Lehrer der Gerechtigkeit

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In der die Qumran-Gemeinschaft (wahrscheinlich identisch mit den Essenern) dokumentierenden Qumran Rollen wird immer wieder ein Lehrer der Gerechtigkeit erwähnt, bei dem es sich um einen bedeutenden Priester handelt, dessen Name aber bisher unbekannt geblieben ist. Die Historiker gehen heute mehrheitlich davon aus, dass der Lehrer der Gerechtigkeit eine wesentliche Rolle bei der Bildung der essenischen Bewegung im 2. Jh. v. Chr. gespielt hat. Möglicherweise war er sogar deren Gründer.

Es gibt zahlreiche Parallelen zwischen der Qumran-Gemeinschaft und der Jesusbewegung: So wurden u.a. Waschungen und Mahlzeiten praktiziert, die evt. als Parallelen zur Taufe und zum Abendmahls interpretiert werden können. Wie in der christlichen Urgemeinde wurde Besitz geteilt. Wie Jesus trat der Lehrer der Gerechtigkeit nicht als Erlöser, sondern als Lehrer auf, wie dieser knüpfte er an das mosaische Gesetz an.

Es gibt aber auch zahlreiche Unterschiede zwischen beiden Gruppierungen: Z.B. wurde der Jerusalemer Tempelkult von der Qumran-Gemeinschaft kategorisch abgelehnt, während sich Jesus und seine Jünger offensichtlich am Tempel aufgehalten und an größeren Wallfahrtsfesten teilgenommen haben. Auch hat die Jesusbewegung weder das in Qumran vorgeschriebene Zölibat noch den quasi-mönchischen, abgeschiedenen Lebensstil vertreten. Unterschiede zeigt auch die qumranische Lehre von der Erwartung der Ankunft zweier verschiedener messianischer Gestalten (Messias = königlicher Heils- und Friedensbringer). Auch hat sich der Lehrer selbst offenbar nicht als Messias verstanden, wie dies im Allgemeinen für Jesus vorausgesetzt wird.

In den Schriften aus Qumran wird mit größter Ehrerbietung von dem Lehrer der Gerechtigkeit gesprochen. Er wird dort einhellig als ein großer, von Gott gesandter Toralehrer geschildert, der die Gemeinde nach dem Willen Gottes leitete und sie der Gnade Gottes gewiss machte. Der Lehrer ist von Gott selbst belehrt worden, so dass er die Pophetenbücher recht auslegen und das kommende Handeln Gottes voraussagen konnte. Seine Verkündigung der Gebote galt der Qumrangemeinschaft als normativ bis zum Ende der Zeiten. Die Anhänger, die ihm folgen und nach seiner Lehre leben, werden im Endgericht von Gott gerettet werden, während die, die sich ihm widersetzen, von Gott bestraft werden.

Sein Tod ereignete sich am Ende des 2. Jh. v. Chr. und steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit Konflikten mit den Jerusalemer priesterlichen Eliten.

[Bearbeiten] Literatur

Gert Jeremias: Der Lehrer der Gerechtigkeit. Göttingen 1963 (Standardwerk der Qumranforschung, Zusammenstellung der wesentlichen Dokumente zum Lehrer der Gerechtigkeit)
Hartmut Stegemann: Die Essener, Qumran, Johannes der Täufer und Jesus: ein Sachbuch. Freiburg 1993 (die beste Darstellung des gegenwärtigen Forschungsstandes in deutscher Sprache)