Karl-Heinz Ohlig
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Karl-Heinz Ohlig (* 1938 in Koblenz) war von 1970 bis 1978 Professor für Katholische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule des Saarlandes. Seit 1978 ist der international renommierte Islam-Spezialist Professor für Religionswissenschaft und Geschichte des Christentums an der Universität des Saarlandes.
Als Theologe griff Ohlig immer wieder „heiße Eisen“ an, wenn er zum Beispiel mit einem Werk die Frage stellte: „Braucht die Kirche einen Papst?“ (1973).
In seinem Buch „Die Welt ist Gottes Schöpfung“ (Mainz 1984) will er den Schöpfungsglauben und die Evolutionstheorie versöhnen, indem er Schöpfungsakt und Entwicklung in ein zeitliches Nacheinander ordnet. Er geht davon aus, dass Gott „mit der Konstitution der kosmischen Energie, die sich im Urknall entladen hat, alle Gesetzmäßigkeiten in sie hineingelegt, die zur Entwicklung des Universums geführt haben“ (S. 109). Gottes Wirken wird auf diese Weise in der Zeit vor dem Urknall gesehen, wodurch ein späteres Eingreifen des Schöpfers in den Lauf der Entwicklung hinfällig ist.
In seinem Werk „Ein Gott in drei Personen? Vom Vater Jesu zum ‚Mysterium‘ der Trinität“ (1999) brach Karl-Heinz Ohlig ein theologisches Tabu. Er fragte "historisch-kritisch" nach, wie das Dreifaltigkeits-Dogma entstand und welche äußeren Bedingungen und philosophischen Voraussetzungen zu seiner Formulierung führten. Nach einer detaillierten Analyse der dogmengeschichtlichen Entwicklung der ersten Jahrhunderte kommt Ohlig zum Ergebnis, dass die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes als eine kulturgeschichtliche Gestalt des christlichen Glaubens unter anderen gelten und nicht länger normativ sein sollte.
Friedmann Voigt schreibt über Karl-Heinz Ohligs religionshistorischen Ansatz in Süddeutsche Zeitung vom 12. Juni 2002: „Ohlig kann Marx zustimmen, dass die Kulturbedingtheit der Religion ‚in jeder ihrer Erscheinungsformen deutlich‘ wird. Aber er verweist gegen Marx zu Recht darauf, dass die Zeit der kulturellen Bedeutung der Religion längst nicht vorbei ist. Die historische Denkweise hat für Religionsgegner wie -verfechter eine beunruhigende Pointe: Die Religionsgeschichte ist seit jeher eine narzistische Kränkung des Absolutheitsanspruches von Religionen, aber auch der radikalen Religionskritik: Der Aufweis vom Werden, Wandel und Vergehen religiöser Vorstellungen stellt einen Einwurf gegen den Anspruch auf unvergängliche letzte Wahrheit dar.“ (Rezension zu Ohligs Buch: Religion in der Geschichte der Menschheit. Die Entwicklung des religiösen Bewusstseins. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002.)
[Bearbeiten] Werke
- Die theologische Begründung des neutestamentlichen Kanons in der alten Kirche. (Kommentare und Beiträge zum Alten und Neuen Testament) Patmos, Düsseldorf 1972, 336 S.
- Braucht die Kirche einen Papst? Umfang und Grenzen des päpstlichen Primats. (Topos-Taschenbücher Bd. 10, hrsg. vom Matthias-Grünewald- u. Patmos-Verlag), Patmos, Düsseldorf 1973, 160 S.
- Amerik. Übers.: Why We Need the Pope. The Necessity and Limits of Papal Primacy. mit einem »Postscript for the American Edition: The Lutheran-Catholic Dialogue in the U.S.A.«, 138-143), übers. von Robert C. Ware, Abbey Press: St. Meinrad, Indiana (USA) 1975, 152 S.
- Jesus, Entwurf zum Menschsein. Überlegungen zu einer Fundamental-Christologie. Kath. Bibelwerk Stuttgart, Stuttgart 1974, 100 S.
- Fundamentalchristologie. Im Spannungsfeld von Christentum und Kultur. Kösel-Verlag, München 1986, 722 S.
- Christologie I. Von den Anfängen bis zur Spätantike. (Texte zur Theologie, Dogmatik, hrsg. von Wolfgang Beinert, Bd. 4.1), Styria-Verlag, Graz, Wien, Köln 1989, 227 S.
- Christologie II. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. (Texte zur Theologie, Dogmatik, hrsg. von Wolfgang Beinert, Bd. 4.2), Styria-Verlag: Graz, Wien, Köln 1989, 239 S.
- Ein Gott in drei Personen? Vom Vater Jesu zum „Mysterium“ der Trinität., Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz und Edition Exodus, Luzern 11999, 22000, 136 S.
- Weltreligion Islam. Eine Einführung. Mit einem Beitrag von Ulrike Stölting, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz und Edition Exodus, Luzern 2000, 381 S.
- Religion in der Geschichte der Menschheit. Die Entwicklung des religiösen Bewusstseins, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002, 272 S.
- Das syrische und arabische Christentum und der Koran in Die dunklen Anfänge. Neue Forschungen zur Entstehung und frühen Geschichte des Islams.
[Bearbeiten] Weblinks
- Karl-Heinz Ohlig: Gibt es eine „Letztbegründung“ des (christlichen) Gottesglaubens? Ein neuer Trend in der deutschen katholischen Fundamentaltheologie (imprimatur april 2001)
- Karl-Heinz Ohlig: Einer oder drei? Vom „Vater Jesu“ zur Trinität
- Literatur von und über Karl-Heinz Ohlig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Internetpräsenz (Uni Saarland)
Personendaten | |
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NAME | Ohlig, Karl-Heinz |
KURZBESCHREIBUNG | Römisch-katholischer Theologe |
GEBURTSDATUM | 1938 |
GEBURTSORT | Koblenz |