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Kritik am Marxismus

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Karl Marx (1818–1883) war Philosoph, politischer Journalist, Kritiker der bürgerlichen Ökonomie und ist "Namensvater" des Marxismus.
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Karl Marx (1818–1883) war Philosoph, politischer Journalist, Kritiker der bürgerlichen Ökonomie und ist "Namensvater" des Marxismus.
Friedrich Engels (1820–1895) war ein Politiker, Unternehmer, Philosoph und Historiker. Er entwickelte und verbreitete gemeinsam mit Karl Marx die Grundgedanken des Marxismus.
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Friedrich Engels (1820–1895) war ein Politiker, Unternehmer, Philosoph und Historiker. Er entwickelte und verbreitete gemeinsam mit Karl Marx die Grundgedanken des Marxismus.

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Kritik am Marxismus, einer philosophischen, historisch-politischen und ökonomischen Gesellschaftstheorie mit wissenschaftlichem Anspruch, die sich auf die Schriften von Karl Marx (1818–1883) und Friedrich Engels (1820–1895) bezieht.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Überblick

Seit der Veröffentlichung der ersten marxistischen Schriften formierte sich Kritik an fast jedem Teilbereich der Theorie. Das liegt vor allem an der Unvollständigkeit von Marxens letztem Werk Das Kapital, und daran, dass er seine Theorien auf begründete Kritik hin auch korrigierte. Zum Beispiel gibt es widersprüchliche Aussagen über die gesellschaftlichen Voraussetzung für eine sozialistische Revolution, wie Marx in seinem Brief an Wera Iwanowna Sassulitsch schreibt. Auch sind manche Formulierungen nicht eindeutig und/oder wurden unterschiedlich interpretiert. So schloss Marx aus den Erfahrungen der Pariser Kommune, dass „die Arbeiterklasse nicht die fertige Staatsmaschine einfach in Besitz nehmen und sie für ihre eigenen Zwecke in Bewegung setzen kann[1]. Nach Lenins Interpretation bestand deshalb „Der Marxsche Gedanke (...) gerade darin, daß die Arbeiterklasse ‚die fertige Staatsmaschine‘ ZERSCHLAGEN, ZERBRECHEN muß und sich nicht einfach auf ihre Besitzergreifung beschränken darf. (...) In diesen Worten: ‚die bürokratisch-militärische Maschinerie zu zerbrechen‘, ist, kurz ausgedrückt,“ nach Lenins Interpretation, „die Hauptlehre des Marxismus von den Aufgaben des Proletariats in der Revolution gegenüber dem Staat enthalten.[2]. Marx machte keine konkreten Angaben zur politischen Ordnung eines kommunistischen Staates. Innermarxistische Kritik kommt vor allem von Seiten unterschiedlicher Strömungen des Neomarxismus), die jeweils oft nur Einzelbereiche ablehnen, beziehungsweise Kritik an der ihrer Meinung nach fälschlichen Interpretation des Marxismus-Leninismus üben. Vollständige Ablehnung marxistischer Theorien ist vor allem auf Seiten von Anhängern grundlegend anderer Weltanschauungen, Wissenschaften oder Philosophien zu finden.

[Bearbeiten] Innermarxistische Kritikansätze

Innerhalb des heutigen Marxismus, der in zahlreiche sich teilweise völlig widersprechende Richtungen geteilt ist, werden beinahe alle Elemente der marxschen Theorie kontrovers diskutiert. Besonders umstrittene Punkte sind zum Beispiel:

  • die Rolle der Arbeiterklasse und ihr Verhältnis zu anderen sozialen Bewegungen
  • die Definition (und Organisation) von „sozialistischer Demokratie“
  • die Voraussetzungen einer sozialistischen Umgestaltung einer Gesellschaft
  • verschiedene Fragen der Wertschöpfung
  • das Verhältnis Basis und Überbau

Im Anschluss an Leo Trotzki modifizierte Ernest Mandel mit einer marxistischen Version der Theorie der langen Wellen das von Marx aufgestellte Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate, indem er betonte, dass die ihm entgegenwirkenden Kräfte für längere Perioden die Überhand gewinnen können. [3]

Neomarxisten lehnen insbesondere die Dogmatisierung des marxistischen Gedankengebäudes als „Proletarische Weltanschauung“ ab, die sich vor allem in den Staatsdoktrinen des realen Sozialismus zeigte.

Eurokommunisten und Reformisten hingegen verwerfen Klassenkämpfe als Mittel zur Herbeiführung des Sozialismus und versuchen, demokratische Wege zur Überwindung der Klassengegensätze zu finden. Einige Postmarxisten zweifeln mit der Wertkritik seine Klassentheorie sowie Geschichtsphilosophie an.

