Koronare Herzkrankheit
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Die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine Erkrankung der Herzkranzgefäße. Man versteht darunter die Arteriosklerose (Ablagerungen und Einengung) der Herzkranzgefäße. Bei höhergradigen Einengungen resultiert ein Missverhältnis zwischen Sauerstoffbedarf und Sauerstoffangebot in der Herzmuskulatur. Die Koronare Herzkrankheit ist in den Industrieländern die häufigste Todesursache durch den so genannten Herzinfarkt, wobei bisher noch die Männer im Verhältnis 2-3:1 stärker betroffen sind.
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[Bearbeiten] Ursachen
Die Koronare Herzkrankheit hat verschiedene Ursachen. Durch alle diese Ursachen kommt es aber zu einer Koronarinsuffizienz mit einem Missverhältniss zwischen myokardialem Sauerstoffangebot und -bedarf.
Mögliche Ursachen sind:
- Erkrankung der großen Herzkranzgefäße (bei 90 % der KHK). Hierbei kommt es auf dem Boden einer Arteriosklerose zu Ablagerungen in den Gefäßwänden (Plaques), die zu Verengungen führen. Gefürchtet ist das Aufbrechen dieses Plaques (instabiler Plaque) mit einer darauf folgenden Aktivierung der Blutgerinnung. Die so entstehenden Blutgerinnsel können das Gefäß verschließen und zum Herzinfarkt führen.
- Erkrankung der kleinen Gefäße, die von den Herzkranzgefäßen abzweigen (10 %). Diese Art der KHK tritt oft auf bei zuckerkranken Patienten, bei lange unbehandeltem Bluthochdruck oder bei immunologisch bedingten Gefäßerkrankungen.
- Koronarspasmen, die z. B. durch Kokain oder Mutterkornalkaloide hervorgerufen werden.
- Kompressionen von außen infolge einer linksventrikulären Hypertrophie.
- Zunahme der Blutviskösität z. B. bei Leukämie
- Auch eine Hypoxämie kann als verstärkender oder auslösender Faktor eine Rolle spielen.
[Bearbeiten] Risikofaktoren der Koronaren Herzkrankheit sind
- Unbeeinflussbare Risikofaktoren: Dazu zählt die familiäre Veranlagung, das Alter (je älter die Person, desto höheres Risiko) und das Geschlecht des Patienten (Bis 2003 hatten Männer statistisch ein höheres Risiko als Frauen, mittlerweile ist es ausgeglichen)
- Beeinflussbare Risikofaktoren: Die wichtigsten sind der erhöhte Cholesterinspiegel, Zigarettenrauchen, Bluthochdruck und Diabetes mellitus. Diese werden auch als Risikofaktoren 1. Ordnung bezeichnet. Die Risikofaktoren 2. Ordnung sind Übergewicht, Bewegungsmangel und emotionaler Stress.
Das Herzinfarkt-Risiko erhöht sich bei 2 Risikofaktoren 1. Ordnung um das vierfache, bei 3 Risikofaktoren 1. Ordnung sogar um das zehnfache gegenüber einer Normalperson.
[Bearbeiten] Symptome (Krankheitszeichen und Beschwerden)
Führendes Leitsymptom der Koronaren Herzkrankheit ist die Angina Pectoris, einem Engegefühl in der Brust. Die Schmerzen können in den Hals, Unterkiefer, die Schulter oder die Arme ausstrahlen. Sogar Bauchschmerzen im Oberbauch können ausgelöst werden. Wesentlich dabei ist, dass die Angina pectoris oft belastungsabhängig (körperlich oder psychisch) auftritt. Dabei verbraucht der Herzmuskel mehr Sauerstoff, die veränderten Gefäße können jedoch der Herzmuskulatur nicht genügend Sauerstoff zuführen. Nach Ende der körperlichen Belastung oder durch Einsatz von gefäßerweiternden Substanzen verschwinden die Beschwerden wieder im Zeitraum von Minuten.
Beim Herzinfarkt dagegen bleiben die Beschwerden jedoch längere Zeit bestehen. Die Patienten verspüren Luftnot (Dyspnoe) und Todesangst, es kommt zu Schweißausbrüchen und Blutdruckabfall.
Wichtig ist, frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, auch beim geringsten Verdacht. Bei Symptomen des Herzinfarktes verständigt man am besten sofort den Notarzt.
[Bearbeiten] Untersuchungsmöglichkeiten der Koronaren Herzkrankheit
Die koronare Herzerkrankung lässt sich mittlerweile sehr genau nachweisen. Der Goldstandard ist dabei die Koronarangiografie, die jedoch invasiv ist und mit Röntgenstrahlen arbeitet.
- Direkte Methoden
- Koronarangiografie
- Intravaskulärer Ultraschall (IVUS)
- Elektronenstrahltomografie (EBT oder EBCT)
- Koronar-CT
- Koronar-NMR
- Ultraschall
- Indirekte Methoden
[Bearbeiten] Behandlungsmethoden
Bei einer Erkrankung der kleinen Gefäße ist bisher außer der medikamentösen Therapie keine invasive Behandlungsmethode erfolgsversprechend. Bei Erkrankung der großen Gefäße besteht die Möglichkeit der Aufdehnung mittels eines Ballonkatheters oder die Durchführung einer Bypassoperation.
- Die Risikofaktoren beseitigen oder reduzieren
Ein Übersichtsartikel des „Deutschen Ärzteblattes“ (102/2005, A1889, [1]) zieht das Fazit, dass Lebensstilveränderungen „um ein Mehrfaches besser“ schützen als eine Kombination protektiver Medikamente (Cholesterinsenker + Aspirin). Tabelle modifiziert:
Lebensstilveränderung | ARR % | Studiendauer (Jahre) | Anzahl Studienteilnehmer | NNT/1 Jahr |
---|---|---|---|---|
Rauchen aufgeben | 7.7 | 4.8 | 5878 | 62 |
Fettarme Kost 3 Jahre | 16 | 3 | 100 | 19 |
Fettarme Kost 12 Jahre | 38 | 12 | 100 | 32 |
„mediterrane“ Kost | 12 | 4 | 605 | 33 |
Ausgleichssport | 2.2 | 3 | 4554 | 136 |
Streßmanagement | 20.9 | 5 | 107 | 24 |
Fettreduzierte Kost = < 20 % Fettanteil (Studien mit < 30 % erbrachten keinen Nutzen). "Mediterrane" Kost: Brot, Gemüse, Obst, Fisch, ungesättigte Fettsäuren, Olivenöl; wenig Fleisch Ausgleichssport: mindestens 3x/Woche 30 min. ARR = absolute Risikoreduktion für Tod sowie nichttödlichen Herzinfarkt; NNT = number needed to treat.
- Medikamente
- Nitrate
- Betablocker, bei symptomatischer KHK und Kontraindikation oder Unverträglichkeit für Betablocker Ivabradin
- Statine
- Acetylsalicylsäure
- Clopidogrel
- Thrombolyse
- PTCA und Stents
- Bypassoperation
Für eine einheitliche Qualität bei der Therapie bieten die gesetzlichen Krankenkassen seit Mitte 2004 Disease-Management-Programme (DMP) an.
[Bearbeiten] Literatur
[Bearbeiten] Weblinks
- Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung an der Universität Münster
- http://www.madeasy.de/4/herz.htm#khk
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