Klaus Rainer Röhl
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Klaus Rainer Röhl (* 1. Dezember 1928 in Trockenhütte) ist ein deutscher Journalist und Publizist.
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[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Jugend
Mit 16 Jahren wurde der bei Danzig geborene Schüler zum Arbeitsdienst einberufen und zwei Wochen vor Kriegsende noch Soldat in Dänemark. Nach einer kurzen Zeit in einem Internierungslager lebte er bei seiner aus Danzig geflohenen Familie in der Nähe von Stade/Niederelbe, wo er 1948 auch wieder zur Schule ging. Hier machte er Bekanntschaft mit dem heutigen Lyriker Peter Rühmkorf.
[Bearbeiten] KPD und APO
Nach dem Abitur im Frühjahr 1948 und seiner Zulassung zum Studium in Hamburg 1949 begann er zusammen mit seinem Freund Peter Rühmkorf in Hamburg eine vielfältige Tätigkeit als Gründer eines politischen Kabaretts, einer Studentenbühne, des „Wolfgang Borchert-Theaters“ und eines Jazzkellers mit Lyrik, der "Anarche". Politisch vertraten beide einen radikalen Pazifismus, der sie ab 1953 mit studentischen Mitgliedern der kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in Berührung brachte.
Im Mai 1955 gab Röhl, nach einer Versuchsausgabe im Februar („Das Plädoyer“), an der auch Kommunisten mitgewirkt hatten, eine eigene Zeitschrift unter dem Namen „Studentenkurier“ heraus, zu deren Finanzierung die Kommunisten „Spenden“ organisierten, die angeblich von einer Organisation namens „Nationale Front“ stammten, deren Ehrenvorsitzender der Verleger Ernst Rowohlt war und die eine kommunistische Tarnorganisation war. In Wirklichkeit fuhr Klaus Rainer Röhl in regelmäßigen Abstaänden nach Ostberlin und holte das Geld für die Zeitung kofferweise bei seinem Führungsoffizier von der Staatssicherheit ab. Als im Herbst 1956 die KPD verboten wurde, trat Röhl aus Protest dagegen in die nunmehr illegale Partei ein, die ihm bei der Führung des Blattes relativ freie Hand ließ.
Der „Studentenkurier“, im September 1957 umbenannt in „konkret“, verdrängte unter Röhls Leitung KPD-feindliche sozialistische Autoren (wie Kurt Hiller), wurde aber zur auflagenstärksten Studentenzeitung (Höhepunkt 20.000 gedruckte Exemplare) und spielte eine führende Rolle in der Bewegung „Kampf dem Atomtod“ von 1958, aus der heraus zahlreiche Studenten Redakteure von „konkret“ wurden, unter anderem Ulrike Meinhof und Erika Runge.
Weihnachten 1961 heirateten Röhl und Ulrike Meinhof. Nachdem die in Ostberlin residierende KPD immer stärker versuchte, Einfluss auf die Redaktion zu nehmen, kam es im Frühjahr 1964 zum Bruch. Die Kommunisten beendeten die Zahlungen für die Druckerei und befahlen die Einstellung der Zeitschrift ab Juni 1964. Doch Röhl widersetzte sich und führte ab August 1964 „konkret“ auf eigene Faust weiter.
Als nunmehr unabhängige sozialistische Zeitschrift stieg „konkret“ schnell auf und erreichte schon 1965 eine Auflage von 100.000 verkauften Exemplaren und wurde ab 1967 zum führenden Publikationsorgan der neuen außerparlamentarischen Studentenbewegung, der APO. 1967 erschien das Blatt 14täglich und hatte seine höchste Auflage (176.000 verkaufte Exemplare).
Im Frühjahr 1968 wurde die Ehe geschieden, Ulrike Meinhof zog mit ihren Zwillingstöchtern Regine und Bettina Röhl nach Berlin und begann von dort aus einen politischen Kampf um die Leitung der Zeitschrift, in der fortan eine sich immer mehr zuspitzende Gewaltdiskussion geführt wurde, die Röhl abwehren konnte, während sie selbst im Mai 1970 mit Baader in den Untergrund abtauchte und die RAF gründete, die Röhl von der ersten Minute an erbittert bekämpfte („Gib auf Ulrike!“).
