fußnote dazu bemerkt: "Adonai – der HERR, Jahwe" (Mattitjahu 2, 15).
Im englischen Sprachraum ist das Vorgehen, den Gottesnamen im Neuen Testament zu verwenden, neben der NWÜ bei 43 weiteren Bibelübersetzungen belegt. In der Sammlung der American Bible Society finden sich Neue Testamente in 38 Sprachen, Englisch und Hebräisch in der Zählung ausgenommen, die eine umgangssprachliche Form des Tetragramms wählen.
NWÜ aus Sicht der christlichen Theologie
Die christliche Theologie steht der Neuen-Welt-Übersetzung zumeist ablehnend gegenüber, weil die Übersetzung aufgrund der Glaubensansichten der Zeugen Jehovas als verfälscht angesehen wird. Zu den meist angeführten Gründen zählt, dass Texte entgegen dem Grundtext wiedergegeben seien, um die Lehren der Zeugen Jehovas zu stützen. Als Beispiele werden Johannes 1,1 oder Kolosser 1,15-20 aufgeführt, die im Sinne einer Widerlegung der Trinität falsch übersetzt seien, auch wenn es andere Übersetzungen gibt, die an diesen Stellen den gleichen Wortlaut enthalten wie die NWÜ. Auch die historisch umstrittene Behauptung, Christus sei an einem Pfahl statt an einem Kreuz gestorben, wird erwähnt. Des Weiteren wird die Verwendung des Gottesnamens in den griechischen Schriften entgegen dem Grundtext angeführt und die Tatsache, dass die nicht-englischen Übersetzungen von der englischen Übersetzung und nicht direkt aus den Ursprachen abgeleitet seien.
Siehe auch
Literatur
- Jason BeDuhn: Truth in Translation - Accuracy and Bias in English Translations of the New Testament, ISBN 0761825568 (engl.)
- Anthony Biatt, Hal Fleming (Hg.): 'Your Word Is Truth'. Essays in Celebration of the 50th Anniversary of the New World Translation of the Holy Scriptures (1950, 1953). Golden Age Books. 2004 [ISBN 0950621269]
- Countess, Robert H.: Jehovah's Witnesses' New Testament: A Critical Analysis, [ISBN 0875522106]
- Furuli, Rolf: The Role of Theology and Bias in Bible Translation. With a special look at the New World Translation of Jehovah's Witnesses. 1999 [ISBN 0965981444]
Weblinks
Quellen
- ↑ Jehovas Zeugen - Verkündiger des Königreiches Gottes, S. 607 ff., Selters 1993.
- ↑ Art. Kreuz/Kreuz Christi in: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage, Bd. 4, S. 1745f, Tübingen 2001.
- ↑ Blass/ Debrunner/ Rehkopf, Grammatik des neutestamentlichen Griechisch, 17. Auflage, §480,1 , Göttingen 1990: speziell griechisch ist die Auslassung des Begriffs "andere...
- ↑ siehe auch folgende Bibeltexte, wo viele Übersetzungen das Wort "andere" einfügen: Mat 26,33.35; Luk 11,42; 13,2.4; 21,29; Joh 2,10; Ap 5,29; 1 Kor 15,24; Phil 2,21
- ↑ NWÜ, Einführung Seite 9