Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Le-Sage-Gravitation - Wikipedia

Le-Sage-Gravitation

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Isaac Newton selbst hatte zwar das Gravitationsgesetz entdeckt, aber er erklärte nicht, warum Gravitation in dieser Form überhaupt existiert. Ein Versuch, eine solche Erklärung zu liefern, ist die Le-Sage-Theorie der Gravitation.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Zur Historie

Diese Gravitationstheorie wurde erstmals von einem engen Freund Newtons, dem Genfer Mathematiker Nicolas Fatio de Duillier (1664-1753), bereits um 1690 in "De la Cause de la Pesanteur" (Über die Ursache der Schwere) entwickelt[1]. Unabhängig von Fatio stellte der ebenfalls aus Genf stammende Physiker Georges-Louis Le Sage (1724-1803) in "Essai de Chymie Mechanique" (1758) bzw. in "Lucrèce Newtonien" (1784) ein sehr ähnliches Modell auf. [2][3] Obwohl Fatios Version teilweise sogar weiterentwickelter war als die von Le Sage, war es das Werk dieses Autors, das in erster Linie bekannt wurde, deshalb bezeichnet man die Theorie auch als die „Le-Sage-Theorie der Gravitation“. Andere bekannte Bezeichnungen sind Stoß-, Schatten- oder Teilchengravitation (Pushing, Shadow oder Particle Gravity).

Die Theorie fand zu Beginn wenig Anklang, aber sie erreichte im 19. Jahrhundert immer mehr Zuspruch. Sie beeinflusste John Herapath in seinen Überlegungen zur kinetischen Gastheorie. Aus dieser entwickelte dann wiederum Lord Kelvin eine überarbeitete Version von Le Sages Gravitationstheorie. Auch Hendrik Antoon Lorentz versuchte um 1900, diese Theorie gangbar zu machen. Einer ausführlichen Kritik wurde sie von James Clerk Maxwell, Henri Poincaré und in neuerer Zeit auch von Richard Feynman unterzogen. Zur Historie und Kritik siehe: Zehe[4], Aronson[5], Kelvin[6], Maxwell[7], Poincaré[8]

Im 20. Jahrhundert gab es vor allem durch diese Kritik und auch dem Aufstieg der Allgemeinen Relativitätstheorie Einsteins nur noch wenige Befürworter von Modellen dieser Art. Trotzdem gibt es einige Versuche, abseits des Mainstreams die Theorie wieder gangbar zu machen.

[Bearbeiten] Grundzüge der Theorie

B1: Isotroper DruckKeine Bewegung
B1: Isotroper Druck
Keine Bewegung
Fatio und Le Sage stellten sich einen Raum vor, der weitgehend isotrop von einem aus diversen Teilchen bestehenden Strahlungsfeld ausgefüllt ist. Diese bewegen sich mit konstanter, sehr hoher Geschwindigkeit geradlinig in alle möglichen Richtungen. Trifft nun ein Teilchen auf einen Körper, überträgt es einigen Impuls auf ihn, sodass er durch dieses ständige Bombardement einer enormen Druckwirkung ausgesetzt ist. Für einen isolierten Körper A wird der Schub aus allen Richtungen gleich ausfallen (B1).
B2: AbschirmungKörper "ziehen" sich an
B2: Abschirmung
Körper "ziehen" sich an
Ist jedoch ein zweiter Körper B vorhanden, wirkt dieser wie ein Schirm, d.h. aus Richtung B wird A von weniger Teilchen getroffen als von der anderen Seite, wobei das Gleiche auch umgekehrt gilt. Man könnte sagen, A und B verschatten einander (was auch die richtige Betrachtungsweise ist) und die beiden Körper werden in den (Kern)-Schatten des anderen gestoßen (B2). Die Theorie basiert daher nicht auf dem Konzept der Massenanziehung, sondern gehört zur Klasse der Druckgravitationstheorien.

