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Kunsthandwerk

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Die Begriffe Kunsthandwerk und Kunstgewerbe bezeichnen sowohl die Gruppe der "Kunsthandwerker" wie auch deren Arbeiten, die auch als angewandte Kunst oder Gebrauchskunst bezeichnet wurden.

Beide Begriffe wurden über lange Zeit oft nebeneinander für die Beschreibung des gleichen Sachverhaltes verwendet. Vor 1900 war die Verwendung von Kunstgewerbe üblich. Nach 1900 wurde die Verwendung des Begriffes Kunsthandwerkes im Sprachgebrauch gebräuchlicher. Der Anspruch und die Inhalte des Kunstgewerbes bzw. Kunsthandwerkes wandelten sich am Beginn seiner Einführung stark. Seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts hat sich der Inhalt des Begriffes gegenüber unserem heutigen Verständnis nur wenig verändert.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Begriff

Das Kunsthandwerk versuchte unter Verweis auf die gestalterische und künstlerische Qualität ihrer Werke eine Abgrenzung zum traditionellen Handwerk zu erreichen. Die Kombination der Begriffe betont die qualitativen und quantitativen Werte handwerklicher Arbeit in Abgrenzung zu den seriellen und massenhaft reproduzierbaren Erzeugnissen der Industrie.

Die Arbeiten der angewandten Kunst (Gebrauchskunst) stammen häufig von namhaften Künstlern. Das Kunsthandwerk und Kunstgewerbe entwickelte sich nur in einigen wenigen traditionellen Gewerken des Handwerks, oft unter Verwendung ausgesuchter Materialien.

Die Definition des Begriffes Kunsthandwerk deckt sich mit weitestgehend mit der englischen Bezeichnung Arts and Crafts im 19. Jahrhunderts und ist im 20. Jahrhunderts mit den Studio Crafts vergleichbar.

[Bearbeiten] Begriffsbildung

Der Begriff Kunstgewerbes wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts geprägt. Er entwickelte sich im Prozess der Industrialisierung, in dem das Handwerk seine Stellung bei der Produktion von Waren an die Verlage, die Manufakturen und Fabriken verlor.

Die 1869 in Deutschland eingeführte Gewerbefreiheit markierte dabei nur den Abschluss einer Entwicklung größer Zentralisierungsbestrebungen, die bereits im 18. Jh. mit der Reformierung der Reichshandwerksordnung begannen und nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges und der Befreiungskriege verstärkt wurden. Diese hoben die noch verbliebenen Privilegien städtischer Innungen auf. Durch den Entzug der Kontrolle über die Märkte verschlechterten sich die Wettbewerbsbedingungen für die stets kapitalschwachen Handwerker, während sich die Produktions- und Absatzmöglichkeiten für die Manufaturen und die sich entwickelnde Industrie im Binnenmarkt weiter verbesserten.

Während die Industrie mit den Prädikaten von Fortschritt und Moderne ausgezeichnet wurde prägte man das traditionelle "Alte Handwerk" mit dem Stigma des Konservativen. Mit dem Absatz- und Statusverlust begann der Prozess der Suche nach möglichen die Existenz sichernden Auswegen. Einer der Weg führte dazu sich von der Masse der betroffenen Handwerker abzugrenzen. Als Unterscheidung wurde das ästhetische Kriterium der Kunst im Handwerk gefunden und betont.

[Bearbeiten] Exkurs England

In Europa nahm diese Entwicklung ihren Anfang im Vereiningten Königreich von Großbritannien und Irland. Hier hatten, bedingt durch die frühe Industrialisierung, bereits in vielen Bereichen die Produkte industrieller Massenproduktion Einzug gehalten und das traditionelle Handwerk verdrängt.

Die 1851 in London abgehaltene Great Exhibition of the Works of Industry of all Nations offenbarte die in Großbritannien bereits eingetretenen Veränderungen. Neben den ausgestellten technischen Produkten war es der Industrie Großbritanniens in keiner Kategorie, der ästhetische Kriterien zugrunde lagen, gelungen eine Auszeichnung zu gewinnen. Die Hässlichkeit der Gestaltung und die Schäbigkeit der Ausführung, die mit dem offensichtlichen Einsatz billiger Ersatzmaterialien einher ging war ein Schock. Einen Eindruck der zeitgenössischen Kritik vermittelt der 1883 von John Ruskin verfasste Kommentar zur Beschreibung des 1852 von William Holman Hunt ausgestellten Gemäldes The Awakening Conscience.