Von Marx beeinflusste Denker werfen ihm vor, er habe in seiner Beschreibung des Gebrauchswertes einer Ware dessen Auswirkungen auf einen Umbruch zum Kommunismus überschätzt und die Kultur sowie die Natur kaum in seine ökonomischen Theorien einbezogen. Umstritten sind auch die Voraussetzungen für die Umgestaltung einer sozialistischen Gesellschaft in eine kommunistische. Marx selbst merkte an, dass deren Gelingen erst nach einer weltweiten Revolution möglich sei.

[Bearbeiten] Nichtmarxistische Kritikansätze und Gegenpositionen

Fast jeder nichtmarxistische Kritiker lehnt die marxschen Theorien als einzige Wahrheit ab und unterstützt zumindest Teile der innermarxistischen Kritik. Darüber hinaus wurde bis auf die Kapitalismusanalyse schon jeder Teil des Marxismus ernsthaft angezweifelt oder abgelehnt.

So sei etwa die hegelsche Dialektik - auf der der historische und der dialektische Materialismus aufbauen - von Grund auf falsch, wie zum Beispiel Karl Raimund Popper in seinem Werk Die offene Gesellschaft und ihre Feinde kritisiert. Marx´ Denken führe in eine „geschlossene Gesellschaft“. Diese sei dadurch gekennzeichnet, dass sie sozusagen am Reißbrett geplant werde von Eliten, die sich im Besitz angeblich wissenschaftlicher Erkenntnisse über die „objektiven Interessen“ der Unterworfenen glaubten, auch wenn diese von deren subjektiv empfundenen Interessen deutlich abwichen. Die geschlossene Gesellschaft sei also eine totalitäre Diktatur. In seiner Schrift „Das Elend des Historizismus“ kritisierte Popper 1957 die Vorstellung des historischen Materialismus,

  • dass Geschichte zielgerichtet verlaufe,
  • dass bestimmte Muster in ihr durch bestimmte darauffolgende Muster begründet würden,
  • dass die vermeintlich „objektive“ Erkenntnis dieser Grundmuster Prognosen des Geschichtsverlaufs und normative Aussagen darüber erlaube, wie er zu beeinflussen sei.

Insgesamt sei der „wissenschaftliche Sozialismus“ aber keineswegs wissenschaftlich, da er nicht falsifizierbar sei. Dies gelte vor allem, wenn marxistische Thesen mit den Mitteln der Ideologiekritik nach außen abgedichtet würden: Skeptikern, die etwa das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate oder die Reduktion aller Geschichte auf die Geschichte von Klassenkämpfen bezweifelten, wird dabei unterstellt, dass ihre Zweifel gar nicht ehrlich wären, sondern nur Ideologieproduktion im Interesse der herrschenden Klasse. Je stärker der Skeptiker auf seinen Bedenken beharre, desto deutlicher glaube der Ideologiekritiker seine vermeintlich dahinter stehenden Absichten zu erkennen. Bedingungen, unter denen er zugeben würde, dass seine Thesen falsch seien, könne er somit nicht nennen. In dieser Interpretation Poppers erscheint der Marxismus als Pseudowissenschaft. Über seine Thesen und die Wissenschaftlichkeit der dialektischen Methode wurde in den sechziger Jahren der Positivismusstreit ausgefochten.

Andere Kritiker monieren das verengte Kausalverhältnis zwischen Basis und Überbau, wie es unter anderem die Stamokap-Theorie oder in gewissen vulgärmarxistischen Kartelltheorien zu beobachten ist. Hier werden die Institutionen und Träger des Staates zu direkten Befehlsempfängern der Industriellen dargestellt, zu bloßen „Agenten des Monopolkapitalismus“. Der deutsche Historiker Gerd Koenen und der amerikanische Politologe Daniel Pipes bezeichnen aus diesem Grunde den Marxismus-Leninismus als eine Verschwörungstheorie.

Kritisiert wird auch, dass der Weg zum Kommunismus über einen mächtigen Parteiapparat (Diktatur des Proletariats) die Gefahr berge, dass die mächtigen Führer keinerlei Strukturreformen im Interesse des Proletariats einleiten, sondern vor allem ihre Machtinteressen verteidigen. Viele Forscher wie z.B. die Herausgeber des Schwarzbuchs des Kommunismus nehmen daher an, dass die millionenfachen Massenmorde marxistischer Tyrannen wie Stalin, Mao oder Pol Pot keine Abirrungen von der eigentlich positiven marxistischen Lehre, sondern in ihr selbst angelegt wären.