[Bearbeiten] Natur der Kollisionen

B2: Entgegengerichtete Ströme
B2: Entgegengerichtete Ströme
Wenn die Kollisionen von Körper A und einem Teilchen völlig elastisch sind, wäre die Intensität der reflektierten Teilchen genauso stark wie die der einströmenden, sodass keine resultierende Kraft in Richtung A entstehen würde. Das gleiche würde passieren, wenn ein zweiter Körper B vorhanden wäre, welcher als Schirm für Teilchen wirken würde, welche in Richtung A unterwegs sind. Ein Teilchen C, welches normalerweise auf A getroffen wäre, würde von B blockiert werden, aber ein anderes Teilchen D, welches normalerweise nicht auf A getroffen wäre, würde von der Innenseite von B Richtung A abgelenkt werden und somit C ersetzen. Sollten also die Reflexionen vollkommen elastisch verlaufen, würden die reflektierten Teilchen keinerlei Schatteneffekt zwischen A und B zulassen. Um also eine gravitative Wirkung zwischen den Körpern überhaupt zuzulassen, muss die kinetische Energie der Teilchen daher von der Materie vollständig oder zumindest teilweise absorbiert werden, bzw. müssen die Teilchen derart modifiziet werden, dass deren Impuls nacht der Reflexion abgenommen hat: Nur dann überwiegt der Schub der von "außen" einströmenden gegenüber dem Schub der von den Körpern reflektierten Teilchen.

[Bearbeiten] Proportionalität zu 1/r²

B4: Verhältnis zu 1/r²
B4: Verhältnis zu 1/r²

Da angenommen wurde, dass die sphärisch einströmenden Teilchen auf geschwächte Teilchen aus der Gegenrichtung treffen, ergibt sich folgendes Bild (B4): Betrachtet man die Richtung der gravitativ wirksamen Teilchen, welche auf einen Körper gestoßen sind und geschwächt wurden bzw. von außen auf ihn zukommen, ersieht man, dass die Größe der Sphäre proportional zum Quadrat der Entfernung zunimmt, wohingegen die Anzahl der gravitativ wirksamen Teilchen in diesen größer werdenden Abschnitten gleich bleibt und somit deren Dichte sinkt. Daraus folgt: Die Gravitationswirkung verhält sich umgekehrt zum Quadrat der Entfernung zu den jeweiligen Massen. Diese Analogie zu optischen Effekten wie die Abnahme der Lichtintensität mit 1/r² bzw. der Schattenbildung wurde schon von Fatio und Le Sage angegeben.

[Bearbeiten] Proportionalität zur Masse

Aus dem bisher dargelegten ergibt sich vorerst nur eine Kraft, die proportional der Oberfläche wirkt, wie erreicht man nach ihr aber die für die Gravitation geltende Massenproportionalität? Hier hatten Fatio und Le Sage folgende Ideen:

  1. Die bekannte Materie besteht größtenteils aus leerem Raum.
  2. Die als sehr klein angenommenen Teilchen können die Körper folglich mühelos durchdringen.

D.h. die Teilchen durchdringen die Körper, werden teilweise abgeschirmt bzw. absorbiert und treten deshalb geschwächt wieder hinaus. Das Ergebnis (B5): Die beider Körper verschatten einander und es ergibt sich ein analoges Bild zu B2. Dadurch erhält man eine Abhängigkeit von der Dichte und erreicht bei Annahme entsprechender Durchdringungsfähigkeit zumindest innerhalb einer bestimmten Messgenauigkeit eine der Masse proportionale Schattenwirkung der Körper. Bei diesen beiden Annahmen handelt es sich nun um Vorhersagen über die Struktur der Materie, welche von der Forschung tatsächlich bestätigt wurden: Denn "normale" Materie besteht (abgesehen von den Feldern) tatsächlich mehr oder weniger aus leerem Raum, und somit können kleine, wechselwirkungsarme Teilchen wie Neutrinos z. B. den Erdball mühelos durchdringen.

B5: Durchdringung, Schwächung und Proportionalität zur Masse
B5: Durchdringung, Schwächung und Proportionalität zur Masse

[Bearbeiten] Wellen statt Teilchen

Wie Maxwell und Bartholi herleiteten, übermitteln EM-Wellen, welche auf einen Körper treffen einigen Impuls auf ihn - ein Phänomen, welches als Lichtdruck bekannt ist. Einige Abwandlungen von Le Sages' Theorie, die u.a. auf Hendrik Lorentz basieren, ersetzen dem folgend die Teilchen durch hochfrequente elektromagnetische Wellen [5]. Dies wurde deshalb angenommen, da zum damaligen Zeitpunkt die Röntgenstrahlen entdeckt wurden, welche ebenso wie Le Sages Korpuskel, eine beträchtliche Durchdringungsfähigkeit besitzen. Im Gegensatz zu Lorentz ging z. B. Charles Brush[9] jedoch von extrem großen Wellenlängen der Strahlung aus (Analog zu Radiowellen, welche ebenfalls sehr durchdringend sind).

