Klatsch

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Klatsch ist eine Form der gesellschaftlichen Unterhaltung, bei der Informationen über nicht anwesende Personen ausgetauscht werden. Verwandte Formen sind Gerede, Geschwätz, Gerüchte, Mautschen, Palaver, Tratsch oder Stadtgespräch. Der englische Begriff Gossip wird teils auch im Deutschen benutzt, häufig im Zusammenhang mit internationalen Berühmtheiten, und eher mit einer freundlich-harmlosen Konnotation.

Die Soziologie, insbesondere die Sozialpsychologie, auch weise Lehren beschäftigen sich mit dem Phänomen. Letztere raten davon ab, sich etwa mit den Fehlern anderer abzulenken.

Oft "lästert" man im direkten Bekanntenkreis, häufig trivial, oft übertrieben oder nicht wahrheitsgemäß. Die Themen sind eher persönlicher Natur. Klatsch löst häufig Gerüchte aus. Im Gegensatz zum Gerücht steht meist der Unterhaltungswert im Vordergrund. Typisches Merkmal sind Übertreibungen.

Ältere Klatschformen in dichten sozialen Netzwerken wurden als „Dorfklatsch“, „Küstenklatsch“ u.ä. beteichnet. Klatsch über Prominente ist das Gebiet der Klatschpresse (Boulevardpresse, Yellow Press) bzw. der Klatschspalten bestimmter Zeitungen.

Klatsch gilt gesellschaftlich als verpönt. Gleichwohl dient Klatsch als sozialer Kitt.

[Bearbeiten] Soziale Kontrolle durch Klatsch

Der Klatsch an sich und die Furcht vor Klatsch bilden die Grundlage für soziale Kontrolle innerhalb einer Gemeinschaft. Die soziale Kontrolle ist in der Regel wechselseitig, da imNormalfall jeder gleichermaßen Furcht vor Klatsch hat, auch wenn es sich manche nicht eingestehen. Werden Norm- und Wertvorstellungen einer Gemeinschaft (also einer kleineren Form von Gesellschaft) überschritten, entsteht Klatsch. Klatsch ist somit auch ein Mittel zur Abwicklung von Feindseligkeiten und Rivalitäten, ohne mit dem Betroffenen selber konfrontiert zu sein.

Namentlich im Umkreis oder unter Einfluss der Manchester School haben J. Clyde Mitchell, Jörg Bergmann u.a. den Klatsch untersucht.

[Bearbeiten] Weitere soziale Funktionen

Es ist auch ein Mittel zum "Dampf ablassen" und zur Relativierung von verschiedenen Situationen. Weiterhin dient Klatsch der Abwicklung von Macht- und Statusdifferenzen. Die Wertschätzung von beispielsweise Vorgesetzten oder Führungspersonal und Neid auf allzu Ehrgeizige oder Erfolgreiche wird damit abgewickelt, ohne dass die Betroffenen zwangsläufig direkt mit dem Resultat des Klatsch konfrontiert werden müssen. Eine weitere soziale Funktion, die Klatsch erfüllt, ist die Gemeinschaftsidentität. Geredet wird über dazugehörige, und wer nicht mitredet gehört nicht dazu, um es mal drastisch auszudrücken. Klatsch ist also auch ein Abgrenzungswerkzeug gegenüber Außenstehenden. Klatsch kann allerdings auch sehr schnell ins Negative abdriften und im Extremfall auch ein Auslöser für Mobbing sein.

[Bearbeiten] Hohe Anforderungen an den Klatsch

Da die erläuterten Funktionen und die Wechselspielchen beim Klatsch sehr komplex sind, erfordert Klatsch nach Ansicht von Soziologen tatsächlich eine gewisse kommunikative Kompetenz der redenden Personen. Soziologen gehen sogar so weit, dass teilweise von einer Kunst von Enthüllungen über Dritte gesprochen wird. So ist es zu erklären, dass Geheimnisse innerhalb einer Gemeinschaft auch Geheimnisse bleiben können, auch wenn eigentlich jeder davon weiß. Denn Klatsch enthüllt unmittelbar und im Inoffiziellen, im Gegensatz zu Skandalen in aller Öffentlichkeit und mittelbar.

[Bearbeiten] Literatur

Birgit Althans: Der Klatsch der Frauen und das Sprechen bei der Arbeit. Frankfurt/New York: Campus Verlag, 2001. - ISBN 3-593-36633-9
Dunbar, Robin I. M.: Klatsch und Tratsch. - 1. Aufl. 1998
Lauf, Edmund: Gerücht und Klatsch 1990
Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit, Neuwied 1962
Andreas Gestrich: Absolutismus und Öffentlichkeit, Göttingen 1994
F. Hanselmann: Öffentliche Kommunikation im Dienste der Manipulation
Jörg R. Bergmann: Klatsch. Zur Sozialform der diskreten Indiskretion. Berlin, New York: de Gruyter, 1987. ISBN 3-11-011236-1.
Cheryll Bernard, Edith Schlaffer: Männerdiskurs und Frauentratsch: Zum Doppelstandart in der Soziologie. In: Soziale Welt, 32 (1981), S. 119 - 136.
Max Gluckmann: Gossip and Scandal, in: Current Anthropology, 4 (1963), S.307-316