[Bearbeiten] Politische Kehrtwende
Weiter vollzog er eine politische Kehrtwende. Er promovierte 1993 bei dem Historiker Ernst Nolte (FU Berlin). Röhl schreibt dazu selbst in „Linke Lebenslügen“ (Berlin 1994): „Im Sommer 1987, zwei Jahre vor der Wende, habe ich angesichts der maßlosen und ungerechtfertigten Kampagne gegen Ernst Nolte beim sogenannten Historikerstreit‚ an diesen geschrieben und ihm den Vorschlag gemacht, solidarisch, gewissermaßen demonstrativ bei ihm zu promovieren. Die Wahl des Doktorvaters war also keineswegs ein Zufall.“ Die Promotionsschrift trägt den Titel: „Nähe zum Gegner. Die Zusammenarbeit von Kommunisten und Nationalsozialisten beim Berliner BVG-Streik von 1932“.
Röhl trat 1995 der FDP bei. Er galt als Teil der nationalliberalen Kräfte um Alexander von Stahl, Heiner Kappel und Rainer Zitelmann („Liberale Offensive“), die die FDP in den 1990er Jahren verändern wollten. Röhl ist weiterhin FDP-Mitglied. Auf seine Initiative hin kam es, zusammen mit Rainer Zitelmann, Ulrich Schacht und Heimo Schwilk, zum Aufruf „8. Mai 1945 – Gegen das Vergessen“. Er schreibt heute u.a. für die „Preußische Allgemeine Zeitung“ (ehemals „Ostpreußenblatt“).
Nach eigenen Angaben publiziert Röhl heute, um über die „tiefgreifenden, zum Teil verheerenden Folgen der kommunistischen und linksutopischen Aktivitäten, an denen ich als Herausgeber und Kommentator beteiligt gewesen war“, aufzuklären.
[Bearbeiten] Werke
- Fünf Finger sind keine Faust, Köln 1974, ISBN 3462010026, Neuauflage mit einem Anhang, München 1998, ISBN 3800413655
- Die Genossin, Wien-München-Zürich 1975, ISBN 3217006771
- Lustobjekt. Ein kleiner Irrtum und seine fatalen Folgen, Wien 1980, ISBN 3203507358
- Aufstand der Amazonen. Geschichte einer Legende, Düsseldorf 1982, ISBN 3430177979
- Die verteufelte Lust. Die Geschichte der Prüderie und die Unterdrückung der Frau, Hamburg 1983, ISBN 3455086950
- Nähe zum Gegner, Frankfurt/Main 1994, ISBN 3593350386
- Linke Lebenslügen, Berlin 1994, ISBN 3548366341, Neuauflage von 2001, ISBN 3800414309
- Deutsches Phrasenlexikon, Berlin 1995, ISBN 3550070772, Neuauflage von 2001, ISBN 3800414090
- Deutscher Narrenspiegel, München 1998, ISBN 3800413388
- Riesen und Wurzelzwerge. Das Dilemma der deutschen Linken, München 1999, ISBN 3800413884
- Verbotene Trauer, München 2002, ISBN 3800414236
- Deutsche Tabus, München 2004, ISBN 3800414678
[Bearbeiten] Weblinks
- www.dradio.de Rezension seines Buchs "Deutsche Tabus - Ungefragte Antworten" (2005)
- Klaus Rainer Röhl mit Martin Hohmann 2000 in Göttingen
Personendaten | |
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NAME | Röhl, Klaus Rainer |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist und Publizist |
GEBURTSDATUM | 1. Dezember 1928 |
GEBURTSORT | Trockenhütte |
Kategorien: Mann | Deutscher | Publizist | FDP-Mitglied | Geboren 1928