Prinzipiell unterscheiden sich, wie Poincaré anmerkte[8], die EM-Feld-Varianten nicht sonderlich von den Teilchentheorien - sie wurde jedoch z. B. von Lorentz in Betracht gezogen, um im Rahmen seiner Elektronentheorie auch die Gravitation als EM-Phänomen zu erklären. Lorentz verwarf die Theorie jedoch bald - siehe dazu folgenden Abschnitt.

[Bearbeiten] Untersuchungen und Kritik der Theorie

Diese Theorie hat zu allen Zeiten namhafte Physiker dazu veranlasst, sich mit ihr zu beschäftigen oder sie zu kritisieren. Der erste in dieser Reihe war Pierre-Simon Laplace. Dieser formulierte seine Kritik in mehreren Briefwechseln mit Le Sage[10]. Es folgten u.a. James Clerk Maxwell, Henri Poincaré. Im folgenden soll auf die Kritik im 18. und 19. Jhd. eingegangen werden, wobei besonders die thermodynamischen Probleme entscheidend waren.

[Bearbeiten] Verschiedenes

  • Bremskraft

Nach Laplace muss ein sich in einem solchen Medium bewegende Körper durch Reibung eine Bremswirkung erfahren, so wie auch die Hand einen Widerstand erfährt, wenn man sie durch Wasser führt. Sollten dies Teilchen also überhaupt eine Wirkung auf Materie ausüben, dann müsste auch die Erde diesen Widerstand bei ihren Bewegungen um die Sonne spüren. Dies würde zu einer Abbremsung und einer kontinuierlichen Verkleinerung der Umlaufbahn führen. Fatio, Le Sage als auch Kelvin zeigten, dass der Widerstand in Bewegungsrichtung in erster Linie vom Verhältnis der Geschwindigkeit der Teilchen und der Materie untereinander abhängig ist. Dieses Problem könnte daher minimiert werden, wenn sich die Teilchen mit mindestens 1013c (also weit höher als Lichtgeschwindigkeit) bewegen würden.

  • Gravitative Aberration

Das Problem der gravitativen Aberration betrifft bestimmte Gravitationstheorien mit endlicher Ausbreitungsgeschwindigkeit des Gravitationsfeldes - und ist eng mit der Aberration des Lichts verwandt. Bewegt sich die Sonne, verändert sich auch das Gravitationsfeld - diese Veränderung erreicht die Erde bei einer angenommenen Gravitationsgeschwindigkeit von c jedoch erst nach 8 Minuten - zu diesem Zeitpunkt befindet sich die Sonne bereits auf einer anderen Position. Diese Diskrepanz zwischen aktueller und scheinbarer Position führt zu einer zusätzlichen Beschleunigung der Erde, welcher zu einer kontinuierlichen Vergrößerung der Umlaufbahn führt. Nach Laplace würde dieses Problem erst dadurch minimiert, wenn sich die Teilchen mit mindestens 1010c bewegen würden. Siehe dazu auch Carlip[11] und weiter unten im Abschnitt "Neuere Entwicklungen".

  • Gleichheit von Träger und Schwerer Masse - Äquivalenzprinzip

Wie Laplace anführt, könnten ab einer bestimmten Größe einer Masse die Teilchen diesen nicht mehr gleichmäßig bzw. vollständig durchdringen - diejenigen Atome, welche nicht mehr von den Teilchen getroffen werden, würden keinen Anteil an der Abschirmung und somit der schweren Masse des Körpers mehr haben: d.h. ab einer bestimmen Masse müsste im Gegensatz zu Newton eine Differenz zwischen träger und schwerer Masse, also eine Abweichung vom Äquivalenzprinzip, zu beobachten sein. Dieses Problem wurde von Fatio und Le Sage insofern berücksichtigt, indem sie zeigten, dass sowohl die Größe sowohl der Teilchen als auch der Bausteine der Materie beliebig reduziert werden können. Dadurch könne die Durchdringungsfähigkeit beliebig erhöht und diese Effekte jederzeit innerhalb der jeweiligen Grenzen der Messgenauigkeit minimiert werden. Siehe dazu auch den Abschnitt "Neuere Entwicklungen".

