Kleinstadt
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Kleinstädte sind nach einer Begriffsbestimmung der Internationalen Statistikkonferenz von 1887 alle Städte mit einer Einwohnerzahl zwischen 5.000 und 20.000. Städte mit weniger als 5.000 Einwohnern sind Landstädte, größere Stufen sind die Mittelstadt mit 20.000 bis 100.000 Einwohnern und die Großstadt ab 100.000 Einwohnern.
Die Definition Kleinstadt anhand statistischer Merkmale wie sie in Form der Einwohnerzahl zwischen 5000 und 20.000 vorgegeben ist, ist eine feste, quantitative Größe für ihre Kategorisierung, jedoch nicht das einzige prägende Merkmal. Ebenso wichtig für die Charakterisierung sind Bevölkerungsdichte oder die geografische Lage (periphere oder suburbane Area) etc. Aus diesen Faktoren ergibt sich auch eine ganz spezifische Organisation des gesellschaftlichen Zusammenlebens.
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[Bearbeiten] Raumpolitische Einbindung
Die klassische raumordnungspolitische Zuordnung von Kleinstädten basiert auf dem geographischen Raumordnungskonzept der Zentralen Orte. Dieses Konzept beinhaltet eine vierfache Stufung von Siedlungstypen in Ober-, Mittel-, Unter- und Kleinzentren (Handwörterbuch der Raumordnung 1995: 1120ff). In dieser Hierarchie finden wir die Kleinstädte in einer relativ niedrigen Ebene wieder, die sowohl infrastrukturell abhängig sind von den nächst größeren Siedlungen, als auch selbst einen Bedeutungsüberschuss gegenüber kleineren ländlichen Siedlungen (Versorgungsfunktion) besitzen. Dieses Konzept ist mittlerweile durch neuere Modelle, welche aktuellere Entwicklungen erfassen, in Frage gestellt (Blotevogel 1996: 654). Der Trend geht eher dahin, dass Kleinstädte mehr und mehr nur noch der Kategorie der untersten Stufe entsprechen, also lediglich die Grundversorgung der Bevölkerung gewährleisten können.
[Bearbeiten] Wirtschaftsstruktur
Kleinstädte sind in der Regel wirtschaftlich spezialisiert z.B. Agrokleinstadt, Industrie- Tourismus- oder Gewerbekleinstadt. Das ist zum einen im Zusammenhang mit der Größe der Kleinstadt und zum anderen mit ihrer wirtschaftshistorischen Tradition zu sehen (Stewig 1987: 8ff.).
[Bearbeiten] Sozialstruktur
Da auf der statistischen Ebene keine Zahlen existieren, die Auskunft über die sozialstrukturelle Beschaffenheit der Kleinstadt geben, können darüber nur begrenzt Aussagen gemacht werden. Bezüglich der Wirtschaftsstruktur ist davon auszugehen, dass die Kleinstadt einen geringeren Anteil an Hochschul- und Fachhochschulabsolventen hat, dafür aber einen höheren Anteil an Facharbeitern und Meistern (Grundmann 1984: 27ff.). Dies wird durch den Trend der Abwanderung junger qualifizierter Bürger verstärkt, was gleichzeitig auch im Zusammenhang mit der Tendenz zur Überalterung der Kleinstädte steht. Dass junge Menschen auch wegen ihrer Ausbildung in einem bestimmten Lebensabschnitt das Milieu der Großstadt bevorzugen, ist allerdings eine nicht nur von der Ökonomie beeinflusste Entwicklung. Insgesamt weist die vorhandene Wirtschafts- und Infrastruktur sowie die „kulturelle Beschaffenheit“ des kleinstädtischen Lebensraums auf eine homogenere, weniger ausdifferenzierte Sozialstruktur als in der Großstadt hin.