William Morris sah neben anderen Künstlern die von Ruskin beeinflusst waren in der Industrialisierung die Gefahr einer Verkrüppelung der menschlicher Tugenden wie auch der künstlerischer Schaffenskraft. Ein Ausweg wurde in der Rückkehr zum traditionellen individuellen Handwerk gesucht und mit der Künstlerschaft verbunden. Ohne letztlich eine Lösung für die wirtschaftlichen Bedingungen zu finden die zur bestehenden Situation geführt hatte traten sie für eine Wirtschaftsethik ein, in deren Mittelpunkt der Mensch stehen sollte. Neben ersten sozialistischen Ideen entwickelte sich die verklärte Vorstellung einer heilen Welt mittelalterlichen Handwerkerdaseins.

Ein Ergebnis das der ästhetische Schock der Ausstellung 1851 verursachte führte 1853 zur Gründung des Museum of Ornamental Art bzw. Museum of Manufactures durch einem der Direktoren der Great Exhibition von 1851 Henry Cole. Das ursprüngliche Ziel der Gründung war eine Sammlung mit den besten historischen Stücken angewandter Kunst in einer Sammlung zu vereinigen und diese zur Hebung des Geschmacks von Produzenten und Konsumenten in Großbritannien öffentlich zugängig zu machen.

Eine weitere Etappe bildete die 1857 in Manchester abgehaltene Art Treasures Exhibition. Die Ausstellung blieb Exponaten der Bildender und der Angewandter Kunst vorbehalten.

[Bearbeiten] Deutschland im 19. Jahrhundert

Nach 1880 wurden in Deutschland vielerorts die Tradition des Gesellen und des Meisters wiederbelebt. Gleichzeitig entstanden neue Netzwerk handwerklicher Organisations- und Lobbystrukturen in Städten, auf territorialstaatlicher und nationaler Ebene. Es etablierten sich Handwerkskammern Handwerksverbände und -vereine neu. Diese Entwicklung war begleitet von symbolischen Handlungen, wie die Widereinführung von Begriffen wie dem der Innung.

Weder durch die Propagierung einer konstruierten Tradition, eines beruflichen Ethos ohne wirtschaftliche Grundlage, noch über die gegründeten Strukturen gelang es dem Handwerk Einfluss auf politische und wirtschaftliche Entscheidungen zu nehmen und eine Rückgewinnung von Einfluss und Privilegien zu erreichen. Der Wettbewerb zur Industrie blieb bestehen.

Um diesem stand zu halten ging ein Teil des Handwerks dazu über den Kunstcharakters des Handwerks gegenüber der Industrie zu betonen. Gleichzeitig diente der Verweis dem Zweck der Anhebung des sozialen Status des Kunsthandwerkers und dem Prestigewert seiner Waren gegenüber dem nunmehr einfachen Handwerker und seiner minderen – unkünstlerischen und nur noch handwerklichen Arbeit.

Diesem Vorgehen lag die Vorstellung zugrunde, dass künstlerische Werte in der handwerklichen Herstellung durch die Bildung des Künstlers dem Werk auf- und eingeprägt werden können. In der frühen Phase von 1870-1880 war die Kunstgewerbe-Bewegung der Auffassung das Kunst in allen Produktionsprozessen, sowohl in maschineller, mechanisierter als auch in handwerklicher Arbeit Anwendung finden könne. Einer der Vertreter dieser Ansicht war Alois Riegl.

[Bearbeiten] Literatur

  • Campbell, Joan. 1981. Der Deutsche Werkbund 1907-1934. Stuttgart: Klett-Cotta.
  • Hartlaub, Gustav Friedrich. 1931. Das ewige Handwerk im Kunstgewerbe der Gegenwart : Beispiele modernen kunsthandwerklichen Gestaltens. Berlin.
  • Muthesius, Stefan. 1998. Handwerk/Kunsthandwerk. In: Journal of Design History, Design History Society. Oxford.
  • Stürmer, Michael. 1979. Herbst des Alten Handwerks. Zur Sozialgeschichte des 18. Jahrhunderts. München.

[Bearbeiten] Links

[Bearbeiten] Siehe auch

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