  • Reichweite der Gravitation

Fatio, Le Sage und Kelvin erkannten, dass diese Theorie für sehr große Massen vom Abstandsgesetz abweicht, das die Abnahme der Gravitation mit dem Quadrat ihrer Entfernung fordert. Das deswegen, weil die Schattenwirkung nur dann exakt nach 1/r² gilt, wenn die Teilchen keine Wechselwirkung untereinander ausüben - d.h. das Abstandsgesetz ist abhängig von der mittleren freien Weglänge der Teilchen. Kollidieren sie jedoch miteinander, "verwischt" sich der Schatten bei größerer Entfernung. Deswegen postulierten Le Sage und andere, dass die Teilchen jederzeit beliebig klein definiert werden könnten, wodurch sie sich trotz großer Anzahl nur sehr selten begegnen würden - dadurch wäre dieser Effekt minimiert.

[Bearbeiten] Thermodynamik:

Wie oben gezeigt wurde, entsteht nur dann ein Schatten, wenn zumindest ein Mindestmaß von Absorption stattfindet bzw. die Stöße nicht völlig elastisch sind. Dies führt aber bei Einbeziehung der Gesetze der Thermodynamik und damit zusammenhängend des Energieerhaltungssatzes zu ernsten Problemen - welche von Fatio und Le Sage zu ihrem Zeitpunkt nicht berücksichtigt werde konnten, da diese Erhaltungssätze damals noch nicht bekannt waren. Kelvin[6] erkannte nämlich, dass die Materie bei unelastischen Stößen durch dieses Teilchenbombardemand innerhalb von Millisekunden verdampfen würde. Er schlug folgenden Ausweg vor:

Er nahm an, dass die Zusammenstöße zwischen Teilchen und Materie völlig elastisch seien. Das erscheint vorerst widersinnig, denn dann würde keinerlei Abschirmung und somit keine Gravitation entstehen. Dies versuchte Kelvin zu umgehen, indem er von der durch ihn mitentwickelten kinetischen Gastheorie ausgehend, den Le Sage-Teilchen 3 Bewegungs-Modi zuschrieb: Translation, Vibration und Rotation. Die Teilchen würden nach dem Zusammenstoß mit der Materie etwas von ihrer translatorischen Bewegung verlieren und rotieren bzw. vibrieren dafür stärker, ihre Gesamtenergie bleibt also erhalten - und somit würde keine Energie auf die Materie übertragen. Da die Translation nun für den Druck entscheidend ist, ergibt sich automatisch die benötigte Schattenwirkung. Bei Kollisionen der Teilchen untereinander könnte nach Kelvin der translatorische Anteil wiederhergestellt werden, wodurch insgesamt die Stärke des Le-Sage-Teilchenfeldes konstant bliebe.

Maxwell[7] hielt dem jedoch entgegen, dass die kinetische Energie und somit auch die Wärme der Teilchen um ein vielfaches höher sein müsse als die der Materie. Gemäß den Grundsätzen der Thermodynamik müssen nun Materie und Teilchen dazu tendieren, zu einem thermodynamischen Gleichgewicht zueinander zu kommen - was gleichbedeutend ist mit einer unerhörten Erwärmung der Materie, wodurch diese folglich in kürzester Zeit vaporisiert würde. D.h. Kelvins Modell (und überhaupt alle Le-Sage-Modelle) würden nach Maxwell den Entropiesatz verletzen - deswegen verwarf er die Theorie.

Mit diesem Problem verknüpft ist auch die postulierte enorme Teilchengeschwindigkeit: Je höher die Geschwindigkeit der Teilchen, desto größer die Wärmeproduktion - womit das angeführte thermodynamische Problem vor allem nach Poincaré sogar noch drastisch verschärft wird. Er errechnete, um eine nennenswerte Bremswirkung zu vermeiden, eine Mindestgeschwindigkeit der Teilchen von dem 24·1017-fachen der Lichtgeschwindigkeit. Das würde zu einer Erwärmung der Erde um 1026 °C pro Sekunde führen. (Wobei Poincaré von unelastischen Stößen ausging, Kelvins Lösungsvorschlag wurde von ihm nicht besprochen)[8].

[Bearbeiten] EM-Wellen

Diese Varianten wie á la Lorentz sind nach Poincaré praktisch den selben Einwänden ausgesetzt wie die Teilchenmodelle. Auch hier müsste aufgrund des Doppler-Effektes eine beträchtlich Bremswirkung entstehen und die Erwärmung würde auch hier inakzeptable Werte annehmen. Allerdings fällt hier das Problem der mittleren freien Wegstrecke weg - aufgrund des Superpositionsprinzips stören sich die Wellen untereinander nicht. Um Maxwells Thermodynamik-Kritik zu umgehen, schlug u.a. Joseph John Thomson vor, dass analog zur Passage von elektrisch geladenen Partikel durch Materie, wodurch es zur Erzeugung von noch durchdringenderen Strahlen wie z. B. Röntgenstrahlen kommt, auch in einem Le Sage-Modell die Wellen in noch durchdringenderer Form re-emittiert würden. Thomson schrieb in seinem Artikel "Matter" in der Encyclopedia Britannica 1911[12] zur Röntgenstrahl-Analogie:

Es ist ein sehr interessantes Resultat jüngster Entdeckungen, dass die von Le Sage im Dienste seiner Theorie eingeführte Maschinerie eine sehr enge Analogie mit Dingen besitzt, für welche wir jetzt direkte experimentelle Gewissheit haben.

Allerdings merkte Thomson an, dass Röntgenstrahlen selbst nicht in noch durchdringenderer Form re-emittiert würden. Poincaré sprach in diesem Zusammenhang von der Absorption primärer, und der Re-Emission sekundärer Strahlen. Sein trockener Kommentar dazu:[8]

Zu solch komplizierten Hypothesen wird man genötigt, wenn man die Theorie von Le Sage gangbar machen will.

Darüber hinaus stellte er fest, dass auch bei dem Modell von Lorentz durch Absorption eine Erwärmung von 1013 °C pro Sekunde entstehen müsste. Auch Lorentz verwarf die Theorie bereits vorher deswegen.

[Bearbeiten] Zusammenfassung

Einen wirklichen Einfluss auf die Mainstream-Physik hatte die Le-Sage-Gravitation über drei Jahrhunderte nur gegen Endes des 19. Jhds.. Die Analogie zur kinetischen Gastheorie machte sie um 1870 wieder modern. Ein weiteres tat dann die um 1900 entdeckte durchdringende Wirkung der Röntgenstrahlen und die Erkenntnis, dass die Materie tatsächlich praktisch nur aus leerem Raum besteht. Dem durch diese durchaus spektakulären und bestätigten Vorhersagen in Gang gesetzten Aufschwung wurde jedoch durch die Kritik Maxwells und Poincarés ein vorzeitiges Ende bereitet - seitdem gilt diese Theorie als überholt und widerlegt.

[Bearbeiten] Neuere Entwicklungen

Dass die Le-Sage-Gravitation trotzdem auch heute noch (abseits des Mainstreams) vertreten wird, hat in erster Linie damit zu tun, dass neuerdings durch die Entdeckung der Neutrinos und der Kosmischen Hintergrundstrahlung wieder einige Parallelen zu dieser Theorie aufgetaucht sind - welche ebenfalls als Vorhersagen der Le-Sage-Theorie gewertet werden. Bevor es jedoch nicht gelungen ist, die enormen thermodynamischen und durch die Bremswirkung auftretenden Probleme in den Griff zu bekommen, wird diese Theorie weiterhin nur ein Schattendasein fristen. Einige neuere Aktivitäten und aktuelle Probleme seien noch genannt:

Äquivalenzprinzip und Abschirmung der Gravitation: Wie oben beschrieben, müsste es in der Le-Sage-Theorie (wie in allen anderen Modellen mit gravitativer Abschirmung) zu Abweichungen vom Äquivalenzprinzip kommen[13]. Auch wenn dieser Effekt nur klein wäre, müssten bestimmte astronomische Ereignisse, wie die Annäherung von Planeten zu messbaren Veränderungen im Umlauf führen. In diesem Zusammenhang wurde manchmal auch das abweichende Verhalten von Pendeln bei elliptischen Bewegungen (Allais-Effekt) als Folge einer Gravitationsabschirmung vom Le-Sage-Typ angesehen. Quirino Majorana, ein angesehener Experimentalphysiker, wollte bei seinen Experimenten (1920) tatsächlich nachgewiesen haben, dass Gravitation abschirmbar ist - seine Messergebnisse (für die sich übrigens auch Michelson interessierte) konnten jedoch bis heute nicht reproduziert werden[14]. Majorana ging davon aus, dass die Gravitationskraft durch den Absorptionskoeffizienten h modifiziert wird.

F = \frac{GMm}{r^2} e^{-h \int \rho(r) dr}

Da bis jetzt jedoch noch keinerlei Abschirmung gefunden werden konnte, ergibt sich derzeit ein Maximalwert von h = 4.3 x 10-14 cm²/g[15].

Geschwindigkeit der Gravitation: Wie im Kritik-Abschnitt festgestellt, müssten sich die Teilchen wahrscheinlich sehr viel schneller bewegen als das Licht. Diese Annahme von superluminalen Teilchengeschwindigkeiten widerspricht der SRT, die auf der Lichtgeschwindigkeit als die maximal erreichbare Grenzgeschwindigkeit aufgebaut ist. Auch in der ART können sich Veränderungen im G-Feld maximal mit c ausbreiten, aber es kommt hier auf Grund des Vorhandenseins von geschwindigkeitsbedingten Effekten, welche dieser speziellen Form der Aberration entgegen wirken, zu keine Bahninstabilitäten[11]. Solche Effekte wurden bereits zu Beginn des 20. Jhds. von Poincaré angenommen. Ob solche entgegengerichtete Effekte in der Le-Sage-Gravitation auftreten, ist allerdings nicht bekannt.

Verschiedene, auch neuere Le-Sage-Modelle können in Edwards, et al[16] gefunden werden (wobei hinzugefügt werden muss, dass einige nicht den gültigen wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen).

[Bearbeiten] Quellen

  1. Fatio de Duillier, N.: "Briefe Nr. 2570 und 2582", 1690, Huygens Oeuvres, Vol. IX
  2. Le Sage, G.L.: "Essai de Chymie Méchanique", 1758, Académie Royale des Sciences, Belles-Lettres et Arts de Rouen, Privatdruck um 1761.
  3. Le Sage, G.L.: "Lucrèce Newtonien", 1784, Memoires de l’Academie Royale des Sciences et Belles Lettres de Berlin
  4. Zehe, Horst: "Die Gravitationstheorie des Nicolas Fatio de Duillier", 1980, Gerstenberg Verlag Hildesheim;
  5. a b Aronson, S.,"The gravitational theory of Georges-Louis Le Sage", 1964, The Natural Philosopher 3, 51.
  6. a b Thomson, W. (Lord Kelvin) (1873). "On the Ultramundane Corpuscles of Le Sage", Phil. Mag., 4th ser. 45, 321-332.
  7. a b Maxwell, J.C., 1875, "Atom", Encyclopedia Britannica, Ninth Ed., pp. 38-47.
  8. a b c d Poincaré, H.: "Wissenschaft und Methode", 1908, Xenomos, Neuausgabe 2003, S. 186-191.
  9. Brush, C.F. (1911). A kinetic theory of gravitation, Nature 86, 130-132
  10. Evans, J.C. (2002). "Gravity in the century of light: sources, construction and reception of Le Sage's theory of gravitation", in Pushing Gravity: pp. 9-40
  11. a b Carlip, S. Aberration and the Speed of Gravity, Pys. Lett. A 267, pp. 81-87, 2000.
  12. Thomson, J.J., "Matter", Encyclopedia Britannica, 1911 Ed., p. 894-895.
  13. Bertolami, P´aramos, and Turyshev (2006), “General Theory of Relativity: Will it survive the next decade?” http://arxiv.org/PS_cache/gr-qc/pdf/0602/0602016.pdf
  14. Majorana, Q., (1920). “On gravitation. Theoretical and experimental researches”, Phil. Mag. [ser. 6] 39, 488-504.
  15. Unnikrishnan and Gillies (2000), Phys Rev D, 61
  16. Pushing Gravity: New Perspectives on Le Sage's Theory of Gravitation, M. R. Edwards (ed.), 2002, Montreal: C. Roy Keys Inc.

[Bearbeiten] Bücher und Externe Links

  • Bücher:
  • Poincaré, Henri: Wissenschaft und Methode, Xenomos, Neuausgabe 2003, ISBN 3-936532-31-1; S. 186-191. (Ausführliche Analyse und Kritik der Theorie)
  • Feynman, Richard: Vorlesungen über Physik, Bd.1; 4. Aufl. 2001, ISBN 3-486-25680-7; S. 114-115. (Knappe Kritik der Theorie aufgrund der Bremswirkung).
  • Zehe, Horst: Die Gravitationstheorie des Nicolas Fatio de Duillier, Gerstenberg, 1980; ISBN 3-8067-0862-2. (Sehr ausführliche historische Analyse von Fatio's Gravitationstheorie)
  • Edwards, M.R. (edit.): Pushing Gravity: New Perspectives on Le Sage's Theory of Gravitation, Apeiron, 2002; ISBN 0-9683689-7-2. (Beinhaltet einen historischen Überblick über Le Sage's Theorie und einige neue Le Sage-artige Modelle).
  • Externe Links
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  • Andere Links zum Thema:
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