Die Kleinstadt als Platz des Sozialen gilt nicht umsonst als Ort einer vertrauten Nahwelt aber auch als Inbegriff von Provinzialität und Enge. Städte dieser Größenordnung lassen nur ein begrenztes Maß an Anonymität zu. Das hat Auswirkungen auf die Form des sozialen Zusammenlebens, denn wo jeder jeden zumindest über zwei Ecken kennt - also ein sich "Gegenseitig kennen” und ”häufiges sich begegnen” charakteristisch ist - kann soziale Kontrolle in einem viel stärkeren Maß ausgeübt werden, als das bei der Großstadt der Fall ist (Hannemann 1998: 15 und Lichtenberger 1991: 268).
Die Kleinstadt bietet aufgrund ihrer soziokulturellen und räumlichen Struktur (unter anderem das Fehlen von entsprechenden Einrichtungen) gerade in peripher gelegenen Gebieten kaum Nischen für Subkulturen. Wer alternativ/anders leben will, muss in die Großstadt gehen. Das bedeutet, mit einem steigenden Grad von Nonkonformität ist mit einer stärkeren sozialen Exklusion zu rechnen. Dabei spielt allerdings eine Rolle welche Form von Nonkonformität ausgeübt wird. Auch in der Großstadt unterliegen beispielsweise Obdachlose Formen (nicht nur) des sozialen Ausschlusses. Aber hier gibt es Auffangstationen, die in der Kleinstadt nicht zu finden sind.
Die Kehrseite der „sozialen Enge“ sind relativ stabile Gemeinschaften. So spielen im Gegensatz zu dem Leben in der Großstadt Nachbarschaftsbeziehungen eine größere Rolle. Diese sind durch einen regen Austausch von Hilfe und Rat im Alltag ausgeprägt. Häufig beziehen sich diese Bekanntschaften nicht nur auf direkte Nachbarn, sondern auch auf die Bewohner der nahe gelegenen Straßen. Auch die sozialen Kontakte der Kleinstadtbewohner sind stabiler. Die Ursachen für diese Stabilität liegen zum einen in den ”Langwohnzeiten” der Einwohner, welches den Kleinstadtbewohnern ermöglicht, in der Kindheit ihre sozialen Kontakte aufzubauen und sie bis ins hohe Alter zu festigen und zum anderen auch in dem bereits erwähnten ”sich begegnen”, welches die Größe dieses Stadttypus mit sich bringt (Hannemann 1998: 15). Je kleiner der Ort, desto mehr Stabilität haben somit auch die verwandtschaftlichen Beziehungen. Hierbei muss allerdings auch der Trend des Wegzuges von jungen Leuten aus den Kleinstädten beachtet werden. Der Anteil des traditionellen Familientypus der Mehrgenerationenfamilie ist in Kleinstädten etwas stärker verbreitet als in Großstädten. Allerdings macht sich auch hier die allgemeine Entwicklung der Familienstruktur in Richtung der Kernfamilie bemerkbar (Hannemann 1998: 20).
Das kulturelle Leben ist in stärkerem Maße durch das Vereinswesen und die Kirche organisiert - oder in Ostdeutschland durch rechtsextreme Bewegungen, die durch die "soziale Enge" schneller akzeptiert werden (müssen). Ortstypische Feste prägen verstärkt den kulturellen Alltag der Bewohner, wie überhaupt traditionelle Festivitäten, welche der Kleinstadt eine eigene Charakteristik verleihen und einen weitaus größeren Stellenwert als in der Großstadt haben (Hannemann 1998: 16). Die Kleinstädte sind in geringerem Maße mit Kultureinrichtungen ausgestattet, als es in der Großstadt der Fall ist. So sind insgesamt in der Kleinstadt nicht so viele unterschiedliche kulturelle Milieus auszumachen, welche ihre spezifischen Bedürfnisse sichtbar in die Kleinstadt einprägen könnten.
[Bearbeiten] Literatur
- Hannemann, Christine : Marginalisierte Städte : Probleme, Differenzierungen und Chancen ostdeutscher Kleinstädte im Schrumpfungsprozess / Christine Hannemann. - Berlin : BWV, Berliner Wissenschafts-Verl., 2004. - 381 S. . - ISBN: 3-8305-0849-2