Gründe für das Scheitern des real existierenden Sozialismus finden sich unter Realer Sozialismus und Kommunismus.

[Bearbeiten] Kritiker

Berühmte liberale Kritiker sind etwa Milton Friedman (Chicagoer Schule) oder Friedrich Hayek und Ludwig von Mises (Österreichische Schule). Kritik übte auch John Maynard Keynes, dessen Theorien bis in die zweite Hälfte des 20.Jahrhunderts bedeutenden Einfluss auf die Wirtschaftspolitik der Industrieländer hatte.

[Bearbeiten] Gegen-Kritik

Marx und Engels haben in ihrer Schaffenszeit Entwicklungen in ihren theoretischen Annahmen vollzogen. So sei immer darauf verwiesen, dass auch betrachtet werden muss, aus welcher Periode Ausführungen Marx und Engels stammen. Folgende Betrachtungen beziehen sich vornehmlich auf das Spätwerk bzw. auf erst später erschienene Frühschriften Marx.

Neuere Auslegungen marxistischer Ansätze (Neomarxismus) verneinen eine teleologische und deterministische Interpretation, die Hauptkritikpunkte an marxistischer Theorie darstellen. Gesellschaftliche Entwicklung wird weder als festgeschriebener, sich zu einem bestimmten Ziel hin entwickelnder Prozess verstanden, noch wird er durch sein materielles Umfeld, noch durch die Produktionsweise in einer Gesellschaft, festgeschrieben. Die Basis determiniert den Überbau nicht. Es gibt keinen Stufenbau von Entwicklung, Entwicklung ist offen. Diese Betonung wurde erst später vorgenommen, und ist in dieser Form nicht in den Werken Marx & Engels ersichtlich. Die Kritik Poppers, marxistische Theorie würde eine Zielgerichtetheit und Gesetze in der geschichtlichen Entwicklung feststellen, um daraus für die Zukunft Lösungen abzuleiten, ist in dieser Hinsicht zu verneinen. Ebenso ist die Behauptung Poppers, marxistische Theorie baue darauf auf, objektive Erkenntnis zu ermöglichen, kritisch zu betrachten. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass Begrifflichkeiten wie objektive Erkenntnis keinen Platz in den erkenntnistheoretischen Gedankengängen Marx hatten. Die Kritik Poppers an der vulgarisierten Anwendung der Ideologiekritik mag zwar stimmen, dies ändert jedoch nichts an der Bedeutung der Ideologiekritik für die Sozialwissenschaften, die das Handeln jeder Person (wovon sich Marx nicht ausschließt) in einer Ideologie (Weltsicht/betrachtung) eingebettet sieht, die die Welt, wie wir sie wahrnehmen, erst konstruiert.

Im Hinblick auf die Kritik, Marx Menschenbild wäre ein zu positives, ist zu entgegnen, dass Marx Menschenbild vielmehr davon ausgeht, dass es kein einheitliches Menschenbild gibt. Jeder Mensch wächst in einem bestimmten Umfeld, einer bestimmten Gesellschaft auf, mit einer Vielzahl von Ideologien, die den Menschen in seinen Handlungsweisen/möglichkeiten prägen. Der Schluss aber, Menschen würden von Natur aus in bestimmten Mustern handeln, ist ein Ausdruck „falschen Bewusstseins“ (Ideologie).

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Primärliteratur

  • Karl Raimund Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde: Band 2: Falsche Propheten: Hegel, Marx und die Folgen. UTB Verlag für Wissenschaft, Stuttgart 1992, ISBN 3-8252-1725-6
  • Karl Raimund Popper: Gesammelte Werke: Band 4: Das Elend des Historizismus. 7. Auflage. Mohr Siebeck, Tübingen 2003, ISBN 3-16-148025-2
  • Rudolf Bahro: Die Alternative: Zur Kritik des real existierenden Sozialismus. Europäische Verlagsanstalt, Köln 1977, ISBN 3-434-00353-3
  • Gerd Koenen: Marxismus-Leninismus als universelle Verschwörungstheorie. In: Die neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte,H. 2 (1999), S. 127-132
  • Horst Ullrich: Zur Reaktion der bürgerlichen Ideologie auf die Entstehung des Marxismus. Akademie-Verlag, Berlin 1976

    [Bearbeiten] Quellenangaben

    1. Marx; Engels, Vorwort zum „Manifest der Kommunistischen Partei“ (deutsche Ausgabe 1872)
    2. Lenin, Staat und Revolution. Lenin Werke, Band 25, Seite 393 - 507
    3. Ernest Mandel, Der Spätkapitalismus. Frankfurt am Main 1971, S. 118